Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

fer große Zug in der Regierungsgeschichte Friedrichs ist, wie so viele andere, so viel ich weiß, bis jetzt offentlich noch nicht bemerkt; aber mir schwebt noch lebhaft der Eindruck vor, den er damals auf mich machte.. Ich fing an, deutlicher zu merken, was ich schon seit eini er Zeit geahndet hatte, daß dieser große Mann nicht, wie er verdiente, von allen Seiten bekannt war. Man hielt ihn fast allgemein für einen bloßen Soldaten, dessen Plane nur auf Krieg gerichtet wären, welcher damals von unserm Publikum tåg: lich erwartet, ja sogar gewünscht ward. Bey nåberer Aufmerksamkeit auf des Königs Bes tragen fand man es aber ganz anders. Man sah, je mehr man ihn beobachtete, so viele Eigenschaften in Ihm vereinigt, die sonst fich fast nie zusammen finden: bey so viel.

Hels

gekauft, und es würde mehr von da gekommen seyn, wenn es nicht an Schiffen gefehlt hätte. Deß erzählte mir Herr Clements, damaliger hiesiger Kursachsischer Legationsses kretär, der nachher in Wien als Wesident dies Les Hofes starb.

Heldenmuthe und bey so viel Talenten zum Kriege, so unermüderes Bestreben alle Küns ste des Friedens und alle wohlthätige Folgen Desselben in seinen Staaten auszubreiten, Vorurtheile wichen endlich, und aufmerks fame Beobachter fingen an einzusehen, wels che große Wirkungen, ununterbrochene Thås tigkeit die nur auf wenige aber wohlgeord: nete Zwecke sich einschränkt, verbunden mit Ordnung und mit unermüdetem Ausdauern, endlich hervorbringen kann.

Seitdem ich um mich sehen konnte, und einige Fähigkeit, Menschen zu beobachten, fühlte, war mir nichts wichtiger, als Beob achtung von Menschen. Einer der außers ordentlichsten Menschen so nahe vor mir, noch interessanter für mich, als Regent meis nes Vaterlandes, als ein Regent, der tågs. lich so viel für dasselbe that, so viel, dem Laufe gewöhnlicher Regierungen nicht gemäß, so viel, großes und sichtbarlich wohlthätiges, so manches, das unerklärlich schien, so mans ches, das gewiß fehlerhaft war, alles aber

mit dem imverkennbaren Stempel eines großen weitsehenden Geistes bezeichnet, zog meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Das Studium Seines Charakters ward seit mehrern Jahren mein Lieblingsgeschäft. Ich glaubte, den Menschen studiren zu müssen, um den Regenten besser kennen zu lernen; dem Regenten in allen den mannichfaltigen Theilen seiner Regierung, (durch deren simple Ordnung Er die Uebersicht so leicht machte) so viel ich als bloßer Privats mann konnte, folgen zu müssen, um die Eigens schaften des Menschen richtiger zu erkennen und mir zu erklären. Im Grunde war das Studium der eigentlichen Beschaffenheit meis nes Vaterlandes damit verbunden.

Ich hatte einige nicht unwichtige Geles genheiten dazu. Alle merkwürdige öffent liche Begebenheiten, nicht nur Berordnuns gen und wirkliche Anstalten, sondern auch unausgeführte Ideen und Plane zur Beför derung des Ackerbaues, der Handlung, der Industrie, u. s. w. suchte ich, so viel moge X00 lich,

lich, ihrer eigentlichen Veranlassung und ih: rer wahren Tendenz nach kennen zu lernen, besonders die, welche von Ihm selbst herkas men. Wenn man in seinem Vaterlande nicht fremd ist, und beständig beobachtet, Daben einige Männer von Ansehen und Ges schäftsleute kennet, ein gutes Gedächtniß hat, sich aber in nichts mischet, sondern forts dauernd diskret und verschwiegen ist, nichts zu irgend einer Absicht, sondern bloß zu seinem eigenen Unterricht zu wissen verlangt; so kann man wohl zu Kenntnissen dieser Art koms men. Es ist meines Erachtens sogar Pflicht eines denkenden Bürgers, den Staat ger nauer kennen zu lernen, in dem er lebt. So glaube ich nach und nach einen ziemlich zusams menhängenden Faden der Hauptbegebens heiten seit 1763 bloß für mich selbst gefaßt zu haben, der mir vieles in dem Charakter und in der Handlungsart dieses außerordents lichen Geistes aufschloß.

Den

Den König, als Mensch, habe ich eben so lange und eben so aufmerksam zu beobachten gesucht, aus feiner andern Absicht, als bloß um einen deutlichen und richtigen Begriff von seinem Charakter zu erlangen. Sein þäusliches Leben und selbst die kleinsten Vor: · fälle desselben waren mir wichtig. Ich kannte verschiedene Personen, die nahe um Ihn, viele, die mit solchen genau bekannt waren. Ich hatte nicht selten Gelegenheit von glaubs würdigen Leuten Seine Art zu leben, Seine Art mit Leuten von verschiedenen Stånden und Beschaffenheit umzugehen, Seine Ges müthsbeschaffenheit, Seine Fehler, Seine Vergnügungen, sowohl in frühern als in fpåtern Jahren, ziemlich deutlich und unter verschiedenen Gesichtspunkten beschreiben zu hören. Wenn einige Vorfälle bekannt wurs den, oder wenn man sich Anekdoten erzählte, so ergriff ich die erste Gelegenheit, mich beŋ folchen Personen, welche die Wahrheit wiss fen konnten, genau zu erkundigen; und so erfuhr ich von manchen Umständen die wahre X )( 2 Ber

« ZurückWeiter »