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prinz wider den alten treuen Diener eingenommen zu sein. Aber jezt behielt er ihn nicht nur im Amte, sondern schenkte ihm ein prächtiges neu erbautes, völlig möblirtes Haus, nebst einem silbernen Tafelservice, welche der vorige König dem Geheimenrathe von Eckert bestimmt hatte. Boden kannte die Finanz- und Kamerals verfassung des Landes, nebst den Quellen, aus welchen Friedrich Wilhelm seinen Schaß geschöpft. Wie sein Unterricht zuverlåssig war; so hatte seine Stimme im Generaldirektorium großes Gewicht.

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Eckert war der einzige, der seiner Dienste entlassen wurde. Dieser Mann, Anfangs Fasanenwärter im Anhaltischen, dann bernburgischer Kamin- und Schornsteinbauer, muss, nach seiner Experimentaldkonomie“ zu urtheilen, auch in der Landwirthschaft nicht unerfahren gewesen sein. Friedrich Wilhelm benußte seine Vorschläge vielfach, gab ihm ein reiches Gehalt, häufige Ges schenke, begnadigte ihn mit Ehrentiteln, verlieh ihm den Adel und den Orden de la Générosité und bestimmte eben für ihn das jetzige Seehandlungsgebäude in Berlin. Aber, nach Pillnig' Memoiren war Eckert durch seine Maßregeln sehr unbeliebt gewors den; man nannte ihn im Volke nur den Kaminrath oder den Plusmacher und Friedrich hat sein Verdammungsurtheil über ihn in der Abhandlung Von den Sitten und Gebräuchen“ ausgesprochen.

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Als die Statsminister am 2. Jun nach Charlottenburg kamen, um den Eid abzulegen, erklärte der König ihnen: „Ob Wir euch gleich sehr danken wollen für die treuen Dienste, welche ihr Unsers Höchstgeliebtesten Herrn Vaters Majeståt erwiesen habet; so ist auch ferner Unsere Meinung nicht, daß ihr Uns inskünftige bereichern und Unsere armen Unterthanen unterdrücken sollet, sondern ihr sollt hergegen verbunden sein, vermöge gegenwärtigen Befehls, mit eben so vieler Sorgfalt für das Beste des Landes, als für Unser Bestes zu machen, um so viel mehr, da wir keinen Unterschied wissen wollen zwischen Unserm eigenen besondern und des Landes Vortheil, und ihr diesen sowohl, als jenen in allen Dingen vor Augen haben müsset; ja des Landes Vortheil muss den Vorzug vor Uns ferm eigenen besonderen haben, wenn sich beide nicht mit einander

1) T. 2. p. 510. 532.

vertragen 1)." Fast auf gleiche Weise lautet folgendes Reskript, durch welches der König den Kammern seine Chronbesteigung ankündigte:,, Unsere ́größeste Sorge wird dahin gerichtet sein, das Wohl des Landes zu befördern und einen jeden Unserer Unterthanen vergnügt und glücklich zu machen. Wir wollen nicht, daß ihr euch bestreben sollet, Uns mit Krånkung der Unterthanen zu bereichern, sondern vielmehr, daß ihr sowohl den Vortheil des Landes, als Unser besonderes Interesse zu eurem Augenmerk nehmet, inmaBen Wir zwischen beiden keinen Unterschied setzen." So schönen Worten folgt die gleiche That. Den zweiten Tag nach Antritt der Regirung werden die Kornspeicher geöffnet, um, bei der allges meinen Theuerung, Getraide zu wohlfeilen Preisen zu liefern. Für Pommern wurden in Polen Vorråthe angekauft und es bekam jene Provinz 800,000 Scheffel zu 20 Groschen. Wie groß diese landesvåterliche Wohlthat gewesen, erhellet am Besten aus dem Berichte des Chefs der Artillerie, Generals von Linger, vom 30. Mai 1740, noch an König Friedrich Wilhelm gerichtet, nach wels chem die Kanoniere schon drei Tage kein Brod hatten, den Hunger zu stillen. Auch die Mehlakzise wurde bis zur Ernte erlassen und das Einbringen des Bauerbrodes in die Städte ohne Abgabe ers laubt. Die Bedrängnisf, welche hier zu des Königs Herzen spricht, war Folge des bekannten schweren Winters 2), welcher, wie sein strenger Bruder 1709, an vielen Orten Hungersnoth im Gefolge hatte, weil die Wintersat und die Obstbäume erfroren waren.

Als Luther die Vormundschaft der Priesterkaste befehdete, da erwachte zuerst in Deutschland der Untersuchungsgeist, welchem Thomasius in Halle durch den Gebrauch der Muttersprache auf den Lehrstühlen der Universitåten neue Wege öffnete. Friedrich

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1) Die Zeitung v. 6. Jun. Berlinische Nachrichten von Stats- und Gelehrten Sachen 1740, No. 2. d. 2. Jul. Auf gleiche Weise sprach Fr. den Grundsak aus:,,daß derjenige von Höchüdero Vasallen und Unterthanen, welcher Ao. 1740 in dem Besiße und der Nuhung gewiss ser Grundstücke oder Gerechtigkeiten, fie haben Namen wie sie wollen, gewesen, deshalb unter keinem Vorwande fiskalisch belanget, sondern dabei geschüßet und ruhig belassen werden, solches aber nicht für Sr. K. Maj. gelten solle." S. Beilage 6.

2) Er währte, nach der Medaille, v. Okt. 1739 bis in den Mai 1740.

Wilhelm wollte, daß der Unterthan sich bloß um seine Nahrung bekümmere, blind gehorche und nicht raisonnire." Er verbot die dürftigen Zeitungen '), welche er vorfand und gab sie erst wies der frei, als der Feldzug 1715 einigen Waffenruhm verhieß. ́Aber, zu einer wichtigen Hdhe erhoben, so lange er lebte, die öffentlichen Blätter sich nicht. Friedrich war von der Vorsehung bestimmt, ein ganz neues geistiges Leben über Preußen auszugießen, welches seitdem in der ganzen Welt den Ehrennamen des „Freisinnigen“ zu tragen die Freude hat. Es ist wohl etwas sehr Erhebendes, die 46 Regirungsjahre des Königs auch darauf anzusehen, wie sie unser Volk in seiner gesammten Vernunfterziehung weiter gebracht. Den zweiten Tag nach seiner Thronbesteigung schickte Friedrich seis nen Freund Jordan zum Prediger Formen, mit dem Wunsche, daß dieser eine literarisch politische Zeitschrift in französischer Sprache herausgebe, wozu der König Beiträge liefern wolle: und schon den 9. Jul erschien das,, Journal de Berlin, ou Nouvelles politiques et litéraires" bei Haude). Denselben Buchhändler veranlasste Friedrich, Berlinische Nachrichten von Stats- und Ges lehrten - Sachen“ herauszugeben, wovon das erste Stück Dons nerstag den 30. Jun erschien und über dem gekrönten Adler den Wahlspruch „Wahrheit und Freiheit“ führte. Haude berief, die neue Zeitung zu schreiben, Lamprecht3) nach Berlin, welcher

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1) Schon 1628 erschien eine Zeitung in Berlin u. d. L. „Avisen" f. Cosmar's Werk über Schwarzenberg, Beilage. S. 71. Über das Zeitungsprivileg v. 23. Jun 1632. f. Matthias Darstellung des preuß. Postwesens. Berlin 1812. Bd. 1. S. 5. — Ueber die darauf folgenden Zeitungspriv. s. Biester's neue Berl. Monatsschrift. 1799. Oktober. S. 301. D. 18. Febr. 1721 bekam Rüdiger die Erlaubniss und den 11. Febr. 1722 ein ausschließliches Privileg zu einer Zeitung. Neben Rüdiger und Haude trat 1819 die Statszeitung, welche feit 1829 auch des Sonntags ausgegeben wird, während die Avisen erst nur so oft erschienen, als die Boten Neuigkeiten mitbrachten; dann bestimmt einmal; dann dreimal; endlich täglich. Eben so riesenmåßig ist der Inhalt gewachsen.

2) Formey Souv. T. 1. p. 107. Der Tod des Kaisers hinderte den Kdnig, ferner für das Blatt zu arbeiten, welches den 8. April 1741 einging und sehr selten geworden ist.

3) Starb im Dez. 1744 als Mitgl. d. Uk, der W..

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schon in seiner Vaterstadt Hamburg Blåtter im Geschmacke des englischen Zuschauers geschrieben. Der König selbst benutte diese Zeitung, um über kleine Begebenheiten, welche die Aufmerksamkeit, der Hauptstadt erregen konnten, eine Art von Rechenschaft zu ges ben z. B. über die Verabschiedung des Balletmeisters Poitier, im August 1743, um, wie er in einem Briefe an Jordan, vom 20. August sagt, den Fremdling auf die beste Art von der Welt heim zu leuchten 1)." übrigens legte Haude den Wahlspruch · seines Blattes mit dem letzten Stücke des Jahres 1742 ab und das erste Stück vom folgenden Jahre führt, wie noch heute, einen Adler mit der Beischrift: „Mit Königlicher Freiheit." Bis 1740 hatte Rüdiger ausschließlich den Zeitungsverlag. Als er aber nach der Thronveränderung drucken ließ, das Lagerhaus solle eingehen und die mårkischen Landstånde müssten 100,000 Scheffel Korn liefern; so ward ihm das verwiesen und Haude bekam das Privileg, wofür er jährlich nur 20 Rthl. an die Rekrutenkasse zahlte.

Dem Probste Reinbeck schrieb der König den 6. Jun 3) ,,Würdiger, besonders lieber Getreuer. Ihr habt nochmals an den Regierungsrath Wolff zu schreiben, ob er sich nunmehro nicht ents schließen könne, in meine Dienste zu gehen, und würde Ich ihm aile raisonables Conditions accordiren." Dazu fügte der Mo. narch mit eigener Hand die denkwürdigen Worte: „ich bitte ihm, sich um des Wolffen mühe zu geben, ein Mensch der die Wahrheit sucht und sie liebet mus unter aller menschlicher geselschaft werht gehalten werden, und glaube das er eine Conquête im Lande der Warheit gemacht hat, wenn er den Wolff hier her persuadiret.“ Dieser Gelehrte, welchen der blinde Glaubenseifer und der Brodneid des Theologen Lange unter bitteren Kränkungen 1723 aus dem

1) Aus jenem Zeitungsartikel ersiehet man, daß der König mit dem Theatervolke seine Noth hatte; daß Graf Gotter und Baron von Schwerk „Directores der Opera" waren; und daß Demoiselle Roland eine der größten Tänzerinnen von Europa" mit Poitier weggegangen. Dafür brachte der neue Balletmeister Lani zwei Tänzerinnen aus Paris mit; auch kam damals die Barbarina aus Italien nach Berlin.

2) S.Büsching's Beschreibung seiner Reise nach Kyrit. Lpz. 1780. 8. .57.

Lande getrieben, kehrte von Marburg als Vizekanzler und Geheimes rath nach Halle zurück und wurde 1743, nach des berühmten Statsrechtslehrers v. Ludewig Tode, zum Kanzler der Universitåt ernannt. Eben so wurde der Professor Fischer, welcher 1725, der Wolffschen Philosophie wegen, auf Anstiften der Pietisten von Kdnigsberg verbannt worden war, als er seine Bedenklichkeiten über Dreieinigkeit, Teufel und Erbsünde bekannt machte, wieder eingeladen. Denn, wie Friedrich so schön am Schlusse der Schrift über die Religion im Brandenburgischen sagt: „der falsche Glaubenseifer ist ein Tyrann, der die Lande entvölkert; die Duldung ist eine zarte Mutter, welche fie hegt und blühen macht;" so wollte er diese herrlichen Grundsåße auch sein ganzes Leben hindurch kräftig sehen. Als der Minister des geistlichen Departements und Pråsident des Konsistoriums von Brandt, sammt dem Konsistorialvizepråsidenten von Reichenbach, am 22. Jun berichtete:,,die römisch-katholischen. Schulen für die Soldatenkinder jenes Glaubens, besonders in Berlin, gåben Anlass, daß, gegen den landesherrlichen Befehl vom 16. Nov. 1632, Protestanten zum Katholizismus verleitet würden: solches habe der Ges neralfiskal Uhden am 13. dieses Monats berichtet; sie fragten also an, ob die katholischen Schulen bleiben sollten?" Da schrieb der König an den Rand: Die Religionen Måsen alle Tolleriret werden, und Mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, das keine der andern abrug Tuhe, den hier mus ein jeder nach Seiner Faßon Selich werden. In diesem Sinne wurde es auch am 3. und 29. Jul, als einige lutherische Geistliche in 90 sehr matten Alexandrinerversen') darum gebeten hatten, allgemein freigegeben: die Chorhemden, Casuln oder Messgewande, das Absingen der Kollekten und der Einsetzungsworte des Abendmals, das Vortragen des Kreuzes bei Begräbnissen, die Lichter bei der Kommunion und åhnliche, Mitteldinge" wieder aufzunehmen 2). 1736 hatte ein Kabinetsbefehl sie abgeschafft, in der guten Absicht freilich, den lutherischen Gottesdienst dem reformirten zu nähern, damit eine Vereinigung beider um so leichter herbeigeführt werde. Aber, die Gewalt wirkt in Gewissenssachen nie zum Segen. In der Kur

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1) Zu finden in Ulrichs Briefen. Bd. 5. S. 670, 2) Corp. Const. Contin. I. S. 349 u. 367,

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