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mangeln, wovon besonders sein,,Epitaphe de Voltaire" 1) und die,, Réponse au Congé de Voltaire" ") zeugen. Ob die beis Fende Komödie,, Tantale en Procès“ (über die Geschichte mit den Steuerscheinen und über den Diamanten) vom Könige herrühre, ist zweifelhaft; weniger ungewiss dürfte der Verfasser der „Vie privée du Roi de Prusse" fein. Voltaire hatte schon früher den Commentaire historiqué," eine Art Lebensgeschichte, ohne Nennung seines Namens, herausgegeben, in welchem er auch, ohne gehässige Nebenblicke, seinen Aufenthalt in Berlin erzålt und, freis lich etwas gemildert, die Ursache seiner Heimkehr; was er in Frankfurt Beleidigendes erfahren, wird hier bloß dem unedlen Bes nehmen des Geschäftstrågers beigemessen und dann zum Schlusse bemerkt: Ces détails ne sont jamais sus des Rois. Cette avanture fut bientôt oubliée de part et d'autre, comme de raison. C'étoit une querelle d'amants; les tracasseries de cour passent, mais le caractère d'une belle passion dominante subsiste longtems." Nun meint v. Dohm, ein anderer Verfasser, etwa Beaumarchais, habe auf den Grund dieser gemäßigten ech-. ten Schrift jene schmußige zusammengestellt. Indess dürfte es für solche Annahme an haltbaren Gründen fehlen. Wer sich irgend auf die Kenntniss des Stils versteht, kann durchaus nur Voltaire für den Verfasser der Vie privée halten. Überdies hat Condorcet dieselbe seiner Vie de Voltaire als echt beigefügt. Auch darf man sagen, daß Voltaire es gewesen, der 1760 die bekannte falsche Ausgabe der Gedichte des Königs veranstaltet, wiewohl Andere, ohne Grund gemeint, Bonneville, von welchem weiter unten die Rede sein wird, habe ein Exemplar der Werke des Philosophen von Sans-Souci, die der König 1750 in der eigenen Druckerei, nur für die vertrautesten Freunde und in wenigen Abdrücken hatte abziehen lassen, entwendet und bekannt gemacht. In den Oeuvres du Philosophe de Sans-Souci findet sich aber manches satirische

1) Dieses Epitaphe de V. findet man in Corresp. de Fr. II. avec Algarotti. p. 179 in einem Briefe vom 9. Febr. 1754, nach den Worten; Le fou s'est dit mort à Colmar, pour entendre ce qu'on diroit de lui."

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2) Lettres inédites. p. 204.

Gedicht auf hohe Personen, welches der Verfasser nicht der Welt mittheilen konnte.

Es hat ein geistreicher Geschichtschreiber jünst gezeigt, daß Alcuin, jener hervorragendste Gelehrte seiner Zeit, durch eigene Schuld, sein Freundschaftsverhältniss zu Kaiser Karl dem Großen getrübt '). Indem wir daran erinnern, überlassen wir es dem Les ser, für den vorliegenden Fall das eigene Urtheil zu bilden. Und das wird nicht schwer sein, da Voltaire selbst seiner Nichte, dem Professor Formen und dem Könige in Briefen, wie dem Publikum in dem Commentaire historique, 25 Jahre lang nur eine Einzige Thatsache, seine Trennung von dem berliner Hofe zu erklären, ges nannt hat. Maupertuis, sagt er nåmlich, habe ausgesprengt, der General von Manstein sei einst bei ihm, Voltaire, gewesen um sich feine Denkwürdigkeiten über Russland durchsehen zu lassen, da habe ein Laufer ein Gedicht des Königs gebracht, worauf Voltaire zu Manstein gesagt: „Mon ami, à une autre fois. Voilà le Roi qui m'envoye son linge sale à blanchir: je blanchirai le votre ensuite;" und dieses einzige Wort des Verlaumders habe hingereicht, ihn unglücklich zu machen 2).

Was indess zwischen Friedrich und Voltaire vorgefallen: beide große Männer nåherten sich wieder; ja, der König schreibt den 1. April 1754 an Darget: Voltaire habe Versuche gemacht, um zurückkehren zu dürfen: aber, der Himmel möge ihn davor behůten; der Mann sei nur zu gut zum Lesen, gefährlich zum Umge= hen3). Indess, auch der König hatte seine Gründe zu vergessen, was geschehen; er schmachtete nach geistigem Genusse und achtete

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1) Alcuin's Leben v. Lorenz. Halle 1829. Der sächsische Diakonus zog fich von Carls Hofe in das Kloster des h. Martinus zu Tour zurück; wurde aber immer wieder zur Rückkehr vom Kaiser eingeladen.

2) Voltaire an Formey den 3. März 1759 in den Souvenirs d'un Citoyen, T. 1. p. 294; Commentaire historique p. 49. Auf dieselbe Weise erzålt er auch seiner Nichte schon den 24. Jul 1752 aus Potsdam den Anfang seiner Ungnade und selbst dem Könige den 20. August 1770 in dem merkwürdigen Danksagungsbriefe für die schmeichelhafte Weise, mit welcher Friedrich der franz. Akademie 200 Friedrichsd'or für seine Statue übersandt.

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3) Oeuvres Posthumes, éd. de Bâsel. T. 3. p. 339.,

überaus das göttliche Talent in dem Menschen; und so knüpfte er schon im Oktober 1755 wieder einen Briefwechsel mit Voltaire an 1), der, mit wenigen Unterbrechungen, über 40 Jahre bestand, des Geistreichen, Wihvollen ungemein viel enthält und das Innere unsers Helden auf eine höchst anziehende Weise enthüllet. Niemals aber hat der König daran gedacht, den moralischen Brandmark zu verwischen, den Voltaire fich zugezogen. Wie oft dieser auch schmeichelnd, bittend, — heftig, bitter als „, Reparation d'honneur “ Orden und Kammerherrnschlüssel® - in den Briefen verblůmt durch ,, brimborions" und ", babioles" bezeichnet zurückbegehrte 2): seine Wünsche sind unerhört geblieben, weil sein moralischer Name für immer geachtet war. Darum konnte Mitchell nach England schreiben: „When that Prince writes as a wit and to a wit, he is capable of great indiscretions. But what surprises me still more is, that whenever Voltaire's name is mentioned, His Prussian Majesty never fails to give him the epithets he may deserve, which are the worst heart and greatest rascal now living; yet with all this he continues to correspond with him3).

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Nächst den Freunden des Königs fordern die Verwandten desselben unsre Aufmerksamkeit. Seine Mutter, welche als Witwe noch 17 Jahre lebte, genoff die größte Hochachtung und eine sehr reichliche Einnahme. Als sie ihn,, Ew. Majeståt" nannte, da fagte Friedrich:,,Nennen Sie mich immer Ihren Sohn, dieser Titel ist köstlicher für mich, als die Königswürde." Solche Ges sinnungen sprach der junge König in einer höchst kindlichen und gefühlvollen Epistel an die Urheberinn seines Lebens aus 1); der er, mit dem Titel „Königinn - Mutter," den Rang vor der

1). Oeuvres Complètes de Voltaire. T. 85. p. 66.

2) Daß V. in Frankfurt Orden und Schlüssel zurückgeben müssen, beweiset sein Brief an den König vom 27. Mårz 1759 und Friedrich's Brief an ihn vom 24. Febr. 1760. In den Briefen an d'Alembert fordert V. Beides als Rep. d'h. jurůď.

3) Original Letters illustrative of English History; by Henry Ellis. London 1827. Bd. 4. P. 419.

4) Vie de Fr. II. Strasbourg 1787. T. 4. Friedr. d. Gr. I.

p. 13. 165.

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regirenden Königinn, seiner Gemalinn gab. Was er dem Herzoge von Württemberg empfahl: Begegnen Sie Jhrer Mutter mit Achtung; je größer diese sein wird, desto verehrungswürdiger werden Sie selbst sein:" das war ganz sein Glaube und sein Thun. — Die regirende Königinn erfreuete sich stets aller, ihren großen Tugenden gebührenden Huldigungen, wenn gleich die Herzen in ehes licher Liebe sich nicht weiter nåherten.

Unter den Geschwistern stand die Markgråfinn von Baireuth, auch als vertraute Busenfreundinn, dem brüderlichen Herzen am Nächsten 1).

Dem Prinzen August. Wilhelm2) gab der König den Obersten von Kreyßen zum Führer; 1742 den 6. Januar vermålte er ihn mit der braunschweigischen Prinzess Luise Amalie, einer Schwester der regirenden Königinn; ernannte denselben, da aus der eigenen Ehe keine Kinder zu erwarten standen, den 30. Jun 1744, zum Prinzen von Preußen 3), d. h. zum dereinstie gen muthmaßlichen Thronerben; schenkte ihm 1745 das Schloff Oranienburg, weihete ihm 1751 mit einer zårtlichen Vorrede, im dankbaren Andenken der Ahnen, die Denkwürdigkeiten der brans denburgischen Geschichte“ und ließ sich die Erziehung seiner Kinder sehr am Herzen liegen *). Die Erziehung der beiden jüngeren Brüder vertrauete der König dem Obersten von Stille den 1. Sept. 1740; wachte aber selbst sehr sorgfältig darüber'). Den Prinzen

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1) S. vor allen Oeuvres Posthumes. T. 7. p. 236. 237. 2) Fr. Wilh. 1. vermachte in seinem Testamente vom 1. Sept. 1733 dem Prinzen Aug. Wilh. Amt Wusterhausen; dem Pr. Heinrich Amt Nigrip; dem Pr. Ferdinand Örner und Schraplau im Mansfeldischen als Kronfideikommisse, außerdem erhielt jeder 200,000 Thaler Kavital als Fideikommiss; Nigrip trat der Pr. Heinrich den 20. Oktober 1785 gegen 10,600 Thaler Rente an die Krone ab.

3) Mylius C. C. Continuatio II. Nr. 18. S. 191.

Königliche Briefe

und Ordres an den hochseligen Prinzen Wilhelm von 1740 ff., im Geh. Archive versiegelt.

4) Sr. K. M. Höchsteigenhändig aufgesetzte Instruction für den Gouverndr des Prinzen Friedrich Wilhelm K. H., den Major Grafen von Bord, vom 24. Sept. 1751; versiegelt im Archive.

-5) (König) Hist. Schilderung a. a. D. S. 105.

Heinrich vermålte er mit der Caffelschen Prinzess Wilhelmine und gab ihm den 29. Jun 1744 Rheinsberg mit Bezubehör zum Geschenke'); der Prinz Ferdinand vermålte sich 1755 mit der Prinzeff Luise von Schwedt.

Die Vermålung der Prinzess Luise Ulrike mit dem schwedis schen Thronfolger, dem holsteinischen Prinzen Adolph Friedrich, wurde den 17. Jul 1744 mit großer Pracht in Berlin gefeiert, nachdem sie das heilige Abendmal aus den Hånden des lutherischen Probstes Roloff empfangen. Der König hatte diese Eheverbindung veranlasst 2), wie die Verlobung der einzigen Tochter des Markgrafen Friedrich von Baireuth, seiner Nichte, mit Hers zog Karl von Württemberg ), der, nebst seinen Brüdern Ludwig und Friedrich, unter Bewilligung der Landstånde in Berlin erzogen' wurde und für welchen der König auch bei Kaiser Karl dem 7. die Volljährigkeitserklärung auswirkte ). So genossen alle übrige Mitglieder des königlichen Hauses die treueste Sorgfalt und Liebe. Als aber die Kaiserinn Elisabeth von Russland 1743 und der

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1) Rheinsberg sollte. dem Prinzen Heinrich und seinen Descendenten, und nach dem Aussterben derselben dem Prinzen Ferdinand und Descentdenten als Kronfideikommiss gehören. Der Etat des Prinzen Heinrich war von Trinitatis 1746 bis dahin 1747: Appanage 12,000 Thaler, Zinsen von 81,000 Thaler Kapital 4050 Thaler, von der Domprobstet Magdeburg 10,346 Thaler 2 Gr., vom Amte Nigrip 11,138 Thaler, vom Amte Nedlik 2050 Thaler, vom Amte Wörmliß 1900 Thaler, vom Amte Gladau 2215 Thaler 16 Gr., vom Amte Langenstein 4200 ThaIer, vom Amte Ottersleben 1724 Thaler, von Rheinsberg 2335 Thaler 8 Gr., vom Amte Gramschüß 1253 Thaler, vom Amte Kleindls 7200 Thaler. Überhaupt 66,412 Thaler 2 Gr. Einnahme; davon ging aber so viel an Verwaltungskosten und auf anderen Wegen ab, daß für den Prinzen nur 17,162 Thaler 18 Gr. 4 Pf. Überschuff blieben. 2) Wie ftolz der König auf diese seine Schwester war, s. seinen Brief an Voltaire vom 7. April 1744; an denselben, den 26. März 1742: J'ai bien cru que Vous seriez content de ma soeur de Brunswic. Elle a reçu cet heureux don du ciel, ce feu d'esprit, cette vivacité, par où elle Vous ressemble, et dont malheureusement la nature est trop chiche envers la pluspart des humains. " Beider Briefe an den König versiegelt im Geh. Archive.

3) Geboren den 11. Febr. 1728; für vollidhrig erklärt den 7. Nov. 1744. 4) Hist. de m. t. T. 2. p. 56. 76.

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