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der König selbst in Grochwiß erst mit eigener Hand eine Spieluhr zerschlagen und dann gesagt: „,Allons, Bursche, geht hinauf in das Schloss und räumt auf,“ das ermaugelt alles Beweises. Der be rühmte Philologe Heyne, welcher damals bei Brühls Bibliothek angestellt war, befand sich auf derselben, als Friedrich sie besuchte. Der König fragte ihn, wahrscheinlich ironisch, ob der Graf oft in seine Bibliothek komme'). Heyne schrieb seitdem gegen Preußen 2).

Übrigens lebte Friedrich den Winter über in Dresden gerade wie in der friedlichen Heimath; er schrieb Briefe, blies die Flöte, gab Assembleen, ergökte sich in der Oper, in der Bildergallerie, in Hasse's Konzerten; besuchte die katholische Kirche, in Ge genwart des dresdener Hofes, die hassische Kirchenmusik auf das Concilienfest zu genießen und hörte am 23. Sonntage nach Trinis tatis, den 21. Nov. 1756, in der Kreuzkirche über das gewöhnliche Evangelium vom Zinsgroschen den Superintendenten am Ende pres digen, welcher den Denkspruch des Schwarzen - Adierordens „Suum cuique" -,,Einem Jeden das Seine" zum Gegenstande seis nes Vortrages genommen und 1) Gott das Seine, 2) dem Kaiser das Seine, 3) dem Nächsten das Seine, 4) der Welt das Jhre, 5) dem Tode das Seine, 6) der Ewigkeit das Ihre zu geben lehrte; Alles vortrefflich, namentlich der Schluff und das Gebet für den anwesenden König, der den Druck der Predigt befahl und die Zueignung gnådig aufnahm 3).

Die fächsischen Kunstschäße wurden so wenig angetaflet, daß Friedrich nur mit Erlaubniss des dresdener Hofes die Magdalena vom Ritter Hieronymo Pompeo de Battoni) für sich nachmalen But Esa Henckel, 1.1.773, 174

gegen ihn erschienen „Briefe eines preußischen Feldpredigers. Pots

dam 1791.

1) Heeren Histor. Werke. Bd. 6. S. 66.

2) Schreiben eines Buchdruckergesellen an den Herausgeber der berliner Zeitung; worauf von preußischer Seite kräftig geantwortet wurde: „Schreiben des Pressbengels an den Buchdruckergesellen. a. a. D. S. 66.67.

3) N. A. Merseburg 1831. 30 S. 8. 2 Gr.

4) Geb. den 5. Febr. 1708 in Lucca; geft. den 4. Febr. 1787; nächst Mengs der größte Maler des 18. Jahrh. über seine M. Magdalena in der

ließ und den japanischen Palast besuchte'). Wenn hier eines › dresdener Hofes gedacht wird; so wissen wir, daß die preußische Verwaltung sich vergeblich bemüht hatte, die Königinn von Polen zu bewegen, auch nach Warschau zu gehen. Sie starb in Dresden den 17. Nov. 1757, nachdem ihr Hof, unter ihrem Mitwissen, beabsichtiget, Meißen und Dresden den Feinden des Königs von Preußen in die Hände zu spielen. Nicht so thätig lebte ihr Gemal. Den 1. Januar 1757 war in Warschau der Hof besonders zahl reich und glänzend versammelt. Såmmtliche Magnaten, Senatoren, hohe Kroubediente glückwünschten und der Kronmarschall Graf Bielinski hielt dabei, in französischer Sprache, eine Rede, welche wir dem Leser nicht vorenthalten: Sire, die Ehrfurcht leitet uns sere Tritte. Unsere Zuneigung unterstüßet dieselben. Unsere Pflichts bezeigungen bestätigen die Empfindungen unserer Herzen. Nach dies sen Gesinnungen erlauben Ew. Majestät, daß wir Ihnen ein neues und beglücktes Jahr anwünschen. Alle Arten von Glückseligkeiten müssen Ew. Majeståt umringen, und die gnädige Vorsicht lasse uns lange unter Dero sanften Geseßen leben. Dieses, Sire, sind die Wünsche des Senats und Dero Ministerii"). Solche Worte wurden zur inhaltschweresten Zeit im Herzen von Polen gesprochen! Der König aber dankte in eben so flachen Redensarten. Von Rath und That für sein Kurfürstenthum keine Silbe. Friedrich August verlustigte sich am Jagen; seine polnische Nazion gefiel sich in ihs tem politischen Richts, indess die sächsische blutete.

Fast noch mehr als Sachsen litt Mecklenburg in diesem Kriege. Der Herzog, von alter Feindschaft getrieben, hatte zu Regensburg vor allen Fürsten auf die Achtserklärung des Königs gedrungen. Als darauf die preußischen Kriegesvölker in sein Land einfielen, floh er und die armen Unterthanen wurden äußerst hart behans delt. Sie mussten eine große Menge Pferdefutter und Vieh,

dresdener Gallerie s. Winkelmann u. sein Jahrh. v. Göthe. Tübingen 1805. S. 283.

1) Mosers Europäisches Völkerrecht Theil 9. Bd. 1. S. 148. Napoleon verlehte in neueren Zeiten zuerst die Neutralität der Künste, als er 1796 dem Herzoge von Modena den h. Hieronymus von Correggio abnahm.

2) Danziger Beiträge. Bd. 2. S. 31.

Friedr. d. Gr. II.

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16,000 Rekruten und viele Millionen Thaler Brandschaßung lie fern. An Schonung war nicht zu denken; denn auch der preußis schen Lande wurde von den zahllosen Feinden nicht geschont, und die Mittel zur Kriegführung mussten aufgetrieben werden.

Den 4. bis 12. Januar 1757 brachte der König in Berlin zu, verweilte einen Tag in Potsdam und eilte dann, als er sein Haus bestellet '), nach Dresden zurück, dem Mittelpunkte seiner Sorgen; zieht aus Pommern die, Anfangs für Lehwald bestimms ten Reserven an sich; geht Ende Januar nach Hainau in Schlesien, um mit Schwerin den Plan zum nächsten Feldzuge zu verabre den) — und kehrt gleich wieder nach Sachsen zurück, worauf die Truppen Kantonnements bezogen, um, Ende März in drei Kolons nen auf Prag loszumarschiren, wohin auch Schwerin die schlesische Armee führte.

Hier lässt sich am bequemsten eines Vorfalles gedenken, der Ende März, als Friedrich in Lockwiß3) sein Hauptquartier hatte, viel Aufsehen erregte. Der Kammerdiener Glasom nåmlich, wels cher gewöhnlich dem Könige ganz nahe schlief, viel Vertrauen ger noff und auch seines Herrn Chatouille verwaltete, wurde eines schweren Verbrechens schuldig befunden. Er war eines Feuerwer fers aus Berlin Sohn und trat, als der Vater Zeuglieutenant in Brieg wurde, in das dortige Infanterieregiment von Hautchars moŋ, aus welchem Friedrich ihn 1755 als Kammerhusaren zu sich nahm. Da Fredersdorf kurz vor dem Ausbruche des Krieges ers krankte und Anderson in Ungnade gefallen war; so wurde Glasow Kammerdiener und folgte dem Könige zu Felde. v. Archenholz er zålt, jener Unglückliche habe seinen Herrn vergiften wollen und er habe Mitwisser gehabt, durch welche das Geheimniss nicht an das Tageslicht gekommen sein würde *). Dergleichen schwere Beschuldis

1) Höchsteigenhändige und ganz geheime Instrukziones Sr. Majeft. des Königs, welche mir, dem Grafen zc. v. Finckenstein, nebst den Beilagen, den 12. Januar 1757 zugestellet worden." Versiegelt im Geh. Archive.

2) Oeuvres posthumes T. 3. p. 139. Friedrichs Reise) nach Hainau fällt zwischen den 28. Jan. und 2. Febr. 1757.

3) Der König ging den 24. März von Dresden nach Lockwik.

4) Geschichte des siebenidbrigen Krieges in Deutschland von 1756 bit

gungen kann die Geschichte nur mit großer Behutsamkeit aufneh, men. Hier fehlen die Beweise. Zudem sagt der König in seinen nachgelassenen Werken, daß Kauniß ihn im Jahre 1757 vor der Verschwörung zweier Neapolitaner und eines Mailånders gewarnt habe). Zwar wird in den von Fischbach, Kosmann und Heinsius herausgegebenen „Denkwürdigkeiten und Tagesgeschichte der Mark Brandenburg" 2) erzålt: „ein Knabe, der in der Küche die Gifts mischerei gesehen, habe dies dem Könige entdeckt; der damalige Ads jutant von S. (Schulenburg *)), nachher Generallieutenant, sei gegenwärtig gewesen und habe den Vorfall seinen Freunden berich tet." - Aber, auch das überzeugt uns nicht; indem wir weder glauben können, daß je ein kleiner Knabe so nach Belieben habe jum Könige kommen dürfen; noch daß dieser einen seiner Hunde habe so verdächtigen Kaffee oder Chokolate kosten lassen, wie in jes ner Erzälung gesagt wird, welche übrigens auch die Handlung un richtig in das brühlsche Palais zu Dresden verlegt. Darum fols gen wir dem Oberkonsistorialrath Büsching, welcher in dem histo

1763 durch J. W. v. Archenholz. Berlin bel Haude und Spener 1793. 1. Theil. S. 33.

1) Oeuvres posthumes T. 3. p. 266:,,Le Comte Kaunitz avertit le Roi d'une conspiration imaginaire formée contre lui, dans laquelle deux Napolitains et un Milanois avoient trempé. Le Roi lui fit répondre, qu'il étoit obligé à l'Impératrice de l'avis qu'elle vouloit bien lui donner, mais que comme il y avoit deux manières d'assassiner, l'une par le poignard, l'autre par des écrits injurieux et déshonorans, il assuroit l'Impératrice qu'il faisait peu de cas de la première, et qu'il étoit infiniment plus sensible à la seconde. Cela n'empêcha pas que l'indécence et le scandale de ces écrits ne continuât, et ne s'accrût même selon que les succès de la guerre favorisèrent les armes autrichiennes. "

2) Bd. 3. S. 251.

3) Levin Rudolph von der Schulenburg, geb. 1727, farb 1788 als G. L.; den 25. August 1756 Flügeladiut. bei Friedrich, dessen sämmtliche Dr dres, von Schulenburg gesammelt, und von Tempelhoff benußt, im Archive zu Behendorf verwahret werden; s. Stammtafeln des Schulenburgischen Geschlechts. Herausgeg. von Friedrich Albrecht Grafen v. d. Schulenburg auf Closterroda. Wien 1821. Fol.

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rischen Anhange zu den „Zuverlässigen Beiträgen“ sagt 1), der treulose Diener habe sich des königlichen Petschaftes bedient und mit Hülfe des königlichen Kaffetiers Völker einige Befehle im Namen des Königs ausgefertigt. Auch Nicolai hat, im sechsten Hefte der Anekdoten, diesen Gegenstand genau erörtert. Glasow starb vor Ablauf seiner einjährigen Festungsstrafe in Spandau 2).

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Gift- und Dolchgeschichten, wie hier eine zurückgewiesen ist, finden sich in der Sage des Volks von großen Männern sehr håus .fig aus einem natürlichen Grunde. Man weiß, daß jede ungewöhnliche Erscheinung auf der Weltbühne, neben der allgemeinen Bes wunderung, auch eben so glühenden Haff einzelner Leidenschaftlichen tragen muss. Friedrich ist sehr viel gelåstert, geschmäht und in Schriften verfolgt worden. Er ist seinen erhabenen und wie es die Noth seiner Lage heischte, auch seinen politischen Gang fort gegangen, ohne viel Kenntniff zu nehmen von solchen Privatfeinden; die Geschichte darf sie nicht ganz vorübergehen. Während der Kdnig den Winter dieses Jahres in Dresden verlebte, erschien eine Flugschrift, welche ihn als Eroberungssüchtigen mit sehr weitgehenden Entwürfen verdächtigen konnte. Ein kurzer, doch gründlicher Beweis, daß das Königreich Böhmen Sr. K. M. in Preußen zustehe" 11 Quartseiten, ohne Jahreszahl und Verleger, ohne Drucker und Verfasser zu nennen, stellt in einem genealogischen Schema die Kurfürstinn Gemalinn Johann Cicero's, von welcher die Könige von Preußen in grader Linie abstammen, als Erbenkelinn Albrechts II. römischen Kaisers dar, welcher die Prinzess Elisabeth, Erbinn des Königreiches Böhmen, zur Ehe hatte. Selbst der kurs sächsische Hofrath Glafey, fährt der ungenannte Verfasser fort, obgleich er dem dsterreichischen Hause sehr ergeben gewesen, habe in feiuer,pragmatischen Historie von der Crone Böhmen" S. 384 und 398 nicht umhin gekonnt, anzuerkennen, daß, der Wahrheit und dem Rechte nach, Brandenburg von Margarethe her Erbe Böhmen's sei. Was bisher, schließt der Ungenannte, die dsterreis

1) S. 35; hier berichtiget Büsching das, was er im Charakter Fr. 2." 2. Aufl. S. 198 gefagt.

2) Beilage 2. Brief von Glasow's Vater an den König um Begnadigung seines Sohnes, Brieg den 22. Jun 1757.

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