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tung jährlich 291,248 Thaler 1) kostete, während jedes der übrigen Regimenter zu Fuß nur 72,000 Thaler brauchte. Auch der Nebens aufwand war sehr bedeutend. Es ist bekannt, wie ungeheure Handgel der von den Werbern für schöne Leute angerechnet wurden: Joseph Große hatte über 4000 Rthl. gekostet, eben so viel Andreas Capra, und den Frlånder James Kirkland, welcher 6 Fuß 11 Zoll maß3), hatte der preußische Gesandte in London Caspar Wilhelm von Borck für 1266 Pfund Sterling 10 Schilling, d. h. für beinahe 9000 Rthl. angeschafft. Und da unter diesen Potsdamer Riesen felbst Personen von Stande als Grenadiere dienten; so bekamen manche monatlich 5, 10, 12, 20 und mehre Thaler Zulage. Welche andere, den übrigen Einwohnern zum Theil sehr låstige Vergünstigungen diese gefürchteten Haustruppen genossen, kann hier nicht dargelegt werden. Sie wurden also aufgelöst. Aus der åle testen Mannschaft entstand ́ein Bataillon, welches unter dem G. M. v. Weyherr zu Acken ausstarb; ein zweites Bataillon, aus den jåns geren Leuten gebildet, blieb als „Grenadiergarde" unter dem G. M. v. Einsiedel in Potsdam; die schönste Mannschaft wurde unter das neue Leibregiment genommen, zu dessen 18 Kompagnien die Auswahl aus dem bisherigen kronprinzlichen Regimente den Stamm gab und wovon das erste Bataillon die königliche Leib. garde zu Fuß hieß: die beiden andern Bataillone machten das Regiment Garde aus. Auch eine neue Garde du Corps, nur eine Schwadron stark, errichtete der König in Charlottenburg und gab ihr einen silbernen Adler auf einer Stange) zum Ehrenzeis chen. Alle Fahnen und Standarten der Armee bekamen den schwarzen Adler mit dem Degen in der einen, und dem Szepter in der andern Klaue, mit') der Aufschrift: „Pro Gloria et Patria." Außerdem wurden noch sieben ganz neue Regimentér theils

1) v. Ciriacy Chronologische Übersicht der Geschichte des preußischen Hees res. Berlin 1820. S. 303.

2) S. Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlechte von Schöning. Berlin 1830. S. 193.

3) Berl. Nachrichten. 1741. Nr. 19.

4) S. Denkwürdigkeiten Fr. des Gr. Thl. 1. S. 29. 71.

theils von andern deutschen Fürsten in Dienst genommen, theils einzeln geworben 1).

An den Minister von Marschall, dem das neue Departement der-Manufakturen und Fabriken war anvertraut worden, erlåsst der König den 27. Jun eine merkwürdige Instrukzion) und weist ihn auf drei wesentliche Gegenstånde hin: „die jeßiger Manufakturen im Lande zu verbessern, -die Manufakturen, so darin noch fehlen, einzuführen, so viel Fremde von allerhand Conditionen, Character- und Gattung in das Land zu ziehen, als sich nur immer thun laffen will." Die umständliche Auseinandersetzung dieser drei Stücke beweist einleuchtend, wie gründlich Friedrich schon als Kronprinz sich auf seinen ganzen künftigen Beruf müsse vorbereitet haben.

Gozkowski berichtet 3), wie der König gleich bei der Thronbes steigung ihn nach Charlottenburg habe kommen lassen, um ihm die „vorher schon mehrmalen vor das Aufnehmen der Unterthanen geäußerte recht königliche Gesinnungen ausdrücklich zu wiederholen," nåmlich

sagt Gozkowski,,,daß ich mir sollte angelegen sein lassen, viele nügliche und geschickte Künstler und Ouvriers in das Land zu ziehen, und daß S. K. M. mich hierinnen nicht allein kräftig unterstüßen, sondern auch selbst ein fleißiger Abnehmer, der allhier verfertigten Waren abgeben wollten."

Den 27. Jul erschien ein Patent*),,,daß alle nügliche und geschickte Leute, welche aus fremden Landen in Berlin sich häuslich niederlassen, außer den bisherigen Beneficiis auch die Accise- und Servis - Freiheit auf zwei Jahre genießen sollen.“

So blieb kein Zweig des gesammten Statslebens vor den Herrscheraugen des Königs ohne Prüfung. Er sah Alles, und wusste Alles; und, da Jeglichem, mündlich und schriftlich der Zu. tritt offen stand, da Friedrich zutraulich auch den gemeinen Mann hörte; so erleichterte ihm dies sein Bestreben: selbst st ån dig zu

1) Freimüthige Anm. Abth. 1. S. 73.

2) Hift. Schild. Bd. 5. Abth. 2. S. 232.

3) Geschichte eines patriotischen Kaufmanns, s. l. 1768. S.9.

4) Mylius C. C. Cont. I. p. 366.

Friedr. d. Gr. `I.

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bleiben. Denn das Selbstregiren hat er, auf eine fast unerhörte Weise, bis an seinen Tod geübt: mit Recht, da er es, wie selten Einer, verstand. Dem frühen Morgen gehörten die Regirungsges schäfte, und jeder Tag, und jedes Jahr hatten ihre feste, nie uns terbrochene Lebensweise, in welcher die Pflicht erfreulich, die Erholung lehrreich und der scherzhafte Wit wieder anregend auf die Spannkraft wirkte, mit welcher der Landesvater das Wohl und Wehe seiner Völker zu Herzen nahm.

Wir werden, wie der König seine Zeit auskaufte, weiter unten genauer angeben. Jest kam es darauf an, die Zeit der Thronbes steigung nåher vor Augen zu führen, welche Friedrich selbst in den Briefen an Voltaire trefflich schildert. Den 12. Jun schreibt er aus Charlottenburg:

,,Nein, nicht im stillen Aufenthalt

Der Wissenschaft, in Rheinsberg mehr,
Von wo Du Verse sonst bekamst,
Sing' ich dies Liedchen ohne Kunst.
Denn wisse, jcht verfldßen sich

Der Dichter und der Fürst in mir.

Von nun an dien' ich keinem Gott,

Als meinem lieben Volk allein,

Lebt wohl, ihr Verse, du Musik,

Und alle Freuden, Voltaire selbst;

Mein höchster Gott ist meine Pflicht.

Wie manche Sorgen bringt sie mit!

Wie lastend ist ein Diadem!

Wenn dieser Gott befriedigt ist,

Dann, theurer Voltaire, flieg' ich schnell,
Sowie ein Pfeii, in Deinen Arm,

Und lerne dann im Unterricht,

Den mir mein lautrer Freund ertheilt,
Wie heilig Königspflichten sind."

Den 27. Jun sagt er Demselben:,,Seit dem Tode meines Vaters glaube ich ganz meinem Lande zu gehdren; und bei dieser Gesinnung habe ich nach allen meinen Kräften gearbeitet, um so schleunig als möglich Anstalten zum allgemeinen Besten zu treffen. Für's Erste habe ich die Macht des Stats mit funfzehn Bataillos nen, fünf Schwadronen Husaren und einer Schwadron Garde du Corps vermehrt und den Grund zu unserer neuen Akademie gelegt.

Wolff, Maupertuis, Vaucanson') und Algarotti habe ich schon; vou Gravesande und Euler erwarte ich Antwort. Ich habe ein neues Handlungs und Fabrikendepartement etablirt, engagire jeßt Maler und Bildhauer, und reise nach Preußen, um mir da, ohne das heilige Ölfläschchen und ohne die unnüßen und nichtigen Zeres monien huldigen zu lassen, welche Ignoranz eingeführt hat und die nun von der hergebrachten Gewohnheit begünstiget werden. Meine Art zu leben ist für jetzt noch nicht recht im Gange; denn die Fakultät hat es für gut befunden, mir ex officio Pyrmonter Wasser zu verordnen. Ich stehe um 4 Uhr auf, trinke bis um 8 Uhr den Brunnen, schreibe bis 10, lasse bis Mittags Regimenter exerziren, schreibe bis 5 Uhr und erhole mich des Abends in guter Gesells, schaft. Wenn die Reisen geendigt sind, soll meine Lebensart ruhis ger und planmåßiger werden. Für jeßt aber habe ich die gewöhns lichen fortlaufenden Geschäfte und überdies noch neue Einrichtun gen; bei dem Allen muss ich auch viele unnüße Komplimente ma chen und Zirkulare ergehen lassen. Die meiste Mühe habe ich mit der Anlage neuer Magazine in allen Provinzen, die so beträchtlich sein sollen, daß sie auf anderthalb Jahre Getraide für das ganze Land enthalten." Neben diesen eigenen Worten des Königs, deren Sinn auf die drei Hebel: Wissenschaft, Gewerbfleiß und Heereßs macht hinweist, welche vom großen Kurfürsten her unsern Stat über seine äußere Erscheinung emporgebracht haben, wird man nicht ungern lesen, was Gesandte von der neuen Regirung an ihre Höfe schrieben. Valòri fagt: „Le Roi de Prusse commence son règne comme il y a apparence qu'il le continuera: partout des traits de bon coeur; justice qu'il rend au défunt; tendresse pour ses sujets)." Ein anderer, welcher seinem Hofe

1) Voltaire Siècle de Louis 15. Chap. 43.,, Les étoffes se sont manufacturées à moins de frais par les soins d'un des plus célèbres mécaniciens (Mr. Vaucanson),

2) S. Mémoires de Valori. T. 1. p. 20. Ein anderes Mémoire sur le Caractère du Roi Frédéric, remis au Cardinal de Fleury p. le Marquis de Beauvau, vom Dez. 1740, findet sich in den Oeuvres posthumes du Roi de Prusse, servant de supplément aux differentes éditions des oeuvres de ce Monarque. A Berlin, (s. libr.) 1789. p. CLV CCII.

als scharffehender Augenzeuge die ersten sieben Monate von Friedrichs Regirung schildert, schreibt') den 2. Okt.: „Um Ew. Ex. zellenz einen richtigen Begriff von der neuen Herrschaft zu geben, so muss ich sagen, daß bis jeßt der König von Preußen schlechterdings Alles selbst thut, und daß, ausgenommen den Finanzminister von Boden, der die Sparsamkeit predigt, und damit ungemeinen, ja noch größeren Eingang findet, als unter der vorigen Regirung, Sr. Majeståt keinen Nath von irgend einem Minister leiden; so daß Herr von Podewils, jeßt der einzige Arbeitsfähige im Departement der auswärtigen Angelegenheiten, nichts zu thun hat, als die ihm direkt aus dem Kabinette zukommenden Befehle zu expediren, ohne daß er über etwas befragt wurde; und eben so werden die andern Minister behandelt. Man hielt bisher den Verlust des Herrn von Thulemeier für unerseßlich, weil er ein sehr geschickter Mann und ein lebendiges Archiv war; indess scheint seine Stelle mit seinem Tode eingegangen zu sein: sein Gehalt ist vertheilt unter den Herrn von Podewils, den Kriegesrath von Ilgen und den Rendanten der Legazionskasse Hofrath von Sellentin. Ich habe viele Resoluzionen und Antworten vom Könige gesehen; sie vereinigen lakonischen Ausdruck mit bewundernswürdigem Geschäftsblick. Unglücklicherweise ist nicht einer um den König, der Sr. Maj. ganzes Vertrauen håtte, und dessen man sich bedienen könnte, um mit Erfolg die nöthigen Einleitungen zu machen. Daraus ents *fpringt, daß, da gewisse Dinge sich nur mit Vorsicht und Umschweif behandeln lassen, ein Gesandter hier mehr desorientirt ist, als an jedem andern Hofe und nicht weiß, welchen Weg er nach dem Ziele hin einzuschlagen hat, zu welchem er gelangen soll und will.“

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Nachdem wir so den König in seiner Sorgfalt zum Besten des Landes gesehen; begleiten wir ihn auf einigen andern Bahnen. Er geht Mitte Jul nach Preußen zur Huldigung. Vor dieser Feierlichkeit waren sonst die verfassungsmåßigen Zusicherungen der Landesrechte vom neuen Landesherrn gegeben worden. Friedrich fand die landständische Verfassung in dem Umfange feines Gebietes so gut als vernichtet 2). Von den Zeiten des großen Kurfürsten

1) S. Biesters neue Berlinische Monatsschrift. 1804. Februar u. Jul. 2) S. Friedrich Du Gouvernement ancien et moderne du Brande

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