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Und wirklich zälte die ganze Gallerie') von Sans - Souci, deren Bau im Januar 1755 befohlen wurde, unter ihren 172 Gemåls den, nur sieben französische, aus der deutschen Schule kein eins ziges; den Kern der berühmten Sammlung bildeten die Italianer und Niederländer. Doch beschäftigte Friedrich in den späteren Jahren die einheimischen Künstler: Rode, Frisch, die Theerbusch; vor, dem siebenjährigen Kriege fand Antoine Pesne bei Hofe viele Aufträge, welcher auch die schönsten Bilder vom Könige geliefert, der nie einem Maler gesessen, obgleich er seine Portraits oft an Freunde verschenkt hat. Pesne's bestes Gemålde des Königs haben die besten Kupferstecher, Schmidt 2) und Wille durch ihren Grabstichel nachgebildet. Schmidt war 1712 in Berlin geboren ünd in Paris so hervorragend, daß die französische Akademie ihn 1742, obgleich er als Protestant Alles wider sich hatte, dennoch zu ihrem Mitgliede aufnahm. In solchen Ehren fand der Baron v. Knobelsdorf den großen Kupferstecher in der Fremde wieder, mit wel chem er auf der vaterländischen Akademie in derselben Klasse ges zeichnet. Das gab Anlass, daß Schmidt den 2. Oft. 1744 auf des Königs schmeichelhaften Ruf nach Berlin zurückkehrte, der ihm auch die Kupferstiche und Vignetten zu seinen poetischen und historischen Werken auftrug.

Auf die Stempelschneidekunst wandte Friedrich nichts; die schönsten Denkmünzen haben die Holländer zu seinem Ruhme geprägt; doch wurde ein reiches Münzkabinet angeschafft.

Für den Tanz und Gesang wurde in der Fremde mit gros Ben Kosten geworben. Schon zu Anfange des Jahres 1741 kas men die Sängerinnen Farinella und Laura in Berlin an; dem Sånger Pinti ließ der König durch Algarotti, in einem Briefe

1) Aus Friedrichs Briefe an d'Argens vom März 1760 (der 85. Brief) ersieht man, daß der König damals noch Gemälde, auch einen Corregio suchte; den 7. Jun 1760 schreibt d'Argens ihm, daß alle Berliner von Geschmack nach Potsdam reisen, die Gallerie zu sehen; d'Argens den 23. März 1761 aus Berlin: daß er in Sans-Souci ́gewesen, daß die Gallerie nun ganz fertig sei und eine herrliche WirFung thuc.

2) 1746 in 8; Wille's Blatt ist in Fol. Von Pesne ist kein einziges Bild im Museum! Er ftarb 1757.

aus Chrudim, 1742, 4000 Thaler bieten; Johanna Aftrua aus Turin wurde 1747 mit 6000 Thalern angestellt. Unter den Tänzerinnen ragten die Roland und die noch berühmtere Barbarina bers vor, welche im Jahre 1742 so von den Berlinern verherrlicht wurde, wie in den neuesten Zeiten nur irgend eine ähnliche Künstlerinn es erlebt hat. Sie war, auch durch seltene Schönheit und Anmuth die Zierde des Ballets, wie Salimbeni für den größten Sånger in Europa galt.

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Die erste Oper '), welche Berlin sahe, war Rodelinde, von Graun, aufgeführt den 13. Dezember 1741 auf dem kleinen Schlosstheater. Auf diesem, nach Beendigung des Opernhauses, sogenannten,,Kleinen Theater" im Schlosse, welches zum Intermezzo oder der italiånischen Operette und zu den französischen Vorstellungen bestimmt war, führte der Hof selbst, weil die frans zösischen Schauspieler noch nicht da waren, den 2. März 1742 ,, Le dehors trompeur" auf. Das größte Interesse für den Kdnig behielten die italiänischen Opern, als deren dritte in Berlin ,, La Clemenza di Tito" von Hasse, im Januar 1743 gegeben wurde 2).

Auch schrieb der König gern selbst für das Theater Musiken oder Texte. Einzelne Arien hat er zu drei italiånischen Schåferspielen komponirt: 1747 nåmlich zu,,Il ne pastore," welches im August zu einem außerordentlichen Sommervergnügen dem Hofe in Charlottenburg gegeben wurde und in welchem die Astrua sich ungemein hervorthat. Friedrich hatte die Sinfonie und zwei Arien gefeßt; das übrige war von Graun, von Quanz und von Nichelmann; eben so hat er an Galatea und Acide Antheil, welches im August 1748 zu Potsdam aufgeführt wurde; endlich an dem Pastorale,, Trionfo della fedelta," im August

1) Alle zu Friedrichs Zeit in Berlin aufgeführte Opern findet man ge= nau angegeben in (Borchmann) Briefe zur Erinnerung an merkwürdige Zeiten und rühmliche Personen. Berlin bei Spener Bd. 1. 1778 und Bd. 3. 1788, welcher,,Briefe über Merkwürdigkeiten von Statsund Kriegesgeschichte“ betitelt ist.

2) Über Friedrichs Verhältniss zur deutschen Redekunst wird der 3. Band unsers Werkes einen verbesserten Abdruck des Auffahes enthalten, den. wir darüber in v. Ledebur's Archiv. 1832 Monar April mitgetheilt.

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1753 in Potsdam aufgeführt; auch hat er für eine Sopran, und Altstimme (der Sånger Paolino und Porporino) eine Kantate, gemacht. Über feine Texte zu den Opern Coriolan für das Jahr 1749, Iphigenie für das Jahr 1748, zu einer Operette für das Jahr 1752, zur Oper Montezuma für das Jahr 1753 und zu einer neuen Oper für das Jahr 1755 unterhält der König sich mit Vergnügen in dem Briefwechsel mit Algarotti '). Die Oper Mes rope, Graun's Schwanengesang, hatte Friedrich nach Voltaire's Trauerspiel 1755 bearbeitet; sie war die lehte vor dem siebenjåhrigen Kriege und die erste im Jahre 1764 nach dem Frieden 2).

Zu Cåsarions Hochzeit im Nov. 1742′ dichtete der König eine Komödie in drei Akten,, L'Ecole du Monde."

Oper und Schauspiel sollten auch die Hoffeste schmücken hel fen, welche Friedrich mit wahrhaft fürstlicher Pracht feierte. Ganz besonders glänzend nahm der Winter 1743 in Berlin sich aus mit Bällen, Wirthschaften, Schlittenfahrten, Vermummungen und mit allerlei Schauspiel. Den 2. Dezember wurde das goldene Tas felgeråthe, 1,300,000 Thaler an Werthe, zum ersten Male ges braucht, als die regirende Königinn mit der Königinn-Mutter beim Könige speiste. Im folgenden Jahre wurde die Braut des Großfürsten Peter, die nachherige Kaiserinn Katherine 2., welche in Gesellschaft ihrer Mutter, der Fürstinn von Anhalt-Zerbst, Bers lin berührte, mit großen Ehrenfesten empfangen. Den 16. Jul 1746 blies der König ein Flötenkonzert als Ouverture zu Racine's Trauerspiel Britannicus, welches die Prinzess Amalie, Fräulein von Bredow, Fräulein von Viereck, Baron von Bielfeld, der Prinz von Preußen, Prinz Heinrich und Prinz Ferdinand von Braunschweig vor dem Hofe aufführten3). Den 25. August 1750 Abends acht Uhr ließ der König seiner Schwester von Baireuth zu Ehren *),

1) S. 120. 122. 161. 172. 185.

2) Histor. Schilderung S. 223,

3) Den 2. Okt. 1750 wurde Rome sauvée aufgeführt, wobei Voltaire mitspielte; f. Formey Souvenirs T. 1. p. 229.

4) (Formey) Journal historique des fêtes que le Roi a donné à Potsdam, à Charlottenburg et à Berlin, à l'occasion de l'arrivée de leurs Altesses Royales et Sereniss. de Brandebourg-Bareuth au Mois d'Août 1750. Berlin. 4.

im Luftgarten bei einer Erleuchtung von unzähligen Lampen, ein großes Karuffelreiten anstellen, welches am 27. wiederholt wurde: die Quadrille der Römer wurde geführt von dem Prinzen von Preußen; die der Karthager von Prinz Heinrich, die der Griechen von Prinz Ferdinand; die der Perser von Markgraf Karl. Für die zahlreichen Zuschauer waren Gerüste erbaut; Prinzess Amalie. vertheilte, nach dem Urtheile der viev Kampfrichter, den Dank: drei Ringe, in Gestalt von Herzen gefasst und ein Par brillantene Hemdeknöpfe. Voltaire fang von diesem Feste:

Jamais dans Athènes et dans Rome,

On n'eut ni de plus beaux jeux, ni de plus dignes prix.
J'ai vu les fils de Mars sous les traits de Pâris,

Et Vénus, qui donnait la Pomme.

So sehen wir Friedrich in den jüngeren Jahren Anmuth und Glanz über seinen Hof verbreiten. Er verstand es, weise zu spa

aber auch weise von dem überflüssigen wieder auszuströmen. In dieser früheren Lebenszeit findet er so großes Behagen am Schauspiele, daß er selbst die Theaterproben besuchte, mit Tånzern und Sängern sprach; Manches eigends anordnete; ja der vielbes fungenen Barbarina bisweilen die Ehre erwies, in einer kleinen, vertraulichen Gesellschaft bei ihr zu Abend zu speisen. Sie ist die einzige Frau gewesen, von der, freilich auch nur ungegründete Ges rüchte sagten, daß sie des Königs besondere Zuneigung ') genossen.

Haben wir bis ins Einzelne hier des Königs Lustbarkeiten gedacht; so erinnern wir auch an das treffende Wort, welches er dem Grafen Zierotin den 16. Oktober 1772 schrieb:,,Les spectacles doivent me servir d'amusement, et non pas me donner d'occupations serieuses)." Das war eben das Großartige in

1) Denina Essai sur la vie et le règne de Fr. II. Chap. 13. p. 114. Ein ungemein theilnehmender Freund unsers Werkes hat Briefe von dem Könige an die Barbarina gesehen, in welchen er sie „ charmante Barbarina" nennt und ihre ,, beaux yeux" rühmt. Die kürzlich verftorbene Gräfinn Dinhoff geb. Schwerin, geb. 1764 hat in den Achtziger Jahren durch ihre außerordentliche Schönheit auf Friedrich gro= Een Eindruck gemacht; in jüngeren Jahren eben so Fräulein v. Tettau, von dem Hofftate der regirenden Königinn. S. Küßter in Salderus Leben. Berlin 1793, S. 55.

2) v. Holtei Monatliche Beiträge zur Geschichte dramatischer Kunst und Li

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Friedrich's Leben, daß jeder Tag seine Sorgen, aber auch seine Genüsse hatte, und daß in den Sorgen die Freude und in der Freude die Sorge nicht unterging; Lust und Schmerz erhielten dem erhabenen Dasein das schöne Ebenmaß und Gleichgewicht. So werden in dieser Zeit fröhlichen Jubels Festungen gebaut; das Heer verstärkt, geübt, verbessert; Kriegesvorråthe aller Art gemehrt. ¡

Die Wasserfahrt zwischen Berlin und Magdeburg um die Hälfte zu verkürzen, wurde 1743 bis 45 der Plauensche Kanal, 8655 Ruthen lang gegraben, der aus der Elbe bei Parei über Genthin in die Havel bei Plaue führt. Gleichzeitig ließ der Kdnig, um Havel und Oder nåher zu verbinden, den Finowkanal bauen, von Liebenwalde bis Oderberg, 12,508 Ruthen lang. Die Kanalschleuse bei Neustadt - Eberswalde wurde 1744 bis 46 vollendet; so daß den 16. Jun 1746 das erste Schiff mit hundert Tonnen Salz die Fahrt aus der Havel nach der Oder machen konnte, 1751 waren schon 16 Schleusen fertig; die lette, 17., bei Liepe, wurde 1767 massiv gebaut. Durch diese beiden wichtigen Kanäle *) war die ununterbrochene Schifffahrt von Schlesien aus bis in die Nordsee und aus der Elbe in die Ostsee bewirkt.

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1740 wurde der Swinekanal gebaut, Swineminde zum Has fen geschaffen und dadurch 1746 die Gründung der gleichnamigen Stadt veranlasst 2), welche, von der Regirung auf alle Weise be günstigt und beschenkt, 1764 schon 155 Familien zålte und eine vereidete Bürgerschaft bildete. Noch wesentlicher war es, daß durch die Reinigung des Hafens von Swinemünde und die Heruntersetzung der Oderzölle gegen die Elbzölle, Stettin vom Könige zu einer sehr bedeutenden Handelsstadt. emporgehoben wurde. Auch

teratur. 2. Bd. 1. Heft. Berlin 1828. Zierotin folgte 1771 dem Baron
Schwerk als Directeur des Spectacles; Baroit Pölnik hatte den
Posten kurze Zeit bis 1742 verwaltet. In der Epistel an Schwerß
,, Sur les plaisirs" giebt der König sein Glaubensbekenntniff über die
Theaterlußbarkeiten und schließt:

,, Schwertz, de vos vains plaisirs on ne doit s'occuper,
Que lorsque du travail il faut, se dissiper. "

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1) Von der Wichtigkeit des Finowkanals f. Bellermann Geschichte v. Neustadt - Eberswalde. Berlin bei Nauc 1829. S. 47.

2) Brüggemann Beschreibung von Pommern. 1, Theil S. 246.

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