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General- und Spezialrevue fand schon zu Friedrich Wilhelm's Zeiten statt. Bei jener wurde besonders auf die Fortschritte in den Kriegesübungen gesehen; bei dieser hauptsächlich auf die Anzahl und Beschaffenheit der Rekruten, wobei der König aber auch fast jeden Soldaten fragte: Wie lange hast du gedient ?“

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alt bist du?" — ,,Hast du alles richtig bekommen?"

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"Wie

Das Soldatenüben ') ging schon mit dem Februar an: in der Kurmark, im Magdeburgischen und in Pommern gleichzeitig. Ende April oder Anfangs Mai war Spezialrevůe über die Berliner und Potsdamer Besatzung. Die Musterung der ersteren geschah im Thiergarten an zwei Tagen (1785 den 6. und 7. Mai). Bei dies ser Gelegenheit wohnte der König in Charlottenburg, ritt am ersten Tage gewöhnlich in die Stadt, theils um der Prinzess Amalie einen Besuch zu machen, auch wohl bei ihr zu speisen; theils die Bauten in Augenschein zu nehmen. Blieb er nicht bei seiner Schwester zur Tafel, so bewirthete er in Charlottenburg die Chefs und Kommanddrs der Regimenter. Den folgenden Tag kehrte der König nach Potsdam zurück, um über die dortige Besatzung, über das aus Brandenburg eingerückte Regiment, und über das Grenadierbataillon aus Treyenbrießen, im Ganzen über elf Bataillons und über drei Eskadrons Garde du Corps, am 16. und 17. Revie zu halten; den 18. Ruhetag; den 19. ritt der König nach Spandau, die Infanterieregimenter seiner Brüder zu sehen. Prinz Heinrich's Regiment stand in der Festung; Ferdinand's aber kam aus Ruppin dahin. In Charlottenburg wurde gespeist und übernachtet. Solange die beiden Prinzen noch selbst bei ihren Regimentern ers schienen, nahm der König von ihnen in Spandau die Bewirthung

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Er kommandirte fünf Bataillons gegen den Prinzen Heinrich, seinen Bruder, der auch mit fünf Bataillonen auf den Höhen von Bornstådt bei Potsdam stand und sich fechtend zurückzog. Diese Übungen wurden mit jedem Jahre kunstreicher 1).

1) Ausführliche Beschreibung der Exerzierzeit, und denen dabei gemachten Evoluzionen der Garnison zu Potsdam unter Friedrich dem Zweiten, auf allerhöchsten Befehl Sr. Maj. des Kaisers aller Reußen Alexanders des Ersten, entworfen von dem Gen. Maj. und Ritter Baron v. Diebitsch. St. Petersburg 1801.

1) Wagner Betrachtungen über den Krieg. Berlin 1830. S. 273.

an, und ritt den folgenden Morgen von Charlottenburg nach dem Thiergarten, wo das Kůrassierregiment aus Kyriß und das Garnisonregiment aus Neustadt-Eberswalde zur Spezialmusterung aufgestellt waren; nachher sah der König die von Frankfurt, Prenzlau, Königsberg in der Neumark eingerückten drei Jnfanterieregimenter; langte um neun oder zehn Uhr auf dem Berliner Schlosse an, besorgte. die Kabinetsgeschäfte, ertheilte den Stabsoffizieren im großen Sale Parole und Disposizionen und verfügte sich mit den Gåsten zur Tafel. An den folgenden drei Mandvertagen vor dem halleschen Thore hatte der König gern viel Zuschauer. Am ersten Tage, den 21., war die regirende Königinn mit dem ganzen Hofe zugegen, und bei dem Vorbeimarsche der Truppen, wobei die Königinn nebst dem übrigen Hofe in einiger Entfernung rechts dem Könige hielt, wurden die üblichen Ehrenbezeigungen nicht vor dem Könige, sondern vor seiner Gemalinn gemacht, welche, so oft Friedrich nach Ber lin kam, auch daselbst von Schönhausen eintraf.

Nachdem der König einen Tag in Potsdam gerastet, ging er zur Magdeburger Revue, während welcher, in der Regel den 25., 26. und 27. Mai, sein Hauptquartier immer auf dem Jagdschlosse bei Pießpuhl war, wo die Truppen lagerten.

Zur Abwechselung mit den trockenen Aufzälungen stehe hier Folgendes im Allgemeinen. Wer Friedrichs weisen Gebrauch der Zeit kennt, der wird sich's wohl vorstellen, wie er keinen Augenblick ungenugt lässt. Indess dürfte der Brief an Voltaire vom 29. Sept. 1775 besser als Alles bezeugen, wie der große Mann, da die Reisen so oft wiederkehrten, auch auf der Landstraße geistig lebt.,,Voulez-Vous savoir, schreibt also der 63jährige, de quoi nous nous sommes entretenues en voyageant en Silésie? Vous saurez donc que Vous m'avez récité Mérope et Mahomed, et que lorsque les cachots de la voiture étoient trop violens, j'ai appris par coeur les morceaux qui m'ont le plus frappé. C'est ainsi, que je me suis occupé en route, en m'écriant par fois: Que beni soit cet heureux génie, qui, présent ou absent, me cause toujours un égal plaisir."

Den 1. Jun ging der König von Potsdam nach Küstrin, wo noch an demselben Tage die drei im Lager stehenden neumärkischen Dragonerregimenter besichtiget wurden; am folgenden Tage Revie;

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Mittags aber traf der König doch schon in Stargard ein, so, daß noch vor der Tafel über die pommerschen fünf Infanterie und vier Kavallerieregimenter, auch über die Remonte, die Spezialrevůewar; den 3., 4., 5. Revůe; so den 8., 9., 10. bei Mockrau in Westpreußen '), unweit Graudenz ). Vor der Erwerbung dieser Proving war die Revie erst in Küftrin und Stargard, dann bei Corbelit unweit Magdeburg. Den 12. oder 13. Jun traf der König über Bromberg, Filehne, Küstrin wieder in Sans-Souci ein ). Zwischen der preußischen und der noch bevorstehenden schles sischen Reise kamen såmmtliche Minister des Generaldirektoriums und die Regiedirektoren nach Sans Souci, die Etats erneuern zu lassen. Dies war die sogenannte Ministerresůe, welche in der Regel auf den 16. Jun fiel) (1776 auf den 13., an wels chem Tage Friedrich aus Pommern und Preußen zurückkehrte'). Ehe mit dem 1. Januar 1815 Kalender und Etatsjahr zusammengelegt worden sind, fing im Preußischen mit dem 1. Jun alles

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1) In Offpreußen hat der König nur 1750 und 1753 bei Kalthof, unweit Königsberg große Revuen gehalten; auch ist er, außer der Huldigungsreise, nur den 6. Jun 1750 und den 4. bis 10. Jun 1753 nach Königsberg gekommen.

2) Nach Graudenz mussten allemal die preußischen Minister und Chefs der verschiedenen Kollegien kommen. (Die Minister, welche in Königsberg residirten, waren zwar der Würde und dem Range nach Statsminister; ihrer Amtsbefugniss nach aber eigentlich nur Präsiden= ten der dortigen Landesjustizkollegien. Cosmar's und Klaproth's Statsrath. S. 291.) Nach Graudenz kamen immer auch einige des ersten preuß. Adels, und Fremde, besonders Polen, auf Einladung.

3) Den 10. Jun 1756 kam der König von Stettin, empfing den enġlischen, dann den französischen Gesandten; speiste bei seiner Mutter und ging nach Tische nach Potsdam; den. 14. nach Magdeburg; dann Egerbrunnen und Ruhe bis zur schlesischen Revue. Mémoires de Valori. T. 2. p. 75; eben da p. 50 über des Königs Militärübungen und die Ministerrevue.

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4) Die,,Ministerconferenz" 1768 den 30. Mai im Neuen- Palais; den 1. Jun ging der König nach Cleve.

5) v. Münchow an v. Brieft, Potsdam den 13. Jun 1776,,Heute ist die Ministerrevue gewesen. Ich glaube aber, daß sie gut ausgefallen, denn der König, der heute auf der Parade war, soll ja sehr freundlich ge= wesen sein. S. Blick auf Gesinnung und Streben. S. 56.

mal ein neues Etatsjahr an. Deshalb wurde auf der Ministerrevåe Abschluss über Einnahme und Ausgabe gehalten. Aber auch der König hielt mit sich selbst Jahresrechnung und legte sie ebens falls den Ministern ab, welche ihre neuen Befehle erhielten und dann mit dem Könige speisten, der an diesem Tage gewöhnlich sehr vergnügt war, wie ein sorglicher Hausvater bei der genauen Eins sicht von seinem festgeregelten blühenden Wohlstande. Wenn Joh. von Müller den 14. Januar 1778 an Bonstetten schreibt: „Der König von Preußen hat in den Rechnungen des Fürstenthums Neufchatel einen Fehler von drei Sous bemerkt;" so deutet das wenigs stens an; daß des Herrn Auge hier wirklich Alles sahe.

Folgende Beschreibung einer Ministerrevůe, am 1. Jun 1770 in Potsdam gehalten '), hat der Statsminister von Derschau für den Geheimen Finanzrath von Brenkenhof aufgefeßt:

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„Der König ließ sämmtliche Minister des Generaldirektoriums auf den heutigen Tag nach Potsdam berufen, um mit ihnen die jährliche gewöhnliche Untersuchung über den Zustand der Domainen und Finanzen in feinen Staten, mit landesvåterlicher Sorgfalt zu übersehen. Als wir zu Potsdam anlangten, erfuhren wir, daß der König den folgenden Tag sich nach dem Neuen Palais begeben würde; dies geschah auch und wir verfügten uns dahin. Seine Majeftåt empfingen uns mit einer sehr gnådigen Mine und sagten: Meine Herrn, ich habe Sie kommen lassen, um mit Ihnen ges meinschaftlich unsere Haushaltung zu untersuchen," Nachdem wir ihn versichert hatten, daß wir uns dazu in gehörige Bereitschaft gefeßt; fuhr er fort und erzählte uns, daß er das Oderbruch, wels ches in diesem Jahre stark durch überschwemmungen gelitten, selbst gesehen, aber den angeblich großen Schaden lange nicht wirklich. so gefunden habe, als man ihm solchen geschildert. Man müsse sich nicht gleich durch anfänglich fürchterlich scheinende Verwüstuns gen der Natur schrecken lassen; sie pflege bald darauf, und oft schnell, Vieles wieder gut zu machen, was sie verdorben habe. Bei Freienwalde wåren nur ein par kleine Durchbrüche, 25 Håuser et

1) Daß 1770 die Ministerrevů e auf den 1. Jun gefallen, bezeugt die Berl. Zeitung vom 5. Jun; die Beschreibung selbst gaben zuerst „Anekdoten und Karakterzüge.“ XIII. S. 87.

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was beschädigt und der ganze Verlust der Eigenthümer würde wohl nicht mehr als etliche verlorene Fuder Heu betragen und al lenfalls die Sat verdorben sein. Der Monarch fagte sodann: "Daß Sie mir also für Remissionen und Vergütungen so große Summen in Anschlag gebracht haben, finde ich nicht nöthig. Inzwischen habe ich 60,000 Thaler angewiesen. Der Statsminister von Hagen kann, wenn sich das Wasser verlaufen hat, selbst hingehen und Alles nåher untersuchen. — Ich kann Ihnen aber meine große Unzufriedenheit nicht bergen, welche ich empfunden habe, da ich die Kirche im Oderbruche nicht fertig fand. Ich will, daß Sie dem Oberstlieutenant Petri wieder eine scharfe Ordre geben, daß er mache, daß die Kirche fertig wird oder er mag sich hüten.“

,, Hierauf nahmen Sr. Maj. das Verzeichniss der anzuweisenden Gelder und äußerten, wie Sie 1) die Güter zur Retablirung des Oderbruches schon angewiesen håtten; 2) wollten Dieselben auch gerne die 13,000 Thaler zu der neuen Plauenschen Schleuse bezahlen; 3) ferner die Kosten für die Kürassierpferdestålle zu Kyriß, die Baugelder für Belgard, und für das Hospital und Wais fenhaus übernehmen; denn diese Ausgaben wåren so ndthig, als nüßlich; 4) die Kosten, welche zum Rügenwalder und Kolbergischen Hafen erforderlich wåren, überließen Sie dem Generaldireks torium."

Als dies geschehen war, fahen Sr. M. die Generaletats von der Generaldomainen- und Generalkriegeskasse mit scharfem Blicke durch, und unterzeichneten solche sämmtlich. Sodann öffneten Dies felben Dero Mappe, zogen ein Papier heraus und lasen uns die ansehnlichen Summen ab, welche Sie für dies Jahr bestimmt håtten, um Dero Staten; soviel es möglich gewesen, zu unterstüßen. Unter diesen Summen zeichneten sich besonders 300,000 Thaler für den Adel der Proving Pommern, 20,000 Thaler für die Provinz Hohnstein und 30,000 Thaler auf Abschlag des gemachten Plans zur Retablirung der Kurmärkischen Städte aus.“

,,Bei der ersten Post sagte der König:,,,,Meine Herrn, ich empfehle Ihnen besonders die Erhaltung und Unterstützung meines Adels: ich halte viel auf ihn, denn ich brauche ihn für meine Ars mee und meine Statsverwaltung. Es ist Ihnen bekannt, wie viele wichtige Männer ich bereits daraus gezogen, und was ich durch

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