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brachten die Ostseeschiffe dem State ein ansehnliches Zollgeld ein, welches sonst der Krone Schweden bei Peenemünde zu Gute ges kommen war. Die Stettiner Kaufleute ließen nun jährlich über 600 Schiffe aus und eingehen.

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Auf gleiche Weise verdankte Schmiedeberg im schlesischen Gebirge dem Könige das schnelle Aufblühen seines Gewerbes und Handels. Die Stadt lebte bisher mit ihrer Grundherrschaft, den Grafen Czernin in ewiger Uneinigkeit. Das hielt den Wohl stand auf. Nun kam Friedrich 1746 felbst an Ort und Stelle; fah überzeugte sich und kaufte, den 3. März des folgenden Jahres die Stadt und die ganze aus neun Dörfern bestehende Herrs schaft Schmiedeberg für 216,630 Gulden und erklärte durch das Privileg vom 12. Jun die Stadt nicht bloß für eine freie Berg, stadt, sondern trat ihr auch den 27. Jun für die obige Summe die ganze Herrschaft auf ewige Zeiten ab, indem er zugleich für die bequeme Abtragung der Zinsen und des Kapitals sorgte 1).

Nachdem der König durch den Major v. Petri den NeuenOderkanal hatte anlegen lassen, welcher, den 2. Jul 1753 eröff net, bei dem Dorfe Güstebiese aus der Oder gehet und unterhalb Oderberg, dem Dorfe Hohenfathen gegenüber, bei Nieder- Wußen wieder in die Oder fällt, um die Geschwindigkeit des Abflusses zu vermehren und den Wasserstand zu senken; so konnte die alte Oder auf dem linken Ufer von Güstebiefe bis gegen Oderberg, und auf dem rechten Ufer von dort bis Neu-Tornow, der Kanal oder die neue Oder aber bis Neu-Gließen hin bedeicht werden; Anlagen, durch welche das jeßige Niederoderbruch oberhalb Freienwalde mit dem untern Theile des jeßigen Oberoderbruches und das zwischen der alten und neuen Oder liegende sogenannte Mittelbruch gegen unmittelbare Überschwemmungen geschüßt wurden 2).

1746 bis 56 wurden die Oderbrüche bei Stettin, Gark, Damm, Gollnow und Greifenhagen urbar gemacht zur Anlage vieler neuen Dörfer 3).

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1) S. 38aners Reise durch Schlesien. Berlin 1793. 2. Theil S. 165.

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2) Karte des Oderthales von Frankfurt bis Schwedt“ von dem Baukommissionsrath Koppin. 1830.

3) „Anmerkung von der Verbesserung des platten Landes in Pommern;

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Ins Magdeburgische kamen alljährlich viele Erntearbeiter aus dem sächsischen Voigtlande, die dann mit dem Erwerbe in die Heimath zurückgingen. Der König baute sie an und erhielt sie dem Lande. Von solchen sächsischen Arbeitern und Handwerkern zogen viele auch den ununterbrochenen Großbauten in Berlin nach; sie wurden angesiedelt und veranlassten 1752 eine eigene Vorstadt ,,das neue Voigtland."

Hatte Friedrich von Küstrin bis Wrießen seit 1754 aus den ehemaligen großen Moråsten') für 2000 Familien Wohnung und Nahrung geschaffen, zwischen Schwedt und Stettin 1200 Familien ein gemächliches Dasein bereitet; so wurden viele neue Ddrfer auch für fremde Wollspinner angelegt. Zweibrücker und Rheinländer, welche Glaubensdruck aus der Heimath bannte, ließen in dem freisinnigen Preußen sich nieder. Nach dem dritten Theile der hinterlassenen Werke entstanden so von 1746 bis 56 ̧ überhaupt 280 Dörfer 2).

Wir berühren hier einen der wichtigsten Gegenstånde in der ganzen Regirung des großen Königs, seine Grundsätze in der Statswirthschaft, deren Hauptaugenmerk ewig die steigende Bevölkerung und der aus Manufakturbetriebsamkeit fließende Wohlstand. geblieben sind.

wobei Designation von den Radungen im Preuß. Pommern (seit 1746) und darauf angelegten neuen Dörfern, welche theils in Arbeit begriffen, in welchen Gegenden sie belegen, und wie die neuen Dörfer künftig genannt werden sollen;" in Dåhnerts Pommerscher Bibliothek. Bd. 4. Stück 3. S. 81.

1) Ulrich's Beschreibung der Stadt Wrichen und ihrer Umgegend. Berlin 1830. 8; besonders wichtig wegen der Urbarmachungen. 2) Die drei Hauptedikte von den Wohlthaten und Vortheilen, wel= cher sowohl fremde bemittelte Personen und Familien, als auch Manufacturiers, Professionisten und Handarbeiter, so sich in K. Preuß. Landen niederlassen wollen, sich zu erfreuen haben" find durch den Druck-bekannt gemacht und vollzogen den 15. April, und 1. Sept. 1747 und den 8. April 1764; das erste fehlt im Mylius; das andere sieht daselbst in der 3. Fortsehung, p. 182; das 3., welchem das 2. wörtlich einverleibt ist, Nov. C. C. March. T. III. p. 409. Eine vortreffliche Abhandlung von den Kolonisten findet man in des Barons v. Lamotte Abhandlungen. Berlin 1793. S. 160-302; von den Wollspinnerdörfern S. 177.

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Frankreich ist das Vaterland der Statswirthschaftslehre und Sully ihr erster Reformator. Als dieser unsterbliche Minister im Jahre 1595 die Verwaltung der Finanzen übernahm; so sprach er in einem Schreiben an seinen Gebieter die bekannten Worte: „, Le Labourage et paturage sont les deux mamelles dont la France tire sa nourriture;" fein größtes Verdienst aber sind Ords nung und Sparsamkeit. Denn Viehzucht und Ackerbau genügen nur auf niedrigerer Bildungsstufe; sie allein vermögen nicht, wie Großhandel und Manufakturfleiß, einem State bedeutenden Schwung zu geben. Darum sahe man sich in Frankreich bald nach anderen Grundlagen der Verwaltung um und es baute Colbert, feit er 1661 Generalkontrolleur der Finanzen geworden war, den Wohlstand seines Vaterlandes auf Handel und Fabriken. Daß Gold und Silber den Reichthum der Völker ausmache, wurde allgemeiner Glaubensartikel und es siegte das Interesse der Handelsleute und der Manufakturisten, welche überall ihren Markt zu erweitern, die Mitbewerber zu vermindern streben. Colbert beschwerte durch den Tarif von 1667 sehr viele ausländische Manufakturwaren mit hohen Abgaben und stellte so sein Merkantil- oder Manufaktursystem in's Leben. Denn, um der städtischen Betriebsamkeit förderlich zu sein, hemmte er die ländliche; Getraide und alle andere rohe Produkte durften nicht ausgeführt werden, damit der Städter wohlfeilen Markt habe, und die fremden Fabrik- und Manufakturwaren wurden nicht eingelassen. Auf diese Weise bekam Frankreich das Prohibitiosystem mit den tausendfachen Plagen aller Sperrgesetze, und es hat sich bis diesen Augenblick noch nicht wies der davon frei gemacht. Colbert sahe ein sehr anlockendes Vorbild an England. Hatte nicht die Königinn Elisabeth durch Prohibitivgesetze die Gewerbeindustrie, nicht Cromwel durch die Navis gazionsakte die Seeherrschaft Großbritanniens begründet? Was Wunder, wenn alle übrige Staten eben so schnell emporblühen wollten, wie England und wie Frankreich! Im Brandenburgischen waren erst seit Johann Cicero ganz allmålig Fabriken und Manufakturen entstanden); sie waren noch wenig bedeutend unter den beiden ersten Königen, welche dem Handelssysteme folgten.

1) Friedrich Des Moeurs et des Coutumes. Epoque troisième.

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Den 24. Mai 1719 wurde die Ausfuhr der Wolle aufs Neue nachdrücklich verboten. Die Bahn war auch für Preußen gebros chen und Friedrich dachte, indem er die Ausfuhr des Baren als das Schlimmste ansahe, was einem Lande begegnen könne, bis an sein Lebensende den Mitteln nach, wie alle Bedürfnisse möglichst in den Gränzen des eigenen Gebietes befriedigt, Metallgeld, aber erworben werden könne. Mit Recht feiert der Verein zur Befördes rung des Gewerbfleißes in Preußen, zu Berlin den 29. April 1820 gestiftet, den 24. Januar als seinen Jahrestag, weil Friedrich der Begründer und der kräftige Beschüßer des preußischen Gewerbe fleißes war. Mit Macht wurden, sobald er den Thron bestiegen, Fabriken und Manufakturen geschaffen und durch sehr bedeutende Mittel, wie durch allerlei Vorrechte ermuntert. Daß, indem die Gewerbetreibenden begünstigt wurden, die Ackerbauenden in der Ausfuhr roher Stoffe, die Verbrauchenden in der Wahl des Marktes beschränkt, also gegen jene benachtheiliget wurden; das mochte vor 80 Jahren, auf weit geringerer Bedürfniss- und Bildungsstufe vielleicht weniger bedenklich erscheinen. Auch seßte der König, wie darüber, so auch über den Streit der Schulen sich hinweg. Denn, bei seinem Tode finden wir den ganzen Kreis aller der Ideen ers schöpft, welche wesentlich auf dem Gebiete der Statshaushaltungswis senschaft erscheinen können. Dr. Quesnay machte die politische Ökonomie zu seinem Lieblingsstudium und wurde der Meister der soge, nannten Ökonomisten oder Physiokraten, indem er, seit 1758, ge gen das Handelssystem lehrte, daß der Boden die einzige Quelle des reinen Ertrages sei und daß also auch dieser reine Ertrag allein und unmittelbar besteuert werden müsse; Quesnay und seine Anhänger La Riviere, Marquis de Mirabeau und Turgot wollten aber auch die Landwirthschaft, als die einzige produktive Arbeit, mehr als Manufakturen und auswärtige Handlung begünstigen. Mit dieser Schule machte Adam Smith auf seinen Reisen in Frankreich Bekanntschaft und schon im Jahre 1776 erschien sein unsterbliches Werk,,Nature and causes of the wealth of nations," welches weder Kaufleute, Manufakturisten und Handwerker, noch Landeigner und Landbauer die fruchtbare oder unfruchtbare Klasse nennt ihm ist jede Arbeit fruchtbar, weshalb sein System das ponokratische genannt wird. In Königsberg verkündigte

ein Profeffor Friedrichs 2., der treffliche Kraus '), seit 1781 die neue Lehre mit so siegreichem Erfolge, daß dieselbe, ehe ein Menschenalter verfloss, seinem Vaterlande zu Gute kommen konnte.' Denn, obgleich Napoleon durch Ferrier die Handelssperre hatte vertheidigen lassen, obgleich alle europäische Staten sie noch als heilbringendes Gesetz aufrecht halten; so wagte allein Preußen, von einleuchtender Theorie geleitet, den 26. Mai 1818 die Freiheit des Handels auszusprechen. Alle Monopole find seitdem vernichtet, bis auf das des Salzes, der Spielkarten und des Bernsteins, welche die Regirung sich noch vorbehalten. Man muss Ferber's Beiträge) genau kennen, um den Unterschied zwischen freiem und gesperrtem Handel im Preußischen schon im ersten Jahrzehend der Erlösung zu würdigen. Weit entfernt, der inländischen Betriebsamkeit zu schaden, hat dieselbe vielmehr, durch den freien Verkehr zu Fortschritten getrieben, auf den entferntesten Märkten im Wettkampfe mit altgeübten Mitbewerbern, den Sieg davon getragen.

Daß der große König so rücksichtslosen Gebrauch der Kräfte jedes Einzelnen nicht erlaubte, ist ihm, bei dem helleren Lichte des großartigen · Statshaushaltes in unsern Tagen oft hart zum Vorwurfe gemacht worden. Wir mögen ihn hier weder loben noch tadeln deshalb. Denn, um dies mit gutem Erfolge zu wagen, müsste die ganze Lage des Königs, bis in die einzelnen Zweige hinein, verfolgt und im Vergleiche mit der Gegenwart dargelegt werden, welche der herrlichsten Manufakturblüte sich erfreut, während ein Jahrhundert früher kaum die ersten Keime dazu sichtbar waren: sodaß Preußen damals seine rohen Erzeugnisse wohlfeil in die Fremde verkaufte, um eben daher seine Fabrik- und Manufak turwaren aufs Theuerste zu beziehen. Möglich, daß bei einer sol |

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1) S. Statswirthschaft hat der Oberpräsident v. Auerswald, Kdnigsberg 1808, in 5 Bånden herausgegeben.

2) Ferber Beiträge zur Kenntniss des gewerblichen und kommerziellen Zustandes der preuß. Monarchie. Aus amtlichen Quellen. Berlin 1829. 300 Seiten in 8. Derselbe Verfasser hat 1830 in der spenerschen Zeitung Nr. 51 und Nr. 103 die Gründe für freien Handels- und Ge= | werbeverkehr gegen die 1822 in Russland eingeführte, auch in England und Frankreich noch herrschende prohibitive Gewerb- und Handelspolitik umständlich erörtert.

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