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wiß noch mehr bekannt geworden seyn. Der König schäßte seine außerordentlichen Talente nach Vers dienst, und liebte ihn mehr, als er es um ihn vers dient hatte. Schon während des siebenjährigen Krieges war der König wieder mit ihm in Briefs wechsel, und dem Anscheine nach im besten Verneh men. In einer Entfernung von Hindert Meilen ging das an; aber in der Nähe würde es bald vors bey gewesen seyn, nicht durch des Königs, sondern durch Voltaires Schuld. D'Argens sagte: Le Roi veut tacher de fe faire aimer de lui, mais il ne réüffira pas. Es ist ein Zeichen von des Markis d'Argens gutmüthigem und verträglichen Charaks ter, daß er mit diesem ungestümen Manne, so. lange sie beide um den König waren, nie einen Zwist gehabt hat.

Ueberhaupt wäre es wohl zu wünschen, daß aus noch vorhandenen Nachrichten, der Umgang des Königs mit diesen französischen Gelehrten nås her auseinander gesehet würde. Man würde ses hen, daß der König genöthigt war, sich von ihnen zurückzuziehen, weil die meisten nicht selten seine Güte mißbrauchten. Er glaubte an ihnen litteras rische Freunde zu finden, in deren Gesellschaft Er die Sorgen der Regierung vergessen, und Geist

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und Herz in ihrer Konversation öffnen könnte. Aber fie glaubten nun den König ganz als Ihres Gleiz chen traktiren zu dürfen. Sie wollten ihren Zånke: reyen durch Ihn Sanktion geben, waren äußerst indiskret darinu, und wenn seine Ideen nicht die ih rigen waren, so führten sie sich sehr undankbar auf, und zeigten genug, daß sie bloß ihr eigenes Selbst suchten, aber nichts um des Königs willem thaten, den sie nur für ein Mittel ausähen, sich selbst zu heben.

D'Argens hingegen hatte wirklich die herzlichste Zuneigung zum Könige; auch wußte der König dieß sehr wohl, und deßwegen liebte Er ihn vor allem Ausländern. Sie waren sehr vertraut. †) Der K84 nig scherzte viel mit ihm, und ward auch, wie es seine Art war, zuweilen sehr kaustisch. D'Argens wußte wieder zu scherzen, denn sein Wih stand ihm in der Konversation sehr zu Gebote. Aber er wußte auch an sich zu halten, wenn er merkte, daß der König nicht in der Laune war, sich Repartieen geben

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†) Die Nachrichten vom Umgange des Königs mit dem Markis d'Argens und von vielen dahin gehör rigen Vorfällen, habe ich theils aus dem Munde des fel. Obersten Quintus Jcilius, theils von einem genauen Bekannten des Markis.

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geben zu lassen. Machte es der König aber zu arg, fe fuhr er entweder mit seiner provenzalischen Leb haftigkeit auf, und dann konnte selbst der König vor ihm nicht zum Worte kommen. Oder er schmollte auch wohl einige Tage lang, gab fich für` frank aus, und dann schickte der König gewöhnlich mehrmals zu ihm, oder schrieb ihm öftere Briefe, ehe er wieder kam. Auch alsdenn schalt er zuwei len noch wenn er ins Zimmer kam, halb im Scherz halb im Ernst. Der König kam ihm sodann ents weder mit offenen Armen entgegen, oder gab ihm treuherzig die Hand. Der König, ob er gleich über des Markis kleine Schwachheiten, besonders über seine eingebildeten Krankheiten sich divertirte, und sich oft ein kleines Fest daraus machte, desser Zorn zu reizen, weil ihn das lebhafte Auffahren desselben belustigte, konnte doch nicht im Ernst böse auf ihn seyn, weil er allzugut wußte, welch ein ehrlicher Mann, und wie aufrichtig ihm ergeben >'Argens war.

Während seines Aufenthalts am Preußischen Hofe that er drey Reisen nach der Provence. Zu jeder derselben gab ein kleines Misverständniß mit seinem Königl. Freunde Gelegenheit. So bald er aber einis

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einige Stationen von Potsdam entfernt war, hatte er schon sein Misvergnügen vergessen, und schrieb dann schon dem Könige Briefe voll rührender Aus: drücke der Dankbarkeit und Anhänglichkeit. Er war gewiß, den nächsten Posttag die freundschaft: lichsten Antworten vom Könige zu erhalten. Auch dachte er, so sehr er auch gemeiniglich, aus Miss vergnügen, auf die Abreise bestanden hatte, doch in den ersten Tagen nach derselben schon an seine Zurückkunft. Er sagte seiner Reisegesellschaft im Wagen: Er habe nun den festen Vorsah gefaßt, die Einladungen des Königs zur Abendmahlzeit nicht mehr so oft und so ungestüm abzuschlagen; und sehr wahrscheinlich nahm sich Friedrich auch vor, ihn nicht mehr über seine eingebildete Krank heiten so laut zu verspotten: denn das war es, was der Markis am wenigsten ertragen konnte. Die dritte und lehte Reise geschah 1769. Auf der selben war es eben so, und der Markis würde wahrscheinlich wieder zurückgekommen seyn, wenn ihn der Tod nicht übereilt håtte.

In einer Zeit von beynahe dreißig Jahren, die er um den König war, hat er demselben niemals das geringste Mißvergnügen gemacht, als zuleht dadurch, daß er den König verließ und nach Frank

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reich zurückkehrte. Was ihm noch zu größerm Lobe gereicht, ist, daß er während dieser langen Zeit niemals jemand beym Könige geschadet hat, aber wohl manchem nüßlich gewesen ist. Doch war er sehr abgeneigt, sich auf irgend eine Art in Geschäfte zu mischen. Nur selten legte er für jes mand Vorsprache ein, oder bat etwas vom Könige. Der König gab ihm das größte Merkmal seines Vertrauens, indem er während des siebenjährigen Krieges fast posttäglich, und zuweilen sehr lange Briefe an ihn schrieb. Wenn man recht die Lage des großen Mannes während dieses wunderbaren Krieges bedenkt, wenn man bedenkt, was dabey aufs Spiel stand, welche große Plane durch seinen Kopf gehen mußten, da sich halb Europa wieder ihn verband, wie viele Unglücksfälle er erlitt, wels che außerordentliche Rettungsmittel er anwenden. mußte, und daß fast seine einzige Erholung und Trost war, die Gedanken, die ihn drückten, in den Schooß seines treuen d'Argens auszuschütten, und dessen Antworten zu lesen; so kann man auf die Wichtigkeit der Briefe †) und auf die Größe des Vers trauens

†) Einer derselben, welcher nach der Schlacht bey Liegnis aufgefangen wurde, und oft gedruckt ist,

Fann

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