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gleich mit diesen deutschen theils unsichern, theils schlecht gebrauchten Quellen, folgt er den seichtes ften französischen Schriften, besonders auch der ebengedachten lügenhaften Vie privée, die man Voltairen zuschreibt, und einer höchstparteyisch ges schriebenen Vie de Voltaire par M. (1787. gr. 8.) aus welcher er alle noch so apokryphische Anekdoten als die ausgemachtesten Wahrheiten in sein Buch überträgt, wie er denn auch aus den deutschen oben angeführten Anekdotensammlungen eine Mens ge ganz falscher Erzählungen aufnimmt. Es ist leicht zu erachten, welch eine heterogene und unzus verlässige Kompilation dieß Werk seyn muß; von welchem indessen sogar eine deutsche Ueberseßung angekündigt wird, da doch der größte und beste Theil des Werks aus deutschen Büchern genoms men ist.

Alle Irrthümer, die in diesen Büchern und manchen andern enthalten sind, rügen oder berich F 2 tigen.

Domanenkammer die Rede, welche die Königl. Einkünfte besorgt, aber keinesweges die Einkünfte der Magistrate einførdert. Gerade än dieser Stelle, wo von der Oberaufsicht der Kammern auf die Mas giftråte die Rede ist, giebt dieser Fehler einen höchft schielenden und ganz unrichtigen Sinn.

tigen zu wollen, würde nicht das Unternehmen eines einzigen Mannes seyn. Das meiste ist so leicht hin ers zählt, daß es fast ganz müßte verworfen werden. Bey andern ist Wahrheit mit Falschheit so unter: mischt, daß es sehr viel Mühe und Nachforschen ko: stet, beides wieder zu sondern. Es ist aber doch gewiß, daß durch diese vielen falschen Anekdoten, die endlich, so oft wiederholt, für Wahrheit gehalten werden, der Charakter mancher Begebenheiten, und zum Theil auch der Charakter des Königs in ein sehr fal sches Licht gestellt wird. Es ist also die Pflicht eines Wahrheitsfreundes, zu berichtigen, so viel er kann, und wenn ihm Erzählungen aus Gründen unwahrs scheinlich dunken, wenigstens seine Zweifel anzus zeigen, damit die Wahrheit hervorkomme. Dieß ist der einzige Zweck dieses Abschnitts. Die Hers ausgeber der Anekdoten werden daher meine Be richtigungen und Zweifel nicht so auslegen, als ob ich ihnen dadurch auf irgend eine Art Vors würfe machen wollte. Man kann mit dem besten Willen nicht mehr liefern als man hat, und mit der besten Absicht oft eine falsche Erzählung wieders holen, weil man glaubt, sie sey wahr. Besonders geschieht dieses, wenn man nicht Gelegenheit hat, die Wahrheit zu verificiren, oder nicht alle Sorgfalt Daben

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dabey anwendet. Bey den Anekdoten, die ich selbst erzähle, kam zwar beides zusammen; aber dens noch kann es wohl seyn, daß ich irgend worinn geirrt habe. In solchem Falle werden mir von jedem, bey dem obige beide Eigenschaften zusammentreffen, Berichtigungen angenehm seyn. Wenn nur wirk liche Wahrheitsliebe da ist, so wird man in jeden einzelnen Fällen schon bey näherer Ueberlegung und Zusammenhaltung der Umstände der Wahrheit nås her kommen.

I.

Des Grafen Guibert Ehrengedächtni߆) un: fers großen Königs, ist eins von den vorzüglichsten neuern Kunstwerken einer Nation, die so viel F 3 schätz

Die deutsche Sprache hat kein Wort, welches dent französischen Eloge völlig entspricht. Es scheint mir, Eloge sey nicht eine bloße Lobschrift; diese würde auf französisch eher Panégyrique heißen müssen. Das Wort Denkschrift ist neu gemacht, und im Singular etwas ungewöhnlich, auch hat es Ade, lung in sein Wörterbuch nicht aufgenommen. Im Plural haben es die Ueberseßer bisher für das frans zösische Mémoires gebraucht, wofür man viel beffer das gute deutsche Wort Nachrichten brauchen

Fönnte.

fchahbare aufzuweisen hat. Der große Leberblick, die lichtvolle Ordnung, die lebhafte Darstellung der Thaten des großen Mannes, die richtigen Blicke in seinen Charakter, die edle Theilnehmung, der Enthusiasmus der aus Ueberzeugung entspringt, die vollkommene Gerechtigkeit die er dem Könige widerfahren läßt, ohne partenischer Lobredner zu seyn, machen es würdig, neben unsers Engels Lobrede auf eben diesen großen König gestellt zu werden.

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Der Graf Guibert hat in Ansehung der Riche tigkeit der Begebenheiten alles geleistet, was man von einem Ausländer und von einem so weit entfernten Ausländer verlangen kann. Es sind, freys lich kleine Unrichtigkeiten vorhanden, einige Beges benheiten sind nicht ganz aus dem wahren Gesichtss punkte angesehen worden, und. konnten es faft

nicht

könnte. Es scheint mir, Eloge (von einer Schrift øder Rede gebraucht) drücke nach dem feßigen französischen Sprachgebrauche, eine kurze Darstel lung der Thaten und des Charakters eines Man nes aus, die so geordnet ist, daß dadurch das Ruhmwürdige feines Lebens erhellt: und eigents. lich, so viel ich weiß, pflegt man das Wort Eloge nur ben Schriften oder Reben auf Verstorbene ju gebrauchen,

nicht von jemand der so weit entfernt lebt, der Sprache unkundig ist, von manchen Verfassungen des preußischen Staats, vón dem wahren Zusam menhange mancher Begebenheiten, hin und wieder nicht genau unterrichtet seyn konnte. Aber diese kleinen Mängel betreffen selten die größen wesentlic ehen Vorfälle; davon ist vielmehr, so viel ich weiß, noch kein ausländischerSchriftsteller so gut unterrich tet gewesen, Dieses und die edle Unparteylichkeit im Urtheilen, macht dieses Ehrengedächtniß den Deutschen höchst wichtig, welche so gewohnt sind, von Ausländern unrichtig verstanden und unbillig beurtheilt zu werden,

Es würde vielleicht nicht ohne Nußen seyn, auch die kleinsten Unrichtigkeiten in einer in ganz Europa so allgemein gelesenen und bewunderten Echrift anzuzeigen und za erörtern; denn Wahrs heit ist doch das erste Erforderniß der Geschichte. Ich will jetzt nur einen Zweifel über eine Erzählung des Erafen mittheilen. Sie scheint mir ein kehrs reiches Beyspiel, wie schwer es in vielen Fällen ift, die Giaubwürdigkeit einer Geschichte völlig außer Zweifel zu sehen, besonders die Glaubwürs digkeit von Anckdoten.

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