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7. Nov., die Erblandeshüldigung'), wobei der Minister Graf Podewils in Friedrichs Gegenwart die Anrede im Namen des Königs hielt und der dlsnische Landeshauptmann von Prittwiß im Namen der niederschlesischen Fürsten und Stände antwortete 2).

Bielfeld erzålt als Augenzeuge, es sei bei der Huldigung das Reichsschwert vergessen worden, dessen Knopf bei solcher Gelegens heit gewöhnlich zum Küssen gegeben wird; aber, der König habe alsbald den Degen gezogen, mit welchem er Schlesien erobert und dem Grafen Schwerin gegeben, der denselben während der Huldigung als Reichsschwert gehalten. Auch bestieg Friedrich in seiner Uniform den Thron, ohne alles Geprånge. Das Wesentlichste für Schlesien war, daß der neué Landesherr die gewöhnliche Huldigungssteuer von 100,000 Thalern erließ, feststehende Abgaben eins führte, die verunglückten Einwohner mit Geld und mit Getraide unterstüßte, allen Religionen gleiche Achtung bewies, die des Glaus bens wegen Vertriebenen zurückrief und Jeglichen in seinem Rechte schirmte. Bei den Standeserhöhungen 3) erlangten der Graf Haßfeld, wegen der freien Standesherrschaft Trachenberg, und Graf Schönaich, wegen der freien Standesherrschaft Beuthen - Carolath, die Fürstenwürde, des Grafen Reichenbach Niederherrschaft Goschüß aber wurde zur freien Standesherrschaft erhoben; der Bischof von Breslau behielt, ohne Beispiel im preußischen State, das Münzrecht. Auch durch Ordensverleihungen bewies sich der König gnådig. Die breslauischen Stadtsoldaten schuf er zu einem preußischen Regimente) um, und verlieh es dem bisherigen Kommandanten von Breslau, Obersten von Rampusch, welcher, in dieser Hauptstadt geboren, zum Generalmajor befördert wurde3).

1) Die Huldigungsmedaille zeigt das Bruftbild des Königs, mit der Umschrift Frid. B. R. Suprem. Siles. Inf. Dux.-Rev. Iusto Victori. Schlesien kniend reicht dem Könige die Krone. Ex. Fides Siles. Inf. Vratislav. D. XXXI. Oct. 1741.

2) Beide Reden hat v. Olenschlager a. a. D. Thl. 3. S. 224. 6) Såmmtlich bei Olenschlager III. S. 230.

4) K. Pr. Patent und Verbot gegen das gewaltsame Werben und Enrolliren in Niederschlesien. Berlin, den 25. Dez. 1741.

5) Eine eigene Beschreibung der Erblandeshuldigung v. 7. Nov. 1741 in Breslau ist unter dem Titel „Triumph von Schlesien" erschie

Die Unterhandlungen und der kleine Krieg waren indess ihren Gang gegangen. In dem letzteren ragt Hans Joachim von Zieten hervor, welcher sich schon im Frühjahr so ausgezeichnet hatte, daß er mit dem Verdienstorden belohnt und in drei Wochen vom Oberstwachtmeister bis zum Obersten und Befehlshaber eines Hufarenregiments erhoben worden war; er streifte mit seinen Husaren bis in den Marktflecken Stockerau, nahe bei Wien.

Marie Theresie, von so vielen Feinden bedroht, hatte Englands schlaue Vermittelung') angenommen, in deren Folge der König von Preußen, welchen bloß der Oberst v. der Golk begleis tete, Lord Hyndford und Feldmarschall Neipperg sammt seinem Adjutanten General Lentulus, am 9. Oktober zu Klein-Schnellendorf im Fürstenthum Oppeln Waffenruh bis zum Frieden verabredeten. Bis dahin wolle man den Krieg nur zum Scheine fortsehen: Neippers solle, den 16. Oktober, mit seiner ganzen Armee Schlesien råumen, der König aber Neiße nach vierzehntågiger Belagerung einnehmen; im Dezember solle der Friede folgen und in demselben ganz Niederschlesien bis zur Neiße dem Könige abgetreten werden, welcher sich bisdahin von Hyndford, Neipperg und Lentulus ein unverletzliches Geheimniss angeloben ließ. Friedrich vollzog aber die Urkunde nicht, in welche Lord Hyndford die Verhandlungen von

nen; auch die Helden - Stats- und Lebensgeschichte Friedrichs II. ist zu benußen.

1) Georg II. sandte nach dem Siege von Molwiß den Grafen John Carmichael Hyndford als Großbritannischen, und den v. Schwichelt, als Hanndverischen Minister in Friedrichs Lager, welche, mit ganz verschiedenen Vorschriften versehen, als Geschäftsträger verschiedener Mächte, sich selbst mit großem Misstrauen betrachteten. Schw. bot die Neutralität seines Herrn gegen die Abtretung von Hildesheim, Osnabrück und andern Gebieten an; Hyndford trug seine guten Dienste an, Marie Theresie zur Abtretung gewisser Fürstenthümer in Niederschlesien zu vermögen, indess der englische Gesandte Finch den russichen Hof gegen Preußen in die Waffen zu bringen strebte und der Großpensionår v. Holland, auf Englischen Betrieb, den 15. Jun 1741 durch Gynkel dem Könige v. Preußen ein Ermahnungsschreiben, Schlesien wieder zu räumen, überreichte. f. Lord Dover History of Frederic II. Vol. 1. p. 276 und Histoire de mon temps chap. 3.

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Klein-Schnellendorf zusammengefasst hatte'), sondern schloss vielmehr auch mit Baiern, den 4. Nov., ein geheimes Schußund Trußbündniss, in welchem Kurfürst Karl ihm für das von ihm zu erobernde Glaß und er Karl (dem 7.) für Böhmen, Ober: und Vorder-Österreich und für Tyrol die Gewähr leis ftete). Auch Pfalz und Sachsen traten bei. Friedrich stieß zu den Verbündeten in Böhmen. Doch Karl Albrecht, der schon am 3. September in Linz eingezogen war und als künftiger Erzherzog von Österreich die Huldigung empfangen, kehrt um, statt auch das bestürzte Wien einzunehmen, und erobert Prag, in der Nacht auf den 27. Nov., damit Sachsen es nicht nehme, lässt sich als böhmischem Könige huldigen und wartet dann in Frankfurt die Kaiserwahl ab.

Indess war eine französische Armee in Westphalen eingerückt, um Kurpfalz und Kurkdln zu beruhigen, welche Preußen nicht in den Besitz von Jülich und Berg kommen lassen wollten. Da eilte Friedrich, seinen Verbündeten einen Beweis von Mäßigung zu geben und schloss den 24. Dez. 1741 mit Kurpfalz einen Vertrag3),

1) Schoell Hist. des traités. T. 2. p. 303.

2) Nach Küfter's Beiträgen zur preußischen Statskunde. Berlin 1806. 1. Sammlung. S. 21. ftellte die Konvenzion v. 4. Nov. 1741 das Kniebeugen bei den Kaiserlichen Thronbelehnungen über die Kurfürftlichen Reichsländer und die Entschuldigung des Gesandten wegen Nichterscheinens seines Herrn, nebst noch einigen andern erniedrigenden Investiturzeremonien ab. Nach (des Geh. Rath v. Sted) Schrift von dem Geschlechtsadel. Leipzig 1778. S. 49, wurden dem Königl. Kurhause Brandenburg, durch den Vertrag v. 4. Nov. 1741 alle Vorrechte der Königl. Würde und Souverainetåt, und besonders die uneingeschränkte Macht der Standeserhöhungen eingeräumt. Alle diese, von Kaiser Karl 7. zugestandene Vortheile und Vorrechte bestätigte Kaiser Franz I. im 7. Artikel des Dresdener Friedens. Den 8. Dez. 1743 erließ der Kaiser ein Reskript an' den Kurfürßten v. Mainz, als Erzkanzler, daß dem Könige in Preußen auch in Kanzleischreiben das Prädikat Majestät gegeben werden solle. Als Souveraine von (Oft=) Preußen haben Friedrich und seine Vorfahren immer das Recht der Standeserhöhungen ausgeübt. s. v. Steck a. a. D. S. 48; S. 45; und in den Archiven die Urkunden über allerlei Adelsverleihungen seit Georg Wilhelm.

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3) Dieser Vertrag ist niemals gedruckt worden; angeführt aber in Bachmann's Pfalzzweibrückischem Statsrecht. Tübingen 1784. 8. S.

durch welchen er, zu Gunsten des Hauses Sulzbach, auf seine Rechte an diese Länder verzichtete. Nun wurde auch der Kurfürst von Baiern wirklich, den 24. Januar 1742, zum Kaiser gewålt; aber, er hatte die Entscheidung im Außerwesentlichen gesucht. Seine Unthätigkeit erlöste den Wiener Hof von drohender Gefahr; Österreich entdeckt den Schnellendorfer Vertrag, und der König geht über Dresden, Prag, Glaß den 28. Januar nach Olmük, welches Schwerin den 26. Dezember besegt hatte.

Nach diesen Auftritten bietet die Königinn von Ungarn ein sehr erfreuliches Schauspiel dar. Als sie zu Anfange des Jahres so viele Waffen gegen sich gerüstet sahe, da schrieb sie an ihre Schwiegermutter: Noch weiß ich nicht, ob mir aus der ganzen våterlichen Erbschaft eine einzige Stadt übrig bleiben wird, um die unter meinem Herzen keimende Frucht abzulegen')." Doch verzagt sie nicht. - Den 13. März 1741 wurde Joseph (II.) in Wien zu großem Jubel des Volkes geboren. Selbst der türkische^. Gesandte ließ Geld auswerfen. Kaum konnte Marie Theresie das Wochenbette verlassen; so eilte sie nach Ungarn, um die Krone dieses Reiches, den 25. Jun, sich aufseßen zu lassen. In diesem Schmucke ritt sie mit verhångtem Zügel nach dem Königsberge und that die vorgeschriebenen Kreuzhiebe gegen die vier Weltgegenden. Drauf kehrte sie nach Wien zurück. Als aber Baiern, Franzosen, Sachsen, Preußen nåher heran droheten; da rief die entschlossene Königinn Ungarns Landstånde nach Presburg zusammen. Vor ihrem Vater wurde dieses Land von dem Kaiserhause sehr unbillig bes handelt; Karl 6. folgte milderen Ansichten; aber erst seine edle Tochter croberte sich die Herzen jenes hochsinnigen Volkes durch Anerkennung seiner Rechte; noch mehr durch Vertrauen in der Noth.

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145; Marquis de Valori, welcher ihn als Kurpfälzischer Bevollmächtigter mit Graf Podewils verhandelte, spricht in seinen Mémoires T. 1. p. 135 von dem Inhalte und von den bei der Abfassung beobachteten diplomatischen Förmlichkeiten. Übrigens hatte Friedrich schon in dem Vertrage mit Frankreich, vom 24. Nov. 1741, auf Jůlich und Berg verzichtet. Valori. 1. c. p. 136.

1) Voltaire précis du Siècle de Louis XV.

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Im Trauergewande, aber in ungarischer Tracht, des heiligen Stephan's Krone auf dem Haupte, mit dem königlichen Schwerte umgürtet, (höchst verehrte Gegenstände der Völker von Ungarn), erschien Marie Theresie den 13. September 1741 im Schlosse zu Presburg. Majestätisch schritt sie durch den Sal und bestieg die Bühne, von welcher herab der Herrscher die Stånde anzureden pflegt. Nach einigem Schweigen schildert der Kanzler die traurige Lage der Dinge und bittet um schleunigen Beistand. Dann erhebt die Königinn ihre Stimme, dem Herkommen gemåß, in lateinischer Sprache: Die betrübte Lage der Dinge, sagt sie, hat uns bes stimmt, Unsere geliebten und treuen Stånde in Ungarn an den neus lichen Kriegeseinbruch in Österreich, an die Gefahren dieses Reiches zu erinnern und sie um ein Mittel gegen solch Unglück zu erz suchen. Selbst das Königreich Ungarn, Ich, Meine Kinder ') und meine Krone werden bedroht. Verlassen von allen meinen Bundesgenossen, seße ich mein Vertrauen lediglich ́auf die solange erprobte Treue und Tapferkeit der Ungarn. In dieser äußersten Gefahr ers mahue Ich euch und die Stände des Reichs, unverzüglich über die Mittel euch zu berathen, welche für Meine, Meiner Kinder und Meiner Krone Sicherheit die zweckmäßigsten sind und sie sogleich ins Werk zu sehen. Was Mich anbelangt; so können die getreuen. Stände und das Volk von Ungarn auf Meine Mitwirkung in Allem, was zur Herstellung allgemeiner Wohlfahrt und des alten Glanzes dieses Reiches dient, rechnen 3).“

Die Jugend, die Schönheit und das Unglück der damals schwangeren Fürstinn rührten augenblicklich die gange Versammlung. Die Magnaten, die Abgeordneten zogen die Såbel halb aus der Scheide und riefen Wir wollen für unsere Königinn Marie Theres sie sterben!" Gerührt von diesem Beweise des Eifers und der

"

1) Marie Theresie hatte damals schon vier Kinder geboren:

Die Erzherz. Elisabeth, geb. d. 5. Febr. 1737, starb d. 2. Jun 1740,

die Erzberz. Marie Anne, geb. d. 6. Oct. 1738, geft. d. 19. Oct.

1789,

die Erzherz. Charlotte, geb. d. 12. Januar 1740, starb d. 25. Januar 1741.

2) Coxe Hist. de la maison d'Autriche. T. 5, p. 52.

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