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Friedrichs Thronbesteigung.

Was Friedrich zu seines Vaters Ruhme gesagt, war dankbare

Anerkennung der Tugenden dieses, nach vielen Hauptgegenständen, musterhaften Königs, der, wie Pipin und Philipp von Mazedonien, einem größeren Nachfolger Großes vorbereitet. Darum blieb die Vers waltung des Stats im Wesentlichen bestehen; denn sie war zweckmäs ßig, sie war der Eckstein, auf welchem der weitersehende Sohn mit Weisheit fortbauen wollte, ja musste: weil eine Regirungsart, wie Friedrich Wilhelm fie geübt, mit aller ihrer Vortrefflichkeit eben nur so lange bestehen durfte, ohne größeren Nachtheil zu erzeugen. Nur in dem Kindheitsalter der Völker mögen Strenge und Furcht gute Erziehungsmittel, Gebote und Verbote empfeh lenswerthe Antriebe sein: die Begeisterung zu hohem Thatenschwunge wird nur aus gefeßmäßiger Freiheit geboren. Und diese hat Friedrich seinem Volke eingeflößt, indem er es zur Wahrheit und zum Ruhme führte.

Sein königlicher Vater hinterließ ihm, auf einem Låndergebiete von 2275 Geviertmeilen, nur 2,240000 Einwohner '); die Hauptstadt Berlin zählte, nach Süßmilchs Rechnung, 98,000 Seelen *). 72,000 Mann betrug die ganze Armee3) und darunter fanden sich 26,000 Ausländer aller Sprachen. Die Reiterei war gering ges achtet, das Fußvolk aber, besonders im kleinen Dienste, außeror dentlich geübt. Der Sold konnte regelmäßig gezahlt werden; denn

1) S. Histoire de mon temps T. 1. p. 25. 26. und die Anmerkung dazu. Hertzberg Huit Dissertations p. 206.

2) Nicolai Beschreibung von Berlin. Ausgabe v. 1786. 1. Th. S. 228; die Garnison ist bei den 98,000 Seelen mitgerechnet.

3) Friedrich, du Militaire, gicht eine vollständige Übersicht derselben.

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der Statshaushalt fand sich immer auf dem blühendsten Fuße; nicht sowohl durch die Großartigkeit, mit der Handel und Gewerbe wåren gehoben worden, als durch die musterhafteste Sparsamkeit. Sechs Millionen hatte der verstorbene König auf die Verbesserung seiner Lånder gewandt; fast eben so viel auf die Wiederbevölkerung Lithauens durch Schweizer, Schwaben, Franken, Sachsen, Ñasfauer, Wetterauer und 17,000 Salzburger, welche allein über eine Million kosteten. Er kaufte für fünf Millionen neue Krongüter, ohne die beträchtlichen Ländereien, welche er seinen drei nachgeborenen Prinzen schenkte, um ihnen unabhängige Einkünfte zu sichern, und welche wohl über zwei Millionen Thaler gekostet haben; an derthalb Millionen mochten auf das großartige, im Schlosse vers theilte Silbergeråth 1) verwandt worden sein. Und alles Dieses bestritt Friedrich Wilhelm mit einer jährlichen Einnahme 2) von 7,371707 Rthl. 7 Gr., wovon allein die Unterhaltung des Heeres 5,977407 Rthl. 19 Gr. verzehrte, sodaß zur Unterhaltung der königlichen Hofstaten, zur Bezahlung der Witwen- und Appanagengelder, zur Abführung der Besoldungen für die Kollegien und zur Bestreitung der vorfallenden Ausgaben nur 1,394299 Rthl. 12 Gr. übrig blieben. Und dennoch wusste weise Wirthschaft jährlich zus rückzulegen; so daß Friedrich 8,700,000 Rthl. im Schahe fand. Kein anderer europäischer Stat erfreuete sich damals einer so meis sterhaften Einrichtung, keiner eines solchen Heeres, keiner eines sols chen Schages. An Hülfsmitteln reicher, als der preußische Stat, waren damals alle größere Mächte, welche, so lange Friedrich Wilhelm lebte, zu keinem Neide und Wetteifer sich angeregt fühlten: denn er war mit seinem friedfertigen Waffenüben und Niesensammeln, wie mit seiner sorglichen Sparsamkeit fast zum Gespotte geworden. Da kam sein großer Sohn und hielt dem vielfach ges. kränkten Vater die belohnendste Lobrede, indem er Heer und Schaß, entrissenes Eigenthum wieder zu fordern, anwandte; dieses aber bes nußte, um, durch erweiterten Handels- und Gewerbeverkehr die als ten, wie die neuen Landeseinwohner unternehmender, freithätiger

1) Freimüthige Anmerkungen. Thl. 1. S.67.

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2) Büsching's Zuverlässige Nachrichten. S. 308 317. Oeuvres posth. T. 1. p. 25.

und wohlhabender zu machen. So schuf Friedrich, mit seines Vas ters Erbe, einen erhöheten Umlauf des Statsblutes und der kleine Preußenstat war ́ehrenvoll in die Reihe der europäischen Großmächte erhoben.

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Za Der König zieht sich aus dem Sterbezimmer in die stille Betrachtung seiner Pflichten und seines Schmerzes nach Charlot tenburg zurück. Heilig wird Friedrich Wilhelms leßter Wille volls zogen, nachdrücklich das Steuer der Herrschaft ergriffen. Die als ten Generale, welche in banger Sorge ihre Palmen welken sahen, erbebten in freudigem Schrecken, als der verdiente G. L. Graf von der Schulenburg scharf getadelt wurde, weil er, getrieben von freundschaftlichen Gefühlen, ohne Urlaub sein Regiment_verlassen, um mündlich zur Thronbesteigung Glück zu wünschen und mit wohlgemeintem Rathe zur Hand zu sein 1). Die strenge Mannss zucht sollte erhalten werden. Eben so täuschten die kurzweiligen Freunde, und Genossen sich, welche sonst wohl, wenn Friedrich das Horazische,,Süß ist albernes Thun zur Zeit" bisweilen sich hatte behagen lassen, etwas gegolten. Zu Fredersdorf soll der junge Monarch gesagt haben,,, die Possen haben ein Ende." Auch für den Kammerherrn v. Pöllnig war das Wort gesprochen, und für Alle, welche eine ganz andere Richtung ihres Herrn vermuthet hatten. Bielfeld schreibt den 20. Jun 1740: „Der König, sagte neulich sehr gnådig zu mir, daß er mich bei den auswärtigen Statsgeschäften gebrauchen werde und daß er gesonnen sei, mir in dieser Laufbahn_fortzuhelfen; allein diese Geschäfte, fügte er hinzu,` erfordern eine Übung und gewisse Lehrjahre. Aus dieser Absicht habe er mich außersehen, den Grafen von Truchseß nach Hans nover zu begleiten; seine Reise werde von keiner langen Dauer sein und sobald ich zurückkäme, wolle er mich weiter befördern. Ich bekenne es aufrichtig: das heißt einen etwas kleinen Anfang machen." - Dagegen zeichnete der König einen Mann aus, der sich dessen nicht vermuthend war. Der Finanzminister von Böden war in übeln Ruf gekommen, weil man ihm die Vers mehrung der Einkünfte Schuld gab, welche Friedrich Wilhelm bes sonders aus seinen Domainen zog; felbft Friedrich schien als Kron

1) S. Mémoires de Valori. T. 1. p. 92.

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