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Hat Friedrich in Grumbkow's Schule Nahrung gefunden für den Inhalt einer so scharfsinnigen Schrift; so sucht er auch in den letzten Jahren vor seines Vaters Tode die gründlichen Erfahrungen des Geheimenrathes von Boden zu nußen, welcher, als Beamter auf den königlichen Domånen in Kalbe, um Ackerbau. und Viehzucht sich sehr verdient gemacht hatte. Dieser v. Boden, welcher den 3. April 1739 an Grumbkow's Stelle Finanzminister wurde, war es auch fast ausschließlich, der bei Friedrichs Throns besteigung sein Ohr hatte."

Gozkowski erzält in der „Geschichte eines Patriotischen Kaufe manns1)" daß er seit 1730 seinen Bruder in dessen Handlung mit Gas lanteriewaren zur Seite gestanden, und daß er ihm durch sein Bemühen sehr ansehnliche Lieferungen, sowohl bei Ihro Majeståt der damals regierenden Königinn, nachherigen Königlichen Frau Mutter, als auch dem damaligen Cronprinzlichen Hofe" erworben. „Hier geschahe es, fährt der Verfasser fort, wo ich die unschäßbare und mir stets zu verehrende Gnade erlangte, des jeßt regierenden Königes Majestät bekannt zu werden. Welcher Mensch konnte sich wohl diesem großen Prinzen nåhern, ohne den Ents schluss zu fassen, alles, ja sogar den lehten Blutstropfen anzuwenden, um sich dessen Huld und Gnade zu versichern? Ich hatte mehr als Einmal die Gnade, Sr. K. Hoh. höchster Person aufzuwarten, indem ich die mehreste Zeit von den Leipziger Messen über Rheinsberg zurückreisen musste, um Dero Geschäfte auszurichten. Sr. K. H. äußerten schon damalen ein großes Verlans gen an Einrichtung neuer und bisher hier unbekannt gewesener Fabriken, und Höchstders vergnügender Wunsch, selbige im Gange zu sehen, kann nicht lebhaft genug geschildert werden."

So versteht Friedrich alle Personen, alle Verhältnisse für seinen Unterricht, wie für seine Bildung zu nußen. Die ganze Richtung seines Geistes offenbart den Ernst seines Strebens, den hohen Adel seiner Kråfte: er weiß, was er will und wozu er bes rufen ist. Durch Politik und Krigeskunst, durch Finanzwissen, schaft und durch Handlung, durch Fabriken und Manufakturen

1) s. 1. 1768, S. 9.

lernt er,,groß und glücklich zu machen sein Volk1);" Künste und Wissenschaften sollen es beselen: beide sind schon jetzt sein Erholungsgenuss. In dem Briefe an Voltaire vom 30. September 1738 gedenkt er seiner, in diesem Jahre geschriebenen und gedruckten Abhandlung: „,sur l'innocence des erreurs de l'esprit."

Wer sich des Briefwechsels mit Suhm aus genauerer Bes kanntschaft erinnert, der könnte uns vielleicht tadeln, daß wir die wichtigen Fragen übergehen, welche das russische Reich betreffen und sich in dem Briefe vom 27. Jul 1737 finden. Allerdings dürfte man, nach der Wissbegierde des Kronprinzen, ihm wohl solche Anfragen zutrauen; aber diesmal übte er nur ein Werk der Gefälligkeit für Voltaire, welcher, wie man aus dessen Briefen erstehet, zu seiner Geschichte Peter's des Großen, um gründliche Nachrichten verlegen war. Nun konnte Suhm zwar, in seiner Stellung als Diplomat, die Bitte nicht gewähren; indeff fand Friedrich einen Sekretår, welcher viele Jahre am Petersburger Hofe gelebt und sich um die russische Geschichte sehr gründlich ber kümmert hatte; und dieser sette eine umståndliche Bearbeitung jener Voltairefchen Fragen auf, ein umfassendes Werk, welches sogar 1789 unter Friedrichs Namen im Drucke erschienen ist.

Den 8. Jul 1738 reiste der König, in Begleitung des Krone prinzen, nach Wesel und nach der Revue, sammt Gefolge, nach dem Schlosse Loo, in Geldern, um den Prinzen von Oranien und dessen Gemalinn, Friedrich Wilhelm's Nichte, zu besuchen. Der Aufenthalt in Loo währte nur drei Tage, aber er war für Friedrich nicht unwichtig; denn einmal war der König hier besonders von ihm erbaut, weil er ihn viel gesetzter fand, als im Feldzuge am Rhein, wo er sehr den Schönen zu gefallen gesucht; und dann, weil er hier den Entschluff fasste, Freimaurer zu wers den. Es kam nämlich in Loo bei Tafel einmal das Gespräch auf die Freimaurerei. Der König äußerte sich in seiner gewöhnlichen Hiße gegen dieselbe 2); während der regirende Graf Albert Wolfgang

1) Schubart in dem auf Hohenasperg gedichteten Hymnus „Friedrich der Große."

2) Als die englischen Freimaurer den 27. Dezember 1736 eine prächtige allgemeine Versammlung hielten; so erwähnte die „Berl. priv. Zei

von der Lippe-Bückeburg, welcher dem Orden in England beigetreten, sie mit so beredter Freimüthigkeit in Schuß nahm, daß Friedrich ihn nach Tische um die Aufnahme in eine Gesellschaft bat, welche so wahrheitsliebende Männer zu Mitgliedern habe. Der Graf verschrieb zu dem Ende Brüder aus Hamburg und Hannover, sammt dem Ordensgeråthe, nach Braunschweig, wo, auf der Heimkehr bei Gelegenheit der Messe, die Aufnahme ganz in der Stille geschehen sollte. Die Nacht vom 14. zum 15. August wurde zu der Einweihung bestimmt, welche zu verrichten außer dem Grafen von der Lippe, der Baron von Oberg, Baron von Bielfeld und der von Löwen aus Hamburg, der Graf von Kielmansegge und der Baron von Alten1) aber aus Hannover anges kommen waren; Rabon, Kammerdiener des Grafen von der Lippe machte den dienenden Bruder. Friedrich erschien, begleis tet von Leopold Alexander Reichsgrafen von Wartensleben 2), der damals Hauptmann in dem großen Potsdamschen Regimente und der vierte Sohn des verstorbenen Feldmarschalls war, den er zur Aufnahme, gleich nach der feinigen empfahl: seinetwegen bat er, nicht die mindeste Ausnahme bei den üblichen Proben zu machen und ihn wie jeden Andern zu behandeln. Des Morgens nach vier Uhr war Alles vollbracht. Baron von Bielfeld, welcher bei dem Feste eine Rede hielt, spricht als Augenzeuge davon umständlich in dem dritten und vierten feiner vertrauten Briefe. Übrigens beschleunigten die fremden Maurer ihre Abreise von Braunschweig. „Wir haben nicht Lust, sagt Bielfeld, lange hier zu bleiben; es ist ein gekröns tes Haupt zu viel da, das von der Aufnahme feines Sohnes Nachricht bekommen und in einer hißigen Minute die Achtung gegen unsere ehrwürdigen Brüder leicht aus den Augen sehen könnte.“ Der König war ohnehin schon sehr unruhig über seines

tung 1737. Nr. 9." dieser Feierlichkeit und schloff ihre Erzälung mit den Worten:,,Ein neuer Auftritt eines Kinderspiels groBer Leute an einem neuen Ort.“

1) Diese beiden lehteren sind wahrscheinlich die in Bielfelds Lettres familières T. 1. p. 26. durch „Graf v. K** und Baron v. A** // angedeuteten Brüder.

2) Geboren 1710.

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Sohnes Briefwechsel mit Voltaire und mit ähnlichen verschrieenen Freidenkern; er nahm den Kronprinzen den 4. Januar 1737 mit sich nach Potsdam, wo er den 6. kommunizirte. Ohrenblåser machten immer aufs Neue Friedrichs nåheren Umgang verdächtig; darüber spricht er selbst in einem Briefe an Suhm vom 22. Jun1737: „Es hat hier diese verflossenen Tage neues Årgerniss gegeben. Das Ganze kommt von einer Eifersucht, welche Bredow (der Bes gleiter auf dem Feldzuge) gegen Wolden hat. Jener hat Mittel gefunden, dem Könige einzuflüstern, daß ich ein Mensch ohne Religion sei, daß Sie und Manteuffel viel dazu beigetragen håtten, mich zu verdrehen, und daß Wolden ein Narr sei, der den Lustigmacher bei uns mache und mein Günstling sei. Sie wissen, daß die Anklage von Jrreligion die legte Zuflucht der Verläumder ist, und daß dies nur so viel heißt, als, es ist nichts mehr zu sagen. Der König ist in Hiße gerathen; ich habe mich ruhig gehalten; mein Regiment hat Wunder gethan und die Handhabung der Waffen, ein wenig Mehl auf den Kopf der Soldaten_gestreut, Leute von mehr als sechs Fuß und viele Rekruten sind stärkere Gründe gewesen, als die meiner Verläumber. Alles ist jetzt ruhig und man spricht nicht mehr von Religion, von Wolden, von meis nen Verfolgern, auch nicht von meinem Regimente." Die Briefe an Camas und an Suhm sprechen das, durch dergleichen Bes schuldigungen und Ungewitter bestürmte Herz am lebhaftesten aus. Also musste man jeden Anlass zum Unfrieden meiden. Auch die Logenversammlungen wurden, so lange der Vater lebte, ganz verborgen gehalten. Aber gleich nach seiner Thronbesteigung äußerte der neue König ein Verlangen, daß in Berlin eine Freimaurerloge gestiftet werden möchte. Der Baron von Bielfeld und der Ges heimerath Jordan übernahmen es die neue. Loge zu stiften. Vorläufig wurde Mitte Jun 1740 in Charlottenburg gearbeitet '), und im Jul wurden Prinz Wilhelm (der Bruder des Königs), Markgraf Karl und der Herzog von Holstein-Beck, sammt dem Pagen und Hauptmann von Möllendorf in den Orden aufgenom

1) Von Bielfeld sagt in den Lettres familières T. 1. Brief 13. vom 20. Jun 1740: In diesen Tagen hielt der König in Charlottenburg Loge; ich habe alle Anordnungen dazu gemacht."

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men. Endlich kam den 13. September 1740 im Hôtel de Mongobert in der Brüderstraße zu Berlin, der nachherigen Stadt Paris, die neue Loge unter dem Namen „Aux trois Globes" zu Stande. Der König erklärte sich selbst, als Landesherr, zum Großmeister dieser Loge, obgleich er weder bei der Stiftung zugegen gewesen, noch überhaupt je im Hôtel de Mongobert; sondern nur in Charlottenburg und in den Zimmern des Schlosses von Berlin die Logen geleitet, welche Hoflogen') aber bald nach Errichtung der Loge Aux trois globes mit der selben verschmolzen. Auch hörte der König beim Ausbruche des ersten schlesischen Krieges auf selbst zu arbeiten. Doch musste die Loge Aux trois Globes in allen zweifelhaften Fällen bei ihm anfragen und feine Entscheidung erwarten. Ein geschriebenes Pas tent hatte der König der Loge Aux trois globes nicht gegeben; sie war von selbst dadurch berechtigt, daß er als Großmeister an ihrer Spige stand: weshalb sie sich auch am 24. Jun 1744 zur Mutterloge erklärte und den Titel: Große Königliche Mutterloge" annahm. Erst spåterhin, als der König sich nicht mehr mit dem Großmeisterthume 2) beschäftigte, nahm die Mutter1) In Formey's Journal de Berlin ou Nouvelles littéraires, welches im Jul 1740 erschien und den König zum Hauptmitarbeiter hatte, liest man Nr. 2. „Nous avons annoncé la protection que Sa Majesté accorde aux Francs - Maçons. La liste suivante prouvera qu'ils ont ici des Confrères d'un Ordre supérieur.

Francs - Maçons:

Le Comte de Wartensleben,

Le Comte de Truchsefs,

Monsieur de Queis,

Mr. de Keyserlingk,

Mr. de Knobelsdorf,

Mr. Jordan,

Mr. de Möllendorf, Page de S. M. et Capitaine,

Mr. Fredersdorf.

Et dans une Loge tenue, il y a quelque tems, ont eté créés Compagnons:

Mr. le Prince Guillaume

Mr. le Prince Charles,

Mr. le Duc de Holstein,

Mr. de Möllendorf, Page de S. M. et Capitaine, frère du précédent. 2) Die nachfolgenden Großmeister waren: Baron Bielfeld; als der Friedr. d. Gr. I,

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