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Besonders im Anfange, aber auch späterhin hat die Akademie viele deutsche Mitglieder gehabt; der König sahe bloß auf den Werth derselben; und, wo er nur einen namhaften Gelehrten wusste, da suchte er ihn sich zu gewinnen. Es ist wohl bekannt genug, wie viel Mühe er sich gegeben, Haller 1749, dann wieder 1755 in seine Staten zu ziehen: der aber fürchtete Friedrich's vermeins ten Atheismus, blieb in Göttingen und machte obenein im Usong einen matten Ausfall auf den Weisen von Sans Souci. — Auch Heyne und Michaelis håtte Friedrich gern für sein Reich gewonnen; von jenem wird unten mehr die Rede sein; dieser wurde von d'Alembert dem Könige empfohlen, als er bei der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1759, den Preis für seine Schrift „de l'Influence des opinions sur le langage et du langage sur les opinions" bekommen'). Den Hofprediger Sack, welcher bloß Theolog war, nahm der König 1744 in die Akademie auf, obgleich sie keine theologische Sekzion hatte; auch Süßmilch und Silberschlag waren Akademiker. Nach Eller's Tode wählte die Akademie Marggraf, den größten Chemiker in Europa, an seine Stelle, zum Direktor der physikalischen und chemischen Klaffe, wozu d'Argens den 25. Sept. 1760 des Königs Ges nehmigung nachsuchte.

Damit soll nicht geläugnet werden, wie die Einrichtung der Akademie eine so ganz französische geworden, daß selbst die deuts schen Abhandlungen eines Euler, Lambert, Merian, Schulß und der übrigen Einheimischen für die Denkschriften der Gesellschaft erst in die fremde Sprache übertragen werden mussten. Aber selbst in dieser nicht ganz vollendeten Gestalt leistete des Königs Akademie, namentlich sein immer reger Eifer für dieselbe, dem gründlicheren Anbau der Wissenschaften wesentlichen Vorschub. Ein wie fleißis ges Mitglied Friedrich selber gewesen, davon zeugen die Jahrgånge 1746, 1747 und 1748 der akademischen Denkwürdigkeiten, in denen er, als Geschichtschreiber seines Hauses und Landes, die eiges nen Abhandlungen mitgetheilt hat. Betrachtungen über den Eins fluss der Religion, Sitten und Gebräuche; — über die Fortschritte seiner Nazion in Künsten und Wissenschaften; Bemerkungen

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1) Michaelis Lebensbeschreibung von ihm selbst. Rinteln 1793. S. 96.

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über die Regirungsformen ; über die Gesetze u. a. Auch seine schönen Lobschriften und seine philosophischen Abhandlungen, z. B. über die Selbstliebe," ließ der König durch seine Sekretare Jors dan, Darget, Thiébault öffentlich vorlesen; und in seiner Ode ,, Le Renouvellement de l'Académie des Sciences") hat er gleichsam die Weihe über den gelehrten Gerichtshof ausgespro cben. Einen solchen König nahm die Petersburger Akademie der Wissenschaften, bei ihrer funfzigjährigen Jubelfeier am 29. Dezember 1776, mit allem Rechte zu ihrem Ehrenmitgliede auf, wos für Friedrich sich in einem merkwürdigen Briefe an den Direks tor jener Akademie, den Kammerherrn Grafen Domaschnew bes dankte 2). Die Kaiserinn Katharine war das einzige gekrönte Haupt unter den Ehrenmitgliedern der Akademie in Berlin 3), wels cher anzugehören ein hoher Ruhm war,,, da der König selbst sich den Vorschlag der neuen Mitglieder vorbehielt und damit beinahe rarer that, als mit seinem gelben Bande" *).

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Mit den äußeren Vortheilen, welche der König seiner Akademie bestätigte oder verlieh, wuchs ihr Segen und zum Theil die unmittelbare Aufklärung des Volkes. So half der den 7. März 1744 ihr neu zugesicherte,, privative Verlag des Kalenderwesens “ den Aberglauben verdrången! Den 18. Nov. 1747 wurde der Akademie, zu ihrer Aufnahme, die Zensur aller Druckschriften in den königlichen Länden übertragen "); so das ausschließliche Recht, nicht nur die sämmtlichen Landkarten unter ihrer Aufsicht stechen zu lassen, sondern auch den Verkauf der von ihr nicht genehmigten zu verbieten. Die Akademie machte daher gleich Anstalt, neue Karten herauszugeben, und es erschien 1749 ihr Seeatlas von 13

1) Histoire de l'Ac. Roy. des Sc. et belles lettres. Année 1747. A Berlin 1749. p. 5.

2) Historisches Portefeuille 1783. I. 517,

3) Sie wurde den 21. Januar 1768 aufgenommen. Ihre Danksagung findet man in Moser's Europ. Völkerr. Thl. 1. S. 356. Die ruff. Kaiserinn hatte der Ak. d. W., wie dem Könige, 1767, ihre „Instrukzion zur Verfertigung der Gefeße vom 14. Dez. 1766“ übersandt.

4) Sulzer an Gleim den 4. Dez. 1767.

5) Mylius C. C. Cont. III. p. 295.

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Blatt nebst Instrukzion; darauf ein Atlas von allen Låndern der Erde in 44 Blatt. 1751 bekam die Akademie das Privileg für die von Mylius angefangene Ediktensammlung.

Daß die Künste in Friedrich einen Schußherrn finden wer den, lässt uns sein Leben in Rheinsberg schon ahnen, wo wir Ma ler, Tonkünstler, Baumeister um ihn versammelt sahen. So blieb es auch das übrige Leben.

Des Königs Baulust fand in verschiedenen Gründen reichlichen Stoff. Baute er Anfangs nur zur Nothdurft und um die Arbeiter zu nåhren, welche er zur Erbauung seiner Schlösser ins Land gezogen; so suchte er in spåteren Jahren mit wahrer Prachtliebe die Hauptstådte zu verschönern. Auch den rascheren Geldumlauf und die Betriebsamkeit sollten seine Großbauten zu Wege bringen. Dazu kam, daß Friedrich selbst in diesem Gebiete sich als Sachverständigen kannte. Er wusste seine Entwürfe sehr kråftig zu Papier zu bringen und den Künstlern sich leicht verståndlich zu machen. Die Werke von Piranesi und Panini, fammt den vier Büchern dell' archittetura Italiana von Palladio lagen ihm immter zur Seite, um daraus Vorschriften und Risse für die neuen Gebäude in Berlin und Potsdam zu geben. Diese, oder seine eigenthümlichen Gedanken ins Reine zu zeichnen, den Werkleuten sie deutlich zu machen und die Kostenanschläge zu liefern, ohne die er niemals zu bauen anfing, hatte er besondere Baumeister: von Knobelsdorf'), Diterichs, Boumann, von Gontard u. a., welche in Manger's schäßbarer Baugeschichte von Potsdam 2) genau ges würdigt werden. Jene Männer hatten eine sehr schwere Stellung; denn hier, wie überall, wollte der König, selbst dem sachverständig sten Meister gegenüber, im Rechte sein. Es blieb bei Dem, was er einmal befohlen, obschon die Fehler in der Folge einleuchteten. Die obengenannten vier Baumeister sind alle in Ungnade gefallen; von der andern Seite hat Friedrich für die vielen, Bürgerhåuser,

1) Haudesche Zeitung 1741 vom 30. Mai: „Der Jntendant der Königl. Gebäude, Baron v. Knobelsdorf ist auch zum Direktor der Musik ernannt worden.“

2) Berlin, 1789. 3 Bånde.

welche er seine ganze Regirung hindurch in Berlin und Potsdam bauen ließ, niemals besonderen Dank geerntet ').

Der König befahl zwar, den 5. Febr. 1753, dem Krieges, und Steuerrath Voß in Potsdam, alle Baurechnungen bis zum Jahre 1751 zu verbrennen, weil von solchen Rechnungen weiter kein Gebrauch zu machen sei, er auch nicht eben haben wolle, daß hiernächst Andere wissen, was für Kosten er zu dem Bau in Potsdam verwendet habe“ 2); die Rechnungen sind jedoch nicht vertilgt worden und wir werden unten nachweisen, wie bedeutende Sum men Friedrich, bei aller Sparsamkeit und bei der strengsten und drohendsten Wachsamkeit über die Beamten, auf die Bauten vers wendet.

An den schönsten Prachtbauten in den Hofstätten hatte von Knobelsdorf wesentlichen Antheil. Er hat das Opernhaus aufge führt, zu welchem Prinz Heinrich den 5. Sept. 1741 den Grundstein legte) und welches, den 1. Dez. 1742, mit der Graunschen Oper Kleopatra und Cåsar, wozu der Hofdichter Bottarelli den italiånischen Text geschrieben, eröffnet wurde. Fridericus Rex Appollini et Musis. 1743" ist die von Algarotti angegebene Inschrift des herrlichen Gebäudes *), welches damals 2044 Mens schen fasste.

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Gleichzeitig wurde der neue Flügel am Charlottenburger Schlosse aufgeführt.

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Sans Souci hieß Anfangs das Luftschloss im königlichen Weinberge." Die Anlage der sechs Terrassen befahl der Kdnig den 10. August 1744 dem Baudirektor Diterichs. Zu dem Gebäude entwarf von Knobelsdorf, welcher gern ein Erdgeschoff angebracht håtte, um der Feuchtigkeit vorzukehren und um vòn Unten her eine schönere Ansicht zu gewinnen, ganz nach des Baus herrn Gedanken, die Zeichnung. Den 14. April 1745 wurde der Grundstein gelegt. Die Aufsicht über die Arbeit führte, an Di

1) S. darüber zwei Kabinetsordres in Knuppeln Geist Friedrichs des Einzigen. S. 365.

2) Manger, 3. Bd. S. 551.

3) Haudesche Zeitung 1741. Nr. 107.

4) S. Algarotti's Brief an den König, Dresden den 11. Jul 1742.

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terichs und von Knobelsdorf's Stelle, Boumann weiter; Gårtner Krutisch besorgte die Gartenanlagen. Im folgenden Jahre nannte Friedrich die Besitzung Sans Souci, ließ diese Worte mit vers goldeten Buchstaben an das Mittel der Gartenseite anheften und bezeichnete sich selbst mit dem Namen des Philosophen von SansSouci auf dem Titel der Denkwürdigkeiten zur brandenburgischen Geschichte, welche 1746 im Drucke erschien. Dieses schöne Sors genfrei wurde 1747 bezogen und den 1. Mai bei einer Tafel von 120 Gedecken, worauf Abends ein großes Konzert folgte, einges weiht. Sein erstes Nachtlager hielt der König den 12. Mai in Sans-Souci. In der Epistel an Marquis d'Argens :

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l'hyver décrépit fuit devant le printems," welche den Freund in die ländliche Ruhe einladet, beschreibt der königliche Dichter diesen Sommersiß mit seinen Freuden und Genüssen, wie einst in den schönen Jugendversen das liebliche Rheinsberg seinen Freunden Suhm, Voltaire, Duhan.

1745 wurde, nach Angabe des Ingenieurhauptmanns von Petri, der Bau des Invalidenhauses begonnen, welches 1748 den 15. Nov.,,,Laeso sed invicto militi" (nach Maupertuis' Angabe), feierlich geweiht wurde: ein wohlthätiges Werk, für 600 Mann und 13 Offiziere in drei Kompagnien, mit Weibern und Kindern auf 1000 Seelen, bestimmt. Da der Inländer seinen Gnadenthaler bekam und in die Heimath ging; so sollte hier der Ausländer eine sichere Zuflucht finden. Mit dem Kommando im Invalidene hause beehrte der König wohlverdiente Stabsoffiziere, zuerst den Obersten von Feilißsch, dann Oberstlieut. von Daemke, Oberst von Diezelski, Oberst von Pelchrzim. Für den Gottesdienst sind eine evangelische und eine katholische Kirche bestimmt, welche beide ihs ren eigenen Geistlichen haben.

Auch ein neues Gotteshaus, für die Hof- und Domges meinde, sollte sich erheben. In dem alten Dome, auf dem Schlossplaße zwischen der Brüder- und Breitenstraße, wurde den 16. Jul 1747 zum letzten Male gepredigt, nachdem er in einer Reihe von vier Jahrhunderten die abwechselndsten Schicksale erlebt, von den Dominikanern gestiftet, von Kurfürst Friedrich II. 1469 am Tage Fabian-Sebastian zur Pfarrkirche, und bald darauf zum Domstift erhoben war, durch Joachim II. 1539 lutherisch, 1608 durch Joas

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