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Bild') von Pesne, auf welchem der dreijährige Kronprinz die Trommel schlägt und seine Schwester danach marschirt; hinter beiden der Kammer Mohr mit dem Schirm. Wie in der Kindheit die gemeinsamen Spiele, im reiferen Alter die gleichen Gesinnungen ihre Herzen verbanden; so übten beide in den Unterrichtsjahren um die Wette den französischen Stil'); denn auch die Prins zess Wilhelmine wurde spåterhin der besonderen Führung einer Auslånderinn, der Tochter des Geschichtsschreibers Leti, eines Italiås ners anvertraut, einer hartherzigen Person.

So wenig Friedrich je die französische Rechtschreibung sich aneignete, so viel Sorgfalt wandte er doch, bis an sein Ende, auf eine schöne Schreibart, wovon die eigenen Verbesserungen in den Handschriften seiner Werke und die neuen Auflagen derselben zeugen. Und hierin war sein scharfsinniger Fleiß so glücklich, daß er selbst gegen Voltaire als Kunstrichter in Sprachsachen siegreich auftres ten durfte,3). Wenn aber Frankreich den großen König seinen Klassikern beizählt, so thut es daran sehr recht, weil Månner, die, gleich Cåsar und Friedrich, ihren Geist in ihren Werken niederlegen, auch zu den Helden in der Sprache gezählt werden müssen.

Vom Italiänischen verstand Friedrich so viel, daß er den Mes tastasio in der Urschrift lesen konnte. Darum schickte Algarotti ihm den 19, Februar 1751 einen italiånischen Brief von Pabst Benedikt dem 14. zur Ansicht; aber Friedrich sagt selbst zu dem felben Italiåner in einem Briefe vom 19. September 1749, als Alagrotti ihm die neue Ausgabe seines Neutonianismo per le donne versprochen hatte: ,,J'aime mieux vous entendre, que de vous lire dans une langue que je ne suis qu'en hésitant. “

In der Instrukzion vom 13. August 1718 sagt der König

1) 1789 von D. Cunego zu Berlin in Kupfer geflochen, groß Folio. 2) Die Markgr. v. Baireuth erzählt in den Mémoires T. 1. p. 153., daß der Kronprinz (1729) alle Nachmittage bei ihr zugebracht, im ge= meinschaftlichen Lesen und Schreiben den Geist zu bilden. Stoff zu den schriftlichen Übungen bot,, la clicqne impériale" und selbst der König wurde nicht verschont.

3) s. Friedrich's Briefan Voltaire vom 9. September 1739, in welchem der Kronprinz den Mahomed durchgeht und Verbesserungen im Ausdrucke macht, welche der Dichter in spåteren Ausgaben benußt hat.

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zwar ausdrücklich: Was die lateinische Sprache anbelanget, so foll Mein Sohn solche nicht lernen und will Ich auch nicht, daß Mir einer davon sprechen soll"; indeffen erzålte Friedrich selbst bisweilen'), daß er in seiner ersten Jugend einen Lehrer für die Lateinische Sprache gehabt; daß sein Vater einst dazu gekommen, als derselbe ihn aus der goldenen Bulle übersetzen lassen, und daß der König, als er einige schlechte lateinische Ausdrücke gehöret, zu dem Sprachmeister gesagt: Was machst du Schurke da mit meis nem Sohne?"—"Ihre Majestät, ich explicire dem Prinzen auream bullam."" Der König habe den Stock aufgehoben und gesagt: Ich will dich Schurke auream bullam habe ihn weggejagt und das Latein habe aufgehört. Nachher mag wohl Duhan im Stillen des Lateins sich ein wenig angenommen haben; auch scheinen die Fortschritte nie über das Mittelmäßige hinausgegangen zu sein. Doch führte Friedrich gern lateinische Redensarten, falsch und richtig, im Munde und in der Feder: ,,festina lente; dominus vobiscum; flectamus genua; vale ac fave; non plus ultra; stante pede morire; tot verbas tot spondera; lapsus calami; de gustibus non est disputandus; beati posedentes; beatus pauperes spiritus; compille intrare; ex nihilo fit nihil; quod bene notandum; post mortem nihil est; facie ad faciem; an Voltaire den 21. Jun 1760,,o tempora, o mores! vous voyez, que je n'oublie pas mon latin; —" an d'Argens, den 18. September 1760 In vielen kleinen Vorfållen habe ich Glück gehabt, und ich hätte große Lust, mir den Walspruch zu wålen: maximus in minimis et minimus in maximis; "1780 in der Schrift de la littérature allemande :"< ,,Caesar non est super grammaticos; -"in einem Briefe an Duhan vom 12. Jun 1738: Je me contente de dire avec Lucrèce: Felix qui potuit rerum cognoscere causas!" an Voltaire, den 10. Oktober 1739:,, Dites avec Horace: In virtute mea involvo." Auch pflegte Friedrich für seine Werke lateinische Denksprüche zu wählen; so hat er an die Spiße seines größeren Lehrgedichtes „L'art de la guerre" die Stelle aus Lucrez prius nulli velarunt tempora musae“ gefeßt.

1) f. Büsching's Charakter S. 33.

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Unde

Nach dem bisher Gesagten darf des großen Königs Jugends bildung wohl nicht ganz planvoll genannt werden; daß sie mangelhaft geblieben, spricht er selbst, bei reiferer Ansicht, in einem vertraulichen Briefe an Duhan offen aus 1). Indess gewann er doch Eigenschaften von entschiedenem Werthe: Sparsamkeit, strenge Ordnungsliebe und einen geregelten Fleiß, der die Zeit als das kostbarste Gut auszukaufen wusste: die Grundlage zu allen den Segnungen, welche sein langes Leben aus so gesunden Wurzeln erzeugt hat. Auch der fast blinde Gehorsam, den er leisten musste, hat ihm die Augen geöffnet, und ihn weise regiren lehren; aus den Verirrungen und Leiden mochte er Duldung und Gleichs muth lernen.

In wie sparsamer Haushaltung Friedrich herangewachsen, bezeugen die Vorschriften für seine Tafel in Abwesenheit des Königs. Potsdam, den 22. August 1726 schreibt der Königl. Oberküchenmeister von Holwede an den ersten Gouvernör: Seine K. M. haben allergnädigst an mich befohlen, daß, da S. K. Hoheit der Kronpring in Potsdam bleiben würde, täglich vor Selbigen aus der Küche sollen gegeben werden, des Mittags eine Suppe, worin nicht mehr als zwei Pfund Fleisch sein sollen, ein Fricassée, oder Fisch und dann ein Braten, und so soll auch des Abends anges richtet werden, daß nicht mehr als allemal drei Assietten angerich. tet werden. Zu dem Ende ein Koch aus Berlin hieher kommen soll, welches denn der englische Koch Mathias aus Berlin sein wird, welcher sich täglich bei des Herrn Generals von Finkenstein Excellenz melden wird und allda Ordre erwarten, was er vor des Kronprinzen Hoheit kochen soll 2).

Bei der Reise des Königs nach Preußen im Jahre 1728 wurde den 16. Jun befohlen: Es solle bei dem Kronprinzen nur ordinair für ihn, den Oberküchenmeister von Holwede, den Obersten von Kalkstein und den Major Senning, und höchstens noch für 1) Friedrich an d'Argens, aus dem Lager bei Ottmachau den 25. Jul 1761:,,Sie und Ihres Gleichen lesen Lateinisch, Griechisch, he bräisch u. s. m.; ich hingegen verstehe nur ein wenig Französisch; wo mir nun das nicht aushilft, da bleibe ich in der gröbßten Unwissenheit." Friedrich an Duhan, Rheinsb. den 10. Februar 1738. 2) Cramer, a a. D. S. 29.

sechs Officiere, (wenn sie der Prinz einladen würde) angerichtet werden. Nie sollten mehr als zehn Personen bei dem Prinzen zu Tische sein, und nie mehr Gerichte aufgesetzt werden, als des Mittags vier, und des Abends drei. Ginge der Prinz in ein Privathaus zu Gaste, dann fiele seine Tafel an dem Tage gänzlich aus. Über haupt solle der Oberküchenmeister die möglichste Menage" beobachten').

Diese Anordnungen erscheinen noch sehr üppig gegen die Bes schreibung, welche die Markgråfinn von Baireuth von der eigenen Tafel des Königs giebt.

Den Kronprinzen mehr und mehr für das Kriegeswesen zu ge winnen, wurde kein Mittel übersehen. Donnerstag nach Kantate, den 3. Mai 1725 wurde er, auf der Rückkehr von der Magdeburs ger Revue, zu Plauen, in dem Hause des damaligen Geheimenetatsraths Friedrich von Görne, wo der Hof, weil eben Jahrmarkt war, verweilte, zum Hauptmann ernannt'); das Jahr drauf wurde er Major und, als der Oberstlieutenant Piny von dem Grenadierregimente den 13. August 1726 starb, so bekam er dessen BatailIon und führte es dem Könige am 20. August zur Musterung vor. — Den 24. Januar 1727 wünschte Friedrich Wilhelm dem Kronprins zen zu seinem Geburtstage mit besonders nachdrücklichen Worten Glück; machte ihm auch ein Geschenk an Silbergeschirr. Den 14. März 1728 wurde Friedrich zum Oberstlieutenant befördert; als solcher paradirte er in dem Leibregimente bei der, dem Könige von Polen zu Ehren veranstalteten Musterung im Mai des genannten Jahres.

Um diese Zeit trübten sich allmålig die Verhältnisse zwischen dem Könige und seinem Thronerben. Der Sohn fühlte sich durch das unablässige Einüben der Soldaten, durch seine presshafte. Lage unter den Augen des strenge wachsamen Vaters, der nur seine Lieblingsfreuden: das Waffenhandwerk und die gute Geldwirthschaft, erlaubte, vielfach gequält. Er schmachtete nach edleren Genüssen, die der Pflicht keinen Eintrag thun, dem Leben aber die edlere

1) Förster Jugendiahre S. 44.

2) Siehe Sybel's Nachrichten von dem Städtchen Plauen an der Havel. Berlin 1811. 8. S. 16.

Würze verleihen sollten. Davon hatte Friedrich Wilhelm keine Ahnung. Ihm ‍schwebte nur die Krieger- und Herrscherbestimmung des Kronprinzen nach eigenem Denkbilde vor und was Dem zuwis der erschien, wurde scharf gerichtet. Auch mochte es dem Könige nicht entgehen, daß seines Sohres Leben noch eine andere Richtung nahm, welche allerdings nur zu sehr auf Abwege führte. In eis nem Entschuldigungsbriefe an den König, Sonnabend, Wusters hausen, den 11. Sept. 1728 und in der Antwort darauf offenbart fich das gegenseitige Verhältniss am Anschaulichsten. Friedrich schreibt1): Mein lieber Papa! Ich habe mich lange nicht unterneh men mögen, zu meinem lieben Papa zu kommen, theils weil es mir abgerathen, vornehmlich aber, weil ich mich noch einen schlechtern Empfang, als den ordinåren sollte vermuthen sein, und aus Furcht, meinen lieben Papa mehr mit mein gegenwärtiges Bitten zu vers drüßen, habe es lieber schriftlich thun wollen. Ich bitte also meis nen lieben Papa, mir gnådig zu sein, und kann hiebei versichern, daß nach langem Nachdenken, mein Gewissen mir nicht das Mindeste gezeihet hat, worin ich mich etwas zu reprochiren haben sollte; hätte ich aber wider mein Wissen und Willen gethan, daß meinem lieben Papa verdrossen habe, so bitte ich hiermit unterthänigst um Vergebung, und hoffe, daß mein lieber Papa den grausamen Hass, den ich aus allem seinen Thun genug habe wahrnehmen können, werde fahren lassen; ich könnte mich sonsten gar nicht darin schicken, da ich sonsten immer gedacht habe, einen gnådigen Vater zu haben und ich nun das Contraire sehen sollte. Ich fasse dann das beste Vertrauen, und hoffe, daß mein lieber Papa dieses Alles nachdenken, und mir wieder gnådig sein wird, indessen versichere ich Ihn, daß ich doch mein Tage nicht mit Willen fehlen werde und ungeachtet seiner Ungnade mit unterthänigstem und kindlichstem Respect bin meines lieben Papa getreuester und gehorsamster Diener und Sohn Friedrich. Darauf erhielt er Folgendes ") ́,, Sein eigensinniger, böser Kopf, der nit seinen Vater liebet, dann wann man nun alles thut, absonderlich seinen Vater liebet, so thut man, was er haben will, nit wenn er dabei steht, sondern wenn er nit alles sieht. Zum andern weiß er wohl, daß ich keinen efeminirten Kerl leiden

1) Siehe Cramer S. 33.

2) Cramer S. 34.

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