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derselben '), ist, für das Wohl unsers Volkes zu wachen; sobald wir indess finden, daß ein eingegangenes Bündniff für dasselbe gefährlich oder gewagt ist; so müssen wir es lieber brechen, als unser Volk bloß stellen: hierin opfert sich der Fürst für das Wohl seiner Unterthanen auf." Da nun Frankreich feit Heinrich's II. Zeiten die Westgränze Deutschlands fortwährend ges schmålert, seinen Erwerbungen durch das Herzogthum Lothringen eine sichere Abrundung hinzugefügt hatte und dennoch nicht abließ, gegen Deutschland und das Haus Habsburg verderblich anzustres ben; so sollte das Nymphenburger Bündniss eben so wenig den Versailleser Hof bereichern, als der Große Kurfürst daran gedacht, Schwedens Macht durch den Vertrag von Labiau zu erheben. ,,Frankreich hat die Politik dės Königs Philipp von Mazedonien“ sprach der große König schon 1736, weil er das Gleichgewicht un sers Erdtheils durch Frankreichs übermacht bedroht sahe. Ihr widerstrebt er 2), indem er scheinbar sich ihr anschließt, und, nach

1) Berlinische Monatsschrift. März 1787.

2) Süvern Erinnerungen an einige merkwürdige Äußerungen Friedrichs des Großen; geschrieben am 17. August 1813. Berlin. 16 S. 8., zeigt, wie Fr. das Streben der Franzosen in Deutschland einzudringen durch= schaut und beschränkt. Darüber noch folgende klassische Stellen aus Mémoires de Valori. T. 1. p. 152 „Schon in Mähren sagte der König einmal zu Valori, daß er mit dem Wiener Hofe in Unterhandlungen stehe, in der Absicht, sich eine Thür zum allgemeinen Frieden offen zu erhalten; und als der franz. Gesandte dem Könige das Bündniss seines Hofes mit Dänemark meldete, fragte Friedrich, was die Franzosen denn noch in Westphalen machten? Wahrscheinlich wollten sie den Herrn in Deutschland spielen! Er sei ein deutscher Fürst und werde das nie dulden." Valori bemerkte, diese Armee sei nur auf des Königs Wunsch gekommen. Da sagte Fr.: „Ihr habt erklärt, daß fie nur bis zu des Kaisers Wahl bleiben würde; er ist gewählt; warum zieht ihr euch nicht zurück?” Fr. an Valori: Au Camp de Czaslau, le 19. Mai 1742:,,J'ai tenu parole: à present je suis quitte envers vous, et mes alliés de la bataille, et ces j... f....... de Saxons n'en ont pas été. 1. c. T. 2. p. 264. Valori fommt S. 284 des 1. Theils noch einmal auf den Separatfrieden des Königs. Friedrich aber sagte ihm, daß der übereilte Rückzug der Franzosen ihn bestimmt habe mit seinem Frieden mit Österreich zu cilen, daß er allein die Laft des Krieges getragen und daß er nicht das Opfer sein wolle.

dem er selbstständig eingetreten in die Zahl der europäischen Großmachte, darf keine Krone willkürlich über die andere sich erheben. Durch die Theilung Polens, das werden wir unten erweisen, hat er nur einem allgemeinen Kriege vorgebeugt; durch den Dresdener und durch den Hubertsburger Frieden hat er dargethan, daß er kein Eroberer sei; auch der Teschener Friede und der Fürstenbund zeugen für ihn: sein ganzes Leben sehen wir ihn Maß halten im Låndererwerben und die deutsche Freiheit schirmen. Freilich schien der Einfall in Schlesien mit dem Antimachiavell in Widerspruch zu stehen und der tugendhafte Abbé de St. Pierre, welcher Heine rich's 4. ewigen Frieden,,, den Traum eines ehrlichen Mannes')" wieder in das Gedächtniss gerufen und auf schiedsrichterliche Ents scheidung der Statsfehden gedrungen, schrieb sein,Politisches Räthsel," unmuthig über den König, dessen Schrift gegen den Fürsten seinen Vorstellungen vom ewigen Frieden so willkommen erschienen, in welcher aber doch die Eroberung durch einen gerech ten Krieg" als ein nothwendiges übel aufgeführt war. Wer Fries drich's ganze Regirung mit Umsicht erwågt, wird seine Handlungen und seine Grundsäge auf eine erfreuliche Weise in Einklang finden: überall kräftige Sorge für den Ruhm und die Wohlfahrt seiner Völker, überall weises Wachen über die Entwürfe der übrigen Großmächte; nirgends aber auch nur den Schein blinder Eroberungssucht.

Als der Friede geschlossen war, fanden sich im Berliner Schlosse nur noch 150,000 Thaler; dennoch wurden in dem neuen Besigthume die alten Pläge mehr befestigt und schickliche Örter zu ges nügenden Vormauern mit großen Kosten angebauet; auch das Heer wurde um 18,000 Manu vermehrt 2): bei dem Allen aber wurde sehr haushälterisch gewirthschaftet; denn der König konnte neuer Fehden gewärtig sein. Aber, ehe er diese zu bestehen hatte, wollte

Er habe die Unterhandlung unterhalten, um den Augenblick zu_be=` nußen.

1) So nannte Kardinal Du Bois des Abbé St. Pierre Ewigen Frie

den.

2) Hist. de m. t. T. 1. p. 288.

er Schlesien auch durch die Künste des Friedens sich zu eigen mas chen. Diese Provinz zålte 53 Immediatstädte, 108 Mediatstådte und 4923 Dörfer, zu welchen von 1771 bis 1775 noch 92 neue mit Kolonisten beseßte Dörfer kamen; Einwohner hatte sie anderthalb Millionen und die jährliche Einnahme betrug viertehalb Millionen Thaler'). Schlesien wurde nicht, wie die alten Provinzen, unter das Generaldirektorium gestellt, sondern der schlesische Depar tementsminister) stand, bis 1806, unmittelbar unter dem Könige, welcher schon den 19. Dez. 1741 den Stånden eröffnet hatte, daß er das so ungleiche, drückende Kontribuzionswesen besser einrichten wolle. Es traf zu dem Ende eine Hauptsteuerregulirungskommis sion in Breslau zusammen und es wurden, auf den Grund alter Verträge die Abgaben so vertheilt, daß, nach der Instrukzion für die Veranschlagungskommissionen vom 27. Jul 1742, dem Adel 28 pro Cent, dem Bauernstande 34 p. C. zufielen. Da dies aber verschiedene Beschwerden erregte, obgleich der König schon den 23. April 1743 versicherte, daß die aufzubringenden 1,700,000 Rthl. auf ewige Zeiten nicht erhöhet werden sollen; so wurde doch den 1. Jun 1744 folgende Vertheilung gemacht:

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die bischöflichen Dominien sollen

die geistlichen Stiftsdominien ... . die ritterlichen Kommenden

die weltlichen Dominien.

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die Pfarrer, Schulmeister und Kirchenschreiber 28 die Bauern und kleinen Ackerleute des reinen Ertrages entrichten. Da diese neue Grundsteuer keine Schwierigkeit machte; so reichten für ganz Schlesien zwei Krieges,

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1) Hist, de m. t. p. 215: L'acquisition de la Silésie procura au Roi une augmentation de revenues de 3,600,000 d'écus. La plus grande partie de cet argent fut employé à l'augmentation de l'armée: elle étoit alors de 106 bataillons et de 191 escadrons, dont 60 de houzards."

2) Graf Münchow starb 1753; v. Massow zog sich Schlabrendorff bis 1770; Graf Hoym bis 1806.

1755 zurück; Graf Schlesien hat auch

eine besondere Sammlung der Landesgeseße, im Verlage von Korn in Breslau bekommen, deren 1. Band (in 4.) die Edikte vom 1. Dez. 1740 bis Ende 1744 enthält.

und Domånenkammern, zu Breslau mit 32, und zu Glogau') mit 16 landräthlichen Kreisen hin. Zur Akzise- und Servisvers waltung bekam das Kammerdepartement zu Breslau außerdem 7 steuerräthliche, das zu Glogau 3 steuerräthliche Kreise: ganz so wie in den alten Landestheilen. So hatte jedes der beiden Kammerdepartements auch ein Collegium medicum et sanitatis unter sich und die ganze Provinz bekam den 14. März 1744 eine eigene,, Generalmedizinalordnung 2)," nach welcher z. B., im Widerspruche mit dem übrigen State, den Militårårzten die Zivilpraxis in Schlesien bis zum Jahre 1792 untersagt war, obgleich die Scharfrichter Beinbrüche heilen durften.

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In gleicher Art blieb das Postwesen der Provinz abgesondert ; auch die Volkszählungen gingen von dem schlesischen Minister unmittelbar an den König, ohne dem Generaldirektorium mitgetheilt zu werden.

Zu Handhabung der Rechte in geistlichen Sachen wurden in Breslau und in Glogau Oberkonsistorien) errichtet, bestehend aus einem katholischen Prålaten, einem evangelischen Geistlichen und aus weltlichen Råthen; Fürst Carolath wurde Ober- Präsident von beiden.

Die Rechtspflege bekam zwei Oberamtsregirungen: in Breslau und in Glogau; 1744 aber noch eine in Oppeln, welche 1756 nach Brieg verlegt wurde. Den 20. Januar 1768 ernannte der König den Pråfidenten der Breslauischen Oberamtsregirung, von Carmer, zum Justizminister und Chef- Präsidenten såmmtlicher Oberamtsregirungen in Schlesien, welchem 1780 von Danckelman nachfolgte. Als der 1795 feine Entlassung nahm, wurde die schlesische Justizministerstelle nicht wieder beseßt. Eine „Allges meine Land- und Hypotheken-Ordnung" bekam Schlesien den 4. August 1750). Je mehr die neuen Unterthanen die preußische Verwaltung kennen lernten, welche ihre Städte baute, den

1) Ihre Einrichtung wurde den 25. Nov. 1741 durch ein Edikt bekannt gemacht. Das Patent bei v. Olenschlager III. S. 233.

2) Breslau bei Korn, 96 S. 4.

3) 1744 noch ein Drittes in Oppeln.

4) Mylius C. C. Cont. IV. p. 266.

Landmann, soweit es ohne gewaltsame Veränderung möglich war, von dem gutsherrlichen Drucke befreite, für zweckmäßige Volksbil. dung sorgte, die Eingebornen zu Ämtern zog und die Religion eis nes Jeden ehrte; desto mehr neigte sich das achtungsvolle Vertrauen dem wohlthätigen Landesvater zu '). Das Gebirge hatte nie von Oben her eine angelegentlichere Sorge für feinen- Leinwandhandel erfahren. Breslau 2), welches unter der vorigen Herrschaft eine fast republikanische Verfassung gehabt, erklärte der König den 21. Jun 1742 zur dritten Haupt- und Residenzstadt seines Reiches, bewilligte ihr auch, den 14. Jul, zwei Messen, auf Laetare und auf Marien Geburt. Aber der Geist dieser Stadt bedurfte doch in vieler Hinsicht der Läuterung. Nicht durch Verdienste, sondern durch Bestechung gelangte man zu Ämtern und mit den Magistratsstellen selbst wurde ein offenbarer Handel getrieben. Ja, die Mitglieder der patrizischen Familien erzålten es selbst mit innigem Wohlgefallen, wie Mandube, das Haupt einer Räuberbande, sie bei spåter Zurückkunft von einer Spazirfahrt als Schuhwache gegen seine Raubgenossen bis an das Thor begleitet, und sich sodann mit einer

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1) Als der Minister Graf Hoym 1806 sein Amt niederlegte, reichte er die von Friedrich II., 1770, empfangene Geheime Instrukzion für die Verwaltung der Provinz Schlesien ein; darin steht unter Andern: Der Adel solle glimpflich, aber mit Nachdruck behandelt werden, man solle ihn nach Schlesien zu ziehen suchen, wenn er auch in Österreich Güter habe; Heirathen reicher Töchter in's Ausland seien nicht zu erlauben, eben so wenig der Güterverkauf, um das Geld nach Österreich zu schleppen. Bei den Geistlichen solle Hoym stets Spione haben und nicht erlauben, daß Österreicher Stiftsstellen erlangten. Hoy m folle sich nicht, wie Schlabrendorff gethan (den der König sonst rühmt), von Lieferanten bestechen lassen. Hoym solle suchen die Leibeigenschaft aufzuheben.” — Als der Minister darauf anzeigte: „es gebe in Schlesien keine eigene Leibeigene" - so erläuterte der König die Stelle dahin: Hoym solle hie und da freie Bauern ansezzen, damit die unfreien aus der Dummheit und Sklave= rei gezogen würden.

2) Den 28. Sept. 1741 wurde der oben genannte Kriegesrath Bloch mann, ein geborener Schlesier, dem Rathskollegium als Direktor des Breslauischen Magistrats vorgestellt. Derselbe bekam den Karakter als Geh. Kriegesrath und wurde den 25. Okt. 1741 in den Adelstand erhoben. S. (Köhne) Preuß. Wappenbuch. Bd. 2. Blatt 83.

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