Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

seine Spottsucht an dem, was er im dsterreichischen Lager bemerkte. Er ahmte bei seiner Rückkunft mit Verachtung die Pralerei und das unkriegerische Aussehen der österreichischen Musketiere und Reis ter nach. Vielleicht wäre die Schlacht bei Molwig nie geschlagen, wenigstens nicht von den Brandenburgern gewonnen worden, wenn Friedrich seinen Vater damals nicht begleitet håtte." Dies findet seine Bestätigung in den eigenen Worten, welche Friedrich dem Ges neralmajor Freiherrn von Riedesel schrieb: als derselbe den 11. Febr. 1741 aus kaiserlichen in preußische Dienste trat: „Je me souviens fort bien de Vous, mon Général, comme du seul, dont le Régiment était en Ordre à la Campagne du Rhin 1)."

Einen vortheilhafteren Begriff scheinen die Österreicher von unserm Kronprinzen damals bekommen zu haben, wie aus einer Anekdote 2) erhellet, welche Fürst Joseph Wenzel von Liechtenstein, der den 17. Febr. 1735 als kaiserlicher Gesandter nach Berlin kam, dem von Suhm hier mitgetheilt hat. Friedrich war nåmlich einst, mit ziemlich großem Gefolge ausgeritten, die Linien von Philippsburg zu besichtigen. Bei der Rückkehr durch ein sehr lichtes Ges hölz begleitete ihn das feindliche Geschüß ohne Aufhören, zertrům merte mehrere Bäume um ihn herum, ohne daß deshalb fein Pferd aus dem Schritte gekommen wäre und ohne daß die Hand, welche den Zügel hielt, die mindeste ungewöhnliche Bewegung in ihm vers rathen hätte. Diejenigen, welche darauf Acht hatten, bemerkten im Gegentheil, daß er sehr ruhig fortfuhr mit einigen Generalen zu sprechen, welche ihn begleiteten, und welche seine Haltung in einer Gefahr bewunderten, mit welcher sich vertraut zu machen er bisher noch nicht Gelegenheit gehabt hatte. Hier wollen wir gleich anknüpfen, was den 3. Januar 1738 der österreichische Gesandtschaftskavalier am Berliner Hofe, Baron Seckendorf 3), dem kaiserlichen Kanzler Grafen von Sinzendorf über den Kronprinzen

1) (Königs) Militärisches Pantheon. 3. Theil. Berlin 1797. S. 289. Joseph II. war seit Jahrhunderten der erste Kaiser in Uniform und seit Jahrhunderten der erste Feldherr an der Spiße seines eigenen Kriegsheeres.

2) Corresp. familière T. 1. Avant-propos p. XIX.

3) Journal secret.

von Preußen, auf die Frage: „s'il aime le militaire?" berichtet: „Oui, et plus solidement que son père. Son principe est de commencer par un coup d'éclat; Schulenburg son favori l'en dissuade."

Aus dem Feldzuge 1734 haben wir die ersten Gedichte von Friedrich übrig. Der Krieg war seinem zarten Gemüthe widerwårtig, aber seiner Ruhmbegierde willkommen. Die eine Poesie') beginnt daher:

وو

Ah! Mortels, quelle est votre erreur,

De prêter vos mains meurtrières,

Et vos talens et vos lumières,

Au meurtre, au carnage, à l'horreur?"

In der Ode sur l'honneur 2) fingt er zum Schlusse:

[ocr errors][merged small]
[ocr errors]

Mes plaisirs et mes passions;
O gloire! en qui je me confie,
Daigne éclairer mes actions;
Tu peux, malgré la mort cruelle,
Sauver une faible étincelle,
De l'esprit qui réside en moi;
Que ta main m'ouvre la barrière
Et prêt à courir ta carrière,

Je veux vivre et mourir pour toi."

König Friedrich Wilhelm wurde, Mitte August, auf der Rück reise aus dem Feldlager, zu Middagte, dem schönen Landsiße des holländischen Gesandten am Berliner Hofe, Freiherrn von Reede tot Gynkel, im Geldernschen, von einer gefährlichen Krankheit befallen. Er konnte mit genauer Noth sein Schloss Moyland bei Kleve erreichen und kam in einem sehr bedenklichen Zustande, den 15. Sept., in Potsdam wieder an.

Friedrich führte die preußischen Krieger ins Winterlager im Cölnischen, Münsterischen, Osnabrückischen und Paderbornischen 3)

1) überschrieben,,Vers, sur la vie guerrière faits dans la Campagne du Rhin en 1734 f. Oeuvres primitives de Fr. II. R. de Pr. Potsdam 1803. T. 3. p. 327.

2) a. a. D. S. 211.

3) Siehe Histoire de la vie et du regne de Fr. Guillaume. p. 203.

und ging, den 12. Oktober, nach Hause, wo er seinen Vater so krank fand, daß er einen Theil der Regirungsgeschäfte übernehmen musste, worüber wir folgendes Handschreiben des Kabinetsraths Schumacher, Potsdam, den 25. Oktober 1734, fprechen lassen: Sr. K. M. haben Allergnädigst befohlen, daß alle dergleichen Justiz und andere Sachen, als die hierbei zurückkommenden, und auf Königlichen Befehl von des Herrn Kronprinzen K. H. vollzogen sind, jeden Tag in einem besondern Convolut, mit Beifügung der unten gesetzten Worte, Sr. K. M. eingesandt, oben auf das Paquet aber allemal: Justiz- und andere Sachen zu Ihrer K. H. des Kronprinzens Unterschrift, geschrieben werden soll. Die Patente aber, Bestallungen, Vocationes, Aggratiationes, Confirmationes und Bluturtheile kommen jedesmal in einem apparten Convolut. Welches des Herrn Geheimen Oberfinanz Krieges und Domånenrathes Holhendorf Wohlgeb. hierdurch schuldigst berichten sollen."

Auch musste der Kronprinz bei der Vermålung des Markgrafen Friedrich Wilhelm mit der Prinzess Sophie Dorothee Marie den 10. Nov. die Stelle des Brautvaters vertreten.

Wer das Leben in Feldzugen kennet, weiß, daß es dem jus gendlichen Gemüthe, welches oft zu mehr als Frohsinn geneigt ist, willkommene Gelegenheit wird, dem Leichtsinne Raum zu geben. Wir wissen nicht genau, wie Friedrich die Probe bestanden; verz trauen aber dem Karakter, welcher sich in Küstrin gebildet und seitdem so schön befestigt; auch können wir wenigstens Eine Thats sache beibringen. Küster sagt nämlich in Saldern's Leben:,, Vor, in und nach der Kampagne am Rhein 1734 umgaben den Kronprinzen viele schmeichlerische Verführer. Einer dieser Unklugen er> henkte sich sogar schändlich in Löbejün bei Halle, weil er sich verachtet und unbelohnt sahe."

Den 28. Jun 1735 wurde Friedrich Generalmajor1); weiter ist er auch nicht befördert worden. Den 23. Sept. ging er dann nach Preußen, um in Königsberg die Militår- und Kammersachen zu untersuchen, auch die Ämter der Provinz zu bereisen; weil der Kdnig genau unterrichtet sein wollte über die Nothwendigkeit einer

1) Bedankt sich dafür in dem Briefe an den König v. 3. Jul.

Remission von 175,000 Thalern auf welche die preußische Kammer angetragen. Der Statsminister von Görne sollte den Kronprinzen in dieser Sache unterstüßen, welcher bei seiner Ankunft in Küstrin mit dreimaliger Salve aus allen Geschüßen bewillkommt wurde. In Königsberg lernte er den vor den russischen Waffen aus Danzig entflohenen König Stanislaus von Polen kennen, der auf dem Schlosse wohnte und mit vieler Freundschaft behandelt wurde; auch im Mai des folgenden Jahres in Berlin eine sehr herzliche Aufnahme fand, als er, auf dem Rückwege nach Lothringen, für den in Königsberg genossenen Schuß und für die gute Bewirthung durch den Kronprinzen seine Erkenntlichkeit bezeigen wollte. Friedrich blieb mit diesem wohlthätigen Philosophen," bis zum Tode desselben, in Briefwechsel.

Der in das Jahr 1736 fallenden Abhandlung „Considérations sur l'état present du Corps politique de l'Europe" haben wie schon gedacht. Friedrich schreibt an Voltaire, den 19. April 1738, er habe dieselbe anonym in England wollen drucken lassen, daß aber gewisse Ursachen ihn davon abgehalten; auch war fie hauptsächlich zur eigenen Belehrung geschrieben. Der 24 jährige Verfasser überrascht uns hier mit ungemeinen Kenntnissen, mit großartigen Ansichten; und müssen wir von dieser Seite den erhabenen Königssohn anstaunen, so reißen sein Patriotismus, seine hohen Ideen von den Regentenpflichten, seine Begeisterung für das menschliche Geschlecht zur innigsten Liebe hin.,, Si mes réflexions ont le bonheur de parvenir aux oreilles de quelques princes sagt der zukünftige Monarch ils y trouveront des vérités, qu'ils n'auroient jamais apprises par la bouche de leurs courtisans et de leurs flatteurs peut-être même seront-ils étonnés de voir ces vérités se placer auprès d'eux sur le trône. Qu'ils apprennent donc que leurs faux principes sont la source la plus empoisonnée des malheurs de l'Europe. Voici l'erreur de la plupart des Princes. Ils' croient, que Dieu a créé exprès, et par une attention toute particulière pour leur grandeur, leur felicité et leur orgueil cette multitude d'hommes, dont le salut leur est commis, et que leurs sujets ne sont destinés qu'à être les instrumens et les ministres de leurs passions. Dès que le principe dont on part est faux, les conséquences ne peuvent être que vicieuses à l'infini: de là cet amour

déréglée pour la fausse gloire; de là ce désir ardent de tout envahir; de là la dureté des impots dont le peuple est chargé; de là la paresse des princes, leur orgueil, leur injustice, leur inhumanité, leur tyrannie, et tous ces vices qui dégradent la nature humaine. Si les Princes le défaisoient de ces idées erronnées et qu'ils voulussent remonter jusqu'au but de leur institution, ils verroient, que ce rang, dont ils sont si jaloux, que leur élévation n'est que l'ouvrage des peuples; que ces milliers d'hommes qui leur sont commis, ne se sont point faits esclaves d'un seul homme afin de le rendre plus formidable et plus puissant; qu'ils ne se sont point soumis à un citoyen pour être les martyrs de ses caprices et les jouets de ses fantaisies: mais qu'ils ont choisi celui d'entre eux qu'ils ont cru le plus juste pour les gouverner, le meilleur pour leur servir de père, le plus humain pour compatir à leurs infortunes et les soulager, le plus vaillant pour les défendre contre leurs ennemis; le plus sage, afin de ne les point engager mal à propos dans des guerres destructives et ruineuses: enfin l'homme le plus propre à représenter le corps de l'état, et à qui la souveraine puissance pût servir d'appui aux loix et à la justice, non de moyen pour commettre impunément les crimes et exercer la tyrannie." So Friedrich von dem Verhältnisse der Regenten zum Volke; und, um auch an einem Beispiele zu zeigen, wie er das Verhältniss der Fürsten des Vater landes Deutschland zu den Nachbarstaten aufgefasst; so geben wir einen Hauptgedanken aus seiner Schrift, an den wir in der Geschichte des ersten und zweiten schlesischen Krieges werden zurücks denken müssen. Was thut die französische Politik um zur Univers salmonarchie zu gelangen? fragt er; und lässt dann alle diplomatische und politische Ränke der Franzosen folgen, auch Warnungen davor; endlich vergleicht der Kronprinz das Benehmen des Versailleser Hofes gegen Deutschland mit Philipp's von Macedonien Politik gegen Griechenland; Elsaß und Straßburg aber sagt er, welches die Franzosen an sich gebracht, seien einst die Ther`mopylen und das Bollwerk von Deutschland gewesen; und Lothringen, welches erst jüngst vom Vaterlande losgerissen worden, habe durch seine Lage alle Ähnlichkeit mit Phocis."

[ocr errors]
« ZurückWeiter »