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in Air und Toulon wirklich für ächt gehalten. Der Markis lachte anfänglich darüber, als er aber fah, daß viele Einwohner in Aix und Toulon die Sache ernstlich nahmen, so hatte er deshalb einige sehr uns angenehme Stunden, Bey seiner Zurückkunft schalt er darüber den König, nach seiner Art, wacker aus, Dieser lachte über diese Schäkerey. Jener aber behauptete immer: Que cela paffoit la raillerie.

Einige Zeit vor der dritten und lehten Reise des Markis, da er oft krånklich und mit dem Könige unzufrieden war, und da es zugleich Leute gab, die unter dem Scheine der Freundschaff diese Unzufries denheit zu vermehren suchten, machte er in einer mißvergnügten Stunde das folgende Gespräch eines Kapuziners mit dem Hauptmanne Don Pedro, in welchem er seine Lage bey dem Könige nach dem Leben schilderte, und auch den Hirtens brief, der ihm noch wehe that, nicht vergaß. Er wollte dieß Gespräch dem Könige übergeben, und es vielleicht drucken lassen. Indem er mit diesem Gedanken umging, fiel der König in eine Unpåß lichkeit. Sogleich war sein Mißvergnügen vore über, und er übergab sein Gespräch dem Könige nie. Furcht war gewiß nicht Ursache daran, denn er hat in mehreren Fällen dem Könige alles gesagt, Nikolai Anekd. v. K. Fr, IL. 17 H. €

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was er sagen wollte. Es war wirklich Gutmüthig keit: denn, zumal wenn er den König leiden sah, konnte er es nicht übers Herz bringen, Demselben auch nur eine mißvergnügte Viertelstunde zu mas chen. Ich habe das Gespräch nach der Originals handschrift des Markis überseht.

Gespräch zwischen einem Kapuziner und einem spanischen Officiere."

Don Pedro und Pater Jrendus.

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D. P. In Wahrheit, ehrwürdiger Pater, ich hätte », mir nie eingebildet, meinen alten Freund Don Lopez in Kapuzinerkleidung wiederzufinden. Seit wann

„, tragen Sie die Kutte ?"

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p.J.,,Kurz darauf seitdem ich Valenzia verlies, ,, wo unser Regiment abgedankt wurde. In Verlegens „heit, einen Staud zu finden, worinn ich ruhig leben ,, könnte, und voll Verdruß über alle ausgestandene Sorgen und Kummer, faßte ich endlich den Entschluß, „die Welt zu verlassen, und ward ein Mönch.“

D.P.,,Aber wie konnten Sie sich zu diesem neuen ,,Stande gewöhnen, der von Ihrem vorigen so weit " entfernt ift ?".

P.J.,,Man gewöhnt sich an alles; Gewohnheit ift „die audre Ratur. Anfänglich war es mir etwas schwer,

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von allem menschlichen Umgange entfernt zu leben; „als ich aber überlegte, was ich in demselben gelitter .batte, so schieh mir die Einsamkeit angenehm. Ich „war genöthigt, Morgens und Abends Psalmen her. ....jubeten, ich betete sie sehr ruhig und gelassen her ; „und wenn der Chor vorbeŋ war, that ich in meiner ,, Zelle was mir gefiel, Ich aß gemeine Speisen, aber „, ich verdauste sie gut, weil Niemand meine Verdauung ,,ftörte. Ich dachte bey mir selbst: wie viele Leute haft ,, du nicht daffelbe Schicksal in der Welt erfahren sehen, ,, das Gott dem Adam vorhersagte, daß er nemlich im Schweiße seines Angesichts sein Brod effen sollte! Ende lich machten Gewohnheit und Nachdenken mir meinen "Zustand so angenehm, daß ich ist sehr ungern wieder in ,, die Welt zurückkehren würde. Aber Sie, Freund „Don Pedro, wae haben Sie seit beynahe dreißig Jah „ren, da ich Sie nicht gesehen habe, gemacht?"

D. P. Ich trat zwey Jahre nachdem ich Sie vers ,,laffen hatte, beym Herzog von Medina Celi in Dienst, ,,und seit dieser Zeit bin ich beständig daben geblieben."

P.J.,,Ja welcher Bedienung fiehen Sie bey dies „sem Herzog, und wozu nüzen Sie ihm?"

D. P... Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich weiß es nicht. Ich begreife noch nicht, wozu ich diesem Herrn „nüßlich seyn könnte, es sey denn, daß ich ihm zur "Gelegenheit diene, sich durch allerhand Späße zu belustigen. Da mir aber Gott noch nicht alle Selbsts

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,, verläugnung eines guten Mönchs verliehen hat, fs. ,, fällt es mir schwerer, mich zu diesen Späßen zu gewöh ,, nen, als Ihnen, Ihre Psalmen zu fingen."

p.J.,, Aber, Don Pedro, Spaß ist nur Spaß. Der ehrwürdige Pater Seraphin unser Gardian, sagt fein Späßchen so gut wie ein andrer; indessen ist uns fer Kloster doch sehr wohl mit ihm zufrieden. Wie. ,, find denn aber seine Späße beschaffen? Verlegen sie, auch nicht die chriftliche Liebe?

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D. P.,,Er hat so einige Späße, die den P. Sex ,,raphin in Verlegenheit sehen würden, wenn sie ihn.

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beträfen. Ich will Ihnen ein Beispiel geben. Als ich ,, vor einiger Zeit eine Reise nach den estremadurischen ,,Gebirgen unternahm, ließ der Herzog von Medina Celi, um sich einen Spaß zu machen, einen unter „,dem Namen des Bischofs von Madrid ausgefertig.. ,,ten Hirtenbrief drucken, in welchem dieser Prälat ,,allen Spaniern, die mich antreffen würden, rieth,

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über mich als einen Freygeißt, einen Störer der öffent-,,lichen Ruhe, und einen Feind der Religion geradezu ,, herzufallen. Ich könnte Ihnen noch mehrere von ,, feinen kurzweiligen Dingen anführen, die zwar weniger », gefährlich, aber defto kränkender find.

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P.J.,. Was dachten Sie aber, als Sie in diesem ,, vorgegebenen Hirtenbrief die bischöfliche Ermahnung , fanden, Sie ad majorem Dei gloriam in die andre "Welt zu schicken?

D.P.

D.D.,,Ich dachte, es wäre allenfalls beffer, einen .. Menschen aus Spaß in Lebensgefahr zu bringen, als „funfzig in einem Auto da Fé verbrennen zu lassen.'

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P.J.,, Der Spaß im Namen des Bischofs von ,, Madrid kommt mir ein wenig stark vor.. Was die ,, übrigen Späße betrift, so müßen Sie dem Himmel ,,dafür danken, wenn sie Ihre Eigenliebe beleidigen : „denn das wird zu Ihrem Seelenheil gereichen. Aber ,, sollten Sie nicht von ohngefähr etwas gethan haben, ,, was Ihnen solche Späße hat zuziehen können?" & D. P. „Ich habe öfter meine Aufführung mit größter Strenge untersucht, und seit den sieben und ¡wanzig Jahren, die ich im Dienste des Herzogs von ., Medina Celi bin, habe ich mir niemals etwas vorzųwerfen gewußt. Es müßte denn ein gleich großes Verbrechen seyn, aus Mangel der Gesundheit wie aus Mangel des guten Willens nicht dienen zu können."

P.J...Ich weiß nicht, ob es bey den Großen ein ,,Verbrechen ist, krank zu seyn und alt zu werden; aber , wenns wäre, so geben Sie sich immer auch deshalb ,,iufrieden. Ich habe in meinem Kloster sieben und

wanzig Jahre hindurch vier bis fünftausend Psalmen ,, verbraucht, und Sie sieben und zwanzig Jahre lang ,,vier bis fünf tausend Graße. Das kommt beynahe ,, auf eins heraus. Das Leben ist ja ohnedas nichts ,, als ein Gaukelspiel, oft mehr traurig als luftig, wel „ches endlich der Tod endigt."

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