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chim Friedrich den Namen „Zur heiligen Dreifaltigkeit“ und die Würde einer Oberpfarrkirche erhalten, 1613 endlich reformirt ges worden war.

Der neue Dom am Lustgarten, von Johann Boumann gebaut, wurde den 6. Sept. 1750 eingeweiht von dem Hofprediger Sack durch eine Predigt (über 1. Petri 2, 5),, Von dem wahren Gottesdienste der Christen." Diese Predigt') ist dem Prinzen Friedrich von Preußen gewidmet, welcher der Einweihung beiwohnte. Der Redner behandelt, auch in der Zueignung, den Gedanken hauptsächlich, daß der öffentliche Gottes. dienst” eine Pflicht des Menschen sei.

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Da Kurfürst Joachim II. die alte Domkirche zum Erbbegråbnisse des regirenden Hauses bestimmt hatte; so nahm der neue Dom schon im Januar 1750 die Leichname der entschlafenen Mitglieder desselben auf. Der König war bei der Beiseßung zugegen, ließ den Sarg des großen Kurfürsten öffnen, betrachtete das noch ganz kenntliche Gesicht desselben schweigend; Thränen neßten seine Augen; er ergriff die Hand des theuren Ahnherrn und sagte in Begeisterung zu seinem Gefolge:,, Messieurs, der hat viel ges than!" Auch an manchen andern Orten hat Friedrich es auss gesprochen, wie viel er auf diesen seltenen Vorgänger gehalten: in den brandenburgischen Denkwürdigkeiten, wo Friedrich Wilhelm glänzend mit Ludwig 14. verglichen wird; in der poetischen Epistel an den Prinzen August Wilhelm; auch in dem dritten Gesange der „Kriegskunst.“ Überall wird dieser erhabene Fürst als das leuchtendste Vorbild aufgestellt für die Prinzen seines Stammes. Auf seinen Großvater hielt Friedrich nichts: in den Denkwürdigkeiten zur brandenburgischen Geschichte lässt er ein strenges Gericht über ihn ergehen 2), und die von dem größen Schlüter 1697 modellirte und von Jakobi in Erz gegossene Fußbildsäule, welche den 14. Mai

1) Berlin, bei Michaelis. 48 S. 8.

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2) In dem Leben feines Großvaters. In der Abhandlung Des Moeurs et des coutumes etc. heißt es: Ce Roi, qui avoit fondé une Académie par complaisance pour son épouse, entretenoit des Bouffons pour satisfaire à sa propre inclination. “

1728 auf dem Molkenmarkte war aufgestellt worden '), wurde 1744 bei Seite geschafft 2).

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Noch müssen wir der schönen katholischen, der heiligen Hedwig geweiheten Kirche gedenken. Die katholischen Glaubensges nossen hatten in Berlin bisher nur eine Hauskirche (Krausenstraße Nr. 47). Da fiel der Pater Mecenati), Karmelitermönch und Prediger in Berlin, auf den Gedanken, einen prachtvollen Tempel zu bauen. In der königlichen Erlaubniss vom 22. Nov. 1746 heißt es: Wir verleihen und erlauben hiemit, daß die erwähnten Römisch-Katholischen zu ihrem freien und ungehinderten Gottesdienst eine Kirche, so groß als sie solche immer has ben wollen, oder können, mit einem oder mehreren Thürmen, grbßen und kleinen Glocken c. ohne einigen Vorbehalt oder Widerrede bauen dürfen. Zum Zeichen Unserer königlichen Gnade und Wohlwollen schenken und verleihen Wir ihnen ohne Entgeld einen anståndigen und erforderlichen Plaß, welcher durch Unsern Kommissarium und ihre besonders hierzu benannten Abgeordneten auss gesuchet werden foll"). Der König gab auch einen Theil der Baumaterialien zu Hülfe. Die nöthigen Gelder brachte die Ges meinde theils unter sich, theils durch Sammlungen in Italien und den übrigen katholischen Ländern auf; Rom allein steuerte 57,580 Thaler bei, Spanien 18,113 Thaler, der Dominikanerorden 5000 Thaler und der Kardinal Quirini, welcher auch eine schöne Bildfäule der h. Hedwig verehrte, 8086 Thaler. Die Baumeister Büring und le Geay machten die Zeichnung nach der Maria rotunda, dem alten Pantheon in Rom und führten den Bau aus; auch Boumann der Vater hat noch daran gebaut. Der Grunds stein war den 13. Jul 1747 von dem Gouvernör von Berlin, Grafen Hacke, in des Königs Namen gelegt worden. Auf diese Begebenheit hatte man eine Denkmünze geprägt mit dem Brust bilde des Königs auf der Einen und mit der Inschrift,, Fautori

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1) Mémoires du Baron de Poelĺnitz. 2. édit. Amsterd. 1735. p. 10. 2) 1802 in Königsberg aufgestellt. Die Sklaven, welche der Bildsåule zu Füßen lagen, sind im Berliner Zeughause geblieben.

3) Mecenati, aus Padua, starb 1747.

4) Das ganze Patent hat Mylius C. C. Contin. IV. p. 311..

suo Religio Romano-Catholica. Die 13. Jul." auf der andern Seite.

Pabst Benedikt 14. hielt dieser wichtigen Begebenheit wegen eine besondere Rede') im Kardinalskölleg und sagte: „In denjes nigen Låndern, welche unter der Herrschaft des brandenburgischen Hauses sich befinden, sind auch nach dem westphälischen Friedensschlusse annoch einige Spuren der katholischen Religion übrig geblieben, und besonders hålt sich zu Berlin kein geringer Haufe der Katholiken auf. In dem Rechnungsbuche der heiligen Congregatio de propaganda fide finden sich viele Exempel derjenigen Wohlthaten, welche die Regenten sothaner Lånder sowohl den Katholis ken als auch den Missionarien erwiesen haben, ohngeachtet sie selbst von der Gemeinschaft abgewichen sind. Der gegenwärtig regirende Herr scheint das Wohlwollen seiner Familie gegen die Katholiken gleichfalls geerbet zu haben."

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Vielleicht bemerkt der Leser in der mitgetheilten Stelle, welche der Ausdruck freudiger Gefühle sein soll, doch eine gewisse ångstliche Zurückhaltung da, wo es eben darauf, ankommt Friedrich als König in Preußen" zu nennen. Soweit glaubte damals noch ein Pabst als solcher sich nicht vergessen zu dürfen: ja, uns schicklich, um keinen stärkeren Ausdruck zu wählen, führte der rdmische Statskalender die Könige von Preußen bis zum Jahre 1787 nur als Marchese von Brandenburg auf, indem der h. Vater ihnen den Königstitel versagte 2). Auch konnte das untrügliche Oberhaupt des alleinseligmachenden Glaubens nicht unmittelbar an einen Keßerregenten schreiben. Aber, eine gewisse innere Stimme gebot doch, wenigstens mittelbar eine artige Wendung zu machen. Nun fand sich Graf Algarotti, wohldenkender Katholik und Freund des Philosophen von Sans-Souci, als bequemes Sprachrohr. Ihm wenden Pabst und Kardinåle schmeichelhafte Worte für Friedrich zu und durch ihn erwidert dieser das Verbindlichste. Davon zeugen vorzüglich sechs Briefe aus den Jahren 1751 und 53 in

1) Fortgesette Sammlung von alten und neuen theologischen Sachen. 1747. S. 621; Mercure historique et politique de la Haye. T. 124. p. 29.

2) Berlinische Monatschrift. 1787. März. S. 299.

Algarotti's Briefwechsel mit dem Könige, welcher seinem scheidens den Freunde im Februar 1753 noch nachruft: „J'ai oublié de vous dire que si vous allez à Rome, il convient de faire au Pape un compliment très-poli de ma part, et de lui recommander nôtre eglise à Berlin." Das bezog sich auf die noch sehr fehlenden Geldhülfen, für welche der Pabst unermüdlich zu milden Beiträgen ermunterte. Der Bau war so kostspielig als großartig. Im Jahre 1754 waren schon 100,321 Thaler verwandt; es fehlten noch immer gegen 30,000 Thaler. So konnte erst 1773 den 1. Nov. das Gotteshaus durch den Fürftbischof vom Ermelande Grafen Kraficky eingeweihet werden'). Der Prinz von Preußen, Prinz Friedrich von Braunschweig und der Landgraf von Hessen-Darmstadt wohnten der Feierlichkeit bei, welche grade an dem Tage begangen wurde, an welchem 233 Jahre zuvor die katholische Religion war abgeschafft worden. Der Körper der h. Hedwig, weiland Herzoginn von Schlesien, wurde aus dem Kloster Trebnik nach Berlin gebracht.

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Wie für den eigenen nächsten Bedarf der König weiter im . Großen gebaut, wird unten an seinem Orte vorkommen. Wie er die Hauptstädte durch bequeme Wohnhäuser verschönert, gehört in die besondere Geschichte. Nebenbei sorgte er auch für Gebäude mittlerer Größe, zum allgemeinen Nußen und zu vaterländischen Zwecken: In Potsdam baute er 1771 das Militärwaisenhaus neu von Steinen auf für 244,300 Thaler '); 1774 für 21,000 Thaler ein Armenhaus, zugleich Lazareth und Hospital, mit der Inschrift: „Fridericus Rex civibus egenis;" 1780 wurde an demselben Orte das Gebäude beendigt, welches der König für die 1722 von Splitgerber und Daum errichtete Gewehrfabrik bestimmt hatte: Officina Vulcani, Marti sacra;" das Landarmenhaus zu Kreuzburg in Schlesien, zu welchem Friedrich aus landesvåter lichem Herzen 100,000 Thaler gab3), führt die schöne Inschrift:

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1) Geschichte und Beschreibung der neu erbauten kathol. Kirche zu St. Hedwig in Berlin. Berlin bei Haude u. Spener, s. a. 72 S. 8.

2) Merkwürdigkeiten von Potsdam. Potsdam bei Horvath 1798. 3) Unter der Bedingung, daß darin einige Oberoffiziere und Gemeine anständig untergebracht würden.

Friedr. d. Gr. I.

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,, Miseris Meliora Fridericus M. 1778. Den 3. August 1776 legte G. M. v. Buddenbrock den Grundstein zu dem berliner Kadettenhause,,, Martis et Minervae alumnis" geweiht. Den Wissenschaften wurde 1775 ein umfassenderes Bibliothekgebäude,,Nutrimentum spiritus" ") gewidmet.

Für die Bildhauerkunst sorgte Friedrich theils durch die antiken Bildhauerwerke, welche er durch den kursächsischen Geheimenrath und Gesandten Bianconi in Rom anschaffte, theils 1742 durch den Ankauf der Antikensammlung des französischen Diplo. maten Kardinals von Polignac 2), welche beide den Stamm der Bildhauerwerke des königlichen Museums in Berlin bilden. - In Potsdam wurde 1768 durch v. Gontard, nach des Königs eigenen Skizzen, der Antikentempel aufgeführt, die unschäßbare Sammlung geschnittener Steine aufzunehmen, welche Baron Stosch bei seinem langen Aufenthalte in Italien zusammengebracht 3).

über des Königs Geschmack in der Malerei zeugen zwei Briefstellen: an Darget, den 4. Dezember 1754, „Ich kaufe gegenwärtig gern Rubens', van Dyk's, mit Einem Worte Gemålde von großen Meistern der niederländischen und französischen Schule." Grade zehn Jahre später, in dem letzten Briefe an Algarotti:,,Je desire de tout mon coeur, que Vous puissiez revenir dans ce pays-ci. Je Vous montrerai alors une collection que j'ai faite de tableaux de Vos compatriotes. Je dis à leur égard et à celui des peintres français ce que Boileau disait des poëtes: jeune j'aimois Ovide, vieux j'estime Virgile."

1) Friedrich fragte Q. Icilius, wie,,Nourriture de l'esprit" im Lateinischen zu geben wåre; dieser, welchem das Pabulum animi nicht gleich gegenwärtig war, sagte Nutrimentum spiritus. S. Ebert Überlieferungen zur Geschichte, Litteratur und Kunst. Bd. 2. Stück 1. 6.44.

2) Etat et description des Statues, bustes etc. assemblés p. feu Mr. le Cardinal de Polignac. Paris 1752. 8.

3) (Winkelmann) Description des pièrres gravées du feu Baron de Stosch. Florence 1749. Diese aus 3442 Stücken bestehende Sammlung (das größte Kabinet fast in der Welt," sagt Winkelmann in feinem Briefe an Berendis vom 5. Febr. 1758) ist gegenwärtig eine Hauptzierde des Museums in Berlin.

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