Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Um den Krieg mit Nachdruck fortseßen zu können, musste Friedrich schon auf außerordentliche Weise Geld zu bekommen suchen. Das oben erwähnte große Silbergeråthe aus dem Berliner Schlösse: das silberne Chor, alle silberne Kronleuchter und alles Silber aus dem weißen Sale wurde, im Dezember 1744, bei Nachtzeit, damit das Volk nichts erführe, von dem Geheimenkämmerier Fredersdorf durch die zwölf königlichen Heiducken zu Schiffe in die Münze gebracht').

Die Franzosen blieben unthätig; Kaiser Karl 7. bekam einen heftigen Anfall von Fußgicht, als einer seiner Hauptleute ihm die Niederlage der französisch- baierschen Scharen bei Neuneck meldete. Die Sicht trat ihm in den Leib und er starb in München den 20. Januar 1745. Marie Theresie aber hatte schon bei Gelegenheit des mit England, Holland, Sachsen in Warschau 2) am 8. Januar ganz geheim erneuerten Wormser Bundes, Schlesien wieder für ihr Eigenthum erklärt. Wirklich eroberten ihre Truppen ganz Oberschlesien, auch Kosel, den 27. Mai (von den Preußen den 6. Sept. wiedergenommen). Doch ernteten auch die Preußen Lorbeern: der Oberstlieutenant von Wedell 3) hatte am 19. November 1744 mit feinem einzigen Bataillon troß dem Feuer aus 50 Geschützen, bei

دو

homme cela;" und an einem andern Tage: „, Le Maréchal Traun est mon maître, il me corrigeoit des fautes que je faisois. Siche Mémoire sur le Roi de Prusse Fréderic le Grand p. Msgr. le P. de L. A Berlin 1789. p. 10. 20.

1) Hist. de m. t. T. 2. p. 271. Den 29. Januar 1752 forderte Fredersdorf auch sämmtliches Silbergeschirr" aus der Kunstkammer ab (20 Stück und 55 Uhren), um es zu verkaufen. S. v. Ledebur Geschichte der Kunsikammer. Berlin 1831.

2) Vertrag von Warschau s. Wenck T. 2. p. 171. Österreich und Sachsen schlossen in Leipzig den 18. Mai 1745 noch ein besonderes Bündniss, Friedrichs Macht zu beschrånken; s. Herzberg's Recueil. 2. Edition. T. 1. p. 28.

3) Friedrich sagt in der Hist. de mon temps T. 2. p. 131:

Der Prinz

von Lothringen erñaunte, daß ein einziges preußisches Bataillon ganzer fünf Stunden lang ihm den Übergang über die Elbe streitig ge= macht hatte und sagte zu den Offizieren, die ihn begleiteten: 17 Ach, wie glücklich würde die Königinn sein, wenn fie in ihrem Heere Offiziere båtte, die diesem Helden gleichen!"

Solonit in Böhmen dem ganzen Feinde den Übergang über die Elbe fünf Stunden lang streitig gemacht und die Grenadiere defselben dreimal zurückgeschlagen. Er erhielt dafür von seinem Kd, nige den Namen des preußischen Leonidas, welchen auch Fouqué 1760 wegen seiner ruhmvollen Niederlage bei Landshut davon trug. Einen anderen Meisterstreich führte Zieten aus, indem er eine, von Friedrich bei Frankenstein überkommene wichtige Bots schaft an Markgraf Karl1) nach Jågerndorf auszurichten, listig, am hellen Tage mitten durch die Österreicher hinzog, unkenntlich in den ganz neuen Montirungen. -Und was thut das Haupt dieser Elugen Heldenführer? Es stellt sich, als weiche es in furchtsas mer Besorgniss nach Breslau zurück, verlockt so die unter Karl von Lothringen vereinigten Sachsen und Österreicher aus ihrer vortheilhaften Stellung in eine gefährliche Falle und erkämpft über sie, am 4. Jun 1745, bei Striegau und Hohenfriedberg, zwischen Jauer und Landshut, in fünf Morgenstünden, den schönsten Sieg, welcher auch für Friedrichs Heldenruhm einer der ausgezeichnetes sten geblieben ist. Die Reiterei aber, welche solange versäumt und verachtet gewesen, feiert diesen Tag als ein noch unerreichtes Werk ihrer Kunst, indem der schnell entschlossene G. L. von Geßler mit dem einzigen Baireuthischen Dragonerregimente zwanzig Bataillone in die Flucht jagte, 2500 Gefangene machte, auch 66 Fahnen und vier Geschüße erbeutete. Der hocherfreute König verlieh diesem Heldenregimente 2) schon den 11. Jun von Berlin aus den berühms ten,,Königlichen Gnaden-Brieff und Diploma vor das, bei der glorieusen Bataille bei Friedberg in Schlesien sich hervorgethane Dragoner - Regiment von Bayreuth," auf Pergament geschrieben und mit dem königlichen Wappen in Siegelwachs versehen und ,, als ein ewiges Zeichen der Dankbarkeit" ein neues Siegel mit bedeutungsvollen Sinnbildern; zur äußeren Auszeichnung auch die

[ocr errors]

1) Des Markgrafen und der Reiterei Lob verkündet Hist. de m. t. T. 2. p. 193-197. Die Stelle ist merkwürdig wegen des Königs Freude über den ersten Glanz seiner Reiterei.

2) Historische Darstellung der wichtigsten Ereignisse des K. Pr. Zweiten Kurassierregiments (genannt Königinn) bearbeitet von H. Ravenstein, Lieutenant u. Regimentsadjutanten. Berlin 1827. 174 S. 8.

Grenadierf lammen auf den Patrontaschen und das Recht, den Grenadiermarsch durch Tambours zu schlägen und den Kürassiermarsch zu blasen. Das Ehrendiploma aber sollte, wie es in demselben heißt,,,diese höchst rühmliche und in dem Angesichte der ganzen feindlichen Armee recht heldenmüthig ausgeführte That des braven Dragonerregiments von Baireuth auf der Wahlstatt öffent. lich versiegeln und dadurch aus besonderer königlichen Gnade und thåtlichem Erkennen gegen die hohen und niederen Offiziere des tapfern Baireuthschen Regiments, dieses so herrliche und unglaubliche Meisterstück der erworbenen Kriegeserfahrung, anjeķo und bei der Nachwelt in beständigem Andenken erhalten und außerordentlich verewigen." Der Chef des Regiments, Oberst Otto von Schwerin, wurde zum Generalmajor befördert; Geßler wurde in den Grafenstand erhoben; er bekam auch, sowie der Major von Chazot, der die Siegeszeichen überbrachte, Wappenzierden '), welche sich auf diesen seltenen, gegen alte erprobte Soldaten errungénen Tag beziehen: nämlich, auf Geßler's Wappenhelme wurde zur rechten und zur linken Seite eine rothe und eine grüne Stan darte angebracht, in denen sich die goldenen Zahlen 20 und 672) befinden; unten am Wappenschilde ein kleiner römischer Schild, an die umherliegenden Waffen gelehnt, worauf man Marcus Curtius mit dem Rosse in den offenen Schlund stürzen sieht, mit der Umschrift: „Dulce est pro patria mori.“ Chazot bekam einen neuen Schild ins Wappen mit dem preußischen Adler und zwei Fahnen, beide mit der Inschrift HF (darunter die Zahl) 663). An Chazor's Mutter schrieb der König einen schmeichelhaften, von einer kostbaren Dose begleiteten Brief nach Caen, worin es unter Andern hieß: Schon längst haben Sie durch die Dienste, wel

1) S. (Kihne) Wappenbuch der preußischen Monarchie. 1. Bd. 40. Blatt.

2) In dem Diploma, bei Ravenstein S. 146, steht 66 Fahnen; in Geßler's Grafenbriefe vom 31. Jul 1745 (zu finden in Mangelsdorf's Preußischen Provinzialblåttern. Halle 1787. 1. Bdes 2. Stď. S. 82) steht, Geßler habe dem Feinde 20 Bataillons ruinirt und ihm 67 Fahnen abgenommen;" Hist. de m. t. T. 2. p. 212 stehen 21 Bataillone.

3) S. Köhne Wappenbuch Bd. 1. Blatt 31.

1

che mir Ihr Herr Sohn geleistet hat, ein Recht auf meine Ach, tung und Aufmerksamkeit. Die Mutter eines so braven und alls gemein geschäßten Offiziers kann von Mir nichts Anderes als Bes weise eines aufrichtigen Wohlwollens erwarten" 1).

" Nur erst seit der Schlacht bei Hohenfriedberg, heißt es in der ,,Unterweisung für die preußischen Generale" kann man den Zeits punkt festseßen', daß meine Reiterei das geworden ist, was sie sein sollte und jetzt ist." - Auch der Kriegeslist, durch welche er die Schlacht von Hohenfriedberg herbeiführte, gedenkt Friedrich im elften Abschnitte jener Instrukzion und, wenn er in den nachgelafses, nen Werken 2) von dem Pommerschen Dragonerregimente 3) Baireuth fagt: „eine That so selten, so ruhmwürdig verdient mit goldenen Buchstaben in den preußischen Jahrbüchern verzeichnet zu werden;" so sagt er eben dort 4) von dem ganzen Heere: „Die Welt ruhet nicht sicherer auf den Schultern des Atlas, als Preus Ben auf einer solchen Armee."

"

[ocr errors]

Nicht so schmeichelhaft schrieb der König an Ludwig den 15. Der Ritter de la Tour, welcher den Sieg bei Fontenai vom 11. Mai meldete, bat um Erlaubniss, noch einige Zeit bei dem preußis schen Heere bleiben zu dürfen. Sie wollen also, zusehen, wer Schlesien behalten wird?“ sagte der König.,,Nein, Sire, entgegnete de la Tour, ich will nur davon Zeuge sein, wie Ew. Majeståt Ihre Feinde züchtigen und Ihre Unterthanen vertheidigen wer den!" So erlebte der französische Botschafter den merkwürdigen Tag) und bekam- ein Antwortschreiben, welches ganz der Lage des preußischen Heeres angemessen war. Der Sieg bei Fontenai nüßte ihm nichts; darum schrieb Friedrich an den König von Frankreich: Ich habe den Wechsel bei Friedberg eingelöst, den Sie bei Fons

1) Französisch in v. Krohne Allgem. teutsches Adelslexicon. Lübeck 1774. 1. Bdes 1. Thl. S. 337.

2) T. 2. p. 212.

3) Es hatte dies Regiment seine Standquartiere in Pasewalk sc.; den 22. Febr. 1806 Königinn Dragoner" genannt; den 26. Mai 1819 2. Kürassierregiment (gen, Königinn)."

4) a. a. D. p. 215.

5) S. Voltaire siècle de Louis XV. chap. 16.

tenai auf mich gezogen. Die Schlacht bei Fontenai und die Eins nahme von Tournai sind für Sie rühmliche und für Frankreich vortheilhafte Ereignisse; aber für Preußens unmittelbaren Vortheil wåre eine am Ufer des Skamander gewonnene Schlacht oder die Einnahme von Peking wohl gleiche Diversionen gewesen." Ludwig der 15. erwiderte diesen empfindlichen Vergleich durch eine kalte und stolze Antwort ').

[ocr errors]

Die Königinn von Ungarn, deren Gemal den 15. September 1745, ohne die brandenburgische und die pfälzische Kurstimme, zum deutschen Kaiser erwålt und am 4. Oktober in Frankfurt gekrönt wurde, sandte Verstärkungen nach Böhmen und Herzog Karl griff den 30. Sept., fast 40,000 Mann stark, die noch nicht halb so viel zählenden Preußen bei den Dörfern Sorr und Staudenz, nahe der Stadt Trautenau an; aber — er erlitt eine neue Niederlage 2). Wieder ein Ehrentag für unsere Reiterei, von welcher 12 Schwadronen 50 feindliche warfen. Albrecht von Braunschweig ), des Königs Schwager, fiel als preußischer Oberst an diesem Tage, während sein ålterer Bruder Ludwig in den österreichischen Reihen sehr schwer verwundet wurde. "Ich håtte bei Sorr geschlagen zu werden verdient, sagt Friedrich in der Unterweisung für seinė Generale, weil ich mich durch Detachementer zu sehr geschwächt hatte; wenn nicht die Geschicklichkeit meiner Generale und die Tapferkeit meiner Truppen mich davor bewahrt håtten.“ Übrigens fiel des Königs Lager und Gepäck den österreichischen leichten Völkern unter Nadasdy in die Hände; zu seinem Glücke: denn die Plünderung des Lagers hielt diesen Haufen so lange hin, daß er seine Bestimmung, den Preußen in den Rücken zu fallen, verfehlte. Friedrich freuete sich überdies, daß der Feind keine große Vorstellung von seinem Hausrath bekommen werde. Unter Andern ging bei Sorr des Königs Feldbibliothek verloren, welche die Stunden seiner Muße erheiterte und ohne die er nicht sein konnte. Darum

[blocks in formation]

2) Friedrich schrieb mit Bleistift an den Grafen Münchow in Breslau: ,,J'ai battu les Autrichiens, j'ai fait des Prisonniers, chantez le Te Deum!"

3) geb. 1725.

[ocr errors]
« ZurückWeiter »