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Elisabeth von Russland hegte ebenfalls persönlichen Unwillen über die beißenden Einfälle, welche ihre Galanterie empfindlich, bes rührten. Sie hatte sich, nachdem Graf L'Estocq 1748 den 13. Nov. gestürzt und eingesperrt war, mit Alerei Grigorjewitsch Nafumofski heimlich trauen lassen, ohne ihrer Veränderlichkeit Grans zen zu setzen '); Aprarin, und besonders der neue Großkanzler Alerei, Bestuschef - Riumin, Ostermann's Nachfolger regirten nun und, was ren dem berliner Hofe sehr abgeneigt. Graf Bestuschef wird in Friedrichs Gedichten als einer der abscheulichsten Bösewichter ges. schildert und an alle harte Ausfälle gegen den Minister schließen sich die bittersten Bemerkungen über Russland und die Kaiserinn. selbst mit an. Wir überlassen es dem Leser, die Episteln A ma Soeur de Suède, A Podewils, A mon frère Ferdinand und die. Ode Les troubles du Nord selbst darauf anzusehen, wie schonungslos der König die Wahrheit ausgesprochen. Und das that er nicht erst, nachdem schon die politische Feindschaft zwischen ihm und RusslandVerderben gestiftet). Also fand Kauniß auch hier sehr geebneten Boden und Friedrich, der ein gewiegter Diplomat war, konnte Jahre lang voraussehen, wohin bei dem Einbruche des Ungewitters jene drei großen Mächte mit ihrer Hülfe sich wenden würden. Für ihn war in der Noth wenig, äußerer Beistand: Spanien hing an Frankreich, Sachsen an, Österreich; Friedrich August konnte den dresdener Frieden nicht vergessen, er und sein Minister Graf Brühl machen vor Friedrichs Richterstuhle das Gegenstück zu Elisabeth und Bestuschef; die Republik Polen, schon långst in gefährlichen Schlummer versunken, nahm keinen Theil an den Welthåndeln;

1) S. Leben des Großikanzlers Bestuschef in Büschings Magazin 2. Theil. Von Rasumofski hatte Elisabeth zwischen 1740 und 1745 mehrere Kin der, deren eines auferzogen und Prinzess Larrakonof genannt wurde. Es ist dass dieselbe, welche 1771 in Pisa aufgegriffen, in Lovorno eingeschifft und durch Alegis Orlof nach Schlüsselburg gebracht wurde, wo sie stat:b; f. (J. Castera's) Histoire secrète de la vie et de la regence de Catherine II. Paris 1798.

2) Nur vom Könige kann der in der Berliner Stats- und GelehrtenZeitung Nr. 82, 85, 86, 87. des J. 1753 mitgetheilte, angeblich aus Moskau geschrichsene Brief herrühren, welcher auch die russischen Blätter in Bewegt ing seßte. Helden-, Stats- und Lebensgeschichte. 3. Theil. S. 651.

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Schweden aber, deffen Senat sich gern an Frankreich lehnte, wünschte, obgleich seine Königinn Friedrichs Schwester war, in Pommern sein Gebiet zu erweitern; Dånemark war ungemein fried, sam; Holland aber bedeutete wenig seit dem Tode des Erbstatthals ters aller vereinigten Provinzen, Wilhelm's 4., 1751; - Portugal wandelte seine stille Bahn als Planet von Großbritannien und trauerte dann über das Unglück von Lissabon, als bei dem Erdbe, ben vom 1. Nov. 1755 über 60,000 Menschen umgekommen, was ren; die Schweizer gedachten nicht mehr der goldenen Tage des schönsten Heldenruhmes, sie waren mit dem Reislaufen zufrieden; aus Italien war auf Fluch oder Segen zu rechnen. Von den kleis neren deutschen Fürsten wurden, außer Sachsen, noch mehrere ans dere von Österreich angezogen; einige wenige waren enge mit Preu Ben verbunden, andere dienten dem englischen. Golde und dann auch dem berliner Hofe, wenn Großbritannien es råthlich fand, mit Friedrich zusammen zu halten.

Auf die Art sehen wir den politischen Himmel von ganz Europał seit dem Ende des legten Erbfolgekrieges mit unentschiedenem Ges wilke bedeckt; das wiener Kabinet hat früh die Luft getrübt 1): Rånke und Umtriebe aller Art mehren die Finsterniff. des Gesichtss kreises; aber der große elektrische Ausschlag fehlt noch, welcher das Ungewitter bis zur Scheitelhdhe heraufführen wird. Es ist sehr merkwürdig und wir heben es ganz besonders heraus, daß die legte Entscheidung für den bevorstehenden schweren Kampf in Europaaus der neuen Welt herüberkommt, für welche dann der siebenjäh rige Krieg wieder von den unberechenbarsten Folgen fein sollte. Schlesien und Amerika werden die ersten Glieder in der Kette aller der Begebenheiten, welche unserm Erdtheile seit 1789 seine Gestalt: gegeben.

Der achener Friede, welcher Habsburg und Bourbon versöhnte, ) ließ zwischen England und Frankreich jenseits des Meeres unents schiedene Ansprüche. Akadien, jezt Neu-Schottland, war im uts

1) Friedrich spricht schon in der Hist. de m.t. T. 2. p. 59 von den gegen ihn gerichteten geheimen warschauer Artikeln (vom 8. Januar 1745):comme d'une des causes principales de la guerre, que le Roi déclara dans la suite à la Reine de Hongrie."

Elisabeth von Russland, hegte ebenfalls persönlichen Unwillen über die beißenden Einfälle, welche ihre Galanterie empfindlich bes rührten. Sie hatte sich, nachdem Graf L'Estocq 1748 den 13. Nov. gestürzt und eingesperrt war, mit Alerei Grigorjewitsch Nas fumofski heimlich trauen lassen, ohne ihrer Veränderlichkeit Gråns zen zu setzen '); Aprarin und besonders der neue Großkanzler Alexei Bestuschef-Niumin, Ostermann's Nachfolger regirten nun und was ren dem berliner Hofe sehr abgeneigt. Graf Bestuschef wird in Friedrichs Gedichten als einer der abscheulichsten Bösewichter ges schildert und an alle harte Ausfälle gegen den Minister schließen sich die bittersten Bemerkungen über Russland und die Kaiserinn. selbst mit an. Wir überlassen es dem Leser, die Episteln A ma Soeur de Suède, A Podewils, A mon frère Ferdinand und die. Ode Les troubles du Nord selbst darauf anzusehen, wie schonungslos der König die Wahrheit ausgesprochen. Und das that er nicht erst, nachdem schon die politische Feindschaft zwischen ihm und RusslandVerderben gestiftet). Also fand Kauniß auch hier sehr geebneten Boden und Friedrich, der ein gewiegter Diplomat war, konnte Jahre lang voraussehen, wohin bei dem Einbruche des Ungewitters jene drei großen Mächte mit ihrer Hülfe sich wenden würden. Für ihn war in der Noth wenig, äußerer Beistand: Spanien hing an Frankreich, Sachsen an, Österreich; Friedrich August konnte den dresdener Frieden, nicht vergessen, er und sein Minister Graf Brühl machen vor Friedrichs Richterstuhle das Gegenstück zu Elisabeth und Bestuschef; die Republik Polen, schon långst in gefährlichen Schlummer versunken, nahm keinen Theil an den Welthåndeln;

1). S. Leben des Großikanzlers Bestuschef in Büschings Magazin 2. Theil. Von Rasumofski hatte Elisabeth zwischen 1740 und 1745 mehrere Kinder, deren eines auferzogen und Prinzess Tarrakonof geñannt wurde. Es ist dass diefelbe, welche 1771 in Pisa aufgegriffen, in Lovorno eingeschifft und durch Alexis Orlof nach Schlüsselburg gebracht wurde, wo sie stat:b; f. (J. Castera's) Histoire secrète de la vie et de la regence de Catherine II. Paris 1798.

2) Nur vom Könige kann der in der Berliner Stats- und Gelehrten Zeitung Nr. 82, 85, 86, 87. des J. 1753 mitgetheilte, angeblich aus Moskau geschrichsene Brief herrühren, welcher auch die russischen Blätter in Bewegt ing seßte. Helden-, Stats- und Lebensgeschichte. 3. Theil. S. 651. |

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Schweden aber, deffen Senat sich gern an Frankreich_lehnte, wünschte, obgleich seine Königinn Friedrichs Schwester war, in Pommern sein Gebiet zu erweitern; Dånemark war ungemein fried, sam; Holland aber bedeutete `wenig seit dem Tode des Erbstatthals ters aller vereinigten Provinzen, Wilhelm's .4., 1751; - Portugal wandelte seine stille Bahn als Planet von Großbritannien und trauerte dann über das Unglück von Lissabon, als bei dem Erdbes ben vom 1. Nov. 1755 über 60,000 Menschen umgekommen, was ren; die Schweizer, gedachten nicht mehr. der: goldenen Tage des schönsten Heldenruhmes, sie waren mit dem Reislaufen zufrieden; aus Italien war auf Fluch oder Segen zu rechnen. Von den fleis neren deutschen Fürsten wurden, außer Sachsen, noch mehrere ans dere von Österreich angezogen; einige wenige waren enge mit Preus Ben verbunden, andere dienten dem englischen Golde und dann auch dem berliner Hofe, wenn Großbritannien es råthlich fand, mit Friedrich zusammen zu halten.

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Auf die Art sehen wir den politischen Himmel von ganz Europał seit dem Ende des leßten Erbfolgekrieges mit unentschiedenem Ges wilke bedeckt; das wiener Kabinet hat früh die Luft getrübt 1) :: Rånke und Umtriebe aller Art mehren die Finsterniff des Gesichtss kreifes; aber der große elektrische Ausschlag fehlt noch, welcher das Ungewitter bis zur Scheitelhdhe heraufführen wird... Eås ist sehrmerkwürdig und wir heben es ganz besonders heraus, daß die legte Entscheidung für den bevorstehenden schweren Kampf in Europa aus der neuen Welt herüberkommt, für welche dann der siebenjåhø rige Krieg wieder von den unberechenbarsten Folgen fein sollte. Schlesien und Amerika werden die ersten Glieder in der Kette aller der Begebenheiten, welche unserm Erdtheile seit 1789 seine Gestalt: gegeben.

Der achener Friede, welcher Habsburg und Bourbon versöhnte, ließ zwischen England und Frankreich jenseits des Meeres unentschiedene Ansprüche. Akadien, jezt Neu-Schottland, war im uts

1) Friedrich spricht schon in der Hist. de mat. T.2. p. 59 von den gegen ihn gerichteten geheimen warschauer Artikeln (vom 8. Januar 1745): „ comme d'une des causes principales de la guerre, que le Roi déclara dans la suite à la Reine de Hongrie."

rechter Frieden näch#feinen alten Grånzen an England gekommen; aber, wie weit die sich erstreckten, blieb streitig; eben so war es mit den Gränzen von Kanada, welche der versailleser Hof mit Buisiana in Verbindung feßen wollte. Deshalb baut er verschies dene: Forts am Ohiò. - Das.. schien die Sicherheit der englischen Pflanzungen, besonders Virginiens, zu gefährden. Auf gleiche Weife waltet Streit über die parteilosen Karaiben: St. Lucie, Dominique, St. Vincent, Tabago, welche von fränzösischer Besißnahme bedrohte waren. Nun/ versuchte man zwar seit dem September 1750m Paris: durch. Bevollmächtigte sich zu einigen; aber jahres lang ohne Erfolg. Da fchaffen die Engländer sich selbst Genugthuung726indem Admiral Boscawen den Franzosen bei Terreneuve, den 10. Jun 1755p zwei Linienschiffe, l'Alcide et le Lys, nimmt. So begann der französisch englische Krieg, welcher den fiebenjåhrigen Krieg in Deutschland zur unmittelbaren Entscheidung brachte.

Preußen's Bündniss mit Frankreich) währte bis zum Jun 1756; beide Mächter hatten auch den 14. Februar 1753 einen Kommerz und Schifffahrts-Traktat in Paris geschlossen. Darum ließ der König durch seinen Gesandten. Baron von Knyphausen einen neuen. Bund gegen England antragen. Der Kriegesminister d'Argenson und eine. Anzahl andrer bedeutender Personen war für den berliner Hof; an welchen der Herzog von Nivernais im Jul. 1755 als außerordentlicher Gesandter ernannt wurde. Aber, die Gegenpartei war mächtiger 3). Erst im Dezember reiste er ab und traf in Berlin aur ein, um Zeuge des Bündnisses zwischen Preußen und England zu werden, welches den 16. Januar 1756 in Westminster darauf abgeschlossen wurde 3), daß beide Mächte sich für ihre Länder die Gewähr leisteten, und kein fremdes Kriegesvolk den deutschen Boden betreten lassen wollten. Zu dem Ende hatte Großbritannien schön den 11. Jun 1755, mit Hessen - Kassel, bald darauf mit Sachsen Gotha und mit Schaumburg-Lippe Subsis se mi z

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1). 1744 auf 12 Jahre geschlossen.

2) Valori T. 1. p. 299.

3) Wenck T. 3. p. 84.

,Secreté Negoziazionsakten wegen der engTisch- preußischen Neutralitätsconvenzion von 1755, 56," im geb. Stats

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