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nommen; nur die Schwachen und Kranken bleiben zurück. Lobko, wiß wurde überlistet; er schadete wenig; aber Frost und Hunger rafften 1200 Mann dahin, ehe Eger erreicht war; noch mehr stars ben hier an Erschöpfung. Der in Prag zurückgelassene General Chevert fapitulirte mit Lobkowiß den 26. Dezember und zog ab.

Die österreichischen Waffen sind hoffnungsvoll und ermuthigt. Herzog Karl siegt den 9. Mai 1743 in dem Treffen bei Simpach über die Kaiserlichen, dringt über Jser und Donau bis München vor; Karl 7. entflieht und Baiern huldigt im September der Köz niginn von Ungarn und Böhmen.

Die Franzosen stehen am Rhein; sie werden noch hier nicht ungestört rasten. Georg II. will auch Vortheile erringen: er lässt durch seine Flotten Ludwigs des 15. Schiffe und Kolonien nehs men, zieht selbst den Degen ') und besiegt mit einem aus Englåndern, Hannoveranern und Österreichern 2) gebildeten Heerhaufen (der sogenannten pragmatischen Armee), den Marschall Noailles, am 27. Jun, bei dem kurmainzischen Dorfe Dettingen, in der Nähe des Main's. Die Franzosen eilen über den Rhein zurück; der Kaiser bittet um Frieden: England und Österreich aber träumen von wichtigeren Erfolgen, um so mehr, da Holland Geld und Mannschaft bietet, und Sardinien, wie Sachsen ), dem Worm. ser Vertrage beitritt, welchen England, Österreich, Holland am 13. September 1743 geschlossen*). König Georg schrieb an Marie Theresie bedeutungsvoll: Madame, ce qui est bon à prendre, est bon à rendre." Der Brief fiel in Friedrichs Hånde'), der wohl auf seiner Hut war. Da kam zu gelegener Zeit ein kaiserlis cher Gesandter nach Berlin. Es war derselbe Seckendorf, der oben vielfach besprochen worden ist. Von Carl dem 6. des uns

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1) Unter ihm befehligte Lord Stair.

2) Die Österreicher führte Neipperg.

3) M. Therefie verband sich mit Sachsen den 20. Dez. 1743, Wend T. 1. p. 722; noch genauer bestimmte der Vertrag vom 13. Mai 1744 die Bürgschaft ihrer Länder; auch Schlesiens. S. Faber's (D. I. Leucht's) Europäische Statskanzlei. Thl. 88. S. 296.

4) Wenck, I. p. 677.

5) Hist. de m. t. T. 2. p, 51.

glücklichen Türkenkrieges wegen gefangen geseßt, war er 1740 erst, nach dreijähriger schwerer Haft aus der Festung Gråß in Steyermark entlassen worden, worauf er in Meuselwitz gelebt hatte und im Januar 1742 nach Frankfurt am Main geeilt war, wo Karl 7. ihn mit Freuden in seine Dienste nahm und auf Beobachtungen nach Berlin sandte. Friedrich empfing den kaiserlichen Abgeordnes ten mit vieler Gnade und gab ihm die Versicherung, daß er jede Gelegenheit, das Interesse des Kaisers zu unterstüßen, ergreifen wolle. In gleicher Art kam Seckendorf jeßt wieder, Mitte Februar 1744, nach Potsdam. Er fand den König in der günstigs ften Stimmung für Karl 7.

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Unter dem Vorwande, seine Schwestern in Baireuth und in Anspach zu besuchen, machte Friedrich im Frühjahr eine Reise in das Reich und drang bis Hohen-Sttingen vor, scheinbar aus Neugierde, die Trümmer der baierschen Armee zu sehen; in der That aber, um zwei wichtige Zwecke zu erreichen: den allgemeinen Frie den und die Erhaltung des Kaisers. Dabei kam der König zuerst auf die Idee eines Fürstenbundes zum Schuße des Reichsoberhauptes 1). Aber „Kein Geld, kein Schweizer," sagt die Ges schichte meiner Zeit," lässt sich auch auf die deutschen Fürsten anwenden;" denn da Frankreich keine Hülfsgelder zahlen wollte; so traten der Landgraf von Hessen, der Herzog von Württemberg, Kurkdln, Kurpfalz und der Bischof von Bamberg, welche er schon gewonnen in ihre Parteilosigkeit zurück aus der Union, welche Preußen mit ihnen den 22. Mai in Frankfurt am Main geschloss fen hatte,,,um Deutschland seine Freiheit, dem Kaiser seine Würde und Europa seine Ruhe wieder zu geben 2)." Mit Frankreich hatte der Berliner Hof zu gleichem Zwecke schon im April 1744 in Paris durch den Grafen Rothemburg3) und den Herzog von Richelieu einen Allianztraktat verhandelt, nachdem, mit Beihülfe der

1) Hist. de m. t. T. 2. p. 57. 47.

2) Den Frankfurter Unionsvertrag im lateinischen Original giebt Schöll Hist. abrégée T. 2. p. 444–452.

3) Den Grafen Rothemburg schickte Friedrich zu diesem Geschäfte eigends nach Versailles, weil sein Gesandter, der Baron de Chambrier, schon seit 20 Jahren auf diesem Posten, ein alter Mann war.

Herzoginn von Châteauroux'), der. Minister des Auswärtigen, Amelot entfernt war. Darauf Kriegserklärung 2) Ludwig's 15. gegen die Königinn von Ungarn, Versailles den 26. April 1744 und Angriffsbündniss3) zwischen Preußen und Frankreich, Versailles den 5. Jun, gegen Österreich, zum Schuße des Kaisers. Preußen sollte nach demselben das österreichische Schlesien und von Böhmen den Bunzlauer und Leutmerißer Kreis, sammt dem Lande zwischen dem Königsgråßer Kreise und Sachsen, Pardubig und Kollin erhalten; Frankreich bedung sich ansehnliche Abtretungen in den Niederlanden aus. Friedrich war über dieses Bündniss so zufrieden, daß er dem Brigadier Du Mesnil, wels cher ihm den Abschluff desselben überbrachte, sagte: „Mit Ber gnügen sehe ich mich an Schwedens Stelle trèten; einst war es der Lieblingsbundesgenosse Frankreichs, jeßt ist es ein Körper ohne Seele; diese fehlt mir nicht und man wird zufrieden sein*).“

Also fielen 80,000 Preußen, sammt den kaiserlichen Hülfsvölkern, den 15. August in Böhmen ein'); 12,000 Österreicher unter General Graf Harsch ergaben sich den 16. September in Prag nach sechstågiger Belagerung, bei welcher Markgraf Friedrich Wilhelm ), ein Bruder des bei Molwig gefallenen Markgrafen

1) Sie starb den 8. Dez. 1744; Friedrich hat ihr in der Hist. de m. t. T. 2. p. 75. 81 und 150 ein schönes Denkmal gesetzt.

2) Rousset Recueil T. 18.

3) Flassan Diplomatie française T. 5.

4) Flassan Diplomatie franç. T. 5.

5) Das preuß. Manifest fångt an:

Der König glaubet verbunden zu sein, ganz Europa von dem Entschluss zu benachrichtigen, welchen Höchstdieselben durch gegenwärtige Conjuncturen, zum Besten und zur Beruhigung des gemeinen Wesens zu fassen gemüßiget worden; und schließt: Mit einem Wort, der König begehret nichts, und es ist um sein eigen Interesse hier gar nicht zu thun; sondern es ergreifen Ihro Maj. nur zu dem Ende die Waffen, damit Höchstdieselben die Freiheit des Reichs, die Würde des Kaisers und die Ruhe in Europa wieder herstellen." Diarium Prag. S. 96. Die vom

F. M. Gr. Schwerin am 16. Sept. dem Grafen Harsch gewährte Capitulation eben da S. 108.

6) Geb. 1715, der dritte Sohn vom Markgr. Albrecht Friedrich, einem Sohne des gr. Kurfürsten,

Friedrich, am 12. September, durch eine Stückkugel, an der Seite des Königs, das Leben verlor, und der Grenadier David Krauel von des Erbprinzen von Hessen-Darmstadt Regiment sich so auszeichnete, daß der König ihn, unter dem Namen Krauel von Ziskaberg in den Adelstand erhob und zum Lieutenant beförderte.

Indeff eilte Herzog Karl aus dem Elsaß, welchen Friedrich also den Franzosen gerettet, herbei. Er war, den 3. Jul gegen Coigny über den Rhein gegangen, hatte die Linien von Germers heim und Lauterburg erobert, von Trarbach an der Mosel aus durch ein heftiges Manifest des Generals Mengel gegen Franks reich, sechs Provinzen zur Empörung gegen die Regirung aufgefordert und selbst Paris in große Unruhe verseßt; dann aber sich den 23. August bei Beinheim über den Rhein zurückgewandt '). Daun, damals Regimentschef, führte die Arrieregarde.

Als nun Österreicher und Sachsen zusammenstießen, da ging das preußische Heer, den 9. Nov., bei Kollin und Kuttenberg über die Elbe. Der König selbst brachte es, nicht ohne Verlust, nach Schlesien; aber sehr schlimm ging es der preußischen Besaßung in Prag unter dem G. L. v. Einsiedel, welcher, vor dem Abzuge, die Festungswerke sprengen sollte. Dabei entstand Verwirrung und Empörung der Einwohner, welche Panduren einließen, ehe der preus Fische Vortrab auf der andern Seite ausgerückt war; so daß dem Feinde Geschüß, Gepäck und Kranke in die Hånde fielen, und eine große Menge überläufer ihm zueilte. Ganz anders hatten BelleIsle und Chevert den Plak verlassen. Darum gab der König dem General von Einsiedel 2) den Abschied; Fürst Leopold von Dessau

1) Voltaire siècle de Louis XV. chap. 11. Friedrich an Valori, au Camp de Budin, le 31. Août 1744: ,, Mon gros Valòri, nous prendrons Prague, tandis que vos Français ne feront que des sottises." 2) über Einsiedel's Abzug aus Prag am 25. Nov. siehe unge=

druckte Nachrichten die Feldzüge der Preußen betreffend. 4. Thl. S. 54. Histoire de m. t. T. 2. p. 137. Diarium Pragense, d. i. Aus: führliche Beschreibung alles dessen, was sich von Anfang des leßtern böhmischen Kriegs an sowohl bei der Belagerung und Eroberung von Prag, bei Besatzung der preuß. Truppen und bei Verlassung derselben zugetragen, abgefasst von einem Böhmischen Landsmann. Mit

aber, bisher-sein hoher Gönner, der ihn auch zum Kommandör des Leibgardegrenadierbataillons empfohlen, verachtete ihn, als Einen, der den preußischen Waffenruhm befleckt und ließ ihn nicht vor sich; der Feldmarschall Graf Schwerin dagegen, welcher, aus Rücksicht auf die schwierigen Umstände, den unglücklichen Kommandanten mit Milde zu behandeln gerathen, verließ das Heer in Ungnaden und erschien bei demselben nicht wieder, so lange der alte Dessauer lebte. Dann aber lud der König ihn zu sich ein und schenkte ihn dem Heere wieder 1).

Zu dem widerwärtigen Rückzuge aus Böhmen hatte die Preus ßen ein alter Feldherr genöthigt, welcher dem Herzoge Karl als Rathgeber zur Seite stand, und welcher an dem späteren Feldherrnruhme seines großen Gegners einigen Antheil hat. Das war Traun. Als Friedrich nämlich den weit überlegneren Feind in Böhmen zum Schlagen zu bringen gesucht, hatte der gezaudert, hatte feste Stellungen eingenommen; die Preußen durch seine leich ten Völker in Athem gehalten, die Zufuhr erschwert; so daß der König, auf alle Weise geschwächt, nach Schlesien sich zurückziehen musste. Mit hoher Achtung rühmt Friedrich deshalb den alten feindlichen Feldmarschall in der „Geschichte meiner Zeit: “ „Das Benehmen des Herrn von Traun, sagt er, ist ein Muster von Vollkommenheit, welches jeder Militår, der sein Handwerk liebt, studiren muss, um es nachzuahmen, wenn er die Talente dazu hat. Der König ist selbst überzeugt, daß er diesen Feldzug als seine Schule in der Kriegeskunst betrachten muss und den Herrn von Traun als seinen Lehrer." - Auch in der Epistel über das Schicksal," welche Friedrich während des siebenjährigen Krieges geschrieben, hat er dem wackeren Manne ein Denkmal gesetzt; selbst 1770 wurde zu Neustadt in Mähren bei den geistreichen Unterredungen mit dem Prinzen von Ligne sein Andenken erneuert 2).

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Beilagen. Gedruckt zu Prag 1744. 111 S. 4. Der unglückliche Ausmarsch kommt S. 76 und S. 82 umständlich vor.

1) Wie der König den alten Feldmarschall 1747 wieder zu sich eingeladen f. Pauli's Allgemeine Preuß. Personalchronik. Berlin 1820. S.

281.

2) Der König sagte zu dem Pr. v. L.,,Savez-vous, qui m'a appris le peu que je sais? C'est votre ancien Maréchal Traun voilà un Friedr. d. Gr. I.

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