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Vor Nagel und Löschpapier die Globos

einzupacken

Die Schu aufm-Leisten aufzuschlagen - 2.4-1.
An einen Armen

An einen Reitknecht, welcher die Mundi

rung herausgebracht. .

An die alte Kastellanin zu Wusterhausen s

:: Graf v. Finkenstein.

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In dieser Art ist die Rechnung von jedem Monate geführt und am Jahresschlusse kommt eine Übersicht des Ganzen, welches der König eigenhändig mit seinen Bemerkungen und mit seiner Unterschrift` genehmigtes · Die Ausgaben für das Jahr 1719 vollzog er auf folgende Weise:,,Mit diese rechnungen bin zufrieden und soll hiermit quittiret seyn, aber zukünftig, wenn meine Laquaien, Kutscher, reit Knechte Friß auffwarten, sollen sie nichts davor bekommen, denn ich sie davor bezahle, denn Friß und ich ist einerley, sonsten bin mit allem zufrieden vor die guhte Haußhaltung.

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Berlin den 4. Januar 1720.

Friedrich Wilhelm.

Eine günstige Gelegenheit hatte unserm Kronprinzen einen Mann zugeführet, der früh vor allen seine volle Liebe gewann und der ihm bald eine entschiedene Neigung für die französischen Redekünste und einen feinen Geschmack einflößte. Das war Jaques Egide Duhan de Jandun, welchen der König 1715 in den Laufgråben von Stralsund, als Führer des Sohnes vom Feldmarschall Grafen Dohna, hatte kennen lernen.

Ein solcher kriegerischer Lehrer hatte Friedrich Wilhelms Beifall. Der geistreiche und gelehrte Franzose, als Kind nach Berlin geflüchtet und hier unter dem gediegenen la Croze gebildet, war ein Freidenker im edelsten Sinne des Wortes und ein eifriger Gottesverehrer. Er wurde 1716 zum „Pråceptor" des Throns erben bestellt; aber erst nach zwei Jahren begann sein Unterricht in bestimmten Stunden. Umständliches lässt sich über den Lehr

plan des neuen Prinzenführers nicht fagen; doch ist, das Reglement'), wie Mein ältester Sohn Friedrich seine Studien zu Wusterhausen halten soll" am 3. September 1721 in Wusterhaus fen vom Geheimenrath Boden den beiden Militärgouvernörs übers liefert, wichtig:

,,Am Sonntage soll Er des Morgens um fieben Uhr aufftes hen, sobald Er die Pantoffeln an hat, soll Er vor dem Bette auf die Knie niederfallen und zu Gott kurz beten, und zwar laut, daß Alle, die im Zimmer find, es hören können. Das Gebet foll dieses sein, so Er auswendig lernen muff:

„,,,Herr Gott, heiliger Vater! ich danke dir von Herzen, daß du mich diese Nacht so gnädiglich bewahret hast; mache mich geschickt zu Deinem heiligen Willen und daß ich nichts möge heute, auch alle mein Lebtage thun, was mich von Dich scheiden kann, um unseres Herrn Jesu, meines Seligmachers Willen, Amen!”// ,,Und hierauf das Bater Unser. —"

„Sobald dies geschehen ist, soll er sich geschwinde und hurtig anziehen und sich propre waschen, schwänzen und pudern, und muff das Anziehen und kurze Gebet in einer Vierthel Stunde fix und fertig seyn, alsdann es ein Bierthel auf acht Uhr ist. Wenn das geschehen ist, dann sollen alle seine Domestiquen und Duhan hereinkommen, das große Gebet zu halten, auf die Knie; darauf Duhan ein Capitel aus der Bibel lesen soll und ein oder ander gutes Lied fingen, da es drei Vierthel auf Acht seyn wird. Alsdann alle Domestiquen wieder herausgehen sollen; Duhan soll alsdann mit Meinem Sohne das Evangelium vom Sonntage lesen, kurz expliciren und dabei allegiren, was zum wahren Christenthum nöthig ist, auch etwas vom Catechismo Noltenii repetiren und soll dieses geschehen bis neun Uhr; alsdann mit Meinem Sohne zu Mir hers unterkommen soll und mit Mir in die Kirche gehen und essen; der Rest vom Tage aber ist vor Ihn. Des Abends foll Er um halb zehn Uhr von mir guten Abend sagen, dann gleich nach der Kammer gehen, sich sehr geschwind ausziehn, die Hände waschen und sobald solches geschehen ist, soll Duhan ein Gebet auf den Knien halten, ein Lied fingen, dabei alle Seine Domestiquen' wieder

1) Cramer S. 20.

wieder mit zugegen fein sollen, alsdann Mein Sohn gleich zu Bette gehen soll, daß Er halb eilf Uhr gleich zu Bette ist."

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Des Montags um sechs Uhr wird Er gewecket, und sobald solches geschehen ist, sollen sie Ihn anhalten, daß Er, sonder sich zu ruhen oder nochmals umzuwenden, hurtig und sogleich aufsteht und muss Er alsdann niederknien und ein kleines Gebet halten, wie des Sonntags früh. Sobald Er solches gethan, soll Er, so ges schwinde als möglich, die Schuhe und Stiefeletten anziehen, auch das Gesicht und die Hånde waschen, aber nicht mit Seife; ferner soll er das Casaquin anziehen, das Haar auskämmen und schwånzen, aber nicht pudern lassen. Indess daß er sich tåmmen und einschwänzen låßt, soll Er zugleich Thee und Frühstück nehmen, daß das zugleich Eine Arbeit ist, und muss dieses Alles vor halb fieben Uhr fertig sein. Alsdann Duhan und alle Seine Domestis quen hereinkommen sollen, und wird alsdann das große Gebet ges halten, Ein Capitel aus der Bibel gelesen, ein Lied gesungen, wie am Sonntage, welches Alles bis sieben Uhr dauert, da die Domestiquen auch wieder weggehen sollen. Von sieben bis neun Uhr foll Duhan mit ihm die Historie tractiren; um neun Uhr, kommt Noltenius, der soll Ihn bis drei Vierthel auf eilf Uhr im Chris stenthume informiren. Um drei Vierthel auf eilf Uhr soll Er sich das. Gesichte geschwind mit Wasser und die Hände mit Seife waschen, sich weiß anziehen, pudern und den Rock anziehen und um eilf Uhr zum Könige kommen; da bleibt Er bis zwei Uhr; alsdann er gleich wieder nach seiner Kammer geht. Duhan foll alsdann auch gleich da sein, Ihm von zwei bis drei Uhr die Landcharte zu weisen; dabei sie Ihm sollen aller Europäischen Reiche Macht und Schwäche, Größe, Reichthum und Armuth der Städte expli ciren. Von drei bis vier Uhr soll Er die Moral tractiren, von vier bis fünf Uhr soll Duhan teutsche Briefe mit Ihm schreiben und dahin sehen, daß Er einen guten Stylum bekomme. Um fünf Uhr soll Er die Hände waschen und zum Könige gehen, ausreiten, sich in der Luft und nicht in der Kammer divertiren und thun, was Er will, wenn es nur nicht gegen Gott ist.

Dienstag ganz wie Montag, nur daß Vormittags Pantzendorf statt Noltenius von 9 bis halb 11 Uhr kommt; und Nachmittags Arithmetik statt Briefschreiben.

Mittwoch wie Montag, ausgenommen von 7 bis halb 10 Uhr, soll mit Ihm Duhan nichts als die Historie tractiren und Ihm was auswendig lernen laffen, damit die Memorie verstärkt werde. Halb 10 Uhr soll Er sich geschwinde anziehen und zum Könige kommen. Das übrige vom Tage gehört vor Frißchen.

Donnerstag Vormittag, wie am Mittwoch; Nachmittag wie am Montag Nachmittag; statt des deutschen Briefschreibens aber, soll Er lernen, einen guten französischen zu schreiben und die Rechenkunst.“

Freitag Vormittag, wie Mittwoch im Deutschen Schreiben und Arithmetica.

„Am Sonnabend soll des Morgens bis halb eilf Uhr in der Historie, im Schreiben und Rechnen alles repetirt werden, was Er die ganze Woche gelernt hat, auch in der Moral dess gleichen, um zu sehen, ob Er profitiret hatt und soll der General Graf von Finkenstein und der Obrist von Kalkstein mit dabei sein; hat Er profitiret, so ist der Nachmittag vor Frißen, hat Er aber nicht profitiret, so soll Er von zwei bis sechs Uhr Alles repetiren, was Er in den vorigen Tagen vergessen hat."

„Im Aus- und Anziehen müssen sie Ihn gewöhnen, daß Er hurtig aus und in die Kleider kommt, soviel als menschmöglich ist. Sie sollen auch dahin sehen, daß Er sich selbst aus- und anziehen lerne und daß Er propre und reinlich werde, und nicht so schmußig fei." Diese Instrukzion ist vom Könige selbst unterzeichnet.

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Duhan erscheint hier wesentlich als der Tråger des kronprinzlichen Unterrichtes und seiner Gesammtbildung; welchen Geist er in den Buchstaben des königlichen Befehls zu legen vermocht, ist schwer zu sagen, wir werden indess weiter unten Andeutungen das rüber finden. Auf jeden Fall weihete er seinen Schüler in die Geschichte') und in das ganze franzöfifche Schriftthum ein, scheint ihn auch früh zum eigenen Denken und Lefen angeleitet zu haben. Noch stralte Frankreich im Sonnenglänge der goldenen Zeit Ludwigs des 14. In Deutschland hatte die Morgenröthe eines besseren Geschmackes, welchen die Haller und Hagedorn, unter dem Kampfe der Sachsen und der Schweizer heraufzuführen bestimmt wa

1) Cramer S. 51,

ren, den Gesichtskreis noch nicht erreicht. Klopstock, Lessing, Wieland, Kant und Winkelmann waren noch nicht einmal geboren. Was Martin Opiß und Paul Flemming, Friedrich von Logar und Andreas Gryphius, sammt einigen anderen vorzüglichen Dichtern des 17. Jahrhunderts Ersprießlis ches geschaffen, das hatten die Schwülstigen und die Wassermånner um die Wette wieder verhüllt. Die Ehre des deutschen Ges schmackes musste neu geboren werden; Friedrich dem Zweiten konnte fie nicht mehr zu Gute kommen: vielmehr gründete auf ihn sie, nicht fruchtlos, ihre freudigste Hoffnung. Den eigenen wissenschaftlichen und Kunst - Genuss schöpfte er sein ganzes Leben aus den Schriften des Volkes, dessen Sprache er sich am geläufigsten und liebsten bediente. Die Muttersprache lernte er nur dürftig und einseitig, fast bloß im Umgange mit der Menge, in den unerquicklichen Lehrstunden, bei den Waffenübungen und späterhin aus den Bittschriften und Kanzleiakten; auch an den Höfen hörte man damals noch kein mustergiltiges Deutsch. Unter solchen Umstånden erscheint der ausländische Bildner als eine Wohlthat für den Kronprinzen, der das auch noch als König erkannt hat; denn als seine Erziehung im Frühjahr 1727 für beendigt gehalten und Duhan entlassen wurde; so schrieb er ihm, den 20. Jun, einige liebevolle Zeilen') mit dankbaren Verheißungen für die Zukunft und verewigte spåterhin sein Andenken durch eine in der Akademie der Wissenschaften vorgelesene Lobrede2).

Großen Antheil an Friedrichs Entwickelung hat gewiss auch Hie dauernde innige Freundschaft mit seiner geistreichen ålteren Schwester, der nachherigen Markgråfinn von Baîreuth, gehabt, mit welcher er, von der Wiege an, fast unzertrennlich verbunden blieb 3). Ein Denkmal aus dieser einträchtigen Kinderzeit ist das schöne 1),,Mon cher Duhan Je Vous promais que quand j'aurez mon propre argent en main, je Vous donnerez enuelement 2400 ecu par an, et je vous aimerais toujour encor un peu plus q'asteure s'il me l'est posible. Frideric P. R. (L. S.) Potsdam, le 20. de Juin 1727."

2) Zuerst gedruckt in der Hist. de l'Ac. Roy. des Sciences et belles lettres. Année 1746. Berlin 1748.

3) Des Königs Histoire de la guerre de sept ans T. 1. p. 341.

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