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fie auftreten könne; die Marschålle Maillebois und Belle-Isle führen zwei französische Heere über den Rhein: jener nöthigt Ges org II., welcher sich in Hannover den 24. Jun 1741 mit Marie Theresie verbündet') in Hannover, den 27. Sept., zur Parteilofig= keit, dieser rückt, mit Baiern vereinigt, auf Oberösterreich los. Nun konnte das Lager des alten Fürsten von Dessau, den 20. Oktober, auseinander gehen; denn Preußen war dem Nymphenburger Bunde den 5. Jul beigetreten. Der mit dem Grafen Belle-Isle in Breslau darüber abgeschlossene Vertrag 2) ist zwar nie bekannt gewors den; Flassan sagt aber von demselben,, que ce fut la premiere fois que l'alternative fut observée, à l'égard de l'ordre des puissances, entre la France et la Prusse").

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Friedrich lebte in den Stunden der Muße, als wäre er in seis ner Hofburg bei tiefem Frieden: er las, und blies die Flöte, dichtete und schrieb Briefe voll überschwänglicher Laune an seine Freunde, namentlich an Jordan, welche, wenn man diesen Feldzug nåher betrachtet, wohl zur Hand sein müssen, obgleich sie mehr die Gemüthsstimmung des Königs, als seine Waffenthaten angehen. Auch Jordan wusste Zeitgemäßes in Erinnerung zu bringen: den 31. Dez. 1740 erzählt er, wie unter Georg Wilhelm ein gewisser Kosterus schon die Theilung der Staten des Kaisers geweissaget und daß Brandenburg Schlesien und Mähren bekommen werde. Der Kurfürst wollte, nach Bayle's Berichte, den neuen Propheten sehen und ließ ihn durch die Theologen der Universität Frankfurt prüfen; darauf hatte Kosterus, 1625, mehrere Unterredungen mit ihm in Berlin.

Neippers, welchem es im offenen Felde nicht hatte glücken wollen, suchte, hinter der Neiße her, den König zu umgehen, und, mit Unterstützung der kaiserlichgesinnten Einwohner, Breslau zu nehmen. Ein frommer Frauenklubb rathschlagte, wie die Österrei

1) Marten's Recueil. T. 8. p. 262.

2) In den Oeuvres posth. T. 1. p. 170 steht, der bald nach der Schlacht von Molwih mit Belle-Isle entworfene Traktat sei nicht unterzeichnet worden; auch fehlen Ort und Inhalt.

3) Diplomatie franc. Vol. 5. p. 142.

cher einzulassen seien; Mönche sammt den Syndiken Gußmar und Lobe bieten den Verråtherinnen die Hand. Aber, auch Friedrich hat seine Partei unter den frommen Schwestern. Er weiß von als len Anschlågen. Während die in jener Hauptstadt anwesenden Ges sandten sich in sein Lager begeben, um am 10. August einem gros Ben Feste beizuwohnen, wird der Durchmarsch eines preußischen Korps unter Anführung des Prinzen Leopold von Dessau und des G. M. v. Selchow auf den 10. begehrt. Zwei Fahnen der Bürs gerschaft und sämmtliche Stadtsoldaten treten unter das Gewehr, um die Preußen durch ihre Reihen zum Nikolaithore hereinziehen zu lassen und sie zum Sandthore hinaus zu geleiten; der Stadtmajor von Wutgenau sollte den Führer machen. Er seht sich an die Spiße der Preußen und reitet mit gezogenem Degen vorauf. Judess dringen preußische Grenadiere vom Dome her durch das Sandthor, auch durch das ohlauische Thor, beseßen das Zeughaus und Oderthor. Der Stadtmajor macht dem Prinzen Leopold Vors fstellungen, empfångt aber den Rath, den Degen einzustecken und nach Hause zu reiten. So war Breslau ohne Blutvergießen in preußischen Hånden. Kanonen, in einer halben Meile Entfernung aufgestellt, verkündigten dem Könige zu Hls den glücklichen Erfolg; der F. M. Graf Schwerin aber versammelte alsbald den Magistrat mit den Ältesten der Bürgerschaft und eröffnete ihnen: Daß S. K. Maj. in Preußen und kurfürstliche Durchlauchtigkeit zu Brans denburg, sowohl um denen gegen Dero Interesse hiesigen Orts, biss hero verschiedentlich unternommenen Machinazionen und verspürten sekreten Intelligenzien und Meutereien nachdrücklich vorzubeugen, als auch vieler anderen erheblichen Ursachen halber nöthig befun den, sich der Stadt Breslau genauer zu versichern und selbige mit Dero Truppen zu besetzen: außer diesen aber Allerhöchst Dieselben der gesammten Stadt und deren Einwohnern Ihro Königliche Hulde, Gnade und Protection auf das Kräftigste sichern ließen; auch allen Denen, so sich wider Ihro K. M. vergangen, eine volls kommene Amnestie und Vergeffung Alles Dessen, aus Allerhöchster königlicher Gnade versprechen; hingegen aber auch verlangten, daß fie Deroselben die Huldigung und den Eid der Treue sofort leisten möchten." Darauf nahm er, Schwerin, in des Königs Namen, von dem Magistrate und den Bürgeråltesten die Huldigung der

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fie auftreten könne; die Marschålle Maillebois und Belle-Isle führen zwei französische Heere über den Rhein: jener nöthigt Ges org II., welcher sich in Hannover den 24. Jun 1741 mit Marie Theresie verbündet') in Hannover, den 27. Sept., zur Parteilofigkeit, dieser rückt, mit Baiern vereinigt, auf Oberösterreich los. Nun konnte das Lager des alten Fürsten von Dessau, den 20. Oktober, auseinander gehen; denn Preußen war dem Nymphenburger Bunde den 5. Jul beigetreten. Der mit dem Grafen Belle-Isle in Bress lau darüber abgeschlossene Vertrag) ist zwar nie bekannt gewor den; Flassan sagt aber von demselben,, que ce fut la premiere fois que l'alternative fut observée, à l'égard de l'ordre des puissances, entre la France et la Prusse " ").

Friedrich lebte in den Stunden der Muße, als wäre er in seis ner Hofburg bei tiefem Frieden: er las, und blies die Flöte, dichtete und schrieb Briefe voll überschwänglicher Laune an seine Freunde, namentlich an Jordan, welche, wenn man diesen Feldzug nåher betrachtet, wohl zur Hand sein müssen, obgleich sie mehr die Gemüthsstimmung des Königs, als seine Wafferthaten angehen. Auch Jordan wusste Zeitgemäßes in Erinnerung zu bringen: den 31. Dez. 1740 erzählt er, wie unter Georg Wilhelm ein gewisser Kosterus schon die Theilung der Staten des Kaisers geweissaget und daß Brandenburg Schlesien und Mähren bekommen werde. Der Kurfürst wollte, nach Bayle's Berichte, den neuen Propheten sehen und ließ ihn durch die Theologen der Universitåt Frankfurt prüfen; darauf hatte Kosterus, 1625, mehrere Unterredungen mit ihm in Berlin.

Neippers, welchem es im offenen Felde nicht hatte glücken wollen, suchte, hinter der Neiße her, den König zu umgehen, und, mit Unterstüßung der kaiserlichgesinnten Einwohner, Breslau zu nehmen. Ein frommer Frauenklubb rathschlagte, wie die Österrei

1) Marten's Recueil. T. 8. p. 262.

2) In den Oeuvres posth. T. 1. p. 170 steht, der bald nach der Schlacht von Molwih mit Belle-Isle entworfene Traktat sei nicht unterzeichnet worden; auch fehlen Ort und Inhalt.

3) Diplomatie franc. Vol. 5. p. 142.

cher einzulassen seien; Mönche sammt den Syndiken Gußmar und Lobe bieten den Verrätherinnen die Hand. Aber, auch Friedrich hat seine Partei unter den frommen Schwestern. Er weiß von als len Anschlågen. Während die in jener Hauptstadt anwesenden Gefandten sich in sein Lager begeben, um am 10. August einem gros Ben Feste beizuwohnen, wird der Durchmarsch eines preußischen Korps unter Anführung des Prinzen Leopold von Dessau und des G. M. v. Selchow auf den 10. begehrt. Zwei Fahnen der Bürs gerschaft und sämmtliche Stadtsoldaten treten unter das Gewehr, um die Preußen durch ihre Reihen zum Nikolaithore hereinziehen zu lassen und sie zum Sandthore hinaus zu geleiten; der Stadtmajor von Wutgenau sollte den Führer machen. Er seßt sich an die Spige der Preußen und reitet mit gezogenem Degen vorauf. Indess dringen preußische Grenadiere vom Dome her durch das Sandthor, auch durch das ohlauische Thor, besetzen das Zeughaus und Oderthor. Der Stadtmajor macht dem Prinzen Leopold Vors ftellungen, empfångt aber den Rath, den Degen einzustecken und nach Hause zu reiten. So war Breslau ohne Blutvergießen in preußischen Hånden. Kanonen, in einer halben Meile Entfernung aufgestellt, verkündigten dem Könige zu Śls den glücklichen Erfolg; der F. M. Graf Schwerin aber versammelte alsbald den Magistrat mit den Åltesten der Bürgerschaft und eröffnete ihnen: „Daß S. K. Maj. in Preußen und kurfürstliche Durchlauchtigkeit zu Brans denburg, sowohl um denen gegen Dero Interesse hiesigen Orts, biss hero verschiedentlich unternommenen Machinazionen und verspårten fetreten Intelligenzien und Meutereien nachdrücklich vorzubeugen, als auch vieler anderen erheblichen Ursachen halber nöthig befunden, sich der Stadt Breslau genauer zu versichern und selbige mit Dero Truppen zu besetzen: außer diesen aber Allerhöchst Dieselben der gesammten Stadt und deren Einwohnern Ihro Königliche Hulde, Gnade und Protection auf das Kräftigste sichern ließen; auch allen Denen, so sich wider Ihro K. M. vergangen, eine volls kommene Amnestie und Vergessung Alles Dessen, aus Allerhöchster königlicher Gnade versprechen; hingegen aber auch verlangten, daß. fie Deroselben die Huldigung und den Eid der Treue sofort leisten möchten." Darauf nahm er, Schwerin, in des Königs Namen, von dem Magistrate und den Bürgeråltesten die Huldigung der

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Stadt ein '); den 11. huldigten die Gelehrten und Kaufleute, sammt den evangelischen Geistlichen (die katholischen machten allerlei Schwierigkeiten und litten Strafe): das Volk jubelte und Schwerin ließ Geld auswerfen. Am nächstfolgenden Sonntage, den 13., aber wurden in allen Kirchen das Te Deum und die Dankpredigten gehalten 2).

Ohne Reichsstadt zu sein, hatte die Hauptstadt Schlesiens doch durch ihren alten Handelsreichthum volle Unabhängigkeit erlangt, so, daß sie die Hofreligion ihres Oberherrn von allen Stadtåmtern auss schließen und, während des dreißigjährigen Krieges, im Vertrauen auf ihre Festungswerke und auf ihre Waffenmacht, mit den Schwes den, wie mit dem Hofe zu Wien, Verträge auf Parteilosigkeit zu unterhandeln wagen durfte. Darum fühlte sich der Bürgerstolz unten den neuen Gesetzen zu Anfange oft gekrånkt3).

Zur allgemeinen Landeshuldigung berief ein königliches Patent vom 2. Oktober 1741) die såmmtlichen Fürsten und Stånde des Herzogthums Niederschlesien bis an die Neiße. Die Huldigungspredigten) wurden den 29. Oktober gehalten; zwei Tage darauf sollte die Huldigung selbst erfolgen; aber, da der König die Eins nahme von Neiße abwartete; so kam er erst den 4. Nov. nach Breslau, hielt einen feierlichen Einzug, wohnte des folgenden Tages dem Gottesdienste in der lutherischen Hauptkirche zu St. Elisabeth bei, wo der Inspektor Burg predigte°) und empfing Dinstag, den

1) Kundmann S. 454.

2) Der Text zur Frühpredigt war 1. Thimoth. 2, 1.2; zur Amtspredigt Psalm 61, 7.8; zur Vesperpredigt Psalm 28, 8.9. Die breslauische Zeitung, welche in der Buchdruckerei der Jesuiten gedruckt wurde, machte in Nr. 126 diese Texte bekannt; aber der erste war durch ein ärgerliches Versehen des Druckers und Korrektors 1. Timoth. 2, 12 genannt.

3) Ancillon Einige akademische Gelegenheitsschriften. Berlin 1815. S. 8. 4) v. Olenschlager III. 219.

5) Die Texte waren 1. Chronik. 30, 20; Pred. Salom. 8, 2; Psalm 84, 10. Jordan hatte den König, den 21. Febr., an 1. Makkab. 15, 33.34 erinnert.

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6) Burg Huldigungspredigt von Niederschlesien. Breslau 1741. 4.

6 Bogen.

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