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des wieder in Gedanken. Hieben ward, durch verschiedene vergesellschaftete Ideen, die Idee der Ausführung desselben in mir viel lebhafs ter als das erstemal.

In Friedrichs des Großen Regies rung fielen die glücklichen Jahre meiner Jus gend und die Blüthe meines männlichen Als ters. Was ich an Bildung des Geistes und an Weltkenntniß bestßen mag, erhielt ich in Dieser Zeit, durch den Einfluß der freymis thigen unbefangenen Denkungsart, welche dieser große König begünstigte, und die sich hauptsächlich von Seinen Landen aus, (nache dem diese lange wegen eben dieser wohlthätigen Frenmüthigkeit von Kurzsichtigen waren übel beschrieen gewesen, in das übrige Deutschland ausbreitete, wo ihr seitdem so herrliche Früch te zu danken find. Den siebenjährigen Krieg mit allen seinen wunderbaren Wechseln von Glück und Unglück erlebte ich in den Jahren, wo die Einbildungskraft starke und helle Bils der am leichtesten aufnimmt. Ich war Augens zeuge des unbeschreiblichen Enthusiasmus,

der

der sich damals sowohl der Unterthanen als selbst weit entfernter Ausländer bemächtigte; und ich nahm Theil daran. Ich erlebte die traurigen sieben Jahre nach diesem Kriege, wo Friedrichs Lande so sehr von den Folgen desselben gedrückt waren, wo Cirkulas tion und Industrie fast gänzlich stockte, und wo selbst einfichtsvolle Patrioten glaubten, die Wunde wåre unheitbar. Friedrich beynahe allein verfor nicht den Muth, Er strebte unmers müdet von den ersten Tagen seiner Zurückkunft. an, fein Land wiederherzustellen. Ich beoba achtete aufmerksam die mannigfaltigen Wirs kungen dieses Strebens. Ich sah zuweilen aus unrichtigen Principien gute Folgen entz stehen; ich sah oft richtige Principien mißvers standen und sehr widrige Folgen haben: und bewunderte nicht selten in beiden Fällen den an Hülfsmitteln unerschöpflichen Geist, der auf die Mittelstraße wieder einzulenken wußte, wenn man am gewisfesten hätte glauben sollen, die genommenen Maaßregeln müßten auf die tadelnswürdigsten Extreme leiten,

und

und der dennoch seinem Hauptzwecke immer getreu blieb. Wenn ich über viele wichtige Gegenstände irgend etwas weiß: Ueber Glaus bensfrenheit, über Aufklärung, über Sittlich keit, über Thätigkeit, über Industrie, über Handlung, über Cirkulation, über die Wen: dung, welche der Charakter von Nationen durch ihren Regenten nimmt, und über das, was einer Nation, wenn einmal ein bestimms ter Charakter in ihr liegt, nicht leicht durch die Gewalt eines Regenten, ja selbst nicht durch die Zuneigung gegen Ihn genommen wird; so habe ich es meiner beständigen Beobachtung dieses im Frieden noch mehr wie im Kriege thatenreichen Mannes, und meiner mehr als zwanzigjährigen Aufmerksamkeit auf seine Verfügungen, und auf die Folgen derselben die uns vor Augen lagen, zu danken.

Ich empfand zuweilen, ich will es gern gestehen, auch mein Theil an dem Mißvergnús gen, das sich anfänglich von nicht wenigen Seiten spüren ließ; denn gewöhnlich litten wir unter Friedrichys Fehlern unmittelbar,

und

und die Folgen seiner richtig gedachten Ans ordnungen zeigten sich oft nur nach und nach und ziemlich entfernt. Meine Ueberzeugung von der Weisheit seiner Regierung ward zus erst sehr lebhaft, als nach diesen sieben für Berlin so drückenden Friedensjahren, in den Jahren 1771 und 1772 eine allgemeine Theurung in Deutschland, und dadurch an vielen Orten Hungersnoth entstand. Das mals ward hingegen in unserm Lande, dem man von Natur sehr wenig Hülfsmittel zuz traut, und von dem man damals allgemein glaubte, es sen durch Krieg und vermehrte Abgaben ganz ausgefogen, zur allgemeinen nothdürftigen Verpflegung bis in die klein: ften Städte Rath geschaft; so daß das Elend ben uns, obgleich sehr groß, dennoch bey weitem nicht so schrecklich war, als in vielen andern blühender scheinenden Ländern. Ja es nahmen sogar viele Unterthanen aus bes nachbarten getreidereichen Provinzen zu uns ihre Zuflucht, und fanden Hülfe*): theils

aus *) Es wurden 1771 und 1772 allein vom Armens direktorium in Berlin gewiß 3000 wo nicht

mehr

aus unserer eigenen Ersparung, theils durch Zufuhr durch unser Land über See*). Dies,

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mehr Fremde aus andern Låndern verpflegt, welche die große Noth zu uns trieb, und die nach Endigung derselben zum Theil zurückgins gen, zum Theil bey uns blieben. Ich weiß rührende und schreckliche Beyspiele davon. Das Armendirektorium, dessen gewöhnliche jährlis che Ausgabe für die Berlinschen Armen über. 80,000 Rthlr. ist, nahm in diesen zwey Jahren des Elends, in ́edler' Zuversicht auf den König, ohne bey Ihm anzufragen, über 60,000 Rthlr. Kapitalien auf, um kein drins gendes Bedürfniß, auch nicht das Bedürfniß ganz fremder Leute, hülflos zu lassen. Fries drich bezahlte diese Schulden in den Jahren 1775 und 1777. (S. Beschreib. von Berlin Ilr Bd. S.643.) Es ist dieß eine in seinem thatenreichen Leben kaum bemerkte That, aber vielleicht eine der edelsten.

* Im Herbste 1771 und im Frühling 1772 gins gen, auf besondere Erlaubniß des Königs, durch Magdeburg 60,000 Berliner Scheffel Intreide als Fürstengut, ohne allen Zoll, und 20,000 Scheffel mit dem gewöhnlichen Zolle (mit Ers fassung des damaligen hohen Transito: Zolls) nach Kursachsen. Auch wurde eine beträchts liche Menge Getreide in Stettin für Sachsen

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