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terei zu bilden begann und dann unter Bieten und Seidlik sie vollendet sahe; so hatte Leopold von Dessau, ein würdiger Jünger aus Eugen's glänzendster Siegesschule, das preußische Fußvolk ges schaffen. Dieser Waffe hatte er, aus guten Gründen, seine ausfchließliche Neigung zugewendet.

Sette Leopold im Felde für den brandenburgisch - preußischen Namen Blut und Leben ein; so übte er sein Regiment im Frieden mit unermüdlichem Feuereifer zum Muster des übrigen Heeres, führte den Gleichschritt ein, der, als etwas Unerhörtes, sonst nur selten und im Einzelnen vorkam; seine Erfindung der eisernen Lades stöcke machte ein weit schnelleres Feuern möglich; auch die große Ordnung und Půünktlichkeit, welche den preußischen Soldaten vor allen übrigen Truppen auszeichneten, sammt vielen Verbesserungen im Waffendienste, machten, daß Friedrich I. und Friedrich Wils helm I. ihm eine wahre Verehrung schenkten. Aber, dieser ausges zeichnete Kriegesheld hatte auch viele abschreckende Seiten; die zarz teren Regungen des Herzens waren so wenig in ihm zu Tage ges kommen, daß seine Handlungen oft das Gepråge der hårtesten Grausamkeit tragen. Das Generaldirektorium in Berlin hatte ihm 1745 den Dichter Gleim zum Stabssekretär gegeben, der ihn aber bald wieder verließ, als er sahe, wie der Fürst im Lager bei Dieskau, den 6. Sept. 1745, einen ganz unschuldigen, mit guten Påssen reifenden Juden hången ließ, bloß weil er ihn, ohne allen zureichenden Grund, für einen Kundschafter hielt'). Auch der Soldat hatte von seiner Gefühllosigkeit schwer zu leiden. Ein solcher Mann musste dem jüngeren Geschlechte anders erscheinen, als die früheren Zeitgenossen ihn angesehen hatten. Prinz August Wilhelm schreibt in einem Briefe an Fouqué, den 12. April 1747, bei Ges. legenheit seines Todes sehr wahr: „Wenn Menschlichkeit seine Tapferkeit und seinen Geist begleitet håtte, so wåre er vollkommen gewesen." Die Markgråfinn von Baireuth, welche ihn, als einen kaiserlich Gesinnten, nicht wohl schonen konnte, sagt doch von ihm:,,sein Geist ist gebildet und sehr angenehm in der Unterhaltung, wenn er es will." Von diesen beiden Seiten schildern ihn

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1) S. Gleim's Leben von Körte. Halberstadt 1811, S. 31.

Friedr. d. Gr. I.

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auch der Baron von Pöllnik') in den Denkwürdigkeiten, und sein eigener natürlicher Sohn, von Berenhorst in deu „Betrachtungen über die Kriegeskunst"). Derselbe hat auch im vierten Bande der Annalen des Krieges) ein treues Gemälde von seinem Vater entworfen. Eben so trefflich würdigt Friedrich II. in den Denkwürdigkeiten zur brandenburgischen Geschichte den großen Feldherrn, der des allgemeinen Vertrauens der Soldaten genoff. Aber der König kannte ihn aus seiner Jugend her noch nåher und, indem er der vielfachen Kabalen am Hofe Friedrich Wilhelms I. sich erinnerte, an denen Leopold nicht ganz unschuldig war, die vielleicht aber doch, von Munde zu Munde gehend, auch durch die Feder abges neigter Widersacher, gefährlicher dargestellt wurden, als sie sein mochten, spricht er das harte Wort aus: Der Fürst wåre ein schlechter Bürger und fähig aller Unternehmungen der Marius und Sulla gewesen, wenn das Glück seinen Ehrgeiz, sowie den dieser Römer begünstigt håtte." Des alten Dessauers Kriegesruhm fins det übrigens auch an dem großen Könige den verdienten Lobredner, welchem es jedoch keinesweges entging, wie ungern Leopold, der dem Kaiserhause soviel verdankte, die beiden ersten schlesischen Kriege sah 1). Von Leopolds seltsamer Frömmigkeit zeugt sein Gebet vor der Schlacht von Kesselsdorf: Lieber Gott, stehe mir heute gnå

1) Pdαniß hat auch Memoiren zur Lebensgeschichte Friedrichs II., vom Antritte seiner Regirung an bis kurz vor dem Lode des Verf., 1775, hinterlassen, welche im Archive bewahrt werden. Darin heißt es: "Nach dem Tode Fr. W. I. sei Friedrich d. Gr. in beftigem Schmerze gewesen, als der alte Dessauer sich zur Kondolenz habe anmelden lassen. Sogleich habe der König sich zusammengenommen und keinen Schmerz mehr blicken lassen. Heulend wie ein Kind sei der Fürst eingetreten, habe eine Rede gehalten und gebeten, ihm und seinen Söhnen ihre Stellen in der Armee und ihm seinen bisherigen Einfluss und Ansehen zu lassen. Hierauf habe Friedrich geantwortet: seine bisherigen Stellen werde er ihm gern belassen, da er erwarte, daß der Fürst ihm so treu dienen werde als seinem Vater. Was aber das Ansehen und den Einfluss betreffe; so werde in seiner Regirung niemand Ansehen haben, als er selbst, und niemand Einfluss."

2) 1. Abtheilung. 1797. S. 104.

3) Berlin, 1806. S. 246-275.

4) Histoire de m. t. T. 2. p. 275, 279.299 ff. 308 ff. 312.

dig bei, oder willst Du nicht, so hilf wenigstens die Schurken, die Feinde nicht, sondern sich zu, wie es kommt." Wie sehr er indess sein ganzes Leben die Reiterei verachtet hatte; so gestand er doch aufrichtig, daß an seinem leßten, ruhmvollen Siege Graf Geßler durch seine Reiterangriffe den größten Theil habe.

Fürst Leopold von Dessau war den 3. Jul 1676 geboren und starb den 9. April 1747. Sein Vater war Johann Georg von Anhalt-Dessau, seine Mutter Henriette Katharine von Oranien, eine Schwester der Gemalinn des großen Kurfürsten. Seine eigene Gemalinn, Anne Luise Fösin, eines dessauischen Apothekers Tochter, wurde vom Kaiser zur Reichsfürstinn von Anhalt erhoben, der auch die Söhne für ebenbürtig und für erbfolgefähig erklärte.

Im Preußischen erlangte Leopold von Deffau 1712 den 2. Dezember die Generalfeldmarschallswürde und 1713 den 20. Januar wurde er in das Geheimerathskollegium eingeführt. Daß er 1728 zweiter, und 1745 erster Reichsgeneralfeldmarschall wurde, zog ihn immer wieder zu dem Wiener Hofe hinüber.

König Friedrich Wilhelm III. hat diesem denkwürdigen preuFischen Feldmarschalle den 19. Nov. 1800 ein Standbild aus kas rarischem Marmor im Lustgarten zu Berlin errichtet, welches im Sept. 1828 auf dem Wilhelmsplaße ist aufgestellt worden, ein Werk von dem Hofbildhauer Schadow, nach einem Gemålde von Pesne 1).

Wir haben oben bei des Generals von Einsiedel unglücklichem Rückzuge aus Prag erwähnt, wie Leopold von Dessau und Schwerin verschieden über ihn urtheilten. Es ist der Mühe

1) (Ranfft) Des Weltberühmten Fürstens Leopoldi v. A.-D. Leben und Thaten. Leipz. bei Heinsius 1742. 208 S. 8. 3. Aufl. Frft. 1750. Arenkow Gesch. u. Thaten Sr. Hochfürstl. Durchl. Leopoldi, Fürsten von A.-D. Dessau 1742. 184 S. 8; 2. Aufl. Frft. u. Lpz. 1747. 8. Varnhagen von Ense Biographische Denkmale. 2. Theil. Berlin 1825, enthält von S. 121–432 das Leben des „Fürßten Leopold von Anhalt-Dessau". Annalen des Krieges. Berlin bei Himburg. 1. Bd. 1806. S. 84. Eigenhändige Memoiren des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau findet man in v. Baczko's Annalen des Königreichs Preußen. Königsb. 1793. 1. u. 2. Quartal,

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werth, hier noch ein Wort über diese beiden, um den preußischen Stat hochverdiente Männer, beizubringen. Jener hatte sich schon Verdienste um den berliner Hof errungen, als dieser 1720 aus mecklenburgischem Dienste in den preußischen trat, mit den trefflichsten Fähigkeiten, mit den edelsten Bestrebungen; Fürst Leopold, den wir schon oben im Kampfe mit einer mächtigen Hofpartei ges funden haben, sahe in ihm einen Nebenbuhler seines Ruhmes. So erscheinen bald auch zwei Parteien in den preußischen Waffen 1): die anhaltinische und die schwerinische, unter Friedrich Wilhelm, wie unter dessen großem Nachfolger auf einander gespannt. Beide Hels den,, in ihrem innersten Wesen, der eine durch rauhe Hårte, der andere durch freundliche Milde, verschieden, waren große Säulen unsrer Kriegesehre, und Friedrich, welcher Beiden mit gerechter Wage in seinen Werken gelohnt hat, nußte oft ihren Rath — aber neben einander konnte er sie nicht stellen, wie die übrigen Feldmarschålle neben einander siegen halfen. Nun war der Eine in großem Ruhme zu seinen Våtern versammelt; aber - sein Anhang blieb obenan die Prinzen Maximilian, Dieterich, Moriß von Anhalt Dessau, die Grafen Friedrich und Wilhelm von Anhalt, Pring Adolph von Anhalt-Bernburg, sammt den Generalen Fouqué, Winterfeldt und Golz. Schwerin's Leben erscheint noch eine lange Reihe von Jahren, im Frieden wie im Felde, ausgezeichnet; und hochbetagt sehen wir den edlen Greis, von der Fahne seines Kdnigs beschattet, den neidenswerthesten Tod erringen. Allgemein geliebt, steht er da, ausgezeichnet durch die besondere Theilnahme des Prinzen von Preußen, der Prinzen Heinrich und Ferdinand, des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, der Prinzen von Bevern, des Prinzen Eugen von Württemberg, der Generale von Rehow, von Forcade und Anderer, welche, wie es scheint, auch nach seinem Tode, wenigstens durch eine gewisse Ähnlichkeit der Gesinnung zus sammenhielten. Denn soviel auch, und endlich mit siegreichem Erfolge, alle Kabalen unter Friedrichs Augen vertilgt wurden, die gegenseitige Ungunst sehen wir oft noch, selbst im siebenjährigen Kriege durchblicken. Darum eben haben wir diese Auseinanders

1) Lebensgeschichte des Grafen Schmettau. S. 291; Varnhagen von Ense a. a. D. S. 351; Hist. de m. t. T. 2. p. 114.

setzung nöthig gefunden, und, was in der Folge von Winterfeldt und seinen Gegnern, vom Prinzen von Preußen ') und seinem Uns glücke, von des Prinzen Heinrich's Denkmale in Rheinsberg mit seinen aufgenommenen, mit seinen vergessenen Namen wird ges sagt werden, findet, neben manchem Andern vielleicht in diesen Zeis len das nåhere Verständniss.

1) Der Prinz von Preußen, Auguft Wilhelm, fand früh, d. h. vor 1750, an Friedrichs Karakter und Unternehmungen Ägerniss und sprach sich darüber selbst zu dem französischen Gesandten aus; f. Mémoires de Valori. T. 1. p. 266; auch seine spätere Abneigung bezeuget Valori T. 2. p. 205 durch die eigenen Briefe des Prinzen und p. 97. 156. 205 über die Rüstungen im J. 1756.

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