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chen geschichtlichen Zusammenstellung Manches nicht nur in mildes rem Lichte, sondern selbst als Quelle der heute überhaupt ausführbaren größeren Freisinnigkeit erscheint. Genug, Friedrich beschränkte und beengte den freien Kauf und Verkauf vielfach und hatte die Überzeugung, welche freilich in dem stets gefüllten großen und kleinen Schaße einen mächtigen Lobredner fand, er folge den besten, sowie den gutgemeintesten Ansichten. In dieser Zuversicht eben sagt er denn auch von dem Großhandel seines Vaters: „Unser Handel war noch nicht geboren; die Regirung erstickte ihn, indem sie Grundsägen folgte, welche seinen Fortschritten sich gradezu entges gensetzten." - Und in der Geschichte meiner Zeit steht gar, was aber durchaus unmöglich ist, die Bilanz habe zu Friedrich Wils helm's I. Zeit jährlich 1,200,000 Thaler verloren 1). Solchen Handlungsweisen nun glaubte Friedrich nicht weiter folgen zu dürfen. Daher machte er den von Marschall mit seinen neuen Ans sichten, Handel und Gewerbe zu beleben, bekannt, als er denselben zum Fabriken- und Handelsminister ernannte und ihm, der ersten Zivilperson, welcher diese Ehre zu Theil wurde, den Verdienstorden verlieh 2). Die Behörde, welche bis zum 27. Jun 1740 dem Las gerhause, der Gold- und Silbermanufaktur und dem Freienwalder Alaunbergwerke vorgestanden, übergab ihre Geschäfte einem neuen fünften Departement des, den 20. März 1748 auch mit einer neuen Dienstvorschrift ) versehenen Generaldirektoriums, welches neue Departement auch zugleich über den Seidenbau und über alle zu errichtende Fabriken und Manufakturen die Aufsicht bekam, und,

1) Hist. de m. t. T. 1. p. 26.

2) Berliner Zeitung vom 5. Jul 1740.

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3) Cosmar's und Klaproth's Statsrath S. 238. über das Generaldirektorium im Allgemeinen, welches die Provinzialbehörden (Kammern sammt Land- und Steuerråthen) in Einheit erhalten sollte, während es selbst im Namen des Königs und durch das Kabinet geleitet, wirkte, s. (Königs) Histor. Schilderung. 4. Theiles 2. Bd. S. 15 ff. Unser biefiger gründlicher Gelehrter in der vaterländischen Geschichte, Herr Rd = denbec, besikt handschriftlich des Präsidenten Joh. Rembert Roden Historisch - chronologische Beschreibung von der Stiftung des Generaldirektoriums und der davon zusammenhangenden und relevirenden Departements in Berlin. 1781. 452 S., 4.

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nach des Königs Anweisung unter seinem Chef, dem Statsminister von Marschall eben, sorgen follte.,, 1) die jetzigen Manufakturen im Lande zu verbessern, 2) die Manufakturen, so darin noch feh len, einzuführen und 3) so viel Fremde von allerhand Conditionen, Character und Gattung in das Land zu ziehen, als sich nur im mer thun lassen will." Diese drei Gegenstände, welche die Erhaltung des Baren, und die Bevölkerung des Landes, also wiederum die Belebung und Vermehrung der Statskraft bezweckten, sind als die Angel zu betrachten, um welche Friedrichs Sorge für Handel und Gewerbe seine ganze Regirung hindurch sich gedrehet hat. Fols gendes Kabinets schreiben vom 15. Sept. 1742, welches wir unmits telbar nur mittheilen, um zu zeigen, was Alles der König von dem Fabriken und Manufakturdepartement begehrte, mag gelegentlich auch dafür zeugen, wie er nicht nur Ideen ins Leben stellte, sons dern dann auch die Erfolge, das Gedeihen, die Mängel beobach tete, die Beamten überall in reger Spannung erhielt und mit des Landesvaters Augen Alles fah, weil ihm alles Wohl des Voltes am Herzen lag: ,, Mein lieber Etatsminister von Marschall. Da Ich bei Meiner Durchreise zu Magdeburg vernommen, wie sich der Debit der wollenen Fabriken, insonderheit deren Strümpfe, welche die dortigen Fabrikanten sonsten nach Leipzig verkaufet, sehr verringert hat: so sollet Ihr veranstalten, daß durch das fünfte Des partement des Generaldirektorii die Ursachen dieses Verfalles grundlich untersuchet, und wie solchem auf eine gute und solide Art abzuhelfen, besorget werde. Ich bin nicht zufrieden, daß das fünfte Departement des Generaldirektorii nicht auf dergleichen Sachen, wozu es doch eigentlich bestellt worden, mehrere Attention hat; hege aber das gnådige Vertrauen zu Euch, Ihr werdet solches zu redressiren wissen, nachdem die nunmehro geordneten Umstände erfordern, auf das Wohlsein derer Unterthanen, wie auch deren Nah, rung und Gewerbe mehrere Vorsorge zu haben, als bei den vorgewesenen Umständen hat geschehen können." Als von Marschall den 11. Dezember 1749 starb, da traten der Minister v. Katte und der Oberst v. Rezow, den der König,, mon petit Colbert“ nannte, an seine Stelle ').

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1) (König's) Hift. Schilderung v. B. S. 230.

Schon den 1. August 1740 fragte der König in Preußen an, ob daselbst noch weiße Maulbeerbåume') vorhanden seien; da aber der strenge Winter alle weggetafft; so erschien die Kundmachung wegen Anbaues der Maulbeerbäume. Wer auf eigene Kosten 5000 Pflanzen anlegen, oder 1000 Bäume unterhalten würde, sollte zehn Jahrlang 50 Thaler bekommen. Auch andere Unterstüßungen wurden den Maulbeeranlagen bewilligt, die Pläße dazu unentgelds lich gegeben. Die Beschädigung solcher Plantagen wurde den 15. Dez. 1746 mit Karren- und Spießruthenstrafe verpånt und das Gesetz öfters von den Kanzeln abgelesen 2). So gewann diese, im Brandenburgischen schon sehr frühe gehegte Betriebsamkeit, neues Leben und einen wichtigen Fortschritt; aber nicht mit gleich dauerndem Erfolge: kalte Winter und der siebenjährige Krieg schadeten viel; doch des Königs Eifer erkaltete nicht. Die gesammte Ausbeute vom Seidenbau im preußischen State betrug von 1746 bis 1750 nur 100 Pfund; aber durch die 1751 begonnenen unsåglichen, mit mehr als 100,000 Thalern unterstüßten Bemühungen, kam man bald so weit, daß allein im Jahre 1757 schon 700 Pfund Seide gewonnen wurden.

1743 legte der Hoflieferant Blume eine Sammetfabrik nach Genueserart in Berlin an, starb im folgenden Jahre und sein. Schwiegersohn Gozkowski wandte gegen 30,000 Thaler an die Unternehmung.

Eben so wurde für die Klöppelei der Brabanter Kanten gesorgt, welche feit 1743 die Mädchen in dem großen Militärwais senhause zu Potsdam trieben, deren Arbeiten den bewunderten Brüss seler Kanten in Allem gleich kamen. Diesen Gewerbszweig nahmen Ephraim und Gumpert 1749 in Pacht3).

Zur Verbesserung der Schäfereien ließ man 1748 aus Spa

1) Berlin d. 8. Dkt. 1731 bei Karrenftrafe verboten, die Weiden-, Maulbeer, Linden- und andere dergleichen nußbare Bäume zu beschẳdigen. Mylius C. C. M. Theil 4. Abth. 1. Kap. 2. Nr. 135.

2) Mylius C. C. M. C. III. p. 129.

3) (3arnack) Geschichte des Potsdamschen Militärwaisenhauses. Berlin 1824. S. 88.95. 393. 400.

nien Widder kommen '); ausgeführt durfte aber keine Wolle wers den, damit die Wollenzeugmanufakturen wohlfeilen Markt håtten, zu deren Gunsten 1747 schon die fremden Ziße und Kattune, Tücher und Wollenzeuge verboten wurden 2).

Aus dem Berichte der Präsidenten der pommerschen, kur und neumärkischen Kammern an das Generaldirektorium vom 18. Dez. 1753. Nr. 4. erhellet, „daß der König die Woll- und Flachsspins nerei in den Städten und auf dem Lande nach aller Möglichkeit befördern, und denenjenigen, welche das beste und feinste Garn spinnen würden, Prämien von 1 big 10 Thalern jährlich auszah, len lassen wollen" ).

Da der König bemerkt. hatte, daß für Messer und Scheeren viel Geld ins Ausland ging, so ließ er aus den thüringischen Fas brikstädten Ruhla und Schmalkalden Kolonisten ins Land rufen und ihnen Neustadt - Eberswalde zum Wohnorte anweisen. So kamen 1743 die beiden ersten Scheerenschmiede mit Familien und Handwerksgeråthe hieher. Mehrere folgten und 1750 waren schon 62 Familien (235 Seelen) eingewandert, darunter Lothschlöss ser, Orthschmiede, Rinken- und Schnallenschmiede, Lichtpußenmacher, Kettenschmiede und andere Eisenarbeiter; auch Pfeilenhauer und Elfenbeinkammmacher. Diese Fremdlinge wohnten Anfangs in Neustadt selbst, bis 1750 (wo auch alle fremde Eisen- und Stahlwas ren zu ihren Gunsten verboten wurden) die Vorstadt in Zeit von drei Jahren aufgebaut war). Diese ganze Niederlassung bekamen 1753 die Banquiers Splitgerber und Daum auf zwanzig Jahre, ohne Pacht, um dieselbe in Aufnahme zu bringen; ja, den 9. Mai

1) S. Thaer's Möglinsche Annalen der Landwirthschaft. Berlin 1817.. Theil 1. Stück 1. S. 10.

2) Quickmann Pommersche Ediktensammlung. S. 195. 3) Baron Lamotte Abhandlungen S. 59; S.99 bis 159 findet sich ein Abriss von den Spinnprämien für die Kinder der kurmärkischen Landleute. Der König suchte die schlesische, sächsische und westphälische Betriebsamkeit nach dem Brandenburgischen zu verpflanzen und die Jugend des Landvolks früh an Thätigkeit zu gewöhnen und er ermüdete in seinem Eifer so wenig, daß wir ihn auch in seinen leßten Lebensjahren noch auf dieser Spur wiederfinden werden.

4) Bellermann Geschichte von Neustadt.

1764 wurde sie dem genannten Handelshause, dessen Friedrich, wie sein Vater schon, bei vielerlei Gewerbeanlagen sich bediente, sammt allen Gebäuden als volles Eigenthum geschenkt.

1746 entstand in Berlin eine Manufaktur von buntem und geglåttetem türkischen Papier.

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Dem Potsdamer Schußjuden Joel, welcher eine Stickereifas brik errichtet hatte, schenkte der König 1758 das Schloff zu Glies nicke bei Potsdam, nebst Seitengebåuden, Garten und Wiesen zu einer Tapetenmanufaktur.

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Weil der Zucker nicht zu entbehren war; so wollte der König wenigstens das Geld retten, welches für die 'Reinigung desselben den hamburger Zuckerbäckern zu Gute kam. Der ausgepresste Saft des Zuckerrohrs wird nåmlich in seinem Vaterlande nur einmal gekocht und in eine Art von Mehl verwandelt, welches noch voll erdiger und dliger Theile ist und Rohzucker genannt wird. So kommt er meistentheils nach Europa und wird hier zu raffinirtem Zucker noch einmal gekocht, filtrirt und krystallisirt. Das war in Hamburg zu einem eigenen bedeutenden Gewerbe geworden. Eine Gesellschaft, welche 1720 in Stettin eine Zuckersiederei gründete verlor in zwei Jahren durch die Schuld ihres Verwalters 127,000 Thaler und ging ein. Nun bekam David Splitgerber 1749 die Erlaubniss, in Neukdln an der Spree eine Zuckersiederei und Raffinerie anzulegen. Den 12. Mai 1751 wurde das Privileg so erweitert, daß Splitgerber die Kur- und Neumark mit seinem raffinirten Zucker versorgen durfte und daß, ihm zu Gunsten, aller auswärtig gesottene Zucker mit einer Steuer von 12 vom Huns dert, den 20. Nov, 1751, belegt wurde. Dies veranlasste jenen Kaufmann, in demselben Jahre noch eine zweite, und, 1754 noch eine dritte Siederei in Berlin anzulegen; 1774 auch eine zu Bromberg; 1785') übernahm er die von Spekulanten in Minden angelegte Raffinerie; mit den schlesischen Siedereien trat er in Ges fellschaft. Das splitgerbersche Haus zalte nur 12 Groschen für den Zentner Rohzucker an den Stat. In der Folge wurde auch anderen Unterthanen erlaubt, Raffinerien anzulegen. Königsberg

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1) 1785 beschäftigten die preußischen Siedereien über 1000 Menschen und lieferten für 2 Millionen Thaler Zucker.

Friedr. d. Gr. I.

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