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gegen Österreich gerichtet seien. Auch war die allgemeine Ansicht der Höfe, Friedrich werde gleich nach dem Tode des bejahrten Kurs fürsten von der Pfalz'), Jülich und Berg in Besitz nehmen; eine Vermuthung, welche dadurch gehegt wurde, daß der König die nach jenen Ländern führenden Wege ausbessern ließ und den Truppen Marschordres in jener Richtung ertheilte, die bald nachher zurückgenommen wurden. Zu Beauveau sagte er bei der Abreise nach Schlesien: „Je vais, je crois, jouer votre jeu; si les as me viennent, nous partagerons *),,

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Den 19. Dezember traf der preußische Major von Winterfeldt mit des Königs Glückwünschen für die neue Regirung in Petersburg ein. Marquis von Botta war schon vor ihm angekommen, um die Vortheile seines Hofes daselbst wahrzunehmen;,, aber wie es in der Geschichte meiner Zeit“ heißt — dieses Mal siegte der pommersche gesunde Menschenverstand,“ Winterfeldt brachte den 27. Dez. ein Vertheidigungsbündniss mit Russland zu Stande '); was freilich seinem Stiefschwiegervater, dem damals allmächtigen russischen, Prinzipalminister Grafen, Münnich schon im März des folgenden Jahres den Fall zuzog *).

Erst als das preußische Heer in Schlesien einzuziehen bereit war, sandte der König seinen Oberhofmarschall Grafen Gotter, wel

́1) Karl Philipp, geb. 1661, starb in Manheim den 31. Dezember 1742 ohne männliche Leibeserben.

2) S. Voltaire Siècle de Louis XV. chap. 6.

3) Wend T. 1. p. 529. Dieses Bündnißf, preuß. Seite von dem Gesandten Baron v. Mardefeld unterzeichnet, war gegen jeglichen Angreifer, mit Ausnahme von Persern und Türken gerichtet, mit 8000 Mann Fußvolk und mit 4000 Reitern für den angegriffenen Theil.

4) S. Ebauche pour donner une idée de la forme du Gouvernement de l'Empire de Russie. Kopenhague 1774, wo S. 143 zu lesen ist, wie der Feldmarschall Münnich in Folge des mit PreuBen abgeschlossenen Bündnisses verabschiedet wurde. Inv. Manstein's Nachrichten von Russland. Lpz. N. A. 1803. S. 377 wird erzält, daß Friedrich Münnichs Gemalinn einen Diamantring von 6000 Rubel Werth und dem Sohne des Feldmarschalls 15,000 Rthl. bar nebst dem mittelmärkischen Amte Biegen geschenkt; welches Fr. W. I. 1713 dem Fürsten Menzikof verliehen. S. Friedrich im Leben seines Vaters.

cher schon am Kaiserhofe Gesandter gewesen, nach Wien, mit sehr gemessenen, eigenhåndig den 15. Nov. niedergeschriebenen Auftrågen '): er forderte ganz Schlesien; aber er verhieß dafür seine Freundschaft, seine Kurstimme für den Großherzog von Toskana, auch reiche Geldhülfe und kräftigen Waffenbeistand gegen alle übrige ansprechende Mächte. Die Antwort war wegwerfend und ließ den Grafen Gotter merken: wie auffallend es erscheine, daß sein Herr, dessen Amt es gewesen wåre, als Erzkåmmerer des Reichs, dem verstorbenen Kaiser das Waschbecken zu reichen, nun der Tochter desselben Gesetze vorschreibe. Indess gewann Friedrich, durch eine streng befolgte Kundmachung, Berlin vom 1. Dezems ber 2), viele Schlesier; der König versicherte darin ausdrücklich, daß sein Heer nicht in feindlicher Absicht komme,,, sondern alle Einwohner vielmehr bei allen und jeden ihren wohlhergebrachten Recht und Gerechtigkeiten, Freiheiten und Privilegien in publicis et privatis, in ecclesiasticis et politicis, welcher Religion, Stans des oder Würden dieselben sein könnten oder mögen, Seiner königlichen Protekzion und mächtigen Schußes sich, wie sie es nur immer wünschen und verlangen können, zu erfreuen haben sollen, wie Er denn auch bei Seinen Truppen solche gute Disziplin und Mannszucht halten zu lassen gesonnen, daß niemand durch dieselbigen molestiret und beunruhiget, noch weniger aber in dem Besitz des Seinigen gestöret werden solle."

Schlesien war schlecht bewacht; nur Glogau, Brieg und Neiße konnten, als feste Plåte, sich halten: alle drei wurden von den Preußen berennt3). Friedrich selbst ging auf die Hauptstadt

1) zu finden bei Olenschlager a. a. D. S. 134.

2). Gesammeltes Krieges- und Friedens-Archiv. Bd. 1. Stück 1. Anno 1741 s. 1. S. 8. Übrigens findet man Alles, was Schlesien betrifft, vom Einrücken der ersten Preußen bis auf die Erblandeshuldigung d. 7. Nov. 1741 und die darauf erfolgten Veränderungen in der Landesverwaltung, ganz genau beisammen in Kundmann's Heimsuchungen Gottes in Zorn und Gnade über das Herzogthum Schlesien, in Münzen. Lpz. 1742, 656 S. 4. Das Hichergehörige fångt 438 an.

3) In der unthätigen Campagne 1734 hatten sich viele Offiziere dem Trunke ergeben. Der König that dem Unwesen Einhalt, indem er im Januar 1741 dem Belagerungskorps des Fürsten Leopold vor Glogau

los 1). Breslau, welches eine eigene stådtische Besaßung hielt und' keine Truppen des Landesherrn in seine Mauern aufnahm, baute auf die Festungswerke, machte Vertheidigungsanstalten und sperrte die Thore. Aber die preußischen Obersten von Borck und von Posadowski rückten den 1. Januar in die Vorstådte und bestellten får den König, der nur eine Meile (in Pilsnik) entfernt war, Quartier. Man fing an, über die Parteilosigkeit der Stadt zu unterhandeln, und, als die Preußen zum Angriffe sich vorbereiteten, eilte Breslau, den 2., die Verhandlung abzuschließen 2). Am folgenden Tage hielt Friedrich, nur von seinem Hofstate begleitet, von 30 Gensd'armen umgeben, seinen feierlichen Einzug, nachdem die Provinz seit Kaiser Ferdinand II., 1626, keinen ihrer österreichischen Beherrscher mehr gesehen. Die obersten Magistratspersonen und die Geistlichen beider Kirchen wurden zur Tafel gezogen; der König tanzte mit den vornehmsten Damen und gewann sich Aller Herzen.

Der übrige Theil von Schlesien bis Jablunka war so rasch besetzt, daß der König sein Heer in's Winterlager führen und am 26. Januar schon wieder in Berlin sein konnte, die Regirung und die kräftige Fortsetzung des wichtigen Unternehmens zu besorgen. Denn, was bis dahin geglückt war, konnte nur dem kühnen Wagen als Verdienst angerechnet werden: Thatenglanz hatte daran keinen Theil. Die kaiserlichen Kriegsvölker lagen, von dem legten Türkenkriege her, noch in Ungarn, und der General Browne hatte gegen die drohende Gefahr kaum 3000 Mann in Mähren aufgebracht. Österreich pflegte nach Feldzügen die Heere aufzulösen und erst im Fall der Noth wieder Mannschaften zu werben, die dann,

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bei der Parole bekannt machen ließ, daß er keinen Subaltern- und Stabs- Offizier avanciren wolle, welcher sich als Säufer oder Spieler auszeichnen würde. Saldern's Leben von Küster. S. 125. 1) Wie schlecht der König mit Landkarten von Schlesien versorgt war, erficht man aus einem Briefe des Ingenieurmajors Humbert vom 28. Dez. 1740, mit welchem er dem Könige Alles schickt, was zu haben war. S. Historische Schilderung von Berlin. 5. Bdes 2. Abth. S. 118. 2) Dieser Neutralitåtsvertrag mit Breslau steht bei Kundmann S. 454 und bei Olenschlager a. a. D. S. 288. Auch 1632 nahm die Stadt weder Schweden noch Kaiserliche auf.

wie im leßten Türkenfeldzuge, und eben nun wieder ungeübt waren und leicht überwältigt wurden. Grund genug für die preußischen stehenden Heere unter den nun einmal in Europa obwaltenden Verhåltnissen.

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Die preußische Regirung half einem großen Bedürfnisse ab, indem sie gleich bei der Besißnahme des Landes einige dreißig evans gelische Prediger in Schlesien anstellte. So segensreich diese Wohlthat war; so sehr beeilte sich doch der Pabst, in einer Versammlung der Kardinåle seine ångstliche Sorge für das Heil der rdmisch-katholischen Kirche auszusprechen. Zugleich rief er die kas tholischen Mächte, besonders Frankreich, Polen und die ihn bekennenden Stände, in Regensburg zur Hülfe'), gegen den Markgrafen von Brandenburg" und befliss sich, wie wir das auch im fies benjährigen Kriege finden werden, die Verhältnisse zwischen Preußen und Österreich zu einer Glaubensangelegenheit zu machen. Fries drich erließ dagegen eine Erklärung, wie er in allen seinen Landen, so auch in Schlesien, Jedermann bei seinem Glauben schüßen und keiner Kirchengesellschaft Abbruch thun werde. Zu gleicher Zeit erschien eine kleine Schrift 2) des Kanzlers von Ludewig: „Catholica Religio in tuto, Vicinia Regni Poloniae in tuto, vindicatis Silesiae ducatibus adversus Austriacam vim", worin zuverlässig ausgesprochen war, daß der Krieg in Schlesien weder der Republik Polen, noch auch der katholischen Lehre schädlich sein solle. Beide Zusicherungen wurden in Regensburg) und in Polen verbreitet; sie machten einen sehr vortheilhaften Eindruck, und - Polen

1) Der Hauptinhalt dieses påbstlichen Breve an alle der römischen Kirche zugethane Mächte findet man bei Kundmann S. 474; auch im 70. Theile der Römischen Fama S. 871.

2) Mitte Mai 1741; nur Ein Druckbogen. 4., zu finden in v. Ludewig Reliquiae T. 12.

3) In den Gesammelten Statsbriefen findet man S. 11 Friedrichs Circus larreskript an verschiedene auswärtige Mächte, wegen der Einrückung in Schlesien, Berlin, den 13. Dez. 1740; und S. 15 das Reskrivt vom 20. Januar 1741, welches sein Minister in Regensburg, Geh. Rath v. Pollmann gegen das Schreiben der Königinn von Ungarn und Böhmen, Wien d. 29. Dez. 1740 an die Reichsstände über den preuß. Einfall in Schlesien erlassen.

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hat sich niemals in die schlesischen Kriege gemischt. Auch von Frankreich lauteten die Nachrichten erwünscht. Der Kardinal Fleury sagte in einem Briefe an Friedrich gradezu: sein Hof habe die pragmatische Sankzion nur „, sauf les droits d'un tiers“ verbürgt1), d. h. er habe den gerechten Ansprüchen des Kurfürsten von Baiern keinen Nachtheil zufügen wollen.“ Damit war denn auch Schwedens Rolle bestimmt 2).

Nur England und Kursachsen verbanden sich gegen Preußen 3). Aber, sie waren ungerüstet und darum leicht in Zaum gehalten durch den alten Fürsten Leopold von Dessau, der Anfangs April zwischen den Dörfern Göttin und Krahne, unweit Brandenburg, gegen das Magdeburgische zu, ein preußisches Lager von 42 Eskadrons und 35 Bataillons versammelte; der Gesundheit halber dann am 8. Sept. nach Gröningen, dicht an die sächsische Gränze verlegte, um Hannover und den Dresdener Hof zu ber obachten.

In Schlesien schickten die beiderseitigen Heere sich schon im Februar zu den Unternehmungen an. Friedrich1) traf bei dem seinigen gegen Ende des Monats ein, besuchte am 27. die Vorposten zwischen Silberberg und Frankenstein und wäre dabei, zwischen Frankenberg und Baumgarten, dem Feinde fast in die Hånde ges fallen.,,Es war eine Unbesonnenheit, sagt er selbst darüber "),

1) Hist. de m. T. T. 1. p. 145.

2) Schweden erklärt den Russen den Krieg den 24. Jul 1741.

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3) Schon im Febr. 1741 hatte Marie Theresie ein Bündnißs mit England entworfen; aber der Vertrag von Hannover kam erst d. 24. Jun 1741 zu Stande. Martens Recueil. T. 8. p. 262.

4) Sonntag, den 19. Febr. früh 3 Uhr verlicß er Berlin, nachdem nun auch die Leibgarde zu Fuß und zu Pferde nach Schlesien abgegangen

war.

5) Hist. de m. t. T. 1. p. 150. Derselben Gefahr gedenkt Friedrich in einem Briefe an Jordan, v. 3. März 1741; auch Frdmrich in der Ges schichte der Cisterzienserabtei Kamenz in Schlesien. Glaß 1817. S. 152. Ob bei dieser, oder bei einer andern Gelegenheit der Abt Stusche fich des Königs Gnade erworben (s. Frdmrich S. 164), ist schwer zu ermitteln. Am genauesten hat Roedenbeck mit gewohnter geschichtlicher Gründlichkeit die Sache beleuchtet im Bemerker

Nr. 6. 1828, Beilage zum 45. Blatte des Gesellschafters.

In der Lebens

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