Friedrich Heinrich Jacobi's auserlesener Briefwechsel, Band 1

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G. Fleischer, 1825
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 320 - In einer Unterredung, die ich mit ihm hatte, kam er einmal so sehr in Eifer, daß er behauptete, die bürgerliche Gesellschaft müsse noch ganz aufgehoben werden; und so toll dieses klingt, so nah ist es dennoch der Wahrheit. Die Menschen werden erst dann gut regiert werden, wenn sie keiner Regierung mehr bedürfen.
Seite 228 - Dienstags, den 7ten DM, morgens um fünf Uhr, ist Goethe in Weimar angelangt. O bester Bruder, was soll ich Dir sagen? Wie ganz der Mensch bei'm ersten Anblick nach meinem Herzen war! Wie verliebt ich in ihn wurde, da ich am nächsten Tage an der Seite des herrlichen Jünglings zu Tische saß!
Seite 39 - Wieland — Wieland - O ja, Sie sind es - Sie sind noch immer mein lieber Wieland! - Wieland, von dieser rührenden Stimme geweckt, richtete sich etwas in die Höhe, blickte in die weinenden Augen seiner Freundin, und ließ dann sein Gesicht auf ihren Arm zurücksinken.
Seite 181 - Hab' ich ihn? Ich muß ihn haben! — Sehen Sie, lieber Wieland, alles das ist so ganz aus meiner Seele heraus empfunden, daß ich Ihnen nicht bergen kann, auch mir „glüht in jeder Ader, zuckt in jedem Nerv die Begier nach ihm, nach ihm.
Seite 179 - Hiemit will ich nicht andeuten, daß keine Veränderung zum Schöneren und Besseren in ihm möglich sei; aber nicht anders ist sie in ihm möglich, als so wie die Blume sich entfaltet, wie die Saat reift, wie der Baum in die Höhe wächst und sich krönt.
Seite 36 - Wann er stark gerührt ist, so geräth sein ganzer Körper, doch auf eine fast unmerkliche Weise, in Bewegung; seine Muskeln dehnen sich aus; seine Augen werden heller und glänzender; sein Mund öffnet sich etwas; und so bleibt er in einer Art von Erstarrung, bis er einige Worte ausgesprochen, oder seinem Freunde die Hand gedrückt hat.
Seite 194 - Für alles in der Welt, liebster Wieland, wollte ich das innige Gefühl, von eigener Kraft zu leben, zu dauern, zu wirken, das ich in mir habe, nicht missen ; es lehrt mich glauben 15 und trauen meinem eigenen Herzen, macht mich frei ; und wie viel köstlicher als die Behaglichkeiten geliehener Ruhe, Sicherheit und Heiligkeit ist nicht die Wonne dieser Freiheit!
Seite 331 - Gott, ich bleibe mit Dir und in Dir, getrennt und Eins, ich in Dir, und Du in mir.
Seite 167 - Sie haben nun, denke ich, Laidion gelesen, und ich bin sehr begierig, zu wissen, was Sie von dem schönen, abenteuerlichen Ungeheuer sagen werden. Ich lese es nun schon zum zweiten Male und finde, unter uns gesagt, sehr schöne Capitelchen darin. Im Grunde kann ich mich nicht entbrechen, dem wilden 20 Knaben [Heinse] gut zu seyn.
Seite 83 - Moralität desselben sehr heftig declamirt. >Als ein Werk der Kunst betrachtet<, sagte er, >ist die Geschichte des Agathon vortrefflich, aber ein sittlich gutes Buch ist sie nicht. Wieland hat das Resultat davon in einen einzigen Vers gebracht: Die Tugend ist, wenn wir die Weisen fragen, ich weiß nicht, was.

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