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sich in so geringer Begleitung zu wagen. Wäre der König bei dies fer Gelegenheit gefangen genommen worden, so war der Krieg geendigt; die Österreicher hätten ohne Schwertschlag gesiegt; das gute preußische Fußvolk wåre unnüß, und alle Vergrößerungsplane,, welche der König auszuführen sich vorgesetzt hatte, vergeblich ges wesen."

Nun rückte im März F. M. Graf Neipperg, in Eugen's Schule gebildet, von Olmüß her, ansehnlich vor. Er hatte das gewöhnliche Los der österreichischen Generale, eines Daun, Cas raffa, Königseck, Seckendorf, Olivier Wallis gehabt, des Tür kenkrieges wegen in Ungnade zu fallen. Wirklich war der Belgra der Friede, den seine Übereilung und die Geschicklichkeit des franzdsischen Vermittlers, Villeneuve, geschlossen, einer der rühmlichsten für die Pforte'). Neipperg wurde seiner Haft aus der ungarischen Festung Halitsch entlassen. Er sollte den König aus Schlesien ents fernen und fing das sehr geschickt an, indem er sich auf die Fes stung Neiße stüßte, und seine Rechte durch den Fluff Neiße deckte. Er marschirte auf die Verbindung der preußischen Armee, drohete Brieg zu entsetzen und sich der Mund- und Kriegesvorråthe des Kds nigs in Ohlau zu bemächtigen. Friedrich eilte, der feindlichen Abficht zuvorzukommen. Nach vergeblichem Bemühen, bei dem Dorfe Lassoth das linke Ufer der Reiße zu gewinnen, glückte ihm das bei Michelau, ohne daß die Österreicher, welche schon Grotkau beseßt und Brieg erlöst hatten, auch nur das Mindeste davon gewahr geworden wåren. Der König zog sein Heer bei dem Dorfe Pogrell

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Lebensgeschichte des G. L. Grafen Schmettau wird S. 275 erzält, „daß Friedrich am 8. April 1741 bei Grotkau beinahe den Feinden in die Hånde gefallen, indem er erst ganz in der Nähe der Stadt erfuhr, daß sie der Feind besezt halte." Vielleicht hat sich bei dieser Gelegenheit der Bauer Georg Margner aus Zündel, unweit Molwik, (Beilage 7) um den König verdient gemacht. Was Voltaire im Siècle de Louis XV. und die Schrift,,Schlesien vor und nach dem Jahre 1740. 2. Thl. S. 21" erzålen, ist reine Dichtung. Sie sagen nämlich der nachh. Gen. Paul v. Werner habe als Husar oder als Wachtmeister den König bet Molwit gegen große Versprechungen nicht gefangen genommen. Aber W. war schon 1735 Rittmeister und trat erst 1751 als Oberftlieutenant in preuß. Dienste, als er im Öft. zurückgesezt wurde.

1) v. Hammer Gesch. des osmanischen Reiches. Bd. 7. 1831. S. 532. Friedr. d. Gr. I.

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zusammen, theilte es in fünf Kolonnen (die Artillerie kam in die Mitte, ihr zunächst die Infanterie, nach Außen zu beiden Seiten die Reiterei); und setzte sich auf Molwig, Neipperg's Hauptquars tier, in Bewegung. An Zahl waren die beiden Heere, jedes etwa 24,000 Mann, einander nicht verschieden; der Gegner hatte eine überlegene Reiterei; das preußische Geschüß aber war das zahlreis 'chere und das beweglichere; auch die eisernen Ladestöcke ') der preus Fischen Infanterie und ihre ungeheure Übung und Zucht gaben ein bedeutendes übergewicht.

Neipperg håtte in seinen Kantonnirungen unbewusst überfallen werden können; aber Friedrich entfaltete auf 2000 Schritte von dem Dorfe, vor welchem sich kein Mensch sehen ließ, sein Heer in zwei Treffen, was viel Zeit erforderte und doch nicht zur Zufriedenheit gelang; aber dem Feinde volle Muße zum Aufmarsche gab. Doch war das österreichische Fußvolk gleich Anfangs durch das vortheilhafte Geschüßfeuer der Preußen überrascht, bis der General v. Römer mit der Neiterei des linken Flügels auf den rechten preußischen losstürmte, welcher bald in völliger Flucht umkehrte und selbst den König mit sich fortriss.

Friedrich folgte Schwerins Rathe und entzog sich der Unordnung; sein Fußvolk aber steckte, hier zum ersten Male, die Bas jonnette während des Feuers auf und vertrieb die feindliche Reis terei, welche ihren Rückweg zum Theil durch die eigenen Infante, rielinien nahm.

Während Neipperg die Seinigen sammelte und verstärkte, führte Schwerin die ganze preußische Armee mit klingendem Spiele in schönster Ordnung, zum Staunen und zum Schrecken des Feindes dem neuen Kampfe entgegen. Die Österreicher waren schon entmuthigt; die Entscheidung folgte bald; Neipperg_befahl den Rückzug, welchen die einbrechende Nacht erleichterte. Über die Verfolgung konnten sich Schwerin und Prinz Leopold von Dessau nicht einigen.

1) Leopold von Anhalt- Dessau führte zuerst 1698 die eisernen Ladestdcke bei seinem preuß. Regimente ein; 1718 und 1719 gab dann König Fr. W. I. feiner ganzen Armee die eisernen Ladeftdce. S. Eigenhändige Memoiren des Fürsten Leop. v. D. in Baczko's Annalen des Königreichs Preußen. Königsb. 1793, 2, Quartal. S. 75.

Zehn preußische Eskadrons trafen von Ohlau her zu spåt auf dem Schlachtfelde ein; 8000 Mann unter Herzog von Holstein kamen in der entscheidenden Stunde von Frankenstein her, nur bis Strehlen, wo sie, mit einiger Entschlossenheit, den Tag nach der Schlacht, den vorübereilenden Feind håtten vernichten, können1).

Des Siegers Verlust waren, nach des Königs Angabe, 2500 Todte (unter welchen Markgraf Friedrich und G. L. Graf Schulenburg) und 3000 Verwundete; der dsterreichische Verlust waren 7000 Todte, 7 Kanonen, 3 Fahnen, 1200 Gefangene.

Friedrich war vor der Entscheidung des Tages mit einem ganz geringen Gefolge von Offizieren und Leibpagen nach Oppeln gerits ten 2), welche Stadt indeff der Feind besetzt hatte, der auf die Preußen schoff, statt sie einzulassen. Da kehrte der König um und vernahm den andern Morgen auf einer Mühle, wo der Adjutant des Erbprinzen von Dessau, Lieutenant v. Bülow ihn fand, die Siegesbotschaft. Er hatte mit dem langen Schimmel, nún der molwißisch è genannt, in dieser Nacht vierzehn Meilen zurückgelegt und besuchte das Schlachtfeld. ,,Meine Infanterie,

schreibt der König am folgenden Tage zu Ohlau, in dem, auch als Schlachtbericht merkwürdigen Briefe3) an den alten Fürsten von Dessau, meine Infanterie hat Wunder 'gethan und vielleicht hat noch keine in der Welt das geleistet. Den Grenadierbataillons v. Bolster und v. Winterfeldt, dem ersten Bataillon von meinem Regiment und dem Regiment v. Kleist habe ich den Sieg zu dans ken; so gewiss auch alle übrige gethan haben, was unerschrockene, ehrliebende Leute in der Welt thun können. Hingegen muss ich Ew. Liebden gestehen, daß der größte Theil von meiner Kavallerie

1) (Oberstlieuten. Wagner) Beschreibung der Schlacht von Molwik im Militärischen Wochenblatte v. 1825, Nr. 471 u. 473.

2) Die Kabinetsråthe Schumacher und Eichel, sowie Fredersdorf, der Leibarzt Prof. Schaarschmid und einige Andere aus der gewöhnlichen Umgebung folgten ihm und holten ihn schon in Löwen ein. S. Nicolai Anekdoten Heft 2. S. 191.

3) Annalen des Krieges. Berlin 1806. S. 85. S. 55 findet man des Prinzen Leopold Max. Bericht an seinen Vater; S. 65 Friedrichs Disposizion zur Schlacht, Pogrell, den 9. April erlassen, und S. 92-107 zwei österreichische Berichte über die Schlacht von Molwiz.

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sich als schlechte Kerls aufgeführt." Wie der König in Bezug auf diese seine erste Schlacht von sich selbst spricht, ersieht man aus der Geschichte meiner Zeit 1)," wo es unter Andern heißt:. ,,Der Leser wird bei der Erzählung dieses Feldzuges ohne Zweifel bemerkt haben, daß es gleichsam um die Wette ging, wer die mei sten Fehler machen würde, der König oder der Feldmarschall Neipperg; der König aber bietet noch mehr Gelegenheit zum Tadel dar. Molwig war die Schule des Königs und seiner Truppen. Dieser Fürst stellte reifliche Überlegungen über alle von ihm begangene Fehler an und suchte sie in der Folge zu vermeiden." Sehr schön sagt Napoleon: Wie sehr weichen doch die Menschen oftmals von Dem ab, was sie Anfangs scheinen; wissen sie wohl stets selbst, was sie sind? Friedrich der Große ist nun einer, der bei seinem ersten Auftreten vor seinem eigenen Siege flieht, und während seis nes ganzen übrigen Lebens sich ganz ohne allen Zweifel als der unerschrockenste, unerschütterlichste, als der kålteste Mensch zeigt 2).“

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Der Erbprinz von Dessau, welcher bei Mokwik neben Schwerin die Entscheidung herbeiführte, hatte schon in der Nacht auf den 9. Mårz das vom Grafen Wallis vertheidigte Glogau erstürmt 3). Eben so gelang es dem G. L. v. Kalkstein, durch die Einnahme von Brieg, gegen den Fürsten Piccolomini*), den 4. Mai, sich den schwarzen Adler zu verdienen.

Erfolgreich, über alle Wünsche, sehen wir die wichtige Entscheidung begonnen. Friedrich bezieht ein Lager bei Strehlen, welches, von Gesandten fast aller europäischen Mächte besucht, der Mittelpunkt wichtiger Unterhandlungen wurde. Der Marschall von Belle-Isle und Marquis Valori, Lord Hyndford und Robinson"),

1) T. 1. p. 165.

2) S. Las Cases Tagebuch über Napoleons Leben. Eine treue Übersehung des Mémorial de Sainte-Hélène. 10. Bdchen. Dresden 1824. S. 111.

3) Friedrich's Danksagung f. in den Annalen des Krieges. 3. Bd. S. 54. 4) P. kapitulirte. Küfter Offizierlesebuch Thl. 1. S. 173 erzählt, der Unteroff. Zander habe vom Könige für seine Verdienste um die Einnahme von Brieg eine Garnisonkompagnie bekommen. Wir wissen nichts davon.

5) Frankreich und England schickten zu den gewöhnlichen Gesandten Va

Baron von Gynkel, der dänische Gesandte von Praetorius, der spas nische Graf Montijo, der schwedische Graf Rudenschöld, der östers reichische F. M. Baron von Schmettau, auch der russische Baron von Brackel, der baiersche Graf Tureny und der såchsische Graf Bilau versammeln sich um den Sieger. Frankreich zunächst sucht Preußens Gunst. Der große Kurfürst nannte in seinen Briefen Ludwig 14. noch Monseigneur und bat um seinen Schuß, und, wie Friedrich I. zu dem Pariser Hofe gestanden, schildert der Enkel desselben in seinen brandenburgischen Denkwürdigkeiten treffend, wenn er, bei Gelegenheit der Kriegeserklärung seines Großvaters gegen Ludwig 14. sagt: „Dies war für Ludwig ein Feind mehr, aber er nahm ihn nicht währ." — Im Lager bei Strehlen nun sucht Ludwig's 15. Gesandter ein Bündniss gegen die pragmatische Sankzion. Man glaubt in Versailles, das Haus Österreich gehe un ter und Marie Theresie werde wohl zufrieden sein, wenn sie Un'garn, Niederösterreich, Steiermark, Kårnthen, Krain behalte; dem Kurfürsten Karl Albrecht von Baiern wird Oberösterreich, Bdhmen, Tyrol, Breisgau sammt der Kaiserwürde zugedacht; Preußen soll sich mit Niederschlesien genügen lassen und dennoch seinen Ansprüchen auf Jülich und Berg entsagen. Friedrich genehmigt den Vorschlag; aber er macht tiefes Geheimniss zur unerlasslichen Be-s dingung. Nun gewinnt Belle-Isle auch Kursachsen ') durch das Anerbieten von Mähren und Oberschlesien. Philipp der 5. von Spanien, welcher mit Frankreich und Baiern den 18. Mai 1741 in Nymphenburg) über die hier angedeutete Zerstückelung der östers reichischen Lande sich geeiniget, sendet 20,000 Mann in die Lombar dei; denn seine Gemalinn, Elisabeth von Parma, wünschte“, „daß ihr zweiter Sohn, Philipp, doch auch ein Stück Brod bekomme;" darum trachtete er nach dem Besige von Parma und Piacenza. Ulrike Eleonore von Schweden nimmt französisches Geld zum Kriege gegen Russland, damit diese Macht nicht für Marie There

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lori und Hyndford noch außerordentliche Diplomaten, Belle-Isle und Robinson; f. Mémoires de Valori. T. 1. p. 121, die überhaupt für diese Zeit wichtig sind.

1) Kursachsen trat dem Bunde von Nymphenburg den 19. Sept. bei. 2) Das Nymphenburger Bündniss hat v. Olenschlager Thl. 3. S. 39.

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