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das Privilegium auszufertigen befehlen. „, Gut, Sire sagte der Markis, „ich werde Ihnen selbst ,, eine Bittschrift machen. Aber verlieren Sie fie ,, nicht wieder."†) Moses schrieb also auf wieder: holtes Verlangen des Markis unterm 19. JuliusTM seine Bittschrift nochmals ab, und der Markis fügte unter seinem eigenen Namen folgendes hinzu:

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, Un Philofophe mauvais catholique, fupplie un phi,,lofophe mauvais proteftant, de donner le privilège à un ,, philofophe mauvais juif. Il y a dans tout ceci trop ,,de philosophie, pour que la raison ne foit pas du coté ††) de la demande.“

Darauf erhielt Moses unterm 26, Oktbr. das Privilegium. Die Chargenkasse verlangte von ihm. verordnungsmäßig musend Reichsthaler Gebüh; ren. Diese erließ ihm der König auch im folgens den Jahre 1764.

Im

†) Eh bien! Sire! Je vous ferai moi - même un placet, mais ne le perdez pas!

tt) Ein nicht sehr katholischer Philosoph, bittet einen nicht sehr protestantischen Philosophen, einem nicht fehr jüdischen Philosophen das Schußprivilegium zu geben. Es ist so viel Philosophie dabey, daß es die Vernunft gewiß billigt.

Im Jahre 1779 supplicirte Moses, aus Liebe für seine Kinder, beym Könige unmittelbar :

,,Sein Privilegium auf seine Nachkommen bei ,, derlen Geschlechts auszudehnen, nach Inhalt der ,, General - Schuß - Privilegien.“

Dieß schlug ihm der König ab †). Aber König Friedrich Wilhelm II ertheilte es, auf Ansuchen der Wittwe des Philosophen, im Jahre 1787.-*

XIII.

Der Markis war einige sechszig Jahr alt, seine Kränklichkeit nahm zu, das kalte nördliche Klima ward ihm immer beschwerlicher: er wünschte sein liebes Vaterland die Provence wieder zu sehen, bes sonders auch um seine Gemahlin in solche Lage zu sehen, daß sie nach seinem Tode mit Anstand leben könnte. Es kam hinzu, daß der König auch ålter ward, und nicht selten etwas wunderlich war. Er söhnte sich zwar allemal bald wieder mit dem Mar: & 3 fis

t) Die verschiedenen dieß Privilegium betreffenden Umstände, habe ich aus öffentlichen Akten gezogen; ausgenommen die Bittschrift des Markis d'Argens, die der Kabinetsorder vom 24. Oktbr. 1763 nicht bengelegt ist.

fis aus. Dieser war doch aber bey zunehmendem Alter über manche Verfälle empfindlicher als in jüngern Jahren, wo er alles bloß von der lustigen Seite angesehen hatte. Es ward ihm beschwerlich, Abends zur gesetzten Stunde dem König aufwarten und mit ihm speisen zu müssen, wenn er lieber seis "ner Gesundheit und Bequemlichkeit gepflegt håtte; kurz, er war des Hoflebens satt, und sehnte sich nach Ruhe. Ich erinnere mich einer interessanten Unterredung hierüber, in welcher er mir einen Theil der Begebenheiten seiner jugendlichen und månìlis chen Jahre mit der gutmüthigen Beredsamkeit eines alten Mannes erzählte, der auf sein beynahe zu Ende gehendes Leben zurück denkt. Er schilderte besonders mit lebhaften Farben das wenige wahre Gute, und die großen Beschwerlichkeiten des Hoflebens, welches er seit dreißig Jahren genug hatte kennen lernen. Er sagte endlicht): „Der Umgang mit den Größen hat etwas mit der Natur der Sünde gemein. Anfänglich scheint er sehr anges ,, nehm,

+) La Societé des Grands, eft de la nature des pechés. Dans le commencement elle femble être bien agréable. Mais dès que le premier agrement eft paffé, elle trouble vôtre repos.

,,nehm, aber, wenn die erste Annehmlichkeit voŤ: • ,, über ist, macht er sehr unruhig.“ Er fing schon im Jahre 1768 verschiedenemal an mit dem König das von zu sprechen, daß er wohl auf ein Jahr eine Reise nach Frankreich machen möchte; der König wollte aber nichts davon hören, weil er befürch tete, der Markis möchte nicht zurück kommen. Endlich schrieb er einigemal an den König, und bat um Urlaub zu dieser Reise. Aber er bekam nicmals schriftliche Antwort. Der König suchte es ihm mündlich auszureden, und sagte ihm mehrs mals:., Er könne ihn nicht von sich lassen."

Nachdem der Markis deshalb lange mit dem König unzufrieden gewesen war, und nicht wußte, wie er auf gute Art zu seinem Zwecke gelangen sollte; so fiel ihm, der selbst in allen Stücken so billig dachte, plöhlich ein, der König föunte doch wohl eine hinlängliche Ursache haben, ihn zurück zu halten. Er erinnerte sich, daß er eine ansehnliche Sammlung der vertrauten Briefe des Königs besaß, und glaubte, dieß sey die Ursache, warum ihn dies ser nicht von sich lassen wolle. Sogleich holte er sie hervor, las sie sämtlich nochmals durch, und legte sie mit größter Sorgfalt jahrweise in chronos 'logische "Ordnung. Er brachte mit dieser Arbeit € 4

einige

einige Wochen zu, in welcher Zeit er nicht aus dem Zimmer ging. Als er alles in Ordnung hatte, schrieb er an den König:

.. Er habe bisher noch ein schatbares Bfand des Vertrauens, dessen ihn der König gewürdigt habe, ,, besessen. Er wolle es hiermit dem Könige wier ,, der zustellen, weil es sich nicht siemen würde, dass , felbe mit sich in ein fremdes Land zu nehmen. Durch feine beständige Kränklichkeit sey er außer Staud ge ..fekt, dem König ferner nüglich zu seyn, und er sey überzeugt, dieselbe werde nur in einem gelindern Kiima erträglicher werden. Er bitte daher den Kdnig um seinen Abschied, danke Ihm für die viele ge noffene Guade, und versichere, daß Ihm sein Herz dar für ewig ergeben bleiben würde."

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Diesem Briefe war das. Paket aller Briefe des Königs versiegelt beygefügt. Dem Könige tras iten Thränen in die Augen, als er diesen Brief las. Er rief aus: Wie? Denkt der alte Mann ich ,, werde nicht Geld genug haben, ihm, so lange er ,, lebt, seine: Pension zu zahlen!“ Er schrieb einen rührenden Brief an den Markis, worinn er ihm Urs laub zur Reise, aber nicht den Abschied, ertheilte. Er bat ihn, seine Gesundheit möglichst zu pflegen, und setzte hinzu, wenn er wieder zu ihm kommen

fönne

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