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fie ausgerichtet habe. Ich bemerke mit Unzufriedenheit, daß er hie und da zu sinken ansångt; und das möchte und wollte ich nicht gern, besonders da es mir jeht viel Freude macht, daß er anfångt gesitteter, ordentlicher und brauchbarer zu werden. “"~/

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Wir äußerten dagegen, daß wir Sr. Maj. landesvåterliche Absichten höchst verehrten, davon lebhaft durchdrungen wåren und folche, soviel an uns wåre, wirksam machen wollten. Hierauf nahm der König die vorliegenden Papiere zusammen, und begab sich in ein anderes Zimmer, befahl uns aber zu warten. Nach einer kurzen Abwesenheit kam er wieder und führte uns durch die prächtigen Zimmer des Neuen-Palais nach dem Tafelzimmer. “

,,Vor der Tafel sprach der König mit uns über verschiedene Materien und sagte unter Andern: daß er es gern sehe, wenn seine Unterthanen mit nüßlichen Absichten Reisen in fremde Staten uns ternåhmen, und anwendbare Kenntnisse in ihr Vaterland mit zurückbråchten. Während seiner letzten Anwesenheit in Pommern habe er den Oberamtmann Sydow zu Kolbag gesehen, welcher nebst feinem Sohne in England gewesen wäre und daselbst die englische Wirthschaft erlernt hätte. Sie verständen es, den Bau der Turnipse (einer weißen Futterrübe, deren 9 bis 10 Stück oft einen Zentner wiegen) und der Luzerne zu befördern; und es wären das von in Pommern sehr gute Proben gemacht worden. Er wünsche, daß dies auch in der Kur- und Neumark geschehe, und wir sollten uns deshalb mit diesen Leuten ja in Korrespondenz seßen und den nöthigen Unterricht in diesem Bau einschicken lassen, auch vernünftige Wirthschaftsschreiber aus kurmärkischen Ämtern nach Kolbag schicken, die nicht allein den Bau dieser Turnipse und der Luzerne, sondern auch des Hopfenbaues, welchen uns S. M. sehr angeles gentlich empfahlen, lernen und ihre gesammelten Begriffe wieder auf hiesige Ämter anwendbar machen könnten. Der Landmann in der Mark habe noch zu vielen Eigensinn und Widerwillen gegen neue Einrichtungen, wenn sie auch noch so nüßlich und gut wären. Die Beamten müssten daher mit brauchbaren Dingen immer erst den Anfang machen; wenn die Unterthanen dann såhen, daß es gut ginge, würden sie wohl folgen. Sie glauben nicht, meine Herrn, rief der König mit vieler Lebhaftigkeit aus, was mir Alles daran gelegen ist, die Leute klug und glücklich zu machen; aber

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Sie werden es eben so gut, als ich erfahren haben, wie viel Wis derspruch man findet, wenn man auch die beste Absicht hat." Wir versicherten Sr. M., daß wir leider solche Erfahrungen gemacht hätten, ließen uns aber dadurch nicht abschrecken, mit aller Nachsicht und Geduld die Unterthanen auf Wege zu ihrem Besten zu leiten und fåhen auch bereits hie und da manche gute Früchte. Man muss hoffen, daß die Zeit Alles mehr und mehr verbessern werde. Das wünsche und will ich, sagte darauf der König, und fuhr sodann ferner fort: Ich habe bemerkt, daß noch viele sechsjährige Ländereien mit Korn besået werden, welches aber dem Landmann kaum die Kosten einbringt. Besser wåre es, wenn diese Ländereien mit nüßlichen Futterkräutern zu künstlichen Wiesen ges macht würden; dies könnte ein wirkendes Mittel sein, die aller Viehweide so sehr vorzuziehende Stallfätterung einzuführen, wodurch der Acker mehr Dünger bekommt und der Ackerbau weit hdher getrieben werden kann. Ich will nicht einmal des Vortheils gedenken, den diese Stallfütterung zum Nußen des Melkviehes hervorbringt.""

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Wir erwiderten hierauf Sr. Maj., daß schon vor einigen Jahren in sämmtlichen Ämtern der Kurmark die sechsjährigen Låns dereien abgeschafft und den Forsten zugelegt wåren. Befånden sich aber dergleichen noch bei den Edelleuten und Bauern; so würden wir nicht unterlassen, sie in die beste Anwendung zu bringen."

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Ich finde auch, sagte der König, daß in der Kurmark, deren Aufnahme mir sonderlich angelegen ist, noch viele starke Sandfels der und fandige Gegenden vorhanden sind. So habe ich z. B. auf meiner leßten Rückreise über Freienwalde nach Berlin die Gegens den um Löwenberg, Strausberg, Alt-Landsberg und Werneuchen so beschaffen gefunden; und ich möchte gern, daß man allen Fleiß verwendete, diese Gegenden auf die eine oder andere Art nußbar zu machen. Ich weiß, was der Eifer dabei thun kann, und was an manchen Orten schon bewirkt worden ist. Auch die Urbarmas chung der großen Wische bei Stendal scheint mir eine Hauptverbesserung zu sein, auf die ich vorzüglich mit reflektire, um davon zu den wüsten Stellen in Stendal etwas zulegen zu können, damit sich zum Anbau desto eher Leute finden; und überdem kann von dem übrigen dieser urbar gemachten Wische noch eine Kolonie oder

Holländerei von Ausländern angelegt werden. Diese nůßliche Ver. besserung muss die erste Arbeit der neuen Deputazion sein. Die Bienenzucht und den Seidenbau muss man, so viel als immer möglich, in Aufnahme zu bringen suchen. Die Maulbeerbåume find so vielfältig angewachsen, daß man davon eine Menge Seidenwürmer füttern kann, wenn in den Gegenden, wo sie mit Nußen betrieben werden kann, die Beamten jährlich eine gewisse Anzahl Kokons gegen bare Bezahlung an das Seidenmagazin abliefern.""

,,Auch erkundigten sich St. Maj. nach den Urbarmachungen am Rhyn und bei Sieversdorf und nach der Ansehung der Kolonisten daselbst. Wir antworteten, daß vor Kurzem die dazu ers nannten Kommissarien sich zu Friesack mit den dortigen Interessens ten vereinbart håtten; weil aber die dasigen Gegenden überschwemmt wåren, so könnte man das Etablissement von wenigstens hundert Familien vor der Hand nicht ausführen, noch einen deutlichen Plan davon anfertigen und müsse man den Ablauf des Wassers abwarten. Der König war damit zufrieden, und sagte bloß: ,,das Wasser, das Wasser!“ „Alsdann eröffneten uns Sr. M. Dero Willensmeinung wegen der Gärtner, welche hin und wieder angesetzt werden sollen, und wollten, daß solches vorzüglich um und bei Berlin z. B. hinter dem Garten der Akademie, im Wege nach Tempelhof und Lichtenberg, wo noch viel unbebautes Sandland wåre, geschehen solle. Diese Leute sollen aber, sagte der Kdnig, nicht kleine Gårten haben; sondern man soll ihnen soviel Land anweisen, daß jeder einen großen Garten, besonders zur Pflanzung und Zucht von Obstbäumen bekommt, damit sie Obst zum Trocknen erhalten und Gartenfrüchte ziehen können. Die Bäume sollen ihnen gegeben werden und sie müssen schon tragbar sein. Das Gartenland würden sie wohl mit Straßenkoth von Berlin und bes sonders mit dem Schlamm und der Erde aus dem zu råumenden faulen Graben dingen und brauchbar machen können."

,,Wir zeigten dem Könige an, daß schon ein Plan angefertigt worden sei, hundert dergleichen Gårtnerfamilien an dem Wege nes ben dem Invalidenhause, gegen den Wedding, auf dem daselbst bes findlichen, theils schon kultivirten, theils noch unangebauten Sandlande anzusetzen. Sr. M. missbilligten dies nicht, und erwiderten: „Das ist mir einerlei, wenn nur die ledigen und sandigen Plåße

Friedr. d. Gr. I.

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um Berlin herum bebauet werden und die Leute Land genug bekommen. Es sind da noch so manche Stellen, die ich unmöglich so lassen kann; sie haben mich oft traurig gemacht, wenn ich sie passiren musste. Daß man das trockene Obst noch immer aus Sachsen kauft, und, wie man mir sagt, zum Bedürfnißf kaufen muss, ist mir gar nicht lieb. Man muss, meine Herrn, besorgt sein, den Obstbau auf dem Lande und bei den Ämtern allgemeiner zu machen; denn das Geld muss man, so viel als möglich, zu bes halten suchen."

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Weiter erkundigte sich der König nach dem Etablissement bei Mühlenbeck, den Revüekosten von diesem Jahre, und befahl, Leute auszumitteln, die Mergel aufsuchten, den man, wie sie glaubten, bei Rüdersdorf finden müsse. Schließlich erwähnten Sr. M. Vers schiedenes vom schlesischen Bergbau, von der Beförderung des Steinkohlentransports und dem Gebrauche dieser Kohlen bei Bleis chereien, Ziegeleien und Kalkbrennereien; auch sollte man die Kobaltbergwerke vorzüglich zu betreiben suchen, und im Winter sos wohl von dem, was geschehen, als was noch geschehen solle, Bes richt abstatten."

Sie sehen, meine Herrn, sagte der Monarch, ich habe mich ein wenig vorbereitet, um Ihnen das Nügliche und Ndthige für meine Hauptprovinzen anzuzeigen. Ich hoffe von Ihrer Sorgfalt baldige Erfüllung meiner Erwartungen, und daß Sie mir im künftigen Jahre manche angenehme Anzeige machen werden. An meis ner Unterstüßung soll es nie fehlen; aber Sie müssen mir auch die Quellen nicht versiegen lassen, woraus es geschehen kann.""

,,Wir versicherten Sr. M., daß Alles Mögliche von uns ans gewandt werden solle, um diese verehrungswürdigen landesvåterlichen Absichten in die thätigste Wirksamkeit zu bringen. Hierauf gingen Sr. Maj. nebst uns zur Tafel. Während des Speisens waren Dieselben besonders gnådig und munter, scherzten zum Öftern und entließen uns darauf, entzückt über die gnådige Aufnahme"1).

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1) Eine ähnliche Unterredung zwischen dem Könige und dem kurmårk. Kammerpräsidenten von der Horst s. Zimmermanns Fragmente. 2. Bd. am Anfange.

Nach der Ministerrevůe kam die Zeit, welche Friedrich selbst seine Ferien nannte; d. h. er trank den Egerbrunnen, welches eben so alljährlich wiederkehrte, wie das viermalige Aderlassen; und hielt sich hernach zehn bis vierzehn Tage im Neuen-Palais auf, wo ihn seine Geschwister, oder andere Fürstlichkeiten besuchten, welche, wenn fie beurlaubt waren, allemal auch der Königinn einen Besuch abstatteten. d'Alembert wurde gleich nach seiner Ankunft aus Frankreich, den 17. Jun 1763, in Schönhausen vorgestellt.

Das Neue Palais') ließ der König nach dem siebenjåhrigen Kriege mit großem Aufwande bauen und ausschmücken; auch bes wohnte er es im Anfange einige Sommer: in der Folge aber ges fiel ihm der Aufenthalt nicht mehr; darum bezog er ihn nur, wenn er Besuch hatte, für welchen Sans Souci zu klein war, und kehrte dann gleich wieder hieher zurück. Der König bewohnte nur die eine Hälfte dieses schönen Sommeraufenthaltes: drei Zimmer, einen Alkoven, ein Bibliothekzimmer; die andere Hälfte war für diejenigen Prinzen, Generale, Minister bestimmt, welche etwa eingeladen oder berufen wurden. Da die zwei Såle in Sans- Souci zur Mandvrezeit als Tafelzimmer nicht ausreichten; so wurden aus einem, rechts davon, nahe gelegenen Orangenhause noch einige große Såle und verschiedene Kammern gemacht.

Solange der König in Sans Souci wohnte, kam alle Abend ein Unteroffizier mit sechs Flügelgrenadieren der Leibgarde von der potsdamer Schlosswache dahin; ein Mann stand vor dem Ges wehre, einer beim Eingange an der Kolonade. Diese ganze Nacht. wache ging mit der Reveille nach der Stadt zurück. Sehr schön schildert Zimmermann 2) diese großartige Harmlosigkeit des Königs: ,,3u Sans - Souci, wo jener alte Kriegesgott seine Donnerkeile schmiedet, und Werke seines Geistes für die Nachwelt schreibt, wo er sein Volk regirt, wie der beste Vater sein Haus; wo er in der einen Hälfte des Tages die Bitten und Klagen des ges ringsten Bürgers und Landmanns lieft, und seinem Lande von allen Seiten mit erstaunlichen Geldsummen aufhilft, ohne irgend

1) Hier ist den 18. Okt. 1831 der Sohn des Prinzen Wilhelm (des Sohnes Sr. Maj. des Königs) geboren.

2) Von der Einsamkeit. Leipzig 1784, Theil 1. Kap. 3. S. 110.

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