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dienvertråge geschlossen 1). · Indess hoffte Friedrich vergebens, die' enge Verbindung des britischen Kabinettes mit Russland) werde diese Macht abhalten, sich zu seinen Feinden zu schlagen, welche, durch die englischen Repressalien zur Entscheidung in ihrem Stres ben geführt, zu Babiole, dem Luftschlosse der Marquise de Pompadour, den 22. Sept. 1755, ihre ersten förmlichen Konferenzen bielten: Graf Stahremberg, die Marquise und Graf von Bernis, der zwar kein Amt hatte, aber großen Einfluss übte. Die preußischgesinnten Mitglieder in der französischen Regirung, wichen den mächtigeren Verhältnissen des Kaiserhauses. Nivernais wurde zu rückgerufen; an seine Stelle kam zwar Marquis de Valori Ende Mårz 1756 nach Berlin, der aber bloß den König von Preußen beobachten sollte). Denn schon den 1. Mai 1756 wurde der ges doppelte Traktat zu Versailles zwischen Frankreich und Österreich abgeschlossen*) über die Neutralität bei den amerikanischen Håndeln mit England und über gegenseitige Garantie und Vertheidigung gegen feindliche Invasionen.

Dieses katholische Bündniss gegen das protestantische machte in Paris große Freude, welche unmittelbar darauf frische Nahrung gewann, als de la Galissonnière den englischen Admis ral Byng, den 20. Mai, in dem Seetreffen bei Minorka besiegte und der Herzog von Richelieu neun Tage darauf diese Insel selbst eroberte; aber, die nächste Fortsetzung des Krieges führte eine fast ununterbrochene Kette von Unglück und von Demüthigungen herbei, mehrte die Schuldenlast und drångte zu den weltgeschichtlichen Umwälzungen hin, welche über die Bourbon's und über die Kin

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1) Wenck T. 3. p. 67. Memoirs of the last ten years of the reign of George the Second, by Horace Walpole, Earl of Orford.

2) Treaty between his Britannick Majesty, and her Imperial Majesty of all the Russias, signed at St. Petersburg. 1755. 30. Sept. Wenck T. 3. p. 75.

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3) Mémoires de Duclos T. 2. p. 306; Flassan Hist. rais. de la Diplom. franç. T. 5. p. 215; Valori T. 1. p. 39. 295.

4) Diesen Vertrag findet man im 2. Bande von Valori's Mémoiren p. 59—67; auch bei Wenck T. 3. p. 139. Er ist von dem franz. MiniHer der Auswärtigen Rouillé, von G. C. de Stahremberg und F. J. de Pierre de Bernis unterzeichnet. -

438 Drittes Buch. Friedrich als Landesvater u. als Mensch.

der von Marie Theresien so namenlosen Fammer brachten und an deren Ende wir leider noch nicht gelangt find ').

Bon folcher Bedeutung war jener, Bund der großen Mächte" zwischen Ludwig dem 15. und der Kaiserinn - Königinn gegen Friedrich von Preußen; und diese Bedeutung gewinnt an Interesse, wenn wir hier, wo eben erst von den nächsten Folgen jener lange betriebenen Hofkabalen und diplomatischen Rånke die Rede sein foll, dem heiteren Leichtsinne begegnen, mit welchem Cousine Pompadour die fast tragischen Ahnungen des fernen Ungewitters umhüls let und in der Trunkenheit ihres Glückes auf alle Drohungen vor der Zukunft immer nur drei Worte zurückgiebt: „Après nous le déluge!“ („Nach uns die Sündflut!") ').

1) In Preußen haben jene weltgeschichtlichen Folgen an das Jahrhundert Friedrichs II. eine neue Zeit gereibet, indem der Monarch, welcher nach seines Großobeims Wünschen ein Wohlthäter der Menschheit geworden“ 1), nicht bloß das Heer umgeschaffen 2), fondern auch die ganzen bürgerlichen Verhältnisse veredelt; denn sein Werk ist das große Gesez vom 9. Okt. 1807 3); das Übrige aber hatte er schon den 3. Sept. 1807 in einer Kabinetsordre (Beilage 13) ausgesprochen.

2) S. Mémoires de Madame Du Hausset,

femme de Chambre de Madame de Pompadour. Bruxelles 1825. Vorauf geht ein Essai sur la Marquise de Pompadour, welcher p. 1. so anfängt: „Madame de Pompadour, dans l'ivresse de la prospérité, répondait à toutes les menaces de l'avenir par ces trois mots qu'elle répétoit souvent:,,,, Après nous le déluge."" Elle voyoit donc une revolution s'approcher ét l'annoncoit: elle eût pu même se placer d'avance au nombre des causes qui la preparèrent. “

1) S. oben S. 344.

2) Scharnhorst an Clausewiß, Memel, den 27. Nov. 1807: „Der König hat uns sehr viele, dem Geifte und den neuen Verhältnissen angemessene Ideen zur Reorganisazion des Militärs gegeben." Ranke Historisch - politische Zeits fchrift. Hamburg 1832. 2. Heft. S. 210.

3) In den,, Erinnerungen an den pr. Statsmin. Freih, v. Stein. Altenburg 1832." werden dem seligen berühmten Statsmanne besonders drei Gefeße zugeschrie. ben, welche der Verf. als die Urquellen der ganzen Umgestaltung des pr. Statslebens seit 1807 heraushebt; aber es ist gewiff, daß Stein das bei Weitem Wesentlichste jener drei Gefeße, vom 9. Okt. 1807, schon volljo; gen vorfand, als er in's Ministerium trat und daß ihm nur die Ehre der Gegenunterzeichnung geworden.

Anhang I.

Beilagen.

Um Raum zu gewinnen sollen mehrere, oben angekündigte Beilagen,

bier bloß nachgewiesen werden:

1) Beilage 1 zu S. 3. Kaiser Karls 6. Antwortschreiben auf die Einladung von Fr. W. (I.), eine Pathenstelle bei Friedrich (II.) zu übernehmen, findet man in „Halberstädtische gemeinnüßige Blätter" 4. Quartal, 40. Stück, d. 3. Febr. 1787. S. 214. (Gleim besaß die Originale von den Antwortschreiben aller Pathen; wo find fie geblieben?)

2) Beilage 2. ift oben im Legte mit angebracht.

3) Beilage 3. a, zu S. 48. Friedrichs I. v. Schweden Verwendungsschreiben steht in Büschings Charakter Friedrichs 2., 2. Ausgabe. S. 181.

4) Beilage 3. b, zu S. 48. Des Königs von Polen Troffschreiben v. 12. Sept. 1730 steht in Försters Jugendjahre S. 120.

5) Beilage 3. d. e, ju S. 49. Friedrich Wilhelm's I. und Friedrich's (II.) Danksagungsschreiben an den Kaiser findet man in Seckendorf's Leben. Thl. 4. S. 288. 291.

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6) Beilage 6. a. b. Die Vasallen und Edelleute sollen in Sachen, worin sie die Possession v. J. 1740 vor sich haben, nicht beunruhiget werden." f. Fischbach's Historische Beiträge Theil 2. S. 597. 598. 7) Beilage 6. c. d. Die von Adel und andere Particuliers sollen bet ihrer Possession gegen das Officium fisci mainteniret und ge= schüßet werden. s. (Hymmen's) Beiträge. 3. Sammlung. S. 110. и. S. 111.

8) Beilage 8. Zu S. 242. Fünf Briefe von Voltaire an den Marquis de Thibouville, Potsdam, den 24. Okt. 1750, den 1. Aug. 1751, den 14. März, 15. April, 15. Jul 1752, in welchen er sein Entzücken über das Leben bei Hofe schildert, findet man im Supplément au Recueil des lettres de Mr. de Voltaire. T. 1. A Paris 1808 p.207. 209. 214. 217. 224.

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I. Beilage 3. c. zu S. 48.

Durchlauchtight Großmächtiger König Freundlich Vielgelibfter Brudter

vndt Freundt. Ewr Libden werdten ohn dis hofendlich dergestalten von meiner Deroselben vndt dero gesambten Königl. Churhauß zutragendter wahren neygung vndt freundtschafft sicher vberzaigt sein daß Sie ganzlich persuadirt sein werdten wie groffen antheil an allen was Sie betrefen kan vndt sonders an denjenigen Verdruß neme, welchen Ewr libd Dero Chronprinsens auffführung bis anhero vervrsacht hat vndt fiehe ich zwahr gahr kein weg an, de sehr triftige Vrsachen vorhandten sein müßen, welche Ewr libd bewogen haben, mit solcher strenge gegen ihn Chronprinzen zu verfahren. Allein kan ich doch in einer Ewr libd so nahe billich zu herhen gehendten sach vermog der zwischen Vnß bedten fürseyendten so wahr festen vndt nüßlichen freundtschafft nicht vmbhin mein vorwohrt bey Ewr libd dahin eintzulegen damit Ewr libd in diesen gnadt vor recht ergehen Laßen mogen. Ich suche hierundter nichts als was mir vorkombt zu Deroselben mir einzig angelegenen selbsteignen beruhigung zu geraichen, vndt verhoffe sicher, dß durch dergleichen rühmlich vndt großmütige Gradenserhaigung des Chronprinsens herß dergstalten werdte berührt vndt veråndert werdten, dß er in Zukunft keine andere absicht hegen werdte ais welche mit Ewr libd wunsch vndt verlangen vbereinkommen. Vndt obwohlen er Chronprins villeicht von meiner auch ihme vndt seinem ganzen Königl. Churhauß zutragendter naigung vndt liebe bis nun annoch nicht vberzeigt sein maag; so steht doch zu hoffen dß er durch dise aus aufrichtig vndt libreichster naigung gegen Ewr libd vndt Dero gesambt Königl Churhauß ergehendte vorschrifft erkennen werdte wie wahr vndt ernstlich wohl ich es auch mit ihme meine, maßen ich die wohlfahrt bedter hauser von einer bestandig ewigen vertrauligkeit vndt enger freundtschafft meines Erzhauses mit dem Königl. Churhause Brandenburg abzuhangen glaube. Mich anbey auf E. L. Freundschafft vndt patriotisch gemüth ganzlich vertraue vndt entgegen mit aufrichtig teutschem Herzen mit wahrer freundtschafft lib vndt naigung vor allzeit aufrichtig gant bengethan verbleibe

Wien den 11ten october 1730.

Ewr Libd

Gutwilliger freundt shaimb vndt
Brudter

(ges). Carl.

(Auf der Rückseite die, ebenfalls Kaiserlich autographische,, Brief- Aufschrift :) Ihro libb Friderich König in Preyßen vndt churfürst zu brandenburg meinem freundlich gelibten Freundt ohaimb vndt brudter.

Anm. 1. Dieser Brief erscheint hier zum ersten Male urkundlich aus dem Archive durch die gütige Mittheilung des Herrn Geh. Ober Reg. Raths Ritters Tischoppe.

Anm. 2. Auch von der russischen Kaiserinn Anna findet sich im Kabinets-Archive ein Ver: wendungsschreiben. Die ändern europäischen Monarchen bewiesen ihre Theil. nahme durch Äußerungen gegen die akkreditirten preußischen Gesandten.

II. Beilage zu S, 60.

Die verwitwete Landräthinn v. Manteuffel geb. v. Münchow, eine geistreiche Dame, gefiel dem Kronprinzen, der ihr, als sie einmal auf ihre Güter reisen wollte, Folgendes schrieb:

Fr. K. Hoheit Unserm gnädigsten Kronprinzen und Herrn, wird so eben unterthänigst vorgetragen, daß die Frau Landråthinn v. Manteuffel wider ihr Versprechen, sich dennoch unterstehen wolle, ihren Stab fort zu feßen, und von hier nach Pommern zu gehen. Wie nun Höchstgedachte Sr. K. Hoheit an solchem strafbaren Unternehmen nicht anders als Miss'fallen bezeigen können; da Sie der Fr. Landråthinn Gegenwart höchft ungern entbehren wollen; So protestiren Sie wider die intendirte Dersertion nicht allein hiedurch aufs Feierlichßte, sondern werden auch bei dem Gouvernement Alles wider folche vorzunehmende Echappade dienliche anzuwenden nicht ermangeln. Welches Sie der Fr. Landråthinn nicht verhalten wollen, der Sie übrigens, wofern sie sich eines Bessern befinnet, mit Gnaden gewogen bleiben.

Gegeben Küßtrin, den 18. Dez. 1730.

III. Beilage 4. Zu Seite 65.

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Friedrich.

Friedrich Wilhelm I. hatte 1731 an die Stelle des entlassenen von Münchow den oben genannten von Werner zum Präsidenten der neumårfischen Kammer befördert, Kurz nach dem Antritte seiner Regirung kam Friedrich nach Küßtrin, und machte sogleich den Direktor der neumårk. Kammer, von Katte*), zum Präsidenten. Von Werner, welcher, vor des neuen Königs Ankunft, Urlaub nach seinem Vaterlande Preußen genommen hatte, wurde an seine vorige Stelle in das Generaldirektorium zurückverseßt. Folgendes theilen wir urkundlich mit:

An den Geh. Finanzrath von Werner."

,,Vester, besonders lieber Getreuer. Es ist Mir Euer Bericht vom 15. dieses, worinnen Ihr Euren Diensteifer in der Sache von Bewallung der Neß- und Warthe - Ströme, und andere vorgeschlagene Meliorationen weitläuftig an den Tag geleget, wohl zu Händen gekommen. Weil Ich aber schon erfahrene Leute zu dem Werk habe, Ihr auch bei dem Generaldirectorium überflüssig beschäftiget sein könnet, so finde Ich nicht nöthig, daß Ihr Euch von jenen Verbesserungen insbesondere meliret. Ich bin ze. Potsdam, den 18. Oct. 1746. (gez.) Friedrich.

*) Sein Vater war damals Präsident in Magdeburg und wurde 1746 Minister beim General Direktorium. Dieser Minister war ein Bruder des Feldmarschalls. Er wurde nicht in den Grafenstand erhoben, weil er viele Kinder und wenig Vers mögen hatte. Aber der König sorgte für seine ganze Familie.

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