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in Pilsen. Sie enthält aufser dem Pissoir 8 Sitze, die in einen Sammelkanal münden. Dieser leitet alle Fäkalien in ein grofses fahrbares Fass, welches in einem gemauerten Kanal steht und jederzeit durch Pferde abgefahren werden. kann. Ein Ventilationsschlauch führt über das Dach der Anlage hinaus.

In der Bobbinetfabrik von L. Damböck in Wien

ist für je 18 Personen ein Sitz vorhanden. Es sind nur geschlossene Aborte in Anwendung, welche beim jedesmaligen Oeffnen der Abortthür eine gründliche Wasserspülung erfahren. Dadurch wird aufser der Reinhaltung auch die Verhinderung einer mutwilligen Wasservergeudung erreicht. Die Abortthüren sind selbstschliefsend. Die Aborte sind für beide Geschlechter durch zwischenliegende Arbeitssäle getrennt.

Eine selbstthätige Spülung ist auch bei den Aborten der österreichischen Tabak fabriken in Anwendung; nur wird die Vorrichtung vom beweglichen Sitzbrett in Thätigkeit gesetzt. Auf 30 bis 40 Personen entfällt ein Sitz.

Abortanlagen mit Wasserverschluss sind noch ausgeführt von der Baumwollspinnerei Kühne & Söhne in Görkau das Wasser wird durch eine Dampfpumpe in einen Dachbehälter gepumpt und von der Wäschefabrik M. Joss & Löwenstein in Prag-Bubna und Klattau.

In der Malzfabrik von Hauser & Sobotka in Stadlau entfällt auf 12 Personen ein Sitz.

Geistige Getränke.

Dem Uebel, dass die Arbeiter zu viel geistige Getränke, namentlich Branntwein, zu sich nehmen, lässt sich einmal dadurch steuern, dass wo dies möglich ist der Verkauf von Spirituosen in der Nähe der Fabrik einfach untersagt wird; teilweise auch durch den Ausschank weniger schädlicher Getränke wie Bier, wie dies in der Waggon- und Maschinenfabrik von F. Ringhoffer zu Smichov bei Prag der Fall ist, wo das Bier gegen Biermarken an bestimmten Stellen der Fabrik ausgeschänkt wird. Der Verkauf geistiger Getränke in der Nähe der Fabrik ist z. B. vom Stabilimento industriale Furian & Salvetti in Pirano verboten.

Am Schlusse der Besprechung der allgemein hygienischen Mafsregeln möchte ich darauf hindeuten, dass auch die Konstruktion des Fufsbodens in den Arbeitsräumen sehr wichtig ist. Er soll aus einem nicht saugenden Material und so hergestellt sein, dass Flüssigkeiten nicht stehen bleiben können; selbstverständlich nur dort, wo dies durch den Arbeitsvorgang geboten ist.

Sehr interessant wären Angaben über den auf einen Arbeiter entfallenden Luftinhalt des Arbeitsraumes, die Fensterflächen, die Anzahl von Beleuchtungsflammen, die Menge des Trinkwassers, die Anzahl der auf einen Abortsitz entfallenden Personen usw.

Die Anbringung von Thermo- und Hygrometern in den Arbeitsräumen, welche Geräte heutigen Tages schon zum Hausbedarf gehören, und ihre Ueberwachung sowie tägliche Beobachtung durch Werkmeister oder junge Beamte, die schriftliche Vermerke darüber zu führen hätten, wäre jedenfalls sehr angezeigt und würde manche Erscheinung klarlegen.

2. Besondere Massnahmen zum Schutze der Gesundheit. Schutz gegen Ermüdung bei der Arbeit.

In der Ausstellung war nur eine solche Einrichtung und zwar im Modell zu sehen, die in der Kanditen-, Liqueurund Essigfabrik V. Fürth & Sohn in Budweis angewendet wird und vom Gewerbeinspektor E. Feyerfeil erdacht ist. Die Vorrichtung besteht, wie aus Fig. 11 zu

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tisch befestigt und kann daher, wie punktirt gezeichnet, nach
der Arbeit ganz aus dem Wege geräumt werden. Die Füfse
der Bank sind ebenfalls um Scharniere drehbar.
Mittel musste angewendet werden, da Sessel wegen der mit
Dieses
Kistchen belasteten Unterplatten p des Tisches nicht unter
letzteren geschoben werden können.

Mittel zur Milderung ungünstiger Umstände
bei Ausführung der Arbeit.

Ein solcher ungünstiger Umstand ist allzu grofse Hitze im Sommer, durch welche das Trinken zu grofser Mengen vielleicht nicht ganz gesunden Wassers herbeigeführt wird.

In der Maschinenfabrik der Maschinenbau - Aktiengesellschaft vorm. Breitfeld, Danek & Co. in Karolinenthal bei Prag wird in den heifsen Sommermonaten auf Kosten der Gesellschaft durch eigens bestimmte Aufsichtsorgane Rum in der Weise verabfolgt, dass in jeden Krug Wasser, welchen sich die Arbeiter vom Brunnen holen, ein bestimmtes Mafs Rum gemischt und die Mischung gut umgerührt wird.

In der Mahlmühle von H. Ritter von Zahony zu Stracig bei Görz wird in der heifsen Jahreszeit russischer Thee, jedoch ohne Rum, unentgeltlich verabfolgt.

Nicht unmittelbar der Gesundheit förderlich kann die Mafsregel genannt werden, welche in den Sommermonaten in der Friedrichshütte von Schoeller & Co. in Rokycan geübt wird; dort erhalten die Arbeiter eine Hitzezulage von 10 Kr. bei einer Temperatur von 24° im Schatten und ebenso auch bei 100 unter 0.

3. Schutz gegen äufsere Verletzungen. Sicherung der Motoren und Kraftleiter vom Motor zum Werkzeug.

Bei der Sicherung der Motoren sind die bewegten Teile, namentlich Kurbel und Kurbelstange, durchgehende Kolbenstange, Regulatorkugeln und insbesondere das gefährliche Schwungrad ins Auge gefasst. Diese Sicherungen sind beinahe bei jeder der in der Ausstellung vertretenen Firmen zur Ausführung gebracht und durch Zeichnungen und Modelle. vorgeführt. Die Sicherung der Maschinen selbst geschieht grösstenteils durch Messinggitter, die leicht auseinander genommen werden können. Sie bestehen Ringen, in welche die Querstangen eingesetzt werden. aus Säulen mit

Die

Die Regulatoren werden durch Stabkörbe geschützt; zwei solche Modelle sind von der Zuckerfabrik in Prelouč und von der Zuckerfabrik in Zleb ausgestellt. Schwungradgrube ist durch Leisten geschützt, um beim Ausrutschen eine Gefahr zu verhindern; das Rad selbst ist durch Gitter unzugänglich gemacht.

Zur Bewegung des Schwungrades bei der Inbetriebsetzung sind verschiedene Vorrichtungen in Anwendung, die übrigens heutigen Tages gewöhnlich von der Maschinenfabrik geliefert werden.

Ausgestellt war im Modell die in Fig. 12 dargestellte Vorrichtung; sie besteht aus dem Schaltrad s, welches auf der Schwungradachse aufgekeilt ist, und in welches die Schaltklinke k eingreift, die an dem doppelarmigen, um die Schwungradachse drehbaren, durch das Gewicht G ausbalanzirten Hebel H drehbar befestigt ist. Durch eine Auf- und Abbewegung dieses Hebels mittels der Handhabe h wird das

Fig. 12.

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Schalt- und daher auch das Schwungrad bewegt. Durch den
Haken c wird der Hebel in wagerechter Lage erhalten. Die
Vorrichtung ist an einem Gasmotor der k. k. Staatsdruckerei
in Wien angewendet.

Bei den Transmissionen, welche ebenfalls zu den gefährlichsten Vorrichtungen gehören, sind Zahnräder und. Riementriebe durch Holzverschalungen geschützt. Sehr wichtig ist in dieser Beziehung das Schmieren und Putzen der Wellen, Scheiben und Räder, das Auflegen der abgenommenen und abgerutschten Riemen, das Spannen der Riemen usw.

Beim Ausrücken des Riemens wird in vielen Fällen, so auch in der Baumwollspinnerei von F. Leitenberger in Grottau der Biedermann'sche Riementräger, Fig. 13 und 14, in Anwendung gebracht. Er besteht aus einem starken eisernen Schienenbogen, der an der Decke des Arbeitsraumes befestigt. und mit wagerechten Bolzen versehen ist, deren unterster nahe dem äufseren Umfange der Riemenscheibe liegt. Viel sicherer ist jedoch die Anwendung einer Losscheibe, die auf einer mit dem nächsten Lager fest verbundenen Hülse lose aufsitzt und in derselben Fabrik in Anwendung steht.

Dieser Riemenkorb war in einem Modell ausgestellt, ebenso der in der Kammgarnspinnerei zu Möllersdorf in Verwendung stehende Riemenaufleger von L. Bach, Fig. 15. Er besteht aus einer zweiteiligen gusseisernen Hülse H, welche die Welle umfasst und wegen ihrer Zweiteiligkeit an jeder Stelle des Wellenstranges ohne weiteres zur Anwendung kommen kann. Von der cylindrischen Hülse gehen nach zwei entgegengesetzten Seiten die prismatischen Hülsen h aus, von welchen die eine zur Befestigung des Handgriffes g dient, während in der anderen ein an der oberen Kante abgeschrägtes, zum Erfassen des Riemens dienendes Brett b verschiebbar

Fig. 16.

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angeordnet ist, um den Abstand der erwähnten Kante von
der Wellenachse dem Durchmesser der Riemscheibe an-
passen zu können.
Die Hülse H lässt sich auf der Welle
verschieben und dadurch unter den schlaffen Riemen und
diesen durch Drehung der Hülse zum Umfang der Riem-
scheibe bringen.

Es ist möglich, dass mit diesem Riemenauflager gute Leistungen erreicht werden; mir scheint jedoch der von Waldeck & Wagner in Wien im Modell ausgestellte Riemenauflager von Dülken einfacher und praktischer zu sein. Er ist in Fig. 16 dargestellt und besteht aus einem in dem Auge a drehbaren konischen Dorn d. Der Befestigungsbolzen b dieses Dornes ist in der Nabe der Scheibe s gelagert und diese ebenfalls in dem Auge a drehbar, so dass beim Auflegen des Riemens sowohl der Dorn als auch die mit der Kante des Riemens in Berührung tretende Scheibe & mitzulaufen vermögen. Das Auge a ist durch die gegabelte Stange S mit einem Holzgriff verbunden.

Eine gefährliche Arbeit ist auch das Schmieren und Putzen der Transmissionsteile während des Ganges, was eigentlich strenge verboten sein sollte und auch meistenteils ist.

Zur Erleichterung des Schmierens, Putzens und Riemenauflegens dient in der Zuckerfabrik der Zuckerfabriks

Aktiengesellschaft in Prelouč von deren Direktor Hrn. J. V. Diviš angeordnete und im Modell ausgestellte Transmissionsbühne, welche in der Nähe des Motors aufgestellt, durch eine unten verschalte hölzerne Stiege zugänglich und oben mit einem Geländer versehen ist. Für das Putzen an anderen Stellen werden Hakenleitern in Anwendung gebracht.

Die schon oft verhängnisvoll gewordenen Keilköpfe sind, um sie unschädlich zu machen, in der Fürstl. Auerspergschen Zuckerfabrik zu Zleb mit Blechhülsen bedeckt.

Die Anzahl der Unfälle an den Transmissionen wird ohne Zweifel sinken, je mehr Ausrückkupplungen eingeschaltet werden, weil dem Arbeiter dadurch besser Gelegenheit geboten wird, die Arbeiten, namentlich das Riemenauflegen bei ruhender Transmission, vorzunehmen. Je kürzer der Wellenstrang, der durch eine solche Kupplung in Stillstand versetzt wird, desto eher wird sich der Arbeiter zur Benutzung dieses Mittels entschliefsen können.

Es giebt heutigen Tages noch Techniker, welche alle Sicherheitsvorrichtungen für unnütz und die Aufmerksamkeit des Arbeiters für die beste Sicherheit halten. Letzteres ist allerdings richtig; unrichtig aber ist der Schluss, dass die Sicherheitsvorkehrungen ohne Nutzen seien, ganz abgesehen davon, dass aufser der Aufmerksamkeit auch noch die Geschicklichkeit, die Rührigkeit und die Einsicht des Arbeiters ins Spiel kommen.

Die Praxis weist eine grofse Anzahl von Unfällen auf, die nur einer verhängnisvollen Verkettung von Umständen zugeschrieben werden müssen und nicht geschehen wären, wenn die gefährliche Vorrichtung gesichert gewesen wäre. Wie oft ist es schon geschehen, dass Arbeiter erst durch Ausgleiten, Fehltreten, Stolpern in die Nähe einer Maschine kamen, durch die sie verstümmelt wurden. Diesen hätte ihre Aufmerksamkeit beim Bedienen der Maschine nichts genutzt; sie wussten sich ja noch in entsprechender Entfernung von der Maschine. Ausgleiten aber kann selbst der aufmerksamste Mann. Gerade bei solcher unbeabsichtigten, unvorhergesehenen Annäherung an ein Getriebe haben sich die Sicherheitsvorrichtungen ausgezeichnet bewährt. Auch wirken Sicherheitsvorrichtungen schon deshalb günstig, weil sie die Ursachen eines Unfalles enger zu begrenzen gestatten.

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Doch kehren wir zu den Kupplungen zurück. Sie sind nicht nur nötig, um an einzelnen Teilen der Transmission schnell und ohne Gefahr verschiedene Arbeiten vornehmen zu können, sondern auch, um bei einem eintretenden Unfalle die Werkzeugmaschinen möglichst schnell in Stillstand versetzen zu können.

Auf der Ausstellung waren drei Modelle solcher Kupplungen vorgeführt.

Die in Fig. 17 u. 18 dargestellte, vom Gewerbeinspektor J. E. Edler v. Rosthorn angegebene Kupplung ist eine Klauenkupplung; ihr rechter verschiebbarer Teil ist mit einer Flanschef versehen, deren Stärke von einem Punkte des Umfanges um so viel wächst, als die Höhe der Klauenzähne beFig. 17. Fig. 18.

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Fig. 19.

trägt. Wird zwischen die beiden Flanschen ffi ein feststehender Körper gebracht, so wird sich die bewegte Kupplung durch das Gleiten der Flansche an dem festen Körper von selbst ausrücken. Dieser Körper ist hier das in einem gusseisernen Gehäuse wagerecht verschiebbare Prisma 8, Fig. 18, welches durch einen Bolzen geführt und durch den Druck einer Feder stetig gegen die Kupplung gedrückt wird.

deutscher Ingenieure.

So lange die Vorrichtung aufser Wirkung steht, ist der Federdruck durch eine um c drehbare Klappe k und durch einen hinter dem Prisma befindlichen Ansatz aufgehoben; wird jedoch die Klappe mit Hilfe einer Zugschnur gehoben, so kommt die Feder zur Wirkung und schiebt das Prisma zwischen die Kupplungsflanschen, dadurch die Ausrückung bewirkend.

Die zweite Kupplung, Fig. 19, unterscheidet sich nur durch den beweglichen Ausrücker von der zuvor beschriebenen und ist eine Umgestaltung der bekannten Ausrückkupplung der Duisburger Maschinenbau - Aktiengesellschaft. Der die Ausrückung bewirkende feste Körper ist hier die um c drehbare Pratze p, welche für gewöhnlich durch den Haken h in Schwebe erhalten wird. Durch das Wegziehen des letzteren wird sie zu Fall gebracht, wobei sie zwischen die oben erwähnten Flanschen fällt und die Ausrückung bewirkt. Das Wegziehen des Hakens geschieht durch eine Schnur S.

Die dritte Kupplung ist in der Maschinenfabrik der Aktiengesellschaft vormals Ruston & Co. in Prag in Anwendung und hat den Zweck, ein stofsfreies Einrücken während des Ganges zu ermöglichen. Das wird dadurch erreicht, dass dem einzurückenden Transmissionsteil durch eine Reibungsvorrichtung erst die Geschwindigkeit des bewegten Transmissionsteiles mitgeteilt und dann erst die Klauenkupplung eingerückt wird.

Zum Schmieren der Wellen werden beinahe durchvon welchen weg sogenannte Selbstöler verwendet, mehrere Systeme ausgestellt waren, auf die ich deshalb nicht eingehe, weil solche in dem letzten Jahrzehnt in nicht übersehbarer Anzahl erfunden worden sind.

Zum Spannen der Transmissionsriemen bei Reparaturen und Auflegen neuer Riemen dient das von WaldekWagner in Wien im Modell ausgestellt gewesene Gerät, Fig. 20. Es besteht aus den beiden hölzernen Pressen ppi, welche die Riemenenden anfassen und durch zwei mit entgegengesetztem Gewinde versehene Schraubenbolzen mit einander ver

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bunden sind. Die Drehung dieser Bolzen bezw. die gegenseitige Verschiebung der Pressen geschieht durch die konischen Getriebe z und z1, die ihrerseits durch das Handrad h in Bewegung gesetzt werden.

Die Versicherung der Riemen- und Keiltriebe wird bei den in der Ausstellung vertretenen Firmen beinahe ausschliefslich durch Kästen aus glatt gehobelten Brettern erreicht; Zahnrädergetriebe werden durch Blechhülsen geschützt. Die Gefahren beim Auflegen der Treibriemen könnten nach meiner Meinung ohne Schädigung der Industrie dadurch ganz beseitigt werden, dass ohne Ausnahme die Anbringung von Leer- oder Losscheiben gefordert würde. Schon in folge der Zeitersparnis wäre der Aufwand ein verschwindender, abgesehen davon, dass ja ohnehin in aufserordentlich vielen Fällen diese Scheiben schon vorhanden sind.

Schutzvorrichtungen an Werkzeugmaschinen für Metallbearbeitung.

Solche Vorrichtungen, ausschliefslich Blechhülsen zum Verdecken der Rädergetriebe, waren nur durch einige Modelle vertreten, so bei einer Egalisirdrehbank und bei einer Räderdrehbank der k. k. priv. Kaiser - Ferdinands - Nordbahn; die Schutz vorrichtung besteht hier aus einem Stangengitter, welches die an der Hinterdocke befindlichen Getriebe verdeckt. Ausserdem war der Schutz durch Blechkappen an einer Drehbank der österr. - ung. Staatsbahn-Gesellschaft und an einer Bohrmaschine der Nordbahn gezeigt. (Fortsetzung folgt.)

Band XXXIII.

6. April 1889.

No. 14

Ledig: Die Druckregelung in Gasanstalten, Beitrag zur Theorie der Druckregler.

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Die Druckregelung in Gasanstalten, Beitrag zur Theorie der Druckregler.
Von E. Ledig, Ingenieur in Chemnitz.

(Schluss von Seite 296)

Selbstthätige Belastungszuführung für Druckregler

D. R.-P. No. 41677 u. No. 45967.

Die an jedem Stationsdruckregler auch nachträglich anzubringende Einrichtung zur selbstthätigen Zuführung der Belastung der Reglerglocke soll nicht die mit der Druckgebung verbundene Arbeitsleistung und aufzuwendende unausgesetzte Aufmerksamkeit seitens des damit betrauten Beamten vollständig beseitigen, sondern vielmehr nur die bisher hierbei obwaltende Willkürlichkeit vermeiden. Es soll vor allem dem betreffenden Beamten die Möglichkeit genommen werden, bei wachsendem Verbrauch den Druck zu zeitig oder zu spät oder in einer anderen als der der jeweiligen Abgabemenge entsprechenden Höhe zu geben und ebenso bei abnehmendem Verbrauch die Höhe des Druckes unnötig lange zu erhalten oder zu früh zu vermindern.

Eine solche Einrichtung dürfte hauptsächlich zur Verminderung der Gasverluste im Rohrsystem und der Klagen seitens der Abnehmer über zu späte Druckgebung oder zu zeitige Druckabnahme beitragen.

Der Vorwurf, den man sehr häufig solchen selbstthätigen Apparaten macht, dass etwa eintretende Störungen alsdann um so fühlbarer werden, weil man sich zu sehr auf das sichere Wirken des Apparates verlässt, trifft daher die vorliegende Einrichtung nicht. Eine Regelung des Wasserzulaufes ist hier in allen Fällen wenigstens wünschenswert, wenn auch nicht unbedingt erforderlich. Wenn daher der betreffende Beamte angewiesen wird, den Wasserzulauf entsprechend einzustellen, so muss er seine Aufmerksamkeit gleichzeitig der Druckgebung selbst zuwenden; es ist somit ein Versagen des Apparates, wie auch aus der Beschreibung hervorgehen wird, vollständig ausgeschlossen.

Der für Neuanlagen zur Verwendung kommende Druckregler, Fig. 1 auf S. 320, unterscheidet sich von den bisher zu gleichem Zwecke benutzten allein durch die Form des Ventilkegels. Der Regler besteht aus dem cylindrischen offenen Gefäls A, und dem unterhalb angebrachten Ventilgehäuse B, welches in die beiden Kammern C und D zerfällt, deren obere C mit dem Gaseingang, deren in Verbindung steht, während zwischen beiden Ventilsitz und untere D mit dem Gasausgang Kegel angeordnet ist. In dem mit Wasser gefüllten Gefäss A befindet sich die cylindrische Glocke E, welche durch einen innerhalb ihres Mantels an unteren Rande angebrachten ringförmigen mit Luft gefüllten Schwimmer Feinen kräftigen Auftrieb ausübt und durch ein in der Achse angebrachtes cylindrisches Rohr G von gleichem Durchmesser wie der Ventilsitz in zwei Teile geteilt ist. Die Kammer C, also der Gaseingang, steht durch das Rohr H mit dem durch das Rohr G gebildeten Glockenraum und die Kammer D durch das Rohr J mit dem eigentlichen Glockeninneren in Verbindung. Da das Glockenrohr G denselben Querschnitt besitzt wie der Ventilsitz, so muss in der höchsten Ventillage der Einfluss des Gasbehälterdruckes vollständig aufgehoben sein. An der Glocke E ist der Ventilkegel K aufgehangen und wird somit durch den Auftrieb der Glocke fest an den konischen Ventilsitz angedrückt. Durch entsprechende Belastung der Reglerglocke wird ihr Auftrieb so weit vermindert, dass sich zwischen dem von unten auf den Glockenquerschnitt wirkenden Leitungsdruck und dem die Glocke belastenden Gewicht ein Gleichgewichtszustand herstellt, welcher bewirkt, dass bei stattfindendem Gasverbrauch und einer damit zusammenhängenden geringen Druckverminderung unter der Glocke sich das Ventil und mit diesem die Glocke stets in diejenige Höhenlage selbstthätig einstellt, welche genau so viel Gas durch den entstehenden ringförmigen Raum zwischen Ventilsitz und Kegel hindurchlässt, als nötig ist, den Leitungsdruck auf der der Belastung entsprechenden Höhe zu

erhalten. Abgesehen von den bereits im Eingange dieses Aufsatzes besprochenen Fehlern, welche veranlassen, dass sich der einer vorhandenen Glockenbelastung entsprechende Leitungsdruck bei verschiedenen Ventilstellungen nicht auf genau gleicher Höhe erhalten kann, ist aber auch eine solche Druckerhaltung nicht der Zweck des Stadtdruckreglers. Vielmehr muss, um die Druckverluste und andere Einflüsse des Rohrnetzes und der Verbrauchsverteilung auszugleichen, ein um so höberer Druck gegeben werden, je gröfser die Abgabe ist. geschah bisher durch Auflegen von Gewichten oder durch Dies von Hand geregelten Zulauf von Belastungsflüssigkeit, je nach dem vermuteten Bedürfnisse.

Zur selbstthätigen Zuführung eines der jeweiligen Gasabgabe entsprechenden Leitungsdruckes dient das in der Achse der Reglerglocke auf dieser angebrachte Belastungsgefäfs. Es besteht aus dem offenen Gefäls L von der Form eines flachen Umdrehungsparaboloides, dessen erzeugende Kurve derart bestimmt ist, dass es bei einer zum Einsinken der Reglerglocke im Verhältniss stehenden Füllung nicht nur die entsprechende rechnungsmässige Belastung zum Ausgleich der Druckverluste herstellt, sondern auch alle aus dem Einflusse der Glockeneintauchung und der Einwirkung des Gasbehälterdruckes auf das Ventil entspringenden Fehler vollständig ausgleicht, und aus einem flachen allseitig geschlossenen Gefäfse M, welches das offene Gefäfs L in seinem unteren Teile ringförmig umgiebt und mit diesem nur durch zwei oder mehrere Kanäle a unterhalb in offener Verbindung steht. Gefäls M dient zur

Einstellung des Abendzuschussdruckes, indem durch die Lage des in Stopfbüchse b verschiebbaren Rohres c, mittels welches das Innere des Gefäfses allein mit der äufseren Luft in Verbindung steht, die Füllungshöhe bedingt wird. Je nachdem das Rohr c mehr oder weniger tief eintaucht, wird der Abendzuschussdruck kleiner oder gröfser ausfallen, da der Wasserabschluss des Rohres ein weiteres Entweichen von Luft und somit eine weitere Wasserfüllung verhindert.

Die Füllungshöhe des offenen Belastungsgefäßses L wird durch ein in seiner Umdrehungsachse angebrachtes Ueberlaufrohr d, dessen dichter Abschluss nahezu widerstandslos durch einen Quecksilberabschluss bewirkt ist, geregelt. Dieser Quecksilberverschluss befindet sich in einer cylindrischen Verlängerung des Gefälses L, welche, um unnötige Höhe zu ersparen, bei neuen Reglern teilweise im Inneren der Glocke versenkt ist. Das überfliefsende Wasser entleert sich entweder nach dem Wasserbehälter des Reglers oder kann auch durch ein seitlich angebrachtes Rohr nach aufsen abgeführt werden. Die Lage dieses Ueberlaufrohres d in dem Belastungsgefäfs und somit die Füllungshöhe des Gefäfses selbst ist nun in ein verstellbares Abhängigkeitsverhältnis zur jeweiligen Stellung der Reglerglocke gebracht worden, derart, dass solches in der höchsten Ventilstellung unter allen Umständen eine solche Lage besitzt, dass das Gefäfs mit Ausnahme der unteren cylindrischen Verlängerung, vollständig von Wasser entleert ist, während bei einem Einsinken der Glocke das Ueberlaufrohr entweder in eine mit der Bewegungsrichtung der Glocke gleiche oder auch entgegengesetzte Bewegung versetzt werden kann, deren Gröfse von Null an beliebig einzustellen ist. Ist die Bewegung des Ueberlaufrohres gleich Null, so wird sich das Gefäfs stets ebenso hoch mit Wasser füllen, als die Glocke eingesunken ist, während in allen übrigen Fällen die Füllung des Gefäfses eine nach Bedarf verzögerte oder beschleunigte sein kann. Man hat es daher vollständig in der Hand, für eine gewisse Abgabe den Höchstdruck innerhalb der Gefälsgrenzen beliebig einzustellen.

Die hierzu dienende Einrichtung ist folgende: An der einen der beiden Führungssäulen des Reglers befindet sich eine kurze wagerechte Drehachse e gelagert, welche einerseits

die Kulissenscheibe f, andererseits den Hebel g trägt, auf welchen sich mittels der Lenkstange h die Bewegung der Reglerglocke überträgt. Es wird somit beim Einsinken der Reglerglocke die Kulissenscheibe f in eine entsprechende Drehbewegung versetzt. Auf derselben Säule befindet sich oben eine zweite Drehachse i, welche beiderseits die Rollen k und trägt. Eine dritte Drebachse m ist auf dem Reglerbügel in der Nähe der Glockenführungsstange gelagert, welche

Fig. 1.

deutscher Ingenieure.

die Rollen n und o und die Rädchen p und q von doppeltem Durchmesser wie die Rollen klno trägt. Letztere Rädchen sind lose auf die Achse m aufgesteckt, tragen mittels dünner beweglicher Metallbänder das Ueberlaufrohr d und erteilen dem Ueberlaufrohre mittels besonderer exzentrischer Belastung das Bestreben, sich stets in seine höchste zulässige Lage zu erheben, wenn nicht auf den Rollen n und o angebrachte Mitnehmerstifte hieran hindern.

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