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reich angeführt zu werden. Sein jüngster Brus der, der, wie gewöhnlich, bey den Jesuiten †) stus dirt hatte, war daselbst so stumpf bigott, und das bey so fanatisch eifrig geworden, daß sein Umgang ünerträglich wurde. Er predigte in allen Gesells schaften mit Bitterkeit gegen die unschuldigsten welts lichen Freuden. Spaziergang und Tanz schrie er für Günde aus. Er hatte beständig den Befchs rungsgeist und die Wundersücht des fanatischen heil Franz Xavier und die Keuschheit des kindischen heil. Aloysius Gonzaga im Munde, und ging in feiner bigotten Devotion für den heil. Aloys so weit, daß er eines Tages heimlich in seines zweyten Brus ders des Präsidenten zu. Air Kunstsammlung sich schlich

Der

ihretis liebte die Jesuiten nicht. Er kanute

ihre Ranke, und die geheimen Mittel, wodurch sie ihre Macht ju unterstügen wissen, sehr genau, und hat mir manches davon erzählt. Nachdem sie 1767 14 aus Frankreich vertrieben waren, und jedermann der nachher erfolgten Aufhebung entgegen sah, wat er der einzige, welcher, auch gegen den König, be hauptete: Selbst wenn dieser furchtbare Orden 972,, aufgehoben werden sollte, würde er in wenigen • Jahren un unter andern Namen und mit verneuer

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ter Macht wieder empor fomnien." Der Erfolg hat genugsam gezeigt, wie richtig er geurtheilt hät.

schlich, und voll Wuth verschiedene Gemälde und alle Bildsäulen verstümmelte. Dieser war natür lich sehr ungehalten darüber, und der junge Mensch war nicht zu bedeuten, daß er unrecht gehandelt håtte; denn er glaubte immer noch Gott und dem Heil. Aloys einen Dienst gethan zu haben, Die ganze Familie war einig, daß der junge Mensch endlich verrückt werden würde, wenn man ihn nicht auf bessere Gedanken bråchte; aber wie dieß anzuş fangen wåre, wußte man nicht: denn die Macht der Jesuiten war viel zu groß, als daß man sich Håtte unterstehen dürfen, zu sagen, sie hätten ihn in seiner Devotion irre geführt. Es war ein Bis schof in der Familie, der nach einiger Ueberlegung ganz falt sagte: „Ich werde den rohen Jüngling ,, bald von seiner fanatischen Thorheit aufs sicherste kuriren. Ich werde ihn zum Priester weihen." Man begriff nicht, was dieß helfen sollte. Sehr „, viel", verseßte der erfahrne Bischof. „Wann er oft Beichte hört, wird er schon den Lauf der Welt kennen lernen." Die Weihung geschah, und zur Verwunderung aller ward der junge Mensch in ein paar Jahren sehr viel billiger und toleranter. Der Markis feßte d'un air goguenard hinzu: „Unsere Weiber in Provence beichten lebhaft und umstånd

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» lich

lich; und das fruchtete so viel, daß mein from? „mer Bruder nichts mehr verstümmeln, und selbst „nicht verstümmelt seyn wollte."--*

VII.

Im Winter zu Ende des Jahrs 1760 und im Anfange des Jahrs 1761 nahm der König sein Winterquartier in Leipzig. Seine Sorgen nach einem Feldzuge voll so vieler widriger und glückli cher Vorfälle verließen ihn auch während dieser Ers holungszeit nicht; dem er sah das Mißliche seiner Lage wohl sehr genau ein, und er mußte alle Kräfte feines großen Geistes aufbieten, um in dem folgenz den Feldzuge gegen seine vielen Feinde Stand hals ten zu können, Die Mittel dazu mußte er bloß in Sich Selbst finden, da er fast niemand zu Nathe zie. hen konnte und wollte. Um sein Gemüth etwas aufzuheitern, ließ er seine Kammermusik zu seinem gewöhnlichen Abendkonzerte, und auch den Markis d'Argens zu einem freundschaftlichen` Abendges spräche nach Leipzig kommen,

Der König, äußerst sorgsam für seine Gesunds heit, die er im folgenden Feldzuge, wie er wohl wußte, so sehr würde nöthig haben, speisete des Abends gar nicht. Er ließ dem Markis aber die

Wahl,

Wahl, ob er um halb 8 Uhr nach dem Konzerte in seiner Gegenwart speisen, oder ob er früher zu Hause speisen und um diese Zeit zu ihm kommen, wollte. Der Markis wählte das lehte. Eines Abends, da er ins Zimmer trat, fand er den König anf dem platten Boden sißen, vor ihm eine Schüss sel mit Fricassé, aus welcher seine Hunde ihr Abendessen hielten. Er hatte ein kleines Stöckchen in der Hand, mit dem er unter denselben Ordnung hielt, und dem Favorithunde die besten Bissen zu schob. Der Markis trat. einen Schritt zurück, schlug die Hände voll Verwunderung zusammen, und rief aus: „Wie werden sich doch jeht die fünf » großen Mächte von Europa, die sich wider den ,, Marquis de Brandebourg verschworen haben, den "Kopf zerbrechen, was er jeßt thut? Sie werden,

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etwa glauben, er macht einen für sie gefährlichen „Plan zum nächsten Feldzuge, er sammlet die » Fonds, um dazu Geld genug zu haben, oder ,, besorgt die Magazine für Mann und Pferd, ,, oder er entwirft Negotiationen um seine Feinde, „žu trennen und sich neue Alliirten zu schaffen. ,,Nichts von alle dem! Er fißt ruhig in seinem »Zimmer und füttert seine Hunde.”

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VIII.

Als der siebenjährige Krieg geendigt war, und der König nun fiegreich zurückerwartet wurde, machs ten die Einwohner von Berlin zur Einholung des selben Anstalten, die dem Enthusiasmus angemess sen waren, den dieser schwere Krieg, und die Gets ftesgröße des Siegers schon längst erregt hatten. Alle Stände waren in allgemeinem Taumel, um den triumphirenden Einzug des Königs zu vers größern. Von verschiedenen Personen wurden Kom panien errichtet, "zu Fuß und zu Pferde, mit neuen Uniformen. Eine der ansehnlichsten war eine Kom pante zu Pferde, die der bekannte Kaufmann Gottskowski errichtete. Zu dieser gesellete sich auch der Markis d'Argens. Ob er sich sonst gleich sehr selten, außer wenn er zum Könige ging, ankleidete, und damals gewiß in sechs Monaten nicht in die freye Luft gekommen war, ob er gleich seit mehr als zwanzig Jahren nicht geritten hatte, ob ihn gleich jedermann, der ihn kannte, abrieth, diesem Einzuge beyzuwohnen; so ließ er sich doch durch nichts abhalten. Er ließ sich die zur Kompanie gehörige reiche Uniform sticken. Es ward ein sanfts müthiges Pferd ausgesucht, auf demselben übte er fich viele Tage lang auf dem Hose seiner Wohnung

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