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durfte der Ruhe in Deutschland, da es mit den Franzosen und mit. dem Prâtendenten beschäftigt war, welcher im Jul die Schottische Küste betreten. Es verbürgte dem Könige in einer besonderen Verhandlung vom 19. Sept. 1746 den Besitz von Schlesien 1); eben so Kaiser und Reich mit Vor- und Beibehaltung der Jurium Imperii"). Das war aber eine ganz eitele Vorsichtsformel, weil Schlesien niemals zum deutschen Reiche gehört, nies mals die Reichsgerichte über sich erkannt, niemals zu den Reichslasten gesteuert, auch auf den Reichstagen niemals Sig und Stimme gehabt. Nur in sofern Schlesien 1355 die Lehnsherrlichkeit und Hoheit Böhmens anerkennen musste, ward es dadurch mittelbar ein Anhängsel vom Reiche. Als Besißthum der Krone Preußen ist Schlesien immer als völlig unabhängig vom Reiche angesehen worden und selbst der Kaiser hat aus der Reichskanzlei dem Könige beständig den Titel eines souverainen Herzogs von Schlesien gegeben.

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Friedrich wohnte den 26. Dezember der Friedensfestpredigt in der Kreuzkirche zu Dresden bei, ergdßte sich noch an der Oper. Arminio des Kapellmeisters Hasse und zog den 28. Mittags in offenem Wagen, von seinen beiden ålteren Brüdern begleitet, feierlich in das wonnetrunkene Berlin ein, durch die doppelten Reihen der Bürgerkompagnien. Das Volk aber begrüßte ihn an diesem Tage mit dem Beinamen des Großen; — „Vivat, vivat Fridedericus Rex, vivat Augustus, Magnus, Felix Pater Patriae “ fangen die Gymnasiasten, als Friedrich vor dem kölnischen Gymnasium vorbeifuhr, auf welchem alle Kirchen- und Schulbediente versammelt waren 3).

1) Wenck T. 2. S. 203.

2) Das Reichsgutachten ist vom 14. Mai 1751, und diese Garantie wurde in dem Kaiserlichen Ratifikations- Commissionsdekret vom 29. Mai 1751 wiederholt. Wenck T. 2. p. 527.

3) Beschreibung des triumphirenden Einzugs Sr. M. des Königs am 28. Dez. 1745 in Berlin; auch Nachricht von den Illuminazionen und den Festlichkeiten in Potsdam. Berlin in 4. - Sammlung der öffentlichen Freudensbezeigungen wegen des Dresdener Friedens in den K. Pr. Landen, Berlin in 4.

Am Abend dieses, auch durch Erleuchtung gefeierten Siegesund Friedensjubels entzieht der König sich dem Geräusche des Triumphes," seinen sterbenden Duhan ') zu besuchen. Dahin eilt Friedrich mit seinen Brüdern, getrieben von der Stimme des Herzens.

Der Krieg hatte den König acht Millionen Thaler gekostet; nur 15,000 Thaler lagen noch vorråthig 2): dennoch wurde das Heer neu gerüstet, und, wie der Aufwand des Landes zu ersehen, forglichst berathen.

Hatte der Friede auch die preußischen Gränzen nicht erweis tert; so war doch der Waffenglanz des Königs aufs Neue, und herrlicher als zuvor, durch die Welt gestralt, und Friedrich und sein Volk, mit wechselseitigem Vertrauen enger verbunden, hats ten in dem Range der Hauptmächte des Erdtheils sich würdig bewährt.

Mit Baiern hatte die Kaiserinn-Königinn gleich nach dem Siege ihres Generals Bathiany über das französische Bundesheer unter Ségur bei Pfaffenhofen, den 22. April 1745 in Füßen Frieden geschlossen 3). Der junge Kurfürst, Maximilian Joseph, erfreut, seine Erblånder wieder zu erlangen, entsagte allen Ansprüchen auf Österreich und gab dem Großherzoge von Toskana seine Stimme zur Kaiserwahl. Seckendorf aber, als Hauptunterhändler des Füßener Friedens, machte sich dem Könige von Preußen dadurch keinesweges beliebt *).

Frankreich) segt den österreichischen Erbfolgekrieg nun erst

1) Wie traulich der König mit Duhan gelebt, zeigt der Briefwechsel mit ihm; den 3. Jun 1740 schrieb er ihm eigenhåndig: , Mon sort a changé, mon cher. Je vous attends avec impatience; ne me faites pas languir." Seit 1744 war D. Direktor der Ritterak. in Lieg= nih; aber er genoff in der Umgebung des Königs das behaglichste Leben ohne Geschäftssorgen. In der Eloge auf Duhan erwähnt Frie-. drich auch seines Besuches bei seinem Lehrer, welcher im Hause des Fabrikanten Espagne, Adlerstraße Nr. 7., den 3. Januar 1746 ftarb.

2) Hist. de m. t. T. 2. p. 328.

3) S. Wenck. T. 2. p. 180.

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4) Hist. de m. t. T. 2. p. 170 wird er fast als Verräther dargestellt.

5) Friedrich schreibt den 25. Dez. 1745 an Valori, daß er Frieden ge

recht lebhaft fort. Der Marschall (Graf Morik) von Sachsen, mit welchem Friedrich über diesen seinen glänzenden Feldzug im Briefwechsel stand '), brachte dem Herzoge Karl von Lothringen bei Raucoux im Lüttichschen 1746 und etwa acht Monate spåter bei Laffeld dem Herzoge von Cumberland schwere Niederlas gen bei; Graf Löwendal aber eroberte Bergen op Zoom.

Unser König schickte in diesem für die französischen Waffen so sehr glücklichen Jahre 1747 den Premierlieutenant vor der Artillerie Georg Ernst Holzendorf als Volontår) zur Armee des Mars schalls von Sachsen, und war mit desselben genauen Berichten über alle kriegerische Vorfälle, besonders über die Schlacht von Laffeld sehr zufrieden. Doch gab sich Preußen alle ersinnliche Mühe, die Höfe von Wien 3), London und Versailles zum allgemeinen Frieden geneigt zu machen. Aber, Österreich hoffte noch auf glückliche Erfolge *); auch machte man des Königs Absicht verdächtig; besonders that dies eine, Politische Historie der Statsfehler, welche die europäischen Mächte in Betrachtung der Häuser Bourbon und Brandenburg begangen. (Nürnberg) Anno 1746," deren Unterdrückung Preußen in Wien und in Regensburg bewirkte ')., Der Geheimerath Ferber wurde in Spandau den 22. Dkt. 1746 ents hauptet und sein Kopf auf einen Pfahl gesteckt, weil er landesverråtherische_Nachrichten verbreitet ®).

schlossen, weil Frankreich ihn verlassen. Mémoires de Valori. T. 2. p. 298.

1) Einen wichtigen Brief von Friedrich an den M. de S. vom 3. Nov. 1746 findet man in,, Grimm et Diderot Correspondance littéraire etc. à un Souverain d'Allemagne. Paris 1813. T. 2. p. 375.

2) 1743 hatte Friedrich Volontairoffiziere in der österreichischen Armee, den Feldzug mitzumachen. Hist. de m. t. T. 2. p. 18.

3) Nach Wien schickte er deshalb den (jüngeren) Grafen Otto Chriftoph v. Podewils als außerordentlichen Gesandten und Bevollmächtigten. S. Moser's Europ. Völkerrecht. Thl. 10. Bd. 2. S. 221; Cosmar und Klaproth Statsrath. S. 424.

4) Ein russisches Hülfskorps kam bis in das Bambergische und Nürnber gische; das eben trieb den König zur Beschleunigung des Friedens. 5) Mosers Europ. Völkerrecht. Thl. 8. S. 41.

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6) Ferber war Geb. Rath und Preußischer Resident in Danzig. Die

Endlich im Jahre 1748, als die kaiserlichen Waffen immer nur Nachtheile erlitten, kam der Friede den 18. Oktober in Achen') zu Stande. Alle Eroberungen wurden zurückgegeben. Kaum, daß Don Philipp, König Philipps des 5. Sohn uud Ludwigs 15. Eidam, Parma, Piacenza, Guastalla und ein Stück von Mailand erhielt, welche Gebiete überdies noch theils an Österreich, theils an Sardinien zurückfallen sollten, wenn des Infanten Mannsstamm aussterbe, oder ihm und seinen Nachkommen die neapolitanische oder spanische Nachfolge sich eröffne.

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Im 22. Artikel des Achener Friedens wurden auch Schlesien und die Grafschaft Glaß von allen Mächten, die an dem Frieden Theil genommen, dem Könige von Preußen verbürgt. Sein Gesandter im Haag, von Ammon, war der Bevollmächtigte bei dies fen Verhandlungen, welche dem österreichischen Erbfolgekriege ein Ziel seßten.

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Wir dürfen von diesen Kriegeshändeln nicht Abschied nehmen, ohne erwähnt zu haben, daß der König dieselben, gleich Xenophon und Caesar, mit dem Geiste beschrieben, der geschichtliche Kunstwerke anhauchen muss, wenn sie der Unsterblichkeit angehören sol. len. Die Geschichte meiner Zeit" ist das schönste Dent mal, welches je Waffengenossen von ihrem Führer ist gesett wors den. Das herrliche Wort „Die Welt ruhe nicht sicherer auf den Schultern des Atlas, als Preußen auf einer solchen Armee," ist schon angeführt. Weiter heißt es,,Die Preußen kåmpfen nur für die Ehre; fie sind tapfer, ohne grausam zu sein; man sah sie oft eine Größe der Seele beweisen, die man von Menschen niederen

Berliner Zeitung vom 25. Oft. 1746 gab folgenden Auszug des über ihn gefällten Urtheils: „Er hat nicht allein gestanden, sondern ist auch durch seine eigene Hand überführt worden, daß er allerhand gefährliche und unverantwortliche Sachen und Nachrichten erdichtet, solche aus höchststrafbaren und malicieusen Absichten, um allerhand Misstrauen und Feindschaft zu erregen, in der Welt ohne Scheu debitiret und wider Sr. K. M. und Dero Stat selbst zu conspiriren gesucht habe." Auf einen Brief, den Ferber's Vater darauf an den König Vous ne schrieb, antwortete Friedrich den 12. Nov. unter Andern: sauriez croire combien il s'est rendu criminel envers moi, par des attentats horribles et inouis." Wartenslebensche Kabinetsordres. 1) Acta pacis Aquisgranensis bet Wenck, T. 2. p. 310-431.

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Standes nicht erwarten sollte."— In der neueren Vorrede zur Geschichte meiner Zeit sagt der Verfasser gradezu, er wolle für seine Nachfolger beschreiben, die schönen Thaten seiner Offiziere, durch welche sie sich mit Recht die Unsterblichkeit errungen;" und in der ålteren, vom Minister von Herzberg aufbewahrten Vorrede vom Jahre 1746 heißt es,, er werde nicht verschweigen den unSterblichen Ruhm, welchen so viele Offiziere in den beiden schlesis schen Feldzügen sich erworben; er weihe ihnen diesen schwachen Versuch als ein Denkmal feiner Erkenntlichkeit." Auch in der poetischen Epistel an Stille über die Anwendung des Muthes und über das wahre Ehrgefühl"1) seht Friedrich seinen Helden, den Preußen überhaupt und den beiden bei Molwiß und vor Prag gefallenen Markgrafen, sowie Fink, Schulenburg, Fitzgerald, Rothenburg, Werdeck, Buddenbrock das rühmendste Andenken; des bei Sorr gefallenen Oberstlieutenants von Wedell wird als eines Achilles gedacht, neben dem Generalmajor von der Golz, seinem Ulysses.

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Dem Sieger von Kesselsdorf, welcher im Frühjahr 1695 seine Kriegeklaufbahn unter den, brandenburgischen Waffen in den Niederlanden angetreten und nun ein so würdiges Heldenjubileum feierte, schenkte Friedrich einen Plan seiner Schlacht?); aber, als Schildhalter des Titels erschien ein alter Kater mit einem ungeheuren Barte, der die Pauke schlägt. Leopold, gewöhnlich der alte Dessauer genannt, hieß unter dem Kriegsvolke auch der alte Fuhrmann (le vieux routier), der alte Schwerendther (nach seinem beliebten Fluchworte) und der alte Schnurrbart, nach dieser seiner mächtigen Soldatenzierde. Er war in 22 Schlachten und 27 Belagerungen nur Einmal, durch einen Streifschuff, verwundet worden; darum glaubten die Soldaten, er sei kugelfest und stehe im Bunde mit Zaubermächten: sie folgten ihm gern in Sieg und Tod. Wie Friedrich vor dem zweiten schlesischen Kriege seine Rei

1) Daß diese Epistel dem Jahre 1750 angehört, ersieht man aus Friedrichs Brief an Voltaire vom Januar 1750.

1) Plan de la Bataille de Kesselsdorf gagnée le 15. Dec. 1745 par les Trouppes Prussiennes sous les ordres du Prince d'Anhalt sur les Saxons combinés avec le Corps du Comte de Grüne (muff Grunne heißen).

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