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besonders liebte, einen kurzen Auszug aus dem Heidelbergschen Katechismus, und unterwies fie in der Religion nach reformirten Grundsågen. Wahr ist es, daß er selbst weder die Messe noch eine Predigt hörte.

Der Markis d'Argens, als er wegen seiner Philofophie du bon fens von der Geistlichkeit in seinem Vaterlande verfolgt ward, gieng er nach Holland, und, von da nach Deutschland. Er kam auf Eme pfehlung der Frau Mutter des jeķtregierenden Hers zogs von Wirtemberg in den ersten Jahren der Res. gierung K. Friedrichs II. nach Berlin. Er ward Kammerherr, nachher Direktor der philologischen Klasse der Akademie, und auch eine kurze Zeit Dis rektor der Schauspiele.

Er war des Königs Gesellschafter, und man kann wohl sagen, dessen wahrer Freund. Der König fand bey wenigen von den Ausländern, die er in den ersten funfzehn Jahren seiner Regierung um sich hatte, und mit Wohlthaten überhäufte, wahre Zuneigung, da er Anfangs die Meinung hatte, in ihrer Gesellschaft nicht König seyn zu wollen, sondern ein Bedürfniß in sich fühlte, zus weilen eine Stunde freundschaftlich sein Herz zu Sfnen. D'Argens schilderte mir diese Männer fols

gens

gendermaßen: er, der sie genau gekannt hatte, der ein völlig unbefangener Mann und als er mit mir von ihnen sprach, in gar keiner Kollision mit ihnen war, die ihn håtte parteyisch machen können.

Darget war ein ehrlicher Mann, dem aber der Aufenthalt beym König zur Last fiel, und der sich nach Frankreich zurücksehnte; er schäßte den König hoch, aber liebte ihn nicht.-De la mettrie ward von dem Könige wirklich nicht geschäßt. Er betrachtete ihn vielmehr als einen Possenreißer, der zuweilen entre deux vins belustigen könnte. De la mettrie bezeugte sich äußerst unwürdig ges gen den König, er plauderte nicht nur in der Stadt aus, was an der Tafel des Königs war geredet worden, sondern erzählte alles falsch und mit hås misch en Zusäßen. Besonders that er dieses an der Tafel des Lord Tyrconell, des damaligen franzde fischen Gesandten, bey dem er auch starb†). —

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+ Er hatte beym Lord Tyrconell sich an einer Trüffels pastete eine Indigestion zugezogen. Er wollte erftiks ken, und ließ sich, gegen das eifrige Zureden seiner Freunde, besonders des Hrn. D. Mac - Mahon, Arztes des Gesandten, eine Ader öffnen.

Er

wollte

Algarotti, ein sehr feiner Mann und sehr feiner Politiker, gefiel sich in Friedrichs Gesellschaft, weil dieser König und ein Mann von Geiste war. Der König schäßte ihn sehr und liebte ihn wegen feiner guten Eigenschaften; aber Algarotti sahmehr auf das Ansehen, das ihm des Königs Freundschaft gab, und liebte den König nicht, welches ders

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wollte felbft Arzt seyn; und man stellte ihm daher vor, daß dieß wieder die ersten Begriffe der Medicin wäre. Seine Antwort war: Je veux accoutumer mes indigeftions aux faignées; aber er starb beym ersten Versuche. La Mettrie hatte bekanntlich im mer über alle Religion gespottet. Ein Irrländis scher katholischer Priester, der im Haufe des französischen Gesandten war, wollte ihn am Ende noch·* bekehren, oder doch das Ansehen davon haben, : wie dieß sehr gewöhnlich ist. Er drångte sich ins Simmer des Kranken, und dieß Zudringen ward von einigen Leuten begünstigt, die dadurch den de la mettrie dem Könige noch verächtlicher zu machen trachteten. Der Kranke wollte von allen bem, was ihm ber Priester sagte, nichts hören. Dieser aber blieb immer sißen. Endlich rief de la Mettrie, indem der Schmerz sehr argward, die Worte Jefus Marie aus! Ah! vous voilà enfin rerourné à ces noms confolateurs! rief der Irrländer. De la mettrie fagte: Mon Père, ce n'eft qu'une façon de parler, und starb wenige Minuten darauf.

selbe auch zuletzt wohl merkte.

Maupertuis, den der König wegen seiner Wissenschaften and wes gen seines angenehmen Umgangs schäßte, war beftändig voll Grillen und Pråtensionen, und beneidete jeden, mit dem der König freundschaftlich sprach, weil er glaubte so viel zu verlieren als ein anderer gewaun. Er war daher niemals zufrieden, und machte dem Könige, dem er mit seinen Grillen be schwerlich fiel, und der ihn gern håtte zufrieden stellen wollen, sehr viel Verdruß. — Voltaire, obs gleich bey weitem der größte Schriftsteller unter allen, war auch der undankbarste gegen den König†). Er war neidisch gegen jeden, den der König vorzog. Seine meiste Bitterkeit gegen den König kam das her, daß er sich immer noch nicht genug von Ihm vor den übrigen gelehrten Lieblingen ausgezeichnet glaubte. Voll Stolz und Petulanz schlug er das her nicht selten, wenn alles in bester Laune war,. B3 die

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Der Graf Guibert, der überhaupt Friedrich den Großen im Ganzen, so edel, so billig, so richtig beurtheilt, sagt von dem Umgauge des KI: nige mit Voltairen sehr wahr: Le sentiment, les procedés et les menagémens furent toujours plus de coté du Prince que du Počec. Eloge du Roi de Pruffe, S. 10.

die andern in des Königs Gegenwart, auf eine unartige Weise nieder, die den König nicht selten selbst verstimmte; ja, zweymahl, da Voltaire allzu insolent ward, mußte der König, als König spres chen, und Voltaire war, so stolz er sich gezeigt. Hatte, nun augenblicklich sehr gedemüthigt. Aber er rachete sich durch unartige und zum Theil fals sche Erzählungen, hinter des Königs Rücken †) Er rühmte sich des Königs Werke zu korrigiren, welches, wie d'Argens versicherte, (außer zufälligem Rath über einzelne Wörter oder Redensarten) nicht der Wahrheit gemåß war; und sprach doch verächtlich von denselben. Es ist gewiß, daß Voltaire von den Schriften des Königs, die ihm unter dem Siegel des Geheimnisses anvertrauet waren, heims lich Abschriften nehmen ließ, und daß die Poefies diverfes zuerst durch ihn, wider des Königs Willen, dffentlich bekannt wurden. Der König hatte also nicht Unrecht, ihm in Frankfurt am Main diese Abschriften wegnehmen zu lassen; sonst würde ges wiß

† Argens sagte mit seiner provenzalischen Lebhafs tigkeit einft zu mir, von Voltaire: Le B a de l'esprit comme trente, mais il est malicieux comme un vieux finge,

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