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ner Einbildungskraft folgt, niederzuschreiben; so schwer ist dennoch oft die Berichtigung, wo alles genau untersucht, verificirt, nachges fragt werden muß. Will man alles gehörig auseinander sehen, wie man es billig muß, so läuft man Gefahr, den Leser zu ermüden, der oft noch dazu eine romantisch scheinende Erdichtung mit der simpeln Wahrheit nicht einmal vertauschen mag. Zuleßt will auch ges meiniglich der Schreiber oder Erfinder einer folchen Anekdote, so schlecht er auch unterrich tet war, nicht unrecht gehabt haben; und da wäre es wohl gar noch nöthig, mit ihm dars über zu streiten. Wer mag das!

Herr Prof. Büsch führt an*), daß man, um die Glaubwürdigkeit von Anekdoten zu bewähren, auf das Zeugniß gleichzeitiger Schriften schon bauen möge, wenn sie von Zeitgenossen gelesen und nicht widerlegt wers den. Es ist wahr, man muß es oft thun, sonst könnte fast keine Geschichte zusammens hången. Aber wie sehr wenig auf diesen Grund der Zuverlässigkeit zuweilen zu bauen

*) A. a. D. S, 281. `

ist,

ist, davon wird unter andern die lehte Ges schichte, die ich in diesem Hefte unter den Zweifeln erzähle, ein einleuchtendes Beyspiel geben. Manche Anekdoten, die von König Friedrich Il erzählt werden, find, obs gleich gleichzeitig gedruckt, und obgleich nie widersprochen, dennoch unwahr. Leute, die sie lasen, und wohl wußten, daß sie falsch find, mochten öffentlich nichts dawider eins wenden, wovon ich viele Beyspiele weiß; das her werden solche falsche Erzählungen oft wie: derholt, und endlich für wahr gehalten. Viels leicht kann ich durch meine Zweifel und Bes richtigungen einiger wenigen unrichtigen Erzählungen verhindern, daß man hierinn nicht ferner allzu leichtgläubig ist. Wenigs stens glaube ich, Zeit und Mühe nicht übel angewendet zu haben, wenn ich etwas zu richs tigerer Beurtheilung des Charakters dieses so großen und so oft mißverstandenen Königs beyzutragen suche.

Fielding*), dieser große Menschenkens ner und eifrige Republikaner sagt: „Der eins ,,jige

*). Fieldings Works Vol. VI. S. 121, oder Hiftory of Tom Jones, Book XII. Ch. 12,

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zige Fehler einer Monarchie sen die Schwies rigkeit, unter so vielen einen Menschen zu ,, finden, der sich zu einem absoluten Monars ,chen schicke; denn dieß Amt erfordere uns ,, umgänglich drey Eigenschaften, welche, », wie aus der Geschichte erhelle, sehr selten ,, bey Fürsten zusammengefunden würden, ,, nemlich: 1) Genug Mäßigung, um mit ,der Macht zufrieden zu seyn, die es den „Umstånden nach für ihn möglich ist zu bes sihen. 2) Genug Weisheit, um seine eigene »Glückseligkeit zu kennen. 3) Genug Güte, um die Glückseligkeit anderer zu befördern, „, wenn sie sich nicht nur mit der seinigen verz ,,trägt, sondern sie auch befördert."

Heil meinem Vaterlande! daß sich diese drey feltenen Eigenschaften bey Friedrich vereint befanden! Zwiefach Heil demselben! daß wir sie, obgleich auf vielfache Weise ans Ders modificirt, in Friedrich Wilhelm abermals vereint erblicken! Berlin, den 18. März 1788.

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