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trauens gegen diesen rechtschaffenen Mann schließen. Aber d'Argens verdiente auch dieses Vertrauen im Höchsten Maaße, wegen seiner Treue und seiner åussersten Verschwiegenheit. Wenn er einen Brief des Königs erhielt, schloß er sich ein, um ihn zu lesen. Man hat mehrmals durchs Schlüsselloch beobach tet, daß er, so ångstlich er sonst die Kälte fürchtete, gemeiniglich seine zwey Müßen vor sich liegen hatte, und den Brief mit entblößtem Haupte las. Er hielt alle diese Briefe sorgfältig verschlossen, und erzählte niemals etwas von deren Inhalt, es müßte denn etwas sehr erfreuliches gewesen seyn, da er dann den enthusiastischen Antheil, den er daran nahm, nicht verheelen konnte. Er sagte mir von dieser Kors respondenz: „Ich hatte den König schon mehrere » Jahre gekannt, und wußte, daß er ein großer Mann war; aber erst durch diese Briefe habe ich ,, seinen erhabenen Geist recht kennen lernen. Er tft einzig in seiner Art."-*

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III.

kann zum Beyspiel dienen. Der Graf Guibert fagt: (Eloge S. 139) qu'il eft impoffible de s'arracher de cette lettre. Was würde er sagen, wenn er die ganze Sammlung lesen sollte!

III.

Um ein kleines Beyspiel zu geben, auf welcheut vertrauten Fuß der König mit dem Markis d'Ars gens umging, will ich hier ein scherzhaftes Billet mittheilen, mit welchem ihm der König einen seiner Aufsähe sendete, den er von Thibault †) in der Akas demie hatte vorlesen lassen. Um den Anfang des Billets zu verstehen, muß man wissen, daß der König, welcher gewohnt war, seinen Lieblingen Namen beyzulegen ††), schon in früheren Jahren den Markis, wenn er denselben in seiner ausge: zeichneten liebenswürdigen Laune sah, le divin Marquis zu nennen pflegte; ferner, daß der Kds nig oft mit ihm wegen seiner Belehrsamkeit und Belesenheit scherzte, und darüber spåttelte. Das Billet ist ganz von der eignen Hand des Königs. Es hat kein Datum. Man weiß aber, daß es etwa 1767 oder 1768 geschrieben ist.

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,,Votre

1) Herr' Thibault ward vor einigen zwanzig Jahren als Professor der französischen Sprache an die Rits terakademie in Berlin berufen. Wegen seiner gus ten: Aussprache trug ihm der König gewähnlich auf, was er in der Akademie wollte vorlesen lassen, vorzulesen.

H) So nannte er z. B. Suhm, Diaphane, Kaiserling, Caefarion, u. f. t.

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Votre Divinité permettra, que mon huma

nité Lui offre un ouvrage lû dans l'Academie.

,,Je vous l'envoye parce qu'il a été lû dans cette

,,affemblée, dont (quoiqu'absent) Vous faites le

,, plus bel ornement.

Un ouvrage de Scaliger,

,, ou de Suidas, ou de Freinshemius Vous feroit ‚ peut-être plus agréable; je n'en ai point dans

ma boutique, et chaque arbre ne peut fournir ,, que les fruits qu'il produit. Contentez-Vous ,,de ceux-ci, et fi cela ne Vous fatigue pas trop, ,, continuez Votre bienveillance au pauvre ignorant ,, qui Vous donne ce qu'il a, et qui du pied du Tacré Mont, admire votre Divinité, dont la

"

,, plénitude domine fur ce fommet impérieux qui ,,s'élève au deffus des nûes."

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,, Ew. Gottheit wolle erlauben, daß meine ,, Menschheit Hochderselben ein in der Akademie ,, vorgelesenes Werk vorlege. Ich schicke es Ihe ,,nen, weil es in dieser Gesellschaft ist vorgelesen

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obgleich abwesend die

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,,worden, von der Sie » schönste Zierde sind. Ein Werk von Skaliger ,, oder Suidas oder Freinshemius würde Ihnen „vielleicht angenehmer seyn; ich habe aber ders »gleichen nicht in meinem Vorrathe, und ein Baum ,, kann keine andere Früchte liefern, als die er her. » vorbringt. Nehmen Sie mit diesem vorlieb, ,, und wenn es Ihnen nicht zu beschwerlich fällt, fahren Sie fort in Ihrem Wohlwollen gegen ,, den armen Unwissenden, der Ihnen giebt was ,, er hat, und der am Fuße des heiligen Berges ,,Ew. Gottheit bewundert, deren Fülle auf des. ,, sen stolzem Gipfel thront, welcher sich bis über die » Wolken erhebt."

"

"

IV.

,,Friedrich"

Ich will auch ein Beyspiel von der hypochons drischen Laune des Markis gegen den König geben. Während der zweyten Reise des Markis nach der Provence, da ihn der König gern bald wieder zus

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rack wünschte, sehte der lehte, im Namen des Erzs bischofs von Air, einen Hirtenbrief wider die Freygeister auf, in welchem besonders der Markis d'Argens als ein Kezer und Atheist abgemalt war, vor welchem alle gute Provenzalen gewarnt wurs den. Der König ließ von diesem ganz im erzs bischöflichen Kanzleystil abgefaßten Hirtenbriefe eine kleine Anzahl Exemplare drucken, und ließ einige davon ohne Namen an Personen von des Markis Bekanntschaft in der Provence senden, das mit dieser Aufsaß ihm durch dieselben zukommen sollte. Die Absicht war theils Scherz, theils daß der Markis, von dem der König vorher vermus thete, daß dessen lebhafte Einbildungskraft die Bes sorgniß der Gefahr übertreiben würde, den Hire. tenbrief vielleicht für wirklich åcht halten, und dests eher zurückkommen sollte. In dieser lehten Absicht that dieser vorgegebene Hirtenbrief viel größere Wirkung, als der König im Sinne hatte. Er hatte nicht daran gedacht, daß man in der Provence nicht so tolerant als in den preußischen Staaten ist, sondern daß die Einwohner mehrentheils bigott: katholisch sind, und daß ein Mandement eines Erz- bischofs dort kein Gegenstand des Spaßes seyn kann. Anfänglich ward auch wohl der Hirtenbrief

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