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schwerer Arbeit gehårtet; sie wussten Hunger und Durst, und jedes Uebel zu ertragen, das ein langer Krieg mit sich führt. Strenge Zucht hielt sie zusammen, um rasch denselben Zweck und die größ ten Unternehmungen des Feldherrn geschwind und glücklich auszus führen." Solche kriegerische Gefühle hoben Friedrichs Brust schon früh; er wurde verkannt, weil der kleine Dienst ihm Anfangs mins der zu behagen schien. Denn in der That schon als Kronpring hat er sich ernstlich mit dem wahren Wesen auch des kleinen Diens stes beschäftiget: wir verweisen darüber auf seine Briefe1) an Camas. Aber, den Ernst des Krieges zu sehen und zu theilen, war sein sehnliches Verlangen. Dasselbe sollte bald befriedigt werden. Die Krone Polen führte die Erfüllung seiner Wünsche herbei: sie wurde nämlich, nach August's Tode, den 1. Februar 1733, aber mals streitig, da keiner der beiden Hauptbewerber sich seines Zieles begeben wollte. Stanislaus Lesczinski, einst von Karl dem 12. auf den Thron der Piasten erhoben, welchen er nach dem Tage von Pultawa wieder verlor, fand jetzt eine mächtige Partei unter feinen Landsleuten und eine nachdrückliche Stüße an Frankreich; denn Ludwig der 15., sein Schwiegervater, rief auch Sardinien und Spanien in die Waffen; August 3. von Sachsen durfte auf Oesterreich und auf Russland bauen. Aber, da die Hülfstruppen, welche der Hof von St. Petersburg stellte (die ersten Russen, welche den deutschen Boden betraten!), für ihre Bestimmung zu spåt kamen; so stand das deutsche Reich, von seinem Kaiser aufs gerufen, allein gegen Frankreich, Polens Schicksal zu ents scheiden, „während der verhaffte Moskowiter“ in dem Herzen des Landes selbst über den Thron gebot. Soweit war es schon damals mit einem Volke gekommen, welches im Reformazionsjahrhundert, als anderswo die Inquisizion mordete; als auf Calvins Betrieb Servede in Genf verbrannt wurde, in Bern der Neapolitaner Gentilis unter dem Henkerbeil fiel; als Melanchthon, Beza u. a. Evangelische für die Todesstrafe der Keßer stimmten, jedem Glauben die einzige Freiståtte gewährte. Schade, daß in dem Vaterlande des Copernikus weder die Adelswillkür, noch die Bauernknechtschaft zur bürgerlichen Freiheit sich erheben und den 1) Lettres inédites p. 11. 14. 36. 46,

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eigenen Heerd sichern sollte! - das Reich zerfiel. Erst schaltete der Schwede so gewichtig, daß Karl Gustav dem großen Kurfürsten 1656 zweimal eine Theilung Polens vorschlagen durfte'). Dem damaligen Könige, Johann Kasimir entging die Gefahr nicht; er warnte und prophezeiete 2) auf dem Reichstage 1661: daß die innerlichen Unruhen und Zwistigkeiten nur eine Zerstückelung der Republik herbeiführen könnten. Merkwürdig: Johann Sobieski erlöst 1683 Wien und schirmt das deutsche Reich vor dem Islam; sich selbst kann Polen vor dem politischen Verderben nicht bewahren. - Noch einmal gedenkt August der 2. die Krone erblich zu machen und, wie Friedrich im Leben seines Vaters sagt „afin de parvenir à ce but, il avoit imaginé le partage de cette monarchie, comme le moyen, par lequel il croyoit appaiser la jalousie des puissances voisines." Er starb darüber. Auch scheint es nicht, als ob Auguft Kraft genug gehabt hätte, um (in Macchiavells großem Sinne), ein wohls thåtiger Despot, die verweste polnische Statsform zu zertrümmern und ein neues Volksleben hervorzurufen. Ja, sein Tod erneuert alle Greuel der Königswal: Russland und der Kaiser vergeben die Krone; Frankreich kann oder will schon diesmal nicht helfen3) : aber Polens Schuld büßt Deutschland; denn Ludwig, der 15. erwirbt Lothringen mit aller Oberhoheit in diesem Kriege, in welchem Preußen sich mit einer Nebenrolle begnügte und in welchem Friedrich die Spornen gewann. Friedrich Wilhelm ftellte fünf Regimenter zu Fuß'); 3 Regimenter zu Pferde) und einen Zug Geschüß, zusammen 10,000 Mann unter dem General von der Infanterie von Röder, welchem des alten Dessauers zweiter Sohn, Prinz Leopold Maximilian, zur Seite stand. Der König

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1) Siche Pufendorf in Karl Gustav's Leben. Buch 3. §. 20. u. §. 36. 2) Lünig Orationes Procerum Europae II. 243.

3) Voltaire Siècle de Louis XV. Chapitre 4; Seckendorf's Leben. Thl. 4. S. 153.

4) Röder, Nr. 2; Finkenstein, Nr. 14; Flans, Nr. 16 hatten ihre Standquartiere in. Preußen; Jeez, Nr. 30, in Pommern; v. d. Golz, Nr. 5, in Magdeburg.

5) Lauter Dragoner: Cosel, Nr. 6. und Prinz Eugen v. Anhalt-Dessau, Nr. 7. in Preußen; Sonsfeld, Nr. 2, in Pommern.

von Preußen, Leopold von Dessau, Generalmajor von Buddenbrock und Oberst v. Derschau gingen den 7. Jul 1734, wie der Krons prinz schon den 30. Jun, als Freiwillige'), zu dem Heere, welches unter Eugen den Entsaß der Reichsfestung Philippsburg bes wirken sollte, die unter dem Herzoge von Berwick von den Franzos sen mit harter Belagerung bedrångt war. Friedrich machte in dies ser seiner ersten Waffenschule gewiss nicht ohne Gewinn die Bekanntschaft des kaiserlichen Oberfeldherrn, welcher einst die Welt mit seinem Ruhme erfüllet, den jeßt aber leider nur der Glanz aus früherer Zeit noch umstralte. Der Kronprinz traf in Gesells schaft seiner Freunde, des Hauptmanns von Bornstedt und des Lieutenants von Winterfeldt am 7. Jul im Hauptlager zu Wiesenthal, einen Kanonenschuff von den französischen Verschanzungen, ein. Als rathende Begleiter hatte der König seinem Sohne zur Seite gestellet die beiden Generalmajors Adolph Friedr. Graf von` der Schulenburg von der Kavallerie, und Henning Alexander von Kleist von der Infanterie; Oberstlieutenant Kaspar Ludw. von Bre dow führte die Dekonomie des Kronprinzen während des Feldzuges. Sehr merkwürdig ist die Instruction, wonach des Krons prinßen Liebden, auch die beiden Generalmajors, der Graf von der Schulenburg und von Kleist, desgleichen der Oberstlieutenant von Bredow, sich während der Campagne am Oberrheine verhals ten sollen 2).“ d. d. Potsdam, den 13. Jun 1734. Diese Vorschrift ist ganz in dem Geiste Friedrich Wilhelm's des 1. und, die Ver hältnisse kennen zu lernen, äußerst wichtig: sie ist strenge, aber weise das Kleinste, wie das Größte berücksichtigend, von den Schus hen des Soldaten, bis auf die Kriegesentwürfe des Prinzen Eugen; Sittlichkeit, Dekonomie Alles ist bedacht und ungemein zwecks

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1) 1729 schickte der König den Major v. Kleist mit 12 Offizieren nach Genua, dem Feldzuge dieser Republik gegen die Corsicaner als Freiwillige beizuwohnen. S. Pauli Leben größer Helden. Thl. 1. 2. Aufl. S. 215. 2) Siche E. A. W. Zimmermann's Annalen der geogr. u. statist. Wissenschaften. 2. Jahrgang 5. Stück. Leipzig bei Crusius 1790; - Pi= schon's Märkisches Provinzialblatt. 2. Bd. Berlin 1818. S. 110; franz. von Erman Berlin 1793 u. d. T. Instruction donnée etc. und wieder abgedruckt in Erman's Mémoires p. s. à l'h. de Sophie Charlotte. Berlin 1801 p. 313.

måßig bestimmt. Seßen wir uns ganz in jene Zeit; so werden wir in solchen genauen Leitungen des Thronerben leicht die Schule finden, der sein spåteres Leben gewiss doch viel Gutes verdankt. Eben so ist die Instruction vor die sämmtlichen Chefs und Commandeurs der fünf Infanterieregimenter so mit zu Felde gehen. Potsdam, den 8. März 1734,“1) gleich allen Verordnungen Fries drich Wilhelms des 1. sehr musterhaft, genau und voll Ordnung; auch der Befehl, Alles, besonders das Reglement geheim zu hals ten, ist nicht vergessen. Aus Jeglichem erhellet, daß die preußische Armee in ihrer ganzen Verfassung sich sehr vortheilhaft auszeich nete und der Kronprinz die kaiserlichen Soldaten gegen die seines Vaters sehr vernachlässigt finden müssen.

Als Friedrich dem ein und siebzigjährigen Feldherrn sich vor. stellte, bat er um Erlaubniss, „daß er zusehe, wie ein Held Lorbeern fammle." Der Meister ließ es an schmeichelhaften Antworten nicht fehlen. Als während der ersten Mittagstafel die Frans zosen heftig auf die Verbündeten schossen und der Kronprinz eben eine Gesundheit ausbrachte; so freuete er sich, dieselbe_vom`feindlichen Geschüßdonner begleitet zu hören. Eugen wurde von dem Geiste und Kriegesfinne feines Schülers sehr eingenommen und schenkte ihm, den 12. Jul, vier Rekruten für das erste Glied2). Tages darauf langte auch der König mit seinem Gefolge im Lager an und freuete sich herzlich der guten Zeugnisse, wie er denn überhaupt seinen Sohn immer günstiger betrachtete.

Große Schlachten und Erfolge brachte der Feldzug nicht; also fand der junge Held auch seine vollen Wünsche nicht befriedigt, wie er in einem anziehenden Briefe an Camas, vom 11. Sept., aus dem Lager von Heidelberg, umständlich beschreibt3). In dem Les

1) Diese Infrukzion ist noch nicht gedruckt. Wir haben sie in den schäßbaren Sammlungen des Herrn Prof. Wippel gefunden.

2) Siche Anekdoten und Karakterzüge. 12. Sammlung S. 4. 3) Auch in dem Gedichte,, Loin de ce séjour solitaire beschreibt Friedrich feinen Feldzug 1734. f. Qeuvres du Philos. de S. S. T. 2. In den Considérations sur le Corps politique de l'Europe sagt ér: ,La guerre (de 1734) se fit très nonchalamment en Allemagne; d'un côté, parce que la politique de la cour de Versailles ne vouloit point donner d'ombrage aux puissances maritimes, qui se ser

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ben seines Vaters giebt er eine kurze Geschichte dieser seiner ersten Waffenschule und sagt: „, es sei nur noch der Schatten des großen Eugen in der Armee gewesen, der sich selbst überlebt hatte und seinen so festbegründeten Ruhm dem Zufalle einer achtzehnten Schlacht auszusetzen gefürchtet habe. Ein junger kühner Mann würde die französische Verschanzung angegriffen haben, welche, als die Armee nach Wiesenthal kam, kaum entworfen war; die französischen Truppen håtten so nahe an Philippsburg gestanden, daß ihre Reiterei nicht einmal Terrain genug gehabt habe, um sich, zwischen Stadt und Lager, in Schlachtordnung aufzustellen, ohne viel von der Kanonade zu leiden; sie hatte auch nur Eine Verbindungsbrücke auf dem Rheine; und, im Falle, daß man die Verschanzung genom men håtte, würde die ganze französische Armee, welche keinen Rückzug hatte, ohne allen Zweifel verloren gewesen sein." Aber, das Schicksal der Reiche ordnete das anders. Philippsburg wurde, im Angesichte Eugen's, ohne daß jemand sich dagegen geseßt håtte, den 18. Jul von den Franzosen unter dem Marschall d'Asfeld einges nommen, welcher die feindliche Armee befehligte, seit der Marschall von Berwick den 12. Jun in den Transcheen gefallen war. Damit endete die Aussicht auf weitere Lorbeern und Kriegeserfahrungen. Nun ging Friedrich, mit våterlicher Erlaubniss, in das franzdfische Heer zum Besuche, und gewann sich an dem schon genannten Ritter Chazot einen liebenswürdigen Freund und Gesellschafter; machte auch die Bekanntschaft des Grafen Rothenburg, welcher, als französischer Major, des Herzogs v. Berwick Adjutant gewesen war, im Februar 1741 bei der preußischen Armee in Schlesien von Paris eintraf und als Oberst von der Reiterei an der Ehre von Molwiß ausgezeichneten Antheil hatte.

Es scheint gar nicht unwichtig, was im dritten Theile der, aus sehr guten Quellen geschöpften Lebensbeschreibung des Grafen Seckendorf') gesagt wird: Der Kronprinz fand reiche Nahrung für

oient indubitablement declarées en faveur de l'empereur, si elles avoient vu ses affaires à l'extrêmité; et d'un autre côté, par une complication de raisons différentes, dont chaque campagne en fournissoit de particulières, et qui mettoient l'empereur hors d'état d'agir vigoureusement sur le Rhin."

1) S. 80.

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