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an war ihr Ansehen immer mehr geschwunden und der König war, so viel er sonst Freisinnigkeit hegte, nicht geneigt, organische Ges seße zu fördern, welche, in dem Geiste der jeßigen Zeit oder der früheren Jahrhunderte, seine Selbstregirung im Mindesten hätten begrånzen können. Als daher die Stånde der Proving Preußen diesen Gegenstand bei dem Könige zur Sprache brachten; sø `erwiderte er ihnen am 24. Jun: „Wir sind auch gnädigst geneigt, ermeldeten Stånden noch vor der Huldigung eine solche Versicherung, als sie von Unsers nun in Gott ruhenden Herrn Vaters Majeståt unter dem 11. Sept. 1714 erhalten, zu ertheilen, womit sie hoffentlich zufrieden sein und sich dabei beruhigen werden ').“. Nun hatte Friedrich Wilhelm zwar die Versicherung gegeben, daß er die Rechte der Stånde, wie im Allgemeinen die ganze Landesverfassung aufrecht erhalten und keinen seiner Unterthanen in Dem, was er billig und füglich als Recht ansehen könne, beeinträchtigen werde. Indess gingen doch eben unter ihm, in Betreff der ståndischen Aus gelegenheiten, die wesentlichsten Veränderungen vor 2), wobei es denn nun auch sein Bewenden hatte. Es wurde zwar der von Friedrich genehmigte Landtag den 12. Jul wirklich eröffnet, aber, ohne daß die wiederhergestellte landtägliche Verfassung, oder die auf diesem Landtage vorgekommenen Berathungen für die Zukunft von besonderem Erfolge gewesen wåren; denn der König ließ nie wieder einen Landtag in Preußen halten.

Da der Monarch auf seiner Reise zu Liebstadt die Garnison in Unordnung fand; so wurde der Hauptmann und der Lieutenant entlassen und der ohne Abschied verstoßene Hauptmann Janus das für angestellt. In Angerburg war der König, den 14. Jul, mit

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bourg. v. Chile Nachricht von der Churmärkischen Contributionsund Schoff - Einrichtung. 2. Ausg. Halle u. Lpz. 1768. 4. Seit d. J. 1653 (Mylius C. C. T. 6. Abth. 1. S. 425) gab es in der Mark Br. bloß einen landschaftlichen Ausschußf, die landständischen Kassen zu verwalten und Versammlungen der Landstände in den Kreisen unter Vorfit ihrer Landråthe, die landschaftlichen Lasten zu erheben und bei einzelnen Landesangelegenheiten etwa gutachtlich gehört zu werden. 1) Voigt Darstellung der ständischen Verhältnisse Oßtpreußens. - Königsberg 1822. S. 24.

2) a. a. D. S. 23.

dem Kavallerieregimente zufrieden: Oberst von Posadowki bekam den Verdienstorden; dem General v. Katte überreichte er selbst das Feldmarschallspatent; beide begleiteten ihn nach Königsberg, wo er den 16. mit einem Gefolge von zehn Wagen eintraf. Den folgenden Morgen wurde das Infanterieregiment von Flans besichtigt, wobei der Hauptmann von Wobeser den Verdienstorden bekam. An demselben Tage hielt der Oberhofprediger Quandt die Huldis gungspredigt und gefiel dem Könige wieder so, daß er ihn für den ersten Redner seines Zeitalters erklärte und ihm auch in der Schrift über die deutsche Literatur noch ein Denkmal seßte. Quandt hatte, ↑ nach 1. Chronik 13, 18,,Dein sind wir, David, und mit Dir halten wir's, du Sohn Isai. Friede, Friede sei mit Dir, Friede sei mit Deinen Helfern, denn dein Gott hilft Dir,“ „Über die ersten Opfer treuer Unterthanen an ihren neuen Monarchen," kurz und, kräftig gesprochen, indem er von dem Brandopfer ihres treuen und aufrichtigen Herzens und von dem Rauchopfer heiliger Wünsche und Gebete zu Gott handelte. Besonderes Vergnůs gen machte dem Könige am folgenden Abend der mit schöner Mus fik begleitete Fackelzug der Studenten, welchen er ein kostbares Trinkgelag gab; - den 19. befahl er die oben erwähnten 800,000 Scheffel Roggen um jeden Preis zu kaufen, nach Pommern zu schaffen und den Nothleidenden für 20 Groschen abzulassen '). Die Magazine in Königsberg wurden der Armuth geöffnet, der Heßgarten, unweit des Schloffteiches, sogleich abgeschafft und die dafür ausgesetzten 1000 Thaler den Nothleidenden angewiesen; die gewaltsamen Werbungen hörten auf, der Handel sah sich befördert, die Rechtspflege verbessert. Den 20. endlich folgte die Erbhuldigung mit feierlichen Reden und Gegenreden; worauf am Abend für 50,000 Thaler Denkmünzen vertheilt wurden, deren Aufschrift „Felicitas Populi“ in der That, so lange Friedrich regirt hat, sein Ziel geblieben ist. Krdnen hatte schon Friedrich Wilhelm sich nicht lassen; also verschmähete auch sein Sohn, wie dessen Nachfolger, diese, in Erbmonarchieen sehr entbehrliche Äußerlichkeit 2).

1) Berlinische Nachrichten. 1740. Nr. 13.

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2) Friedrich im Leben seines Vaters: En méprisant tous les dehors de la Royauté; il n'en étoit que plus attaché à en rem

Nach seiner Rückkehr aus Preußen wohnte Friedrich den 31. Jul der Huldigungsprédigt in Berlin bei, welche der Hofprediger Jablonski hielt. Die Reden, welche bei der Erbhuldigung, am 2. August, selbst, sowohl im Namen des Königs durch den von Arnim an die versammelten Stände der Kurmark Brandenburg, als in des ren Namen durch den von Goerne und den Stadtpråsidenten von Neuendorf gehalten worden, sind im Drucke erschienen '). Zum Schluffe der Feier warf der Hofrath Schirmeister, als Herold, unter einer Bedeckung von Husaren, eine große Menge goldener und filberner Medaillen „Veritati et Justitiae2),“ aus.

An mehreren Orten wurde die Erblandeshuldigung durch Bes vollmächtigte eingenommen: in Halle z. B. den 2. August durch den Kanzler von Ludewig3); an demselben Tage geschah die Huldigung in Stettin.

Bald nach seiner Thronbesteigung soll Friedrich dem verfam. melten Hofe feine Gemalinn mit den Worten vorgestellet haben: ,,Das ist Ihre Königinn!"; ja, ein anderer Berichterstatter fügt hinzu: der König habe seine Gemalinn bei dieser Gelegenheit „aufs Zårtlichste embrassiret und geküsset*).“ Auch ist ein Brief oft abgedruckt und selbst in eine Lebensgeschichte dieser Königinn *) aufgenommen worden, welchen Friedrich gleich bei seines Vaters Lode nach Rheinsberg an seine Gemalinn geschrieben haben soll.

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den 2. Dezember 1804 zu salben, stieg der Pabst die Alpen herab; doch endete er auf Helena.

1) Berlin, 2 Bogen in Fol.

2) Auf dem Revers dieser Medaille steht: Homag. Berol. D. 3. Aug. 1740. Dennoch erhellet auch aus der Haudeschen Zeitung v. 2. und v. 4. Aug., daß die Huldigung den 2. ftatt gefunden.

3) Wadzeď und Wippel Geschichte der Erbhuldigungen der Preußisch Brandenburgischen Regenten aus d. Hohenz. Hause. Berlin, 1798. 8. 4) (Fassmann) Merkwürdigster Regirungsantritt Friedr. II. Frkf. u. Lpz. 1741. S. 73.

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5) Theod. Heinsius Schattenris von Elisabeth Christine, verwitweten Kdniginn v. Preußen. Berlin 1797. 46 S. 8. Der obenerwähnte Brief findet sich auch schon in Fischer's Geschichte K. Friedrichs II. Halle 1787. Theil 1. S. 48, aber nicht als Brief, sondern als Anrede bei feierlicher Gelegenheit.

Dieses Schreiben spricht es gradehin aus, daß die Ehe erzwungen gewesen, rühmt aber die vortrefflichen Eigenschaften der Königinn und ladet sie ein, den Thron mit dem Monarchen zu theilen. Allein, wir gestehen es, uns hat dieser, vorgeblich eigenhåndig geschriebene Brief nicht als echt erscheinen wollen; auch haben wir niemals die französische Urschrift zu Gesicht bekommen können). Mit Bestimmtheit wissen wir, daß die Königinn, welche, nach ihren eis genen Worten,,,nur durch die Fügung des Himmels keine Kinder bekommen," noch in diesem Jahre das Luftschloss Schönhausen. zum Geschenke erhielt 2), wo sie seitdem jährlich, bis an ihr Ende, die Sommermonate zubrachte; die Winter verlebte sie im Berliner Schloffe. Sans Souci hat sie nie gesehen. Auf die Art war sie von dem Könige nun so getrennt, wie Eheleute nicht getrennt zu sein pflegen. Übrigens war ihr Hofstat reich und königlich 3). Hielt der König sich in Berlin auf; so speiste er des Sonntags, drei oder viermal im Jahre, sammt seinen Brüdern, bei der Königinn, welcher, nach des Königs Beispiele, von dem gesammten Hofe und von den fremden Gesandten *) immer die größte Ehr

1) Doch sprechen schon die gleichzeitigen Schriften von der Vorstellung der Königinn durch den König und von seinem Briefe an sie. Siche La Spectatrice. T. 1. p. 408 und Annals of Europe. 1740. p. 466.

2) Berl. Nachrichten von Stats- u. gel. Sachen. 1740. v. 9. Aug.

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3) a. a. D. 1740. v. 2. August: Bei dem Hofstat der reg. Königinn find Hofdamen geworden: Die beiden Fräulein Tettau, Fräulein Canneberg, Gråfinn Fråul. Schlieben, Fråul. Schwerin, Möllendorf, Varenne; Fråul. Schack und Walmoden waren es schon. Auch sollen 12 Pagen und 8 Laquaien in prächtiger Kleidung angenommen werden."

4) S. Mémoires de Valori T. 2. p.6.16; p.7 schreibt V. den 27. März 1756 an Rouillé, franz. Minister, über ein Porzellangeschenk für Friedrichs Gemalinn:,,Ne croiriez-Vous pas, Monsieur, qu'il puisse se présenter quelque circonstance, où ce présent d'un grand roi obligeât infiniment cette princesse? J'ose encore vous dire, que les égards qu'on a pour elle, flattent le Roi de Prusse, qu'elle que soit d'ailleurs son indifférence, que je ne crois qu'apparente; car on lui déplairait beaucoup de manquer à ce qu'on lui doit. J'en ai vu des exemples autrefois." Die ankommenden und abgehenden fremden Gesandten wurden der Königinn bloß Abends bei der

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furcht bewiesen wurde, die sie, wie es in Friedrichs leztem Willen heißt, durch ihre unerschütterliche Tugend" verdiente. In der That war auch das Leben dieser so seltsam gestellten Für stinn über die Maßen segensreich, ganz der Frömmigkeit, dem Wohlthun, dem Fleiße geweiht. 24,000 Rthl. wandte ihre Milde von den ihr ausgesetzten 41,000 Thalern jährlich der Armuth zu; dem Könige bewies sie die rührendste Theilnahme und Ergebenheit; ihre Erholungen waren andächtige und wissenschaftliche Beschäftigungen. Von Gellert, ihrem Lieblingsschriftsteller, mit welchem in demselben Jahre geboren zu sein sie die Freude hatte, überseßte sie die moralischen Vorlesungen, die Oden und die Lieder ins Franz zösische; eben so des würdigen Hermes Handbuch der Religion, Sturm's Betrachtungen, Crugott's Chrißlen in der Einsamkeit, Spalding's Bestimmung des Menschen, sechs Predigten von Sack und einiges Ähnliche. Auch kleine, von ihr selbst verfasste Ab, handlungen hat sie in Druck gegeben '), zur Frömmigkeit und zur Anhänglichkeit an den König zu ermuntern. Sie hatte eine ausgewählte Bibliothek und lud gern Gelehrte zur Tafel, namentlich Büsching, Silberschlag, Teller, Erman, Diterich, Zöllner. Das funfzigjährige Ehejubelfest wurde, den 12. Jun 1783, nicht öffents lich gefeiert. Die Königinn Elisabeth Christine endete ihr wohl thåtiges Leben erst den 13. Januar 1797. Es wird ihrer zwar unten noch wieder gedacht werden; allein, wesentlich muss das Obige genügen, um Friedrichs ganzes eheliches Verhältniff zu übersehen.

Den 15. August reiste der König, von dem Prinzen August Wilhelm und den Generaladjutanten Obersten von Borck und von Stille begleitet, in die westphälischen Provinzen, besuchte unterweges seine Schwester in Braunschweig und eilte dann, unter dem Namen eines böhmischen Grafen du Four nach Straßburg, wo der Marschall von Broglio ihm unerwünscht königliche Ehre erwies, nachdem ein aus preußischen Diensten entlaufener Soldat

Cour vorgestellt, nachdem sie bei dem Könige Audienz gehabt. S. Mo•sers neuestes Europ. Völkerrecht. Thl. 3. S. 250.

1) Neuestes gelehrtes Berlin von Schmidt und Mehring. Berlin 1795. 1, Thl. S. 1. u. 2.

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