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ihn erkannt; so wie Gresset ihm eine Ode geweiht, welche ihu der Welt als Verfasser des Antimachiavell enthüllte ').

Bielfeld sagt zwar, Friedrich habe von Straßburg nach Paris gehen wollen; davon findet sich aber nichts in der Beschreis bung 2), welche der König, in Prose und in Versen, von dieser Reise machte; ja, Friedrich schrieb ausdrücklich an Voltaire'), daß er nicht, wie jener es gewünscht, in diesem Jahre nach Pas. ris gehen werde. Auf der Rückkehr traf der König in Wesel den 28. August mit seinem übrigen Gefolge zusammen, begrüßte Algarotti wieder, empfing Maupertuis zum ersten Male und fahe eis uem noch größeren Genusse, der Zusammenkunft mit dem franjdsïschen Dichterfürsten, Voltaire entgegen. Schon als Kronpring hatte er denselben durch Keyserlingt in Cirey begrüßen lassen; dann hatte er ihm durch den Obersten von Camas, welcher, vom Grafen von Finkenstein, dem von Blumenthal und dem von Schmetz tau begleitet, die Thronveränderung in Paris anmeldete, ein zartes Geschenk ein Fässchen Ungarwein in Brüssel überreicht und ganz jüngst noch hatte er ihm ebendahin jene launige Schilderung der Reise nach Straßburg gesandt. Jetzt fand der, eben zum zweiten Male feiner Schriften wegen aus Frankreich Verbannte sich den 11. Sept. auf dem Schlosse Moyland bei Kleve ein, von Angesicht zu Angesicht den König zu schauen und von ihm sich bewuns dern zu lassen. Welchen Genuff Friedrich aus diesem Besuche ges schöpft, spricht er selbst in einem Briefe an Jordan, Potsdam den 24. Sept., aus: „Ich habe Voltaire gesehen, auf dessen Bekannt

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1) Friedrich an Algarotti den 20. Okt 1740.

2) Voltaire hat uns diese ganze Beschreibung von des Königs Reise auf; bewahrt: den Anfang in dem Commentaire historique sur les oeuvres de l'auteur de la Henriade. A Geneve, et se trouve à Berlin chez Haude et Spener, 1777, p. 15; die Fortsehung in der Vie privée: jenen mit Leh, diese mit Spott.

3) Wesel, den 2. Sept. 1740, s. Baseler Ausgabe der Oeuvres posthumes. Vol. 2. p. 36.,,Je ne vais point à Paris, comme on l'a débité; ce n'a point été mon dessein d'y aller cette année, mais je pourrois peut-être faire un voyage aux Pays-Bas. " An denselben d. 5. Sept. 1740: Si la fièvre ne revient plus, je serai mardi (de demain en huit) à Anvers, où je me flatte du plaisir de vous voir avec la Marquise."

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schaft ich so neugierig war; aber ich hatte grade ein viertågiges Fieber und mein Geist war eben so ohne Spannung, als mein Körper ohne Kraft. Wenn man Leute seiner Art_spricht, muss man nicht krank sein, sondern sich vielmehr, wo möglich, besser als gewöhnlich befinden. Er ist so beredt als Cicero, so angenehm als Plinius und so weise als Agrippa; mit Einem Worte, er vers einigt in sich alle Tugenden und Talente der drei größten Männer des Alterthums. Sein Geist arbeitet unaufhörlich, jeder Tropfen Tinte, der aus seiner Feder fließt, wird zu einem Bonmót. Du wirst mich bei meiner Zurückkunft sehr geschwäßig finden; aber erinnere dich, daß ich zwei Gegenstände gesehen habe, die mir immer am Herzen lagen: Voltaire und französische Truppen."

In solcher Stimmung also kehrt Friedrich heim, wohnt in Salzdahlum der Verlobung des Prinzen August Wilhelm mit der Schwester der Königinn, der Prinzess Luise Amalie bei und langt den 23. Sept. wieder in Potsdam an, dem Mittelpunkte feines, auch die fremden Mächte wohl beachtenden Lebens. Wie er am Rande des Grabes für den Frieden des Reiches sorgt mit dem Fürstenbunde, so beginnt er seine Thätigkeit nach Außenhin. Kurmainz macht auf den Hanau-Münzenbergischen Ort Rumpens heim ungegründete Ansprüche, zum Nachtheile des Landgrafen Wils helm von Hessen-Kassel und Grafen von Hanau, eines Erbvers brüderten des Hauses Brandenburg und eines benachbarten evangelischen Fürsten. Darum schreibt der König, Berlin den 19. Jun, an den Kurfürsten, Karl Philipp Grafen von Elz, und ermahnt ihn, die Ruhe des Reiches nicht zu stören2); worauf Mainz seine Truppen zurückzog.

Auch der Bischof von Lüttich, George Ludwig Graf von Berghes, zieht sich Rüge zu. Seine Vorgånger schon hatten, bei Fries drichs I. Streitigkeiten um die oranische Erbschaft, die Oberlehns

1) Kurf. Friedr. II. von Brand. trat durch den Vertrag von Naumburg a. d. Saale, am 29. April 1457, der sächsisch-hessischen Erbverbrüderung bei, f. v. Lancizolle Bildung des preuß. Stats. Thl. 1. S. 631; Literatur der Verfassung des Königl. Preuß. Hauses. Berlin 1824. S. 102.

2) Gesammelte Statsbriefe Sr. M. Friedrichs II. K. in Pr., zur Erläuterung der Geschichte unserer Zeit. Frkf. u. Lpz. 1762. S. 1.

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herrlichkeit über die beiden preußischen Herrschaften Herstal und Hermal an der Maas, sich zugeeignet und stets nach dem vollen Besige derselben getrachtet. Wie wenig Friedrich Wilhelm zu seiz nem guten Rechte gekommen, ist in Friedrichs hinterlassenen Wers Een zu lesen.,,Ein elender Bischof, heißt es daselbst, machte sich eine Ehre daraus, den verstorbenen König zu kränken. Es hatten sich einige Unterthanen der benachbarten preußischen Herrschaft Herstal, 1733, empdrt. Der Bischof von Lüttich nahm sie in Schuß. Der verstorbene König schickte den Obersten von Kreyßen mit eis nem Beglaubigungsschreiben versehen, 1740, nach Lüttich, um die Sache auszugleichen. Sollte man sich vorstellen, daß der Bischof ihn nicht annehmen wollte? Drei Tage nach einander sah er dies sen Abgesandten vor seinen Palast kommen und immer versagte er ihm den Zutritt." Jest weigerten jene Herrschaften sich des Treueides; sie wollten nur des Bischofs Hoheit erkennen, der sie in Schuß nahm. Da erlässt Friedrich, Wesel, den 4. Sept. 1740, folgendes Schreiben an seinen geistlichen Nachbar: „Mein Vets ter, In Erwägung aller der von Ihnen vorgenommenen Eingriffe in meine unstreitigen Gerechtsame über meine freie Baronie Herstal, und wie die Aufrührer zu Herstal seit einigen Jahren in ihrem abs scheulichen Ungehorsam gegen mich bestårket worden, habe ich meis nem Geheimen Rath Rambonnet anbefohlen, sich von meinetwegen zu Ihnen zu begeben, und in meinem Namen von Ihnen innerhalb zweier Tage eine aufrichtige und kathegorische Erklärung zu fordern, ob. Sie noch gewillet find, Ihre vorgegebene Souverainität über Herstal zu behaupten, und ob Sie die Rebellen zu Herstal in ih, rem Unfug und zu verabscheuendem Ungehorsam schüßen wollen? Daferne Sie mir diese gerechte Antwort, welche ich mit Recht fordern kann, abschlagen, oder dieselbe aufschieben: so werden Sie sich vor aller Welt der Folgen schuldig machen, die eine solche Verweigerung gewiss nach sich ziehen wird 1)." Der Bescheid blieb aus und es rückten sofort 1200 preußische Grenadiere sammt 400

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1). Gesammelte Statsbriefe. S. 3. An Jordan schreibt der König, Wes fel, den 8. Sept. 1740:,,Je prépare une petite esclandre à Mr. de Liège, et je veux voir quelle tournure cela prendra, avant que de partir d'ici."

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Dragonern unter G. M. v. Borcke in das feindliche Gebiet `ein. Der Bischof aber bat nun, schriftlich und durch zwei Gesandte, um Unterhandlung in Berlin, die schon den 20. Oktober mit einem Vertrage endete, nach welchem Preußen ihm die Baronie Herstal für 240,000 deutsche Gulden überließ, außer welchen noch 60,000 Gulden einer Schuld von 1690 her abgetragen werden mussten. Frankreich hatte auf des Bischofs Bitte um Beistand nicht geachtet; des Kaisers Einsprüchen und den Regensburger Abmahnungen stellte der Berliner Hof eine Auseinanderseßung seiner Rechte ent gegen 1).

So kündigt König Friedrich fein politisches Dasein an, welches, noch in diesem ersten Jahre seiner Regirung in einem strahlenderen Lichte erscheinen sollte. Brandenburgs Ansprüche auf Schlesien geben seinem großen Geiste für das ganze übrige Leben den Hauptstoff zu seinem Heldenruhme; die drei Kriege, in denen er seine Forderung durchkämpfte, erscheinen wie Gebirgsrücken, um welche die schönen Friedenstugenden mit ihren Segnungen und Ge nüssen von dem Vater des Vaterlandes ausgehen, nur gehemmt durch den Schlachtenruf, und endlich durch die Stimme des Todes.

Der erste schlesische Krieg.

Das Jahr, welches König Friedrich Wilhelm vom Throne ge

rufen, sah auch Pabst Clemens 12., die Kaiserinn Anna Jwa

1) Exposition des Raisons, qui ont porté S. M. le Roi de Prusse aux justes repressailles contre l'Evêque de Liège. Wesel ce 11. Sept. 1740. Friedrich bedankt sich für diese Schrift in dem Briefe an Voltaire, Rheinsberg, den 24. Oktober 1740. Eine Erklärung des Königs an seinen Gesandten in Regensburg wegen der herstalischen Irrungen, vom 17. Sept. 1740, findet man in den gesammelten Statsbriefen, S. 4. Mémoire sur la vente de la Baronie d'Herstal, à l'Evêque de Liège p. Du Verdy du Vernois steht in den Mémoires de l'Ac. Royale des Sciences et Belles-lettres, 1790 und 1791. Berlin 1796. p. 557 — 574:

von Russland und den deutschen Kaiser Karl 6. in die Gruft steigen. Mit diesem österreichischen Fürsten erlosch, in der Nacht auf den 20. Oktober, der habsburgische Mannsstamm. Er hatte sich den 23. April 1708 in Barcellona mit der braunschweigischen Prinzess Elisabeth Christine vermålt, welche deshalb zur kas tholischen Kirche übertrat. Schon lebte er im fünften Jahre einer kinderlosen Ehe, als er den 19. April 1713 durch eine sogenannte pragmatische Sankzion ') die Erbfolge für sein Haus, ohne Rück, sicht auf die früheren Verordnungen, so bestimmte, daß alle Erbreiche jederzeit nach dem Rechte der Erstgeburt, doch erst bei Ers mangelung männlicher Nachkommen, auf weibliche übergehen sollten. Wenn daher von ihm kein månnlicher Erbe einst vorhanden sei; so falle die ungetheilte österreichische Monarchie zuerst auf seine Töchter, in deren Ermangelung auf Kaiser Josephs Töchter, in des ren Ermangelung auf seine Schwestern, und so weiter immer auf die nächsten Verwandten. Nun lebte Carls 6. einziger Sohn 2) kaum sieben Monate; daher erbte seine ältere Tochter die ungetheils ten österreichischen Staten. Marie Theresie, nahm auch sofort Bes sit, erklärte ihren Gemahl, Franz Stephan Großherzog von Loss kana, zum Mitregenten und übertrug ihm die böhmische Kurstimme.

Indess bewies die pragmatische Sankzion sich als einen sehr unzuverlässigen Bürgen. Das hatte der statskluge Prinz Eugen von Savoyen wohl eingesehen. Denn, noch kurz vor seinem Tode, den 20. April 1736, hatte er dem Kaiser Karl mit allem Nach, drucke gesagt:,,seine Erbinn werde besser fahren, wenn er ihr keine pragmatische Sankzion, wohl aber 200,000 Mann Soldaten und eine gefüllte Schazkammer hinterlasse 3)." Und das war in der 3).“

1) Schmaufs Corpus juris publici S. R. imperii academicum. Lpz. 1730. T. 2. p. 1398.

2) Carls 6. Kinder waren: 1) Erzherzog Leopold, geboren den 13. April 1716, gest. d. 4. Nov. 1716; 2) Marie Theresie, geb. d. 13. Mai 1717; 3) Marie Anne, geb. den 14. Sept. 1718, starb den 16. Dez. 1744 in Brüssel; 4) Marie Amalie Caroline, geb. den 5. April 1725, gest. den 19. April 1730. Von Josephs 1. Löchtern war die åltere, Marie Josephe, mit August von Polen und Sachsen, die jùngere, Marie Amalie, mit Karl Albert von Baiern vermålt. 3) Pezzl Charakteristik Joseph's II. 3. Aufl. Wien 1803. S. 2.

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