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Kour bei der regirenden Königinn;* Mittwochs dffentliches Konzert oder Oper; Donnerstags Kour bei der Königinn Frau Mutter; Freitags Assemblee und Ball bei den Ministeru; Sonnabends Kour bei der regirenden Königinn. Die zweite Eintheilung erschien im Dezember 1742 und ordnete an: Sonntags Kour bei der Kd. niginn Frau Mutter; Montags Oper; Dinstags Kour bei der res girenden Königinn; Mittwochs französische Komödie; Donnerstags Redoute auf dem Schlosse; Freitags Oper; Sonnabends Gesells schaft oder Ball en masque in der Stadt. — Nach dem siebens jährigen Kriege war Sonntags große Kour bei der Königinn; Montags Oper; Dinstags Redoute (zu welcher der Boden des Opernparterres dem Theater gleich erhoben und dieses in einen kos rinthischen Sal verwandelt wurde); Mittwochs Operette oder französische Komödie; Donnerstags Kour bei der Prinzeff von Preus Ben; Freitags Oper; Sonnabends Ruhe; doch pflegte an diesem Tage einer der prinzlichen Höfe Souper und Ball zu geben. Bei der Kour der Königinn erschien der König ein- oder zweimal, seltener bei der der prinzlichen Höfe. Der Prinzess Amalie stattete · der König bisweilen einen Besuch ab; auch dem Prinzen Heinrich, besonders an dessen Geburtstage, den 18. Januar. Am Neus jahrstage bekam das ganze königliche Haus Geschenke, meis stens reiche Stoffe zu Kleidern oder andere Kostbarkeiten. Den Armen spendete der König an diesem Tage ansehnliche Geldsum men. Schriftliche Betteleien oder Bitten um Gnadengehalte wurs den mit sehr verschiedenen, bedeutenden, aber auch sehr geringen Gaben bedacht.

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Während des Karnevals speiste der König auch verschiedentlich bei der Königinn, wozu der ganze Hof, sammt den gewöhnlichen Tischgåsten eingeladen wurden; aber es wurde aus des Königs Küche und Keller angerichtet und, bei großen Festen, von dem goldenen Tafelgeråthe gespeist. Der König kam bei solcher Gelegenheit kurz vor zwölf Uhr zur Gesellschaft, beide Majeståten begaben sich als. bald zur Tafel, worauf unmittelbar die Kabinetsunterschriften an die Reihe kamen. Des Abends pflegte der König sich, während feines Aufenthaltes in Berlin, mit einigen dortigen Gelehrten, als Gelehrter, ganz zutraulich zu unterhalten; im Jahre 1770 besonders mit Merian, dessen Schweizer- Einfachheit und seine von aller

Intrigue entfernte Biederkeit ihm ungemein gefielen, so daß er sich durch ihn auch mehrere andere Gelehrte zuführen ließ 1).

In spåteren Jahren war die Karnevalsreise für Friedrich eher ein Opfer, als ein Genuss. ,,Ich bin im Begriff nach Bers lin zu gehen, sagt er in einem Briefe an Voltaire, den 17. Dez. 1777, um Andern ein Karneval zu geben, und selber keinen Theil daran zu nehmen." Aber, es wurde in der alten, wohlerwogen en Ordnung nichts geändert. Das Karneval belebte Berlin, zog Fremde an und, auch diese kleine Reise hatte ihren Berufszweck. Alle Behörden wurden nach einander zur Unterredung gezogen; sie berichteten, bekamen Befehle, machten Vorschläge, legten Rechens schaft ab, wurden belobt, ermuntert oder angespornt.

Den Tag vor seinem Geburtstage, auch wohl den 24. Jas nuar früh Morgens, oder desselben Tages nach der Kour, ging der König nach Potsdam zurück. Seit dem siebenjährigen Kriege feierte Prinz Heinrich diesen Tag durch einen großen Maskenball.

Solange die Königinn Mutter lebte, wurde auch deren Ges burtstag, der 27. März, durch eine neue Oper gefeiert.

Während aller dieser regelmäßigen Jahresgeschäfte, in diesem Sorgen und Genießen machte der König auch mehrerlei kleine dis plomatische Angelegenheiten für das Haus und für die Unterthas nen ab, und vertrat selbst die hülfesuchenden Fremden gegen kirchlichen und gegen politischen Druck, oder gegen jegliche andere Unbill.

Den ersten Vertrag oder Kartel über die Auslieferung der entlaufenen Soldaten schloff der König mit Kursachsen, den 31. Oft. 1741; dann mit Baiern, den 4. Dez.; mit Württemberg, den 12. Jan. 1742; so mit vielen andern Staten '). Dagegen machten die Werbungen an vielen Orten des Auslandes ihm manche Noth). 1754 hatte ein preußischer Werbeoffizier, v. Heyden, fammt einem Soldaten in Ulm einen reisenden katholischen Stu-. denten auf der Landstraße heimlich entführen wollen, welcher aber an dem ihm in den Hals gesteckten Schnupftuche erstickte. Der Magistrat nahm den Offizier fest; Friedrich forderte ihn, den 25.

1) Ancillon in s. Eloge de Merian.

2) Mylius C. C. M. Cont. 2. p. 31. 37.41. 3) S. das Urkundenbuch.

August 1755 zurück und wollte in der Sache allein Richter sein, indess der kaiserliche Reichshofrath "mehrmals, dem Schuldigen den Prozess zu machen befahl. Endlich entwischte v. Heyden und die Fehde hatte ein Ende '). 1756 entstanden zwischen Preußen und Mecklenburg Werbehåndel. Der Herzog beschwerte sich bei dern Reichskonvente, auch bei dem Reichshofrathe. Den 1. Aug. wurde in Regensburg ein Vergleich geschlossen, aber nicht vollzos gen. Darüber brach denn der Krieg aus und die alte Feindschaft zog den Mecklenburgern vieles Wehe zu.

1755 legte Kursachsen, bei dem Streite über die magdeburgische Stapelgerechtigkeit, den die Kommissarien in Halle nicht beis legen konnten, eine neue Landstraße für Frachtwagen an, um das preußische Gebiet zu vermeiden; was aber der berliner Hof nicht leiden wollte 2). - In demselben Jahre beschuldigte der König die Stadt Nordhausen einer ungebührlichen Zollerhöhung und drohete mit Gewalt; wovon ihn ein kaiserliches Reskript vom 26. Nov. abmahnte.

Als die bedrückten Protestanten in Ungarn sich 1743 mit ihren Bitten an den preußischen Gesandten Grafen Dohna in Wien um des Königs Fürsprache wandten; so stellte der berliner Hof vor: „daß, da Jhro Majestät sich in keine Weise entledigen könne ten, allen Denjenigen, welche die evangelische Religion bekenneten, absonderlich da diese selbst so sehnlich darum anfleheten, Dero Protection zu accordiren, als wollten Ihro Majestät als Protector sowohl in Ihrem eigenen, als der bedrückten Protestanten Nas men die Königinn gar sehr ansuchen, damit die Religionsbeschwerden fordersamst möchten abgeschafft werden, um so mehr, da zu befürchten, daß die suiten noch viel gefährlicher im Reiche sich dürften ausbreiten, und die Königinn, welche ja vornehmlich für die Ruhe und den Frieden portirt sei, davon den größten Vortheil würde zu gewarten haben; widrigenfalls Ihro preuß. Majeståt ges zwungen würden, wider Dero Römischcatholische Unterthanen in

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1) Moser's Leutsches nachbarliches Statsrecht. Frankf. u. Leipz. 1773. S. 573.

2) Pütter vollstånd. Reichshistorie p. 1241; Helden, Stats- und Lebensgeschichte. 3. Theil. S. 676,

Schlesien Repressalien zu gebrauchen" '). Als die Bedrückungen 1746 und 1750 årger noch erneuert wurden, da wiederholte Fries drich feine Verwendung in Wien; auf die rührendste Weise den 16. Febr. 1751 in einem Briefe 2) an den Fürsten- Bischof von Bress lau, als der Bischof von Vesprim, Martin Biro de Podan in einer höchst årgerlichen Schrift') sogar die Kaiserinn, Königinn unmittelbar, zur Ausrottung der Keßer aufgerufen.

Den Freiherrn von Mühlendanck vertritt Preußen 1746 in seinen Religions- und Arrestbeschwerden gegen Kurkdln und den Prälaten ́zu Alten-Camp *).

Als. 1747 zwischen dem Bischofe von Constanz, Franz Cons rad v. Rodt und der Abtei Reichenau ein Rechtsstreit entstand, ins dem der Bischof behauptete, daß ihm die Ersparnisse des Klosters gehörten, und weder in Rom, noch in Wien Hülfe zu finden war; so wandten beide Theile sich, 1755, an Friedrich um Beistand und Verwendung. Darauf bevollmächtigte der berliner Hof seinen Ges schäftsträger beim påbstlichen Stuhle, den Ritter Coltrolini), und seinen Gesandten beim Reichstage, das bedrängte Reichsstift zu schützen ®).

Bei den Generalstaten nahm der König 1752 sich des kurpfålsischen Hofes in den Jrrungen um die Herrschaft Ravenstein an ').

1753 erfreuen sich die Fürsten von Thurn und Taxis, sos wie die Fürsten von Schwarzburg der nachdrücklichen Fürsprache

1) Denkwürdigkeiten Friedrichs d. Gr. icht regirenden Königs in Preußen. o. . 1757. Theil 1. S. 217.

2) In Büschings Charakter. S. 134 französisch zu lesen; deutsch mit der Antwort des Bischofs in der Helden-, Stats- und Lebensgeschichte. Theil 3. S. 390; If Friedrich 2. irreligios gewesen? Eine ge= schichtliche Abhandlung von Preuß. S. 43.

3) Enchiridion de fide, haeresiarchis ac eorum asseclis etc. Jaurini 1750. 4. 4) Gesammelte Statsbriefe. S. 104.

5) Coltrolini war eigentlich Agent des pfälzischen Hofes in Rom und bet sorgte nebenbei die preußischen Angelegenheiten.

6) Mémoire en faveur de l'abbaye imperiale de Reichenau. 1. D. u. J. Fol., giebt die kurze Sacherzählung und alle Urkunden; auch die von preußischer Seite.

7) Helden, Stats- und Lebensgeschichte. Theil 3. S.502.

Friedr. d. Gr. I,

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des Königs wegen ihrer Einführung in das Reichsfürsten - Kols legium ').

Als im Jahre 1755 der übertritt des Erbprinzen von Hessens Cassel zur katholischen Kirche bekannt wurde und sein bekümmerter Vas ter, der alte Landgraf, die Landstånde zusammenberief, um mit ihnen die Erhaltung der evangelischen Landesreligion zu besorgen, was eine neue Landesverfassung zur Folge hatte, die der Prinz gutwillig ges nehm hielt; so verbürgten Preußen und Großbritannien diese Asses kurazion auf das Nachdrücklichste, während die Katholiken dies sehr übel vermerkten und der Wiener Hof sogar den Grafen von Pergen nach Caffel sandte, um den Erbprinzen nach Wien zu holen, Da vertraute der Landgraf seinen Sohn dem Könige von Preußen, der ihm in Wesel ein Regiment gab- und ihm sein Ehrenwort abs nahm einst, als Landesherr, sich rein von aller Glaubensverfol gung zu erhalten). In gleicher Art sicherte Friedrich 1753 den Württembergern den evangelischen Glauben ihrer zukünftigen Lan-desherrn, bei der Vermålung des kathol. Prinzen Friedrich Eugen von Württemberg mit der protest. Prinzess Friederike Dorothee So. phie von Brandenburg-Schwedt 3).

Der evangelisch, reformirten Bürgerschaft zu Dierdorf steht der König, 1756, bei gegen den Grafen zu Wied-Runkel, ihren: Landesherrn, welcher, dem westphälischen Frieden zuwider, den Kas puzinern erlaubt, in der neu angelegten Vorstadt ein Kloster zu erbauen *).

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1750 kam ein tatarischer Aga, Mustapha, im Namen des Chans der Krimischen Tataren und dessen Bruders, des Sultans von Budziak nach Berlin, wo er dem Könige seine Beglaubigung in feierlicher Audienz überreichte '). Während des siebenjährigen Krieges werden wir die Verhältnisse mit den Tataren zutraulicher werden sehen; also war diese Gesandtschaft nicht ohne Werth. Mit

1) a. a. D. S. 648.

2). Ift Friedrich 2. irreligios gewesen? von Preuß. S. 41.

de Valori. T. 2. p. 23. 70.

3) Preus a. a. D. S. 42,

4) Gesammelte Statsbriefe. S. 171.

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5) Helden-, Stats- und Lebensgeschichte. Theil 3.: S: 499)

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