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Beschaffenheit, die sonst bald vergessen ward. Ich hatte besonders das Glück, drey Måns ner ziemlich genau zu kennen, die um den König sehr lange gewesen waren und Ihn Daher sehr genau kannten: den Musiker Quanz, den Markis d'Argens, und den Obersten Quintus Jcilius. Quanz hatte den König schon im Jahr 1734 ken nen lernen, und war seit 1740 (die Kriege ausgenommen) täglich ein paar Stunden in dessen Zimmer gewesen. Dieser alte Mann erzählte gern, wenn er einmal zu jemand Vers trauen hatte. Ich hörte ihm sehr aufmerks sam zu, und that viele Fragen an ihn, die er fehr ausführlich zu beantworten pflegte. Nies mand hat mir, durch Angabe vieler auss zeichnenden Züge, von des Königs persöns lichem Charakter, sowohl in seiner Jugend, als im männlichen Alter, einen deutlichern Begriff bengebracht, als Ouanz, ungeach tet er selbst im Gründe Denselben einseitig beurtheilte. Alle musikalischen Anekdoten vom Könige weiß ich, durch Quanz und

Durch

durch seine musikalischen Zeitgenossen richt ger und genauer, als vielleicht sonst jemand, der jeht noch lebt; den berühmten R. P. E. Bach in Hamburg ausgenommen. D'Ars gens war seit dem Anfange der Regierung des Königs, dessen Gesellschafter, und auf mans che Art Sein Freund und Vertrauter. Quins' tus war gerade in den kritischen Zeiten nach dem siebenjährigen Kriege, da der König seine durch den Krieg erschöpfte Finanzen wieder in guten Stand sehen wollte, um den König, und hatte unter der Hand an vies len damals im Gange feyenden Planen viel Antheil. Er war oft mißvergnügt, wenn feine Absichten nicht gelangen, und alsdann war er sehr offenherzig. Von diesen dren Perfonen hörte ich sehr vieles, was mir über den wahren Charakter des Königs und in den Zusammenhang mancher Begebenheiten viel Licht gab. Ich habe nie viel darüber gesprochen, sondern wendete, was ich erfuhr, nur zu meinem eigenen Nußen an, um mir felbst über viele wichtige Gegenstände deuts XXX 3 liche

liche Begriffe zu erwerben, und mein NachDenken sicherer zu leiten. Es blieb mir aber vies les tief im Gedächtnisse eingeprägt, weil es mit Gegenständen, denen ich seit langen Jahren meine Aufmerksamkeit gewidmet hatte, genau in meiner Seele verbunden war; verschiede: nes zeichnete ich auch mit einigen Worten auf. Jeht, indem ich mich dessen ganz im Zusammenhange erinnere, selbst indem ich. das von mir aufgezeichnete durchgehe, um es mit dem was mir erinnerlich ist zu verbinden, mußten mir meine glücklichsten, Jugendjahre, und die besten Jahre meines männlichen Alters wieder sehr lebhaft wer den. Denn an diese Zeit, an die Geschichte der verschiedenen innerlichen Veränderuns gen in meinem Vateriande, an die verschies denen Personen, die daran Theil hatten, an die, welche mich über vieles belehrten, zu denken, heißt: mich der Uebung meiner eiges nen Beurtheilungskraft, und der Zunahme und mannigfaltigen Bildung meiner Kennt nisse erinnern. Wie süß und lehrreich dies ›

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ses ist, kann nur der mitempfinden, der selbst anfångt alt zu werden, und ohne laudator temporis acti zu seyn, doch noch Erinnerung, und Einbildungskraft genug bat, sich seine früher genossenen intellektuellen Vergnüguns gen lebhaft vorzustellen und dadurch nochs mals zu empfinden.

In diesem Gesichtspunkte betrachtet, schien mir meines Freundes Vorschlag: die mir bewußten Anekdoten von Friedrich dem Großen aufzuzeichnen, für mich ein neuer Lebensgenuß zu seyn, den ich mir wohl erlauben könnte. Ich glaubte dabey: diese obgleich nur zufällig entstandene Idee würde, mit gehöriger Sorgfalt ausgeführt, dem Lea fer einen nicht bloß zufälligen Nußen schaffen. Zwar blieb meine Muße immer sehr einges schränkt. Ich glaubte aber, einige Stuns den froßer Zurückerinnerung an die Zeit meis ner jugendlichen Jahre würden mir mehr Heiterkeit für diejenigen Stunden geben, die ich auf nothwendige, aber beschwerliche und zum Theil unangenehme Geschäfte zu verwens den genöthigt bin. Ich glaubte es wenigstens!

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Indessen würde die Herausgabe dieser Anekdoten gewiß noch ein Jahr, und viels leicht noch viel långer seyn verschoben wors den, weil den Winter über meine Geschäfte mir fast keine Viertelstunde Muße ließen; wenn ich nicht eine besondere Beranlassung gehabt hätte, jezt schon die Herausgabe ans zufangen. Diese war, daß mir Ihro Kōnigliche Hoheit, die verwittwete Herzo ginn von Braunschweig, im vorigen Monate zwey merkwürdige Briefe Ihres Königs lichen Bruders mitzutheilen geruhte. Ich glaubte, den Abdruck dieser Briefe nicht ver schieben zu dürfen, und bloß dadurch ward, ich bewogen, den Abdruck dieses ersten Hefts zu beschleunigen. Demselben werden noch einige folgen, besonders wenn glaubwürdige Personen mir einige Beyträge mittheilen, oder wenn ich mich noch an verschiedene Vors fälle erinnern möchte, ben Gelegenheit, daß ich die Begebenheiten meiner frühern Jahre in Gedanken nochmals zurückrufe.. Was fchon gedruckt ist, werde ich wissentlich nicht

nochs

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