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bat er seinen Freund Duhan, den 2. Oktober, um schleunige Bes forgung des Cicero, Horaz und Lukian, des Voltaire, Bossuet, Rousseau, Gresset und der Lettres Persanes; des Fouquières und der Campagnes de Turenne: Namen, welche auf Sinn und Geschmack das beste Licht werfen; darum verweilen wir bei dem Gegenstande noch einen Augenblick. Duhan zauderte nicht. Den 15. Oft, schreibt ihm der König in Trautenau die Danksagung für die dienstfertigen Sorgen, denen er seine Unterhaltung schuldig sei. Ihre Bücher, heißt es, sind glücklich angekommen und ich werde fie bezahlen, sobald ich die Rechnung haben werde. Es ist besser, die Bücher, welche ich fordere, aus Paris, gebunden kommen zu lassen, als aus Holland; Papier und Band sind vorzüglicher. Sie machen sich über mich lustig; in der That, ich habe hier nicht immer volle Beschäftigung und es findet sich oft ein Augenblick Muße, um ein gutes Buch zu lesen." - Rohnstock, den 24. Ots tober, an Denselben: „Ich bitte Sie, mir eine schöne Ausgabe des Racine zu kaufen und für meine Rückkehr bereit zu halten."" So ergößt ein großer Mann sich an den Wissenschaften in den glücklichen Tagen des Sieges und in den trüben Stunden widerwärtiger Ereignisse!

Mangel an Lebensmitteln zwang das preußische Heer, den 16. Oktober, zu dem beschwerlichen Rückzuge durch die Holwege bei Schatlar nach Schlesien.

Friedrich vertheilt seine Scharen zwischen Schweidniß und Strie-` gau und geht den 28. Okt. nach Berlin, wo ihm, wie er den 8. Nov. durch den schwedischen Minister am Dresdener Hofe, Wolfenstierna erfährt), nach Brühls Entwürfen, ein feindlicher Besuch zugedacht war, der ihn zwingen sollte, Schlesien an Österreich; Magdeburg, Halberstadt sammt Halle und dessen Gebiet an Sachsen abzutreten.

Wir bemerken hier den Anfang besonderer Abneigung zwischen Sachsen und Preußen. Lauge hatte der Dresdener Hof über den nachbarlichen an der Spree hervorgeragt; dann fing Berlin immer bedeutsamer zu werden an. Endlich wird Preußen eine Macht vom ersten Range in Europa und steht politisch und kirchlich dem Hause. Habsburg gegenüber. Mit Wem sollen die Sachsen es nun hal

1) Hist. de mon temps. T. 2. p. 271.275.

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ten? Der zweite schlesische Krieg machte sie den Preußen höchst verhafft, weil sie als dsterreichischer Anhang erschienen. Daraus mag sich manches Billige und Unbillige erklären. Als Friedrichs Armee 1745 in Kursachsen eindrang, ward wohl nicht die strengste Manuszucht geübt; denn der berühmte Freiherr von Thummel ers zålt '), daß sein Familiengut Schönfeld bei Leipzig geplündert, die Hofgebäude niedergeschossen, das Vieh erstochen worden. Eben so wurde bei Hohenfriedberg gegen die Sachsen mit besonderer Erbitterung gefochten.

Schon erwartete Karl von Lothringen, den 20. Nov., den F. M. L. Grafen Grunne vom Rhein her mit 10,000 Mann in der Lausit, während Friedrich bereits wieder in Schlesien auf der Lauer lag, bei Naumburg über den Queis ging, auf Görlik rückte und den 23. Nov. vier, über seine Erscheinung ganz erstaunte såchsische Kürassierregimenter und ein Regiment zu Fuß unter General Buchner bei Katholisch - Hennersdorf in der Lausiß durch Zieten in die Flucht schlug, ganz Sachsen erschreckte und Grunne auf der Höhe von Königsbrück, án den Brandenburgischen Grånzen umzukehren und mit dem såchsischen Hauptheere unter Graf Rutowski bei Dresden sich zu vereinigen bewog. Zieten erbat sich für sein Regiment die in jenem wichtigen Gefechte erbeuteten silbernen Pauken.

Wir werden künftig vielfache Gelegenheit haben zu berichten, wie Friedrichs Volk, von seinem Hauche begeistert, überall in der Stunde der Prüfung eine sehr rüstige Thatkraft entwickelt und in jener Zeit, wo noch nicht, wie jezt, alle Bande zum selbstständigen Gebrauche jeglichen Vermögens gelöst waren, eine Freisïnnigkeit offenbaret habe, welche wohl ein recht erfreuliches Licht auf die Lebensgeschichte des großen Königs zu werfen fähig ist. So wol

1) Reise in die mittäglichen Provinzen von Frankreich. 9. Thl. Lpz. 1803. 6. 284. Jm 2. schles. Kriege zeichnete sich Oberstl. v. Schüß als Parteigånger aus; aber, seine Grausamkeit zu mäßigen musste der König ihm den damaligen Husarenrittmeister von Seydliß zur Seite geben; s. Charakter und Lebensgeschichte des Herrn von Seydlik von Fr. von Blankenburg. Lpz. bei Göschen 1797. S. 9. über die von Sachsen geforderten Kontribuzionen s. v. Dreyhaupt Beschreibung des Saal Kreises. Thl. 1. S. 577.

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len wir denn auch nicht zurückhalten, was die Berliner thaten, als sie von Friedrichs Rückkehr nach Schlesien, dem 9. Nov. an bedroht waren. Sie verwandelten ihre Stadt in ein befestigtes Las ger, und, da die vier Bataillone Besaßung und höchstens 2000 neu Ausgehobene den Plaß zu schüßen nicht vermochten; so bewaffs neten die anwesenden Generale 16,000 Bürger: es wurden Schans zen und Gråben aufgeworfen und man hätte sich so wenigstens vor einer Überrumpelung von unregelmäßigen Truppen schüßen können. Desto behaglicher fühlten sich nun, nach abgewandter Gefahr, die Bewohner der Königsstadt und sie ließen, bei der Erleuchtung am 28. Dez., ihren wißigen Einfällen in Sinnbildern auf Grunne, wie auf die, welche während der Gefahr sich feigherzig bewiesen, freien Lauf. Besonders zeichneten sich zwei Schildereien aus auf der einen war Grunne, mit vielen österreichischen Génes ralen auf Krebsen reitend, zu sehen, in weiter Ferne die Stadt Berlin; Unterschrift:,,General Grün' will nach Berlin!" auf der andern sah man viele Kutschen, mit Sechsen und mit Vieren bes spannt, auch Kaleschen und Karren, in vollem Rennen von Berlin entfliehen; mitten in der Menge einen Hasen, der auch floh; Unterschrift: „Zur Gesellschaft!"

Karl von Lothringen war nach Böhmen gegangen; die Preus Ben hatten täglich Vortheile, bis dem alten Fürsten von Dessau die glänzende Entscheidung des Krieges glückte. Ihm hatte, nach dem Siege von Hennersdorf, der König geschrieben: „J'ai frappé mon coup en Lusace; frappez le Vôtre à Leipzic, et Je compte de Vous revoir à Dresde." Nun war Leopold aus Halle herangerückt und hatte den 29. Nov. Leipzig genommen. Den 13. Dez. vereinigt er sich mit dem G. L, von Lehwald in Meißen und geht auf Dresden los, von wo König August, ohne seinen jüngsten Prinzen mitzunehmen, nach Prag entflohen war. Bei Kesselsdorf stand Rutowski in der günstigsten Stellung; der Ritter von Sachsen befehligte die Reiterei. Hier wollte man den alten Desfauer empfangen.

Kesselsdorf liegt am Fuße eines, von dem såchsischen linken Flügel besetzten Hügels. In dem Dorfe selbst standen sieben Grenadierbataillons: Gebirge, Hohlwege, selbst die große Schwies rigkeit, auf dem glatten Eisbøden den Angriff zu machen, war den

Sachsen erwünscht. Erst Nachmittags zwei Uhr kamen die Preus Ben zum Angriffe. Gen. v. Herzberg rückte vorauf mit den Gres nadierbataillons v. Kleist, v. Aulack, v. Münchow, welchen, in 300 Schritt Entfernung, die drei Bataillons vom Regiment Fürst Leopold von Dessau folgten, unterstüßt vom Dragonerregiment v. Bonin. Den ersten' Angriff machten die Örtlichkeit und zwei feindliche Batterien fruchtlos; viele Preußen, auch v. Herzberg, fielen, und der Fürst zog die Grenadiere zurück. Da kamen die Sachsen in das freie Feld, die Umkehrenden zu verfolgen. Nun aber stürmten Bonin Dragoner auf die sieben sächsischen Bataillone her, daß sie im Augenblicke zerstoben und die feindlichen Batterien genommen waren. Selsam, daß die beiderseitigen Hauptheere, Friedrich in Meißen und Lothringen im Plauenschen Grunde am entscheidenden Tage sich ganz ruhig verhalten, indem sie von den Unternehmungen ihrer Seitenheere nicht unterrichtet sind. An dies sem heißen Tage zeichnete das Pommersche Infanterieregiment Nr. 30, damals von Jeet, dessen Standlager Stettin und Kolberg war, sich so aus, daß es sich Kesselsdorfs, `sammt 20 Kanonen, 4 Mörsern, einer Fahne und eines Pars Pauken bemächtigte. Zum Andenken dieser großen That begnadigte der König alle Of= fiziere mit dem Verdienstorden, das Regiment selbst aber mit einem neuen Siegel, auf welchem das Andenken des 15. Dez. 1745 verewigt ist.

Die geschlagenen Österreicher gehen nach Böhmen; Friedrich aber besteht das Schlachtfeld und zieht am 18. in Dresden ein, tröstet das zurückgebliebene Königshaus und empfångt den Grafen Friedrich v. Harrach, der, von Marie Theresie abgeordnet, mit dem preußischen, englischen und sächsischen Bevollmächtigten den Frieden zu unterhandeln begann, welcher schon am 25. abgeschloss sen wurde, und, zwischen Österreich und Preußen so lautete 1): „Der Breslauer Friede sammt den darauf erfolgten Grånzberichtis

1) Wenck T. 2. p. 194. Der englische Bevollmächtigte, Thomas Villiers, Gesandter in Dresden, machte sich, fast 30 Jahre später, noch einmal, als Lord Hyde of Hindon, and Earl of Clarendon um den König so verdient, daß er, wie Lord Hyndford, den preußischen Adler in sein Wappen bekam.

gungen wird erneuert; Preußen erkennt Franz I. als Kaiser und als Oberhaupt des Reiches an; Österreich verbürgt dem Könige alle seine Staten auch die von Kaiser Karl 7. ihm zugesicherten Vortheile; Friedrich dem Hause Österreich alle seine deutschen Bes sigungen; Sachsen, Braunschweig, Kaffel, Pfalz werden in diesen · Frieden eingeschlossen; Kursachsen) bezahlt an Preußen eine Million Reichsthaler; es entsagt für sich und seine Erben, als Eventualerbe des Hauses Österreich, allen Ansprüchen auf Schlesien; es tritt auch, damit alle Zwistigkeiten und Irrungen, so bisher zwischen Preußen und Sachsen wegen des Zolles zu Fürs stenberg an der Oder und der überfahrt zu Schidlo zum Öftern sich ereignet, abgeholfen werde, gegen einige zu Schlesien gehörige und in der Lausik belegene Pertinenzien, oder gegen ein anderes Åquivalent an Land und Leuten, die Stadt und den Zoll zu Fürstenberg und das Dorf Schidlo in der Niederlausiß und alles Kurs sächsische Gebiet auf der rechten Oderseite an Preußen ab, damit die Oder künftig mit ihren beiden Ufern überall preußisch sei.“

Dieser (fiebente) Artikel des Dresdener Friedens wurde indess, weil Sachsen allerlei Schwierigkeiten erhob, nicht erfüllt; ist auch selbst im Hubertsburger Frieden vergeblich wieder erneuert worden.

Wie beim Berliner Frieden England ins Mittel trat; so auch in Dresden wieder. An die Stelle des österreichischgesinnten Lord Carteret 2) war 1744 der Herzog von Newcastle und fein Bruder Pelham) getreten. Dieses neue Ministerium bot dem Könige von Preußen in der Übereinkunft, welche der Londoner und der Berliner Hof den 26. August 1745 in Hannover schloffen *), jegs liche Gewähr für Schlesien und leitete wieder Alles so ein, daß Marie Theresie den Frieden schließen musste. Großbritannien be

1) Kursachsen's Frieden mit Preußen s Wend T. 2. p. 207. 2) Nachmals Earl of Granville, geb. 1690, starb 1763.

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3) Memoirs of the Administration of the Right Hon. Henry Pelham, by the late Rev. Archdeacon Coxe. London 1829. 2 Voll. 4. Recueil de quelques lettres et autres pièces interessantes, p. s. à l'h. de la Paix de Dresde. London 1745. 4 Bogen in 4. Vier Briefe des Königs an Mr. Villiers, Dez. 1745, findet man in den Gesammel ten Statsbriefen S. 87–101.

4) Wenck T. 2. p. 191; Hist. de m. t. T. 2. p. 221. 229.

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