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Voreltern begabt habe.“ - Die kurfürstliche Bibliothek in Cassel bewahrt das Schreibebuch auf, in welchem Friedrich 1717 unter Curas' Leitung seine ersten Buchstabenzüge gemacht; auch auf der Gymnasiumsbibliothek in Soest findet sich ein Schreibebuch-aus des Kronprinzen sechsten Lebensjahre mit der Geschichte aller Schickfale, welche diese Übungsblätter erlebt und an das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin ist aus dem Ölrichschen Nachlasse ein spåteres Originalschreibebuch mit sehr schöner Handschrift gekommen.

Der Domorganist Gottlieb Heine mußte den Klavierunterricht mit den Marotschen Psalmenmelodien anfangen, wozu der König seinem Sohne am Weihnachtsabend 1717 die Berliner Ausgabe des Hofpredigers Jablonski schenkte. Auch dieses Buch ist noch vorhanden; es ist von dem Geheimen. Kämmerier Eversmann auf dessen Familie nach Magdeburg vererbt worden und findet sich unter den Sammlungen des Kriminalraths Nithack in Blankenburg. Nach einem Verzeichnisse auf einer leeren Blattseite dieses, in rothen Korduan gebundenen Gesangbuches, spielte Friedrich den 1., 2., 16., 19., 22. und 24. Psalm besonders gern. Heine übte ihn tüchtig auf dem Instrumente und im Generalbaff; doch ließ er das Klavier spåterhin bei Seite liegen, um sich an der frei gewählten Flöte zu ergößen. „Den gewöhnlichen Generalbaff;“ erzählte Friedrich Quanzen einmal, „habe ich wohl begriffen; aber die plagischen Modi haben mich weidlich geplagt."-Quanz antwortete:,,Sie sind nun auch nicht mehr Mode1).",

Wer den Kronprinzen im Zeichnen und Malen unterrichtet, können wir nicht sagen: aber auch in diesen beiden Künsten erscheint Friedrich talentvoll. Ideen der Baukunst und die Kriegeswissenschaften verstand er sehr fertig durch den Griffel deutlich zu machen; und in den Zimmern, welche seine nachherige Gemalinn auf dem Berliner Schlosse bewohnte, findet sich noch sein Bild von ihm selbst in seiner Jugend gemalt 2).

Um seinem Sohne Lust zum Soldatenstande früh einzufldßen, ́ stifteté der König den 1. Sept. 1717 eine Kompagnie der Kronprinzlichen Kadetten“, 110 Köpfe stark, zusammengezogen

1) Siche Nicolai's Anekdoten." Heft 3. S. 252.

2) Rumpf Beschreibung von Berlin. 4. Aufl. 1823. S. 274.

aus den schon von Friedrich dem 1, in Berlin, Magdeburg und Colberg unterhaltenen Kadetten. Der Oberstlieutenant Fink von Finkenstein war der erste Chef der neuen Anstalt, welche durch Landjunker allmålig bis auf 236 vermehrt, 1726 den Namen,„, Königlich Kronprinzliches- Bataillon der adligen Kadetten" bekam. Der fiebzehnjährige Kadettenunteroffizier von Renzell wurde 1719 zur Übung im kleinen Waffendienste für den Kronprinzen angenommen, der fich, auch als Freund der Tonkunst und als Fldtenblåser sehr beliebt zu machen wusste. Friedrich nannte ihn noch als König öfters seinen Lehrmeister und war ihm sehr gnådig. — Den Inge nieurmajor Johann von Senning, von welchem der Prinz in den mathematischen Wissenschaften und in der Befestigungskunst Unterricht genoss, ließ er nie wieder von sich; denn dieser erfahrene Offizier, der in den niederländischen Feldzügen ein Bein verloren, war zugleich ein geistreicher Gesellschafter. Gewiff haben die beiden Militärgous vernörs ihren hohen Zögling schon aus eigener Neigung für die Waffenkunst zu gewinnen gewusst; auch steht in ihrer Instrukzion ausdrücklich noch:,,Absonderlich haben sie beide sich außerst angelegen sein zu lassen, Meinem Sohne die wahre Liebe zum Soldatenstande einzuprågen und ihn zu imprimiren, daß, gleichwie nichts in der Welt, was einem Prinzen Ruhm und Ehre zu geben vermag, als der Degen, er vor der Welt ein verachteter Mensch sein würde, wenn er solchen nicht gleichfalls liebte, und die einzige Gloria in demselben suchte."

Als ein besonders gläubiger Christ, in dem damaligen, freilich meist nur äußerlichen Kirchenwesen, wollte der König seinen Sohn auch gern recht nach dem eigenen Sinne herangebildet sehen. Jn - welcher Art aber der Hofprediger Andreae den ersten Unterricht in der Religion besorgt, können wir nicht näher nachweisen. Wenn man seine Lehrweise nach dem Glaubensbekenntnisse der Prinzess Wilhelmine, welches Andreae 1724, 18 Bogen stark, lauter scholaftische Theologie, herausgegeben, beurtheilen darf; so war dieselbe, am wenigsten für Friedrichs Bedürfnisse geeignet und wir werden uns ihrer erinnern müssen, wenn von des großen Königs kirchlichen Gesinnungen unten die Rede sein wird. Die herrliche und heilige Kunst, junge Leute von reiferem Geiste und von wahrscheinlich welt, bürgerlicherer Bestimmung religiös auszubilden, haben immer nur sehr wenige vorzügliche Männer verstanden. Der Unterricht über

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das Verhältniff des Endlichen zu dem Unendlichen, einer der wich tigsten Gegenstände für den Menschen, wird oft, bei allem Eastens artigen Eifer, mit der handwerksmåßigsten Sorglosigkeit betrieben. Von Nolteuius, der den Kronprinzen zum Abendmal vorbereitete und einsegnete, muff gerühmt werden, daß er es mit großem Missvergnügen bemerkte, wenn der König seinen Sohn zur › Strafe Pfalme Davids auswendig lernen liefs. Auch hat dieser würdige Geistliche sich späterhin als Mitglied der von Friedrich Wilhelm I. berufenen Behörde, welche Wolff's Philosophie von Seiten der Atheisterei prüfen sollte, freisinnig und duldsam bewiesen. Aber Noltenius' Katechismus hatte Friedrich schon seit 1721, auf des Vaters Befehl, fleißig gelernt. Dennoch muss, so früh und so viel auch die beiden Hofprediger den Kronprinzen im Christenthume uns terrichtet hatten, der Erfolg, selbst bloß in Rücksicht auf den Vors rath von Kenntnissen, nicht bedeutend gewesen sein, da Graf Fins tenstein und Oberst von Kalkstein, sobald sie erfuhren, daß ihr Zöge ling am bevorstehenden Karfreitage zum heiligen Abendmal gehen solle, dem Könige den 5. Januar 1727 meldeten, wie derselbe von der festgesetten,,Information im Christenthume seit acht Monaten nicht viel profitiret1);“ worauf der König sofort befahl, daß Noltenius alle Montage nach Potsdam komme,, um den Kronprinzen Montag Nachmittags und Dienstag früh Morgens zu informiren.“ Darauf legte Friedrich, den 11. April, sein Glaubensbekenntniff im Beisein der ganzen Berliner Domgemeinde ab, nachdem er zuvor dffentlich war geprüft worden und empfing das Abendmal.

Die ritterlichen Übungen im Reiten und Tanzen gewährten ein bildendes Vergnügen ; der Kadettenfechtmeister von Pangendorf musste, selbst wenn der Hof in Potsdam war, seine Kunst lehren.

1721 in Januar lieff der König dem Kronprinzen auf dem großen Oranischen Sale, über der alten Schloffhauptwache in Berlin, ein Zeughaus von Kanonen und von allerlei kleinen Gewehren aufrichten2); nahm ihn auch seitdem zu den Provinzialrevůen, und auf ́die zahlreichen Land- und Wasserjagden, besonders in Wusters hausen und Machenow mit.

1) Cramer S. 32.

2) Histoire de la vie et du regne de Fréd. Guillaume Roi de Fràsse. T. 1. p. 435

... Mit dem Wachsthume des Körpers wyrde der Schlaf abgekürzt viel Schlaf, sagte der König, mache die Kinder dumm; da> rum hatte der Geheimerath Leibarzt Dr. Christoph Horch die zweckmäßigste Dauer der Ruhe zu bestimmen.' Rasch musste aufgestan den, die Reinlichkeit und das Ankleiden besorgt werden mit solda tischer Strenge, welche Friedrich Wilhelm fogern im Kleinen, wie im Großen über den ganzen Umfang seines Landes verbreitet hatte. Friedrich hatte ein schönes, blondes Har, welches er als Pring in flatternden Locken trug. Sein Vater, welcher an ihm die bei dem Heere eingeführte Frisur sehen wollte, befahl dem Hofchirurgus Steinemann), dem Prinzen die Seitenhare abzuschneiden. Frie drich vergoff Thränen darüber; Sternemann aber rettete ihm den größten Theil der Hare, indem er sie möglichst nach dem Hinters topfe fåmmte. :

Die kleinen Kammerausgaben wurden seit 1718 jährlich, enst mit 360 Thlr., nachmais, bis März, 1729, mit 600 Thlr. bestrit ten, über welche die genaueste Rechnung, bis auf Pfennige, ge führt, werden musste. Hofrath Wilhelm Cdisch 2) besorgte die Auszahlung der kronprinzlichen Gelder, deren Betrag den beiden Hof meisteru vierteljährlich voraus zugestellt wurde. Zur eigenen Ber muhung scheint Friedrich bis zu seinem 17. Jahre kein Geld ger, habt zu haben. Folgendes Bruchstück aus dem Rechnungsbuche *) vom Monate September 1719 wird manche Betrachtung veranLassen:

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1) Siche Anekdoten und Karakterzüge aus dem Leben Friedrich II. Berlin bei Unger. 4. Sammlung S. 29.

2) Cölsch starb Mitte Juli 1741 zu Berlin, 92 Jahr 3 Monat alt. Er hatte schon dem großen Kurfürsten gedient. Die Berlinischen Nachrichten von Stats- und Gelehrten Sachen widmeten ihm den 18. Juli 1741 in Nr. 85, unter dem Hofartikel, ein gar rühmliches Andenken, 3) v. Dohm Denkwürdigkeiten Bd. 5. S. 520.

Den 21. Dem Jåger, so die zwei Globen

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27. Bei der Abreise aus Wusterhausen
an die Bettmädchen

Vor die Pfeiffe zurecht zu machen -

Der Kammerdiener Gummersbach hat ausgegeben:

An die beiden Laquaien von Sr. M. dem

Könige und der Königinn so aufgewars

tet haben

Vor zwei Farbenschachteln

Vor 6 Pfund Puder

Vor Stibeletten Knöpfe.

Bor 12 Ellen Haarband

In Mittenwalde

1 rtl. 8 gr. pf.

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Vor Pulver und Trinkgeld an den Kanonier, 1

welcher zu Schulzendorf gefeuert..... 1

Vor die Königlichen Knechte zu Bier in

Schulzendorf

Vor ein Roth-Kehlchen

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