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Die in den letzten Jahren in Bayern d. d. Rh. zur Ausführung gelangten neueren Systeme von
Grofswasserraumkesseln und deren Feuerungsanlagen.

Von Aug. Hering, Civilingenieur in Nürnberg.

(Vorgetragen in der Sitzung des Bayerischen Bezirksvereines vom 23. März 1888.)
(hierzu Tafel II und III)

M. H. Die guten alten Zeiten, da man Dampfanlagen nur nach ihrer Kraftäufserung kaufte und zufrieden war, wenn die Maschine die bedungene Arbeit leistete und der Kessel bei genügendem Zuge ordentlich dicht hielt, sind vorbei. Heute verlangt der Käufer einer Dampfmaschine genau zu wissen, bei welcher Füllung eine bestimmte Leistung erreicht und welche Dampfmenge bei dieser Leistung verbraucht wird. Diesem ebenso gerechtfertigten als zeitgemäfsen Verlangen kann, sofern es sich nur um die Bestimmung des Dampfverbrauches bei der indizirten Leistung handelt, in der genauesten Weise folge gegeben werden, da wir einerseits im Indikator einen nahezu vollkommenen Kraftmesser besitzen und andererseits ohne grofse Schwierigkeiten sowohl die die Leistungen beeinflussende Kolbengeschwindigkeit als auch die Kolbenfläche und den mittleren Flächendruck genau bestimmen können.

Nicht so leicht, ja fast unmöglich ist es, das Güteverhältnis eines Dampfkessels genau festzustellen. Es sind ja in dieser Beziehung sehr anerkennenswerte Versuche unternommen, auch schon ziemlich viel brauchbare Ergebnisse gewonnen worden; aber ein einfaches, leicht anwendbares Verfahren zur genauen Bestimmung des Güteverhältnisses eines Dampfkessels giebt es bis jetzt nicht. So lange wir darauf angewiesen sind, den Heizwert unserer Brennstoffe im Laboratorium zu bestimmen, sind wir auch noch über die wirkliche Gröfse dieser Werte sehr im unklaren, da es doch ein reiner Zufall wäre, wenn das wirklich untersuchte kleine Stückchen Brennstoff den richtigen Durchschnittswert der gesammten in frage kommenden Brennstoffmenge bildete. Selbst die Entnahme von Durchschnittsproben nach den Normen, welche vom Vereine deutscher Ingenieure und dem Verbande der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine aufgestellt worden sind1), bietet noch keine Gewähr dafür, dass der auf diese Weise ermittelte Heizwert als richtig anzusehen ist.

Aber nicht allein die Bestimmung des Heizwertes ist es, welche die ökonomische Untersuchung der Dampfkessel und Feuerungen so sehr erschwert, sondern auch der sogenannte Beharrungszustand spielt hier eine Hauptrolle, indem dieser Zustand nur sehr umständlich

stellen ist.

1) Z. 1878 S. 82, 219.

zu erreichen und festzu

Dass es unter solchen Verhältnissen ungemein misslich ist, bei Kessellieferungen ökonomische Bürgschaften einzugehen, liegt auf der Hand, und es ist daher sehr begreiflich, wenn in dieser Beziehung nur sehr mässige Ausnützungsziffern zugesagt werden.

Der auf diesem Gebiete herrschende Kampf des Wettbewerbes zwingt den Kesselkonstrukteur, nur solche Kesselsysteme zur Ausführung zu bringen, welche einen möglichst hohen Nutzwert geben, und so können wir denn kein technisches Fachblatt, ja nicht einmal eine gröfsere, politische Zeitung in die Hand nehmen, ohne dabei auf eine oder mehrere neue Kesselsysteme zu stofsen, die hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit unerreicht dastehen sollen.

M. H. Fürchten Sie nicht, dass ich Sie mit Aufzählung und Beschreibung aller dieser angepriesenen Systeme ermüden werde; meine heutige Aufgabe ist es ja nur, Ihnen mit kurzen Worten die in unserem engeren Vaterlande in den letzten Jahren zur Aufstellung gelangten bewährteren Kesselsysteme sammt ihren Feuerungsanlagen vor Augen zu führen, und bitte ich als Pratiker um ihre gütige Nachsicht, wenn Ihnen meine Ausführungen nicht in der glänzenden Form vorgebracht werden, wie Sie es von dieser Stelle wöhnt sind.

aus ge

Vor etwa 10 Jahren war es der jetzt allgemein bekannte Tenbrink-Kessel und die Umbauung vorhandener Dampfkesselanlagen nach dem Tenbrink-System 1) dessen an dieser Stelle in erster Linie gedacht werden muss. Da ich dieses System

als allgemein bekannt voraussetzen darf, so kann ich mich mit einer kurzen kritischen Beleuchtung seiner Vor- und Nachteile begnügen. Der eigentliche Tenbrink-Kessel kam in Bayern eigentlich sehr spät zur Anwendung, da man sich anfangs darauf beschränkte, den sogenannten Gegenstrom-Vorwärmerkessel mit einer Tenbrink-Vorlage auszustatten; erst später ging man dazu über, das Batteriesystem, d. i. den eigentlichen Tenbrink-Kessel, auszuführen. In beiden Fällen wurde jedoch ein nicht unerheblicher Fehler begangen, indem man dem Wasserumlauf nicht die erforderliche Aufmerksamkeit schenkte. Wie Sie aus der Zeichnung (Taf. II Fig. 1) ersehen, wurde das Speisewasser dem im letzten Zuge liegenden Vorwärmer zugeführt, von wo aus es nach dem Oberkessel ge

1) Z. 1883 S. 177 Taf. VIII; W. 1883 S. 234, 404.

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drückt wurde, während die Tenbrink-Vorlage durch ein oder zwei lose eingelegte Umlaufrohre ihr Wasser erhielt. Der Fehler dieser Anordnung liegt klar zu tage, da einerseits das Wasser träge in den Vorwärmern liegt und nur während des Speisens in Bewegung kommt, andererseits der ringförmige Raum, welcher zwischen den eingelegten Umlaufrohren und den Verbindungsstutzen gebildet wird, sich sehr leicht verengen kann, was Bildung von Dampfblasen und demgemäss auch Ueberhitzung des Bleches zur folge hat.

Mit dieser Konstruktion hat man sehr üble Erfahrungen gemacht, da die Feuerrohre gern Risse bekommen und die Vorwärmer von innen durchrosten. Aber auch als man dazu überging, den sogenannten Batteriekessel also mehrere Ober-, Mittel- und Unterkessel von verhältnismässig geringem Dmr. zu bauen und mit Tenbrink-Vorlage auszustatten, behielt man die oben geschilderte fehlerhafte Konstruktion bei, weshalb naturgemäss auch hier dieselben Uebelstände auftraten.

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Da ich mich mit zu denen zählen darf, welche die fraglichen Fehler gleich von Anfang an richtig erkannt haben, so war ich bestrebt, sie bei meinen Ausführungen und Entwürfen zu vermeiden, weshalb ich ihnen die Konstruktion Taf. II Fig. 2 bis 6 und 7 bis 9 zu grunde legte. Diese Konstruktion erfreute sich rasch einer allgemeinen Beliebtheit, und die wenigen Tenbrink-Kesselanlagen, die in unserer Gegend überhaupt noch zur Ausführung gelangen, werden kaum mehr anders hergestellt.

Die verhältnismäfsig hohen Preise der Tenbrink - Kessel und der Umstand, dass sie sich nicht für angestrengten Betrieb und alle Brennstoffe eignen, waren die Ursache, dass sich dieser Kessel trotz seiner vielen unbestrittenen Vorzüge nicht allgemein einbürgerte und, abgesehen von der Nürnberger Gegend, nur eine sehr spärliche Verbreitung fand. Man begnügte sich, unter Weglassung der kostspieligen Tenbrink-Vorlage, den Batteriekessel mit einem schrägen Planrost, dem sogenannten Halb-Tenbrinkrost, auszustatten oder, wie in der Münchener Gegend, den » Münchener Stufenrost darunter einzubauen; Taf. III, Fig. 10 bis 15.

Derartige Kessel sind jetzt in ganz Bayern ziemlich stark verbreitet und dürften ihres geringen Gewichtes wegen wohl als die billigsten Kessel zu bezeichnen sein.

Aber auch bei diesen Kesseln waren erst schlimme Erfahrungen nötig, ehe man, vom althergebrachten abweichend, dazu überging, sie so zu konstruiren, wie vorhin bemerkt. Man führte sie als Gegenstromkessel aus und berücksichtigte nicht, dass bei dieser Anordnung die Unterkessel nur dann nicht einer unverhältnismässig raschen Zerstörung unterworfen sind, wenn der Kessel sehr angestrengt betrieben wird, so dass die Heizgase mit einer verhältnismässig hohen Temperatur an ihm entlang streichen, ein Umstand, bei welchem natürlich die wirtschaftliche Leistung des Kessels sehr herabsinkt. Jetzt ist man auch dazu übergegangen, diese Kessel mit Kammereinmauerung zu versehen, so dass ihnen eine längere Lebensdauer zuzusprechen ist.

Ehe ich nun in der Aufzählung der neueren Kesselsysteme fortfahre, muss ich hier die Frage der besten Kesselgröfse streifen. In unserer Grofsindustrie, wo oft 12 und mehr Kessel im Betriebe sind, legt man sich naturgemäss bei Vergröfserung oder Erneuerung der Kesselanlagen die Frage vor, welche Heizfläche der einzelne neu zu beschaffende Kessel haben soll. In diesem Punkte gehen die Meinungen der Fachgenossen sehr auseinander. Von einer Seite hält man an der Ansicht fest, dass wenn nicht Platzfragen das entscheidende Wort führen Kessel von mehr als 80 bis 100 qm überhaupt nicht gebaut werden sollen, weil sonst die erforderliche Reserveanlage verhältnismäfsig teuer zu stehen kommt. Dieser Anschauung ist eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen.

Wenn es sich aber, wie in unseren grofsen Spinnereien, um Anlagen von 500 bis 600 qm Heizfläche handelt, trifft diese Voraussetzung nicht mehr zu, wie ich Ihnen beweisen werde; man ist daher auch im nördlichen Bayern dazu übergegangen, den einzelnen Kesseln bis zu 220 qm Heizfläche zu geben.

Gesetzt, es handelt sich um die Herstellung einer Kesselanlage von 640 qm Betriebsheizfläche also ohne Reserve -,

SO wären hierzu 8 Kessel von je 80 qm Heizfläche erforderlich. Gewöhnliche Batteriekessel von 6 Atm. Ueberdruck kosten in dieser Gröfse einschl. Einmauerung etwa 8000 M. Rechnet man nun einen Kessel in Reserve, so beziffern sich die Kosten der Kesselanlage ausschl. Kesselhaus und Rohrleitungen auf 98000 = 72 000 M.

Von den jetzt eingeführten, noch näher zu beschreibenden grofsen Kesseln von 210 bis 220 qm Heizfläche kostet das Stück einschl. Einmauerung 16 000 M. Es würden daher 3 bezw. 4 Stück von zusammen 660 bezw. 880 qm Heizfläche 48 000 bis 64 000 M kosten.

Eine derartige Anlage stellt sich also um 8000 M billiger, trotzdem noch 140 qm Heizfläche mehr in Reserve vorhanden sind. Für die gröfseren Kessel gestaltet sich die Sache noch günstiger, wenn es sich um Tenbrink-Kessel handelt, die um etwa 15 pCt. teurer sind als gewöhnliche Batteriekessel.

Zur Erzielung so grofser Heizflächen war man, um nicht unmässige Längen zu erhalten, gezwungen, auf den bekannten sogenannten Heizröhrenkessel zurückzugreifen und dessen Vorteile richtig und voll auszunutzen, ohne aber dessen allbekannte Schwächen aus früherer Zeit mit herüber zu nehmen. In welcher Weise dies mit sehr grofsem Erfolge gelungen ist, zeigt Ihnen der Doppelkessel Taf. III Fig. 16 bis 18.

Die Hauptschwäche des Heizröhrenkessels, Taf. II, Fig. 19 und 20, besteht darin, dass er seiner geringen Länge wegen an der Feuerplatte und hinteren Stirnwand sehr gern undicht wird und häufig zu Ausbesserungen Anlass giebt. Bei diesen Kesseln ist oft der Rost nicht viel kürzer, als der ganze Kessel lang ist, und die Feuerplatte hat hier eine viel gröfsere Hitze auszuhalten als bei anderen Systemen, wobei noch häufig auf ihr angesammelte starke Niederschläge die schädliche Wirkung verstärken, so dass sie aufreifst oder mangels der nötigen Abkühlung sich ausbaucht. Die geringe Länge dieser Kessel hat aufserdem den grofsen Nachteil, dass die Heizröhren von sehr heifsen Gasen durchstrichen werden, wodurch Undichtheiten in den Stirnwänden hauptsächlich in der hinteren entstehen.

-

Diese beiden Uebelstände sind bei dem Doppelkessel Taf. III Fig. 16 bis 18 in höchst einfacher Weise dadurch umgangen, dass man unter den Röhrenkessel einen gewöhnlichen Flammrohrkessel mit Innenfeuerung gelegt hat. Durch diese Anordnung wird nicht nur die erste untere Platte des Röhrenkessels gegen Stichflammen und somit auch gegen Aufreifsen geschützt, sondern auch das Undichtwerden der Heizröhren in den Stirnwänden vermieden, da in die Heizröhren nur merklich abgekühlte Heizgase eintreten; denn die erste und stärkste Hitze wird von den Flammrohren aufgenommen. Ueber die Fähigkeit der Flammrohre, so grofse Wärmemengen zu übertragen, brauche ich mich hier wohl weiter nicht auszusprechen, da sie nach dieser Richtung schon eine fast fünfzigjährige Probezeit hinter sich haben; ich will blofs einschalten, dass sie auch gegen schlammhaltige Speisewasser unempfindlich sind, da eine Ansammlung von Schlamm oder Kesselstein auf den Scheiteln vollständig ausgeschlossen ist, vielmehr alle Niederschläge sich auf der Soble des Aufsenkessels anhäufen und hier als an der kältesten Stelle des ganzen Kessels als ganz ungefährlich zu bezeichnen sind.

Der Doppelkessel ist aber nicht in dieser vollendeten Gestalt auf die Welt gekommen; er hatte, ebenso wie alle anderen mehrwertigen Systeme, verschiedene Entwicklungsstufen durchzumachen, ehe er so vollkommen wurde, wie die gegenwärtigen Ausführungen.

Die ersten derartigen Kessel wurden nach Taf. III Fig. 21 hergestellt. Der Hauptunterschied zwischen einst und jetzt besteht, wie ein Blick auf die Zeichnung lehrt, darin, dass bei der älteren Bauart nur der Oberkessel einen Dampfraum besitzt, der Unterkessel vollständig mit Wasser gefüllt ist. Es müssen daher die im Unterkessel entwickelten Wasserdämpfe eine ziemlich hohe Wassersäule durchdringen, ehe sie nach dem Dampfraum gelangen. Die Folge davon ist, dass sehr nasser Dampf erzeugt wird und in dem ohnehin schon sehr beschränkten Dampfraume starke Wasserwallungen und Spritzwellen entstehen.

Ein weiterer Nachteil der älteren Bauart bestand darin. dass sich im Oberkessel sehr viel Schmutz, Schlamm und Kesselstein ansammelte, was vielfach zu Betriebsstörungen

XXXIII

Januar 1889

Anlass gab, da die Reinigung des Oberkessels doch immerhin Schwierigkeiten bietet.

Um diese Uebelstände aus der Welt zu schaffen, ist man dazu übergegangen, auch dem Uuterkessel einen besonderen Dampfraum zu geben; diese Bauart wird durch Fig. 22 auf Taf. II verdeutlicht. Durch das Ueberlaufrohr, welches zweckmässig einen sehr weiten Trichter erhält, werden alle Unreinigkeiten und Ausscheidungen aus dem Speisewasser in den Unterkessel geleitet, von wo sie leicht entfernt werden können.

Es ist wohl ohne weiteres klar, dass durch Schaffung von 2 Dampfräumen beide Mängel als beseitigt anzusehen sind; doch musste dafür ein anderer, unter Umständen viel schwerer wiegender Nachteil in den Kauf genommen werden.

Durch die Schaffung eines Dampfraumes im Unterkessel wird der obere Teil der hinteren Stirnwand dieses Kessels von Wasser entblöfst; sie muss also, weil die aus den Flammrohren tretenden Heizgase daran vorbeistreichen, gegen Erglühen geschützt werden. Es geschieht dies, wie Sie aus der Zeichnung ersehen, durch eine Art feuerfesten Gewölbes. Nun ist es aber mit einem derartigen Schutze eine eigentümliche Sache, da die Haltbarkeit der feuerfesten Gewölbe selbst bei der besten Ausführung eine sehr fragliche ist. Es sind denn auch thatsächlich bei derartigen Ausführungen die hinteren Stirnwände wegen schadhaft gewordener Gewölbe entweder aufgerissen oder doch mindestens stark undicht geworden. Solche Fälle sind namentlich in Sachsen vielfach vorgekommen, und zwar so häufig, dass die weitere Verbreitung des Doppelkessels trotz seiner vielen Vorzüge sehr in frage gestellt wurde. Da Doppelkessel hauptsächlich von zwei der gröfsten Kesselfabriken Deutschlands, von Piedboeuf in Düsseldorf und Berninghaus in Duisburg gebaut werden, so waren beide bestrebt, auch noch diesen Mangel zu beseitigen. Thatsächlich werden jetzt bereits seit etwa 8 Jahren von beiden Firmen die Doppelkessel so ausgeführt, dass auch dieses letzte Bedenken als beseitigt anzusehen ist.

Bei der in Fig. 23 auf Taf. II dargestellten Konstruktion von Piedboeuf sind die beiden Kesselkörper durch einen ziemlich weiten verschraubbaren Stutzen mit einander verbunden. Vor dem Stutzen befindet sich im Innern des Unterkessels eine an dessen Mantel dampfdicht angenietete Querwand, deren Unterkante einen gewissen Abstand von dem Scheitel der Flammrohre hat.

Sie trennt den oberen Raum des Unterkessels in einen gröfseren vorderen und einen kleineren hinteren Teil. In ersterem sammelt sich der Dampf, da ihm der Weg zum Oberkessel durch die Querwand vor dem Verbindungsstutzen gesperrt ist, zunächst am Scheitel des Unterkessels und drückt mit zunehmendem Volumen bezw. Spannung das Wasser allmählich herunter, bis er einen Ausweg findet. Damit er diesen nicht unter der Querwand her nimmt, ist an der vorderen Stirnwand ein Schwimmer mit Ventil und Rohr angebracht, welcher die Ableitung des Dampfes selbstthätig bewirkt und regelt, sobald der Wasserspiegel bis auf eine bestimmte Höhe gesunken ist. Der dem sinkenden Wasserspiegel folgende Schwimmer hebt vermittels seines Hebels und der daran befestigsten Stange das Ventil unter Mitwirkung des Druckes, welcher gleich ist der Höhe der Wassersäule zwischen Oberund Unterwasserspiegel und in der Regel 0,25 Atm. beträgt. Es ist durch diese recht sinnreich ausgedachte Anordnung die hintere Stirnwand, weil von Wasser bespült, als vollständig geschützt anzusehen, und es könnte höchstens die sonst nicht gern gesehene Anwendung eines Schwimmers als unangenehme Zugabe bezeichnet werden.

Der Berninghaus'sche Kessel (s. Fig. 16 bis 18 auf Taf. III und Fig. 24 und 25 auf Taf. II) vermeidet den Schwimmer und erreicht den Schutz der hinteren Stirnwand des Unterkessels durch dessen eigentümliche Form und Lage. Der Unterkessel wird hier stark nach hinten geneigt und das hintere Ende des Mantels aufserdem noch stark konisch geformt, wodurch genau wie bei Piedboeuf jedoch ohne Anwendung irgend eines Schwimmers oder einer sonstigen Vorrichtung, deren Wirksamkeit durch Verunreinigung gehemmt werden könnte Kesselwasser bespült wird. die hintere Stirnwand vollständig vom Die Abführung des im UnterKessel erzeugten Dampfes erfolgt durch ein weites Verbindungs

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rohr. Die Speisung geschieht in den Oberkessel, und das Speisewasser gelangt durch ein Ueberlaufrohr in den Unterkessel. Ober- und Unterkessel sind vollständig getrennt gelagert; jeder kann sich daher frei und ungehindert ausdehnen.

Die übliche Gröfse der Doppelkessel schwankt zwischen 120 und 220qm. Gröfsere Kessel werden nicht oder nur in Ausnahmefällen hergestellt, weil dann die Unterbringung der erforderlichen Rostfläche Schwierigkeiten bereitet, während es andererseits des Preises wegen unvorteilhaft wäre, diese Kessel für geringere Gröfsen als 120 qm zu bauen.

Bei den Kesseln von 210 qm Heizfläche erhalten die Roste in der Regel eine Länge von 1,98 m, eine Länge, die es ungeübten (ich betone dies ausdrücklich) Heizern erschwert, die hinteren Teile des Rostes gleichmässig bedeckt zu halten. Da nun Heizer ersten Ranges nicht überall erhältlich sind, so war es begreiflich, dass hier und da das Bedürfnis auftauchte, bei der Bedienung von derartigen Feuerungen von dem guten Willen und den Fähigkeiten des Heizers unabhängig zu sein. Das Verdienst, in dieser Beziehung den ersten erfolgreichen Schritt gethan zu haben, gebührt dem schweizerischen Ingenieur Strupler, welcher mit seinem höchst sinnreich konstruirten Kohlen aufschütter (W. 1882 S. 299) uns eine Vorrichtung in die Hand gegeben hat, wodurch die sachgemäfse Bedienung langer Planroste ebenso leicht möglich ist wie diejenige von kurzen Rosten.

Der Strupler'sche Kohlenaufschütter, s. Fig. 26 im Texte, besteht aus einem auf Schienen laufenden leichten Wagen, dessen Ladefläche sich aus einer Anzahl leicht drehbarer schmiedeiserner Klappen zusammensetzt. Auf der der Feue

Fig. 26.

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rung abgewendeten Seite haben die exzentrischen Zapfen der Klappen eine Verlängerung und sind mit Griffen versehen, mittels welcher die Klappen leicht etwas zurückgezogen und gedreht werden können. Da die Zapfen zur Achse exzentrisch liegen, so haben sie das Bestreben, senkrecht zu hängen. Um sie in die wagerechte Lage bringen zu können, ist in dem vorderen federnden Rahmenquerstück eine Reihe von Stiften angenietet, auf welchen die Klappen, nachdem sie aufgedreht und etwas zurückgezogen sind, einen Stützpunkt finden. Sind sämmtliche Klappen in dieser wagerechten Lage, so bilden sie eine Platte, auf welcher eine beliebig dicke Kohlenschicht ausgebreitet werden kann. Wird nun der so beschickte Wagen in den Feuerraum eingeschoben, so findet das federnde, mit den aufgenieteten Stiften versehene Querstück an dem Rahmen

der Feuerthür einen Widerstand; es schiebt sich zurück und beraubt die drehbaren Klappen ihres Stützpunktes, weshalb diese sämmtlich zugleich umkippen und den Brennstoff plötzlich in einer ganz gleichmässigen Schicht auf den Rost fallen lassen. So lange sich der Wagen im Feuerraume befindet, bildet das federnde Querstück den Abschluss der Feuerthür, so dass während des Aufschüttens keine kalte Luft eindringen kann. Die Feuerthüren, die ebenfalls eine um eine wagerechte Achse drehbare Klappe bilden, werden am besten mittels eines auf dem Kesselgemäuer gelagerten Gegengewichtshebels so ausgeglichen, dass sie mit leichtem Zug an der Verbindungsstange geöffnet oder geschlossen werden können.

Wenn zwei oder mehr Roste durch dasselbe Gerät bedient werden sollen, so wird es mittels einer Schiebebühne vor der Kesselstirnwand seitlich verschiebbar gemacht.

Die mit dem Strupler'schen Koblenaufschütter gebotenen Vorteile lassen sich dahin zusammenfassen:

1. dass damit der Brennstoff überall gleichmässig auf den ganzen Rost verteilt wird;

2. dass Roste von gröfserer Länge anwendbar sind;

3. dass die Kohlen nicht mit ziemlicher Kraft auf das Feuer geschleudert werden, wie bei der Handfeuerung, sondern leicht von geringer Höhe herunterfallen und sich derart locker aufeinander legen, dass selbst bei backender Kohle genügend Luft hindurchstreichen kann;

4. dass der Heizer gezwungen ist, die Kohlen in angemessene kleine Stücke zu zerschlagen, da gröfsere Stücke nicht durch die Spalten des Aufschütters fallen und wieder mit herausgezogen werden.

Wenn es nun trotz dieser unbestrittenen Vorzüge nicht gelungen ist, den Strupler'schen Kohlenaufschütter allgemeiner einzuführen, so hat dies einzig und allein seinen Grund darin, dass er ziemlich teuer in der Anschaffung ist. Es lag daher nahe, dass in der von Strupler angedeuteten Richtung weiter gearbeitet wurde. Dem sächsischen Ingenieur Cario war es beschieden, so zu sagen, den Nagel auf den Kopf zu treffen; denn die von ihm konstruirte Feuerung lässt in untrüglicher Weise erkennen, dass er sich den Strupler'schen Aufschütter zum Vorbilde genommen hat, dass aber seine Konstruktion

Fig. 27.

einfacher und vor allen Dingen bei billigerem Preise vollkommener ist.

Die Cario-Feuerung ist als Innenfeuerung durch Textfig. 27 bis 30, als Unterfeuerung durch Fig. 31 bis 32 auf Taf. III, als vorgelegte Schüttfeuerung durch Fig. 33 u. 34 auf Taf. III dargestellt; ihre erste hervortretende Eigentümlichkeit besteht in der zweiseitigen Neigung des Rostes, wodurch schon gewöhnlichen Rosten gegenüber der Vorteil einer gröfseren Breite erzielt wird, was besonders bei Innenfeuerungen ein wichtiger Umstand ist. Die Form und Neigung der Roststäbe F ist so eingerichtet, dass jeder Brennstoff darauf verfeuert werden kann.

Der Feuerungsraum wird nach vorn durch die Stirnplatte A abgeschlossen, in welcher sich die zur Beschickung erforderliche Thür befindet. Die Art dieser Beschickung bildet die zweite Eigentümlichkeit. Der frische Brennstoff wird durch die kreisrunde Thür B eingeführt, Fig. 28 u. 30, und zwar mittels der Kohlenmulde K, welche sich auf den an ihr befestigten Bock a, der zugleich als Handgriff dient, und auf den Bügel H stützt. Bei kleinen Feuerungen wird diese Mulde ganz frei ohne jede Stütze gehandhabt. Die auf beliebige Weise gefüllte Mulde K wird in die Thüröffnung B eingeschoben, wobei die zweiteilige, an einem Zapfen pendelnd aufgehängte Thür durch die keilförmige Spitze b der Mulde selbstthätig nach beiden Seiten auseinander geschoben wird. Indem die Mulde auf dem Rücken des Rostes weiter geschoben wird, durchschneidet sie mittels des Keiles die Brennstoffschicht und drängt die Beschickung nach beiden Seiten hin abwärts. Die Mulde besorgt also gleichzeitig, ohne besonderen Arbeitsaufwand, das bei backenden Kohlen erforderliche Aufkrücken, schiebt die teilweise ausgebrannte Schicht wieder dicht zusammen und erzeugt oben in der Brennstoffschicht eine Furche. In diese Furche schüttet die Mulde durch Umwenden ihren Inhalt aus und wird dann wieder heraus gezogen, worauf die Thür B sofort selbstthätig zufällt. Bei offener Thür wird deren Oeffnung durch die Mulde angenähert ausgefüllt, so dass der Eintritt schädlicher Mengen kalter Luft ausgeschlossen ist. Durch diese eigentümliche Beschickungsart wird ferner erreicht, dass der Brennstoff, ohne jedes weitere

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Fig. 29.

Fig. 30.

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