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8. Juni 1922

WIRTSCHAFTLICHE UMSCHAU

Juni

Wiedergutmachungsleistungen und Auslandanleihe. Auf die deutschen Vorschläge zur Sicherstellung der Wiedergutmachungsforderungen durch die Neuordnung des deutschen Finanzwesers, die der Wiedergutmachungskommission in Paris am 29. März übergeben worden waren, ist am 31. Mai die Antwort der Entente erfolgt. Die Kommision hat in den deutschen Vorschlägen „eine ernstliche Anstrengung" gesehen und daraufhin den am 21. März beschlossenen Zahlungsaufschub für einen Teil der während des Jahres 1922 in Ausführung des Zahlungsplanes zu bewirkenden Zahlungen bis zum Ende des Jahres 1922 werlängert. Nach diesem abgeänderten Zahlungsplan war bekanntlich für das Jahr 1922 die Zahlung auf 720 Mill. Goldmark in bar und 1450 Mill. M. in Sachleistungen festgesekt. Mit der Verlängerung des Zahlungsaufschubs war zunächst die bereits in schwarzen Farben gemalte „Gefahr des 31. Mai" beseitigt. Freilich behält sich die Kommission das Recht vor, den bewilligten Zahlungsaufschub jederzeit wieder aufzuheben, wenn die deutsche Regierung den übernommenen Verpflichtungen nicht nachkommt.

Ein wesentlicher Punkt in den durch die Wiedergutmachungskommission geforderten und von Deutschland bestätigten Maßnahmen war die Begrenzung der schwebenden Schuld auf den Stand vom 31. März 1922. Dabei war jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen worden, „daß unter den gegenwärtigen finanziellen Verhältnissen solche Ankönnen, wenn strengungen nicht durchgeführt werden Deutschland nicht eine ausreichende Unterstüßung im Wege einer äußeren Anleihe erhält." Diese Vorbedingung ist leider durch das ergebnislose Auseinandergehen der internationalen Finanzkommission zur Prüfung der Anleihefrage hinfällig geworden, und so hat auch der Reichsfinanzminister am 23. Juni im Reichstag ausdrücklich erklärt, daß durch das Nichtzustandekommen der Anleihe die Vorausseßungen für unsere Maßnahmen noch nicht erfüllt sind, und allerdings hinzugefügt, daß wir troßdem jedes Mittel zur Sanierung unserer Finanzen prüfen und die Mittel anwenden werden, die durchführbar sind.

Die Verhandlungen über die Möglichkeit und die Art einer deutschen Auslandanleihe haben einen großen Teil des Monats hindurch das allgemeine Interesse des In- und Auslandes wachgehalten. Lange Zeit stand zunächst die Frage zur Erörterung, ob die deutschen Finanzen sogleich durch eine möglichst große Anleihe auf dem internationalen Geldmarkt gestübt und endgültig ins Reine gebracht werden sollten, oder ob man zunächst durch Bewilligung einer kleinen Anleihe, die den deutschen Geldbedarf auf einige Jahre decken könnte, Deutschland zunächst eine Atempause gewähren solle. Voraussetzung für den ersten Weg, der von Sir Robert Hornes vertreten wurde, wäre nach allgemeiner Auffassung eine grundsäßliche Herabminderung der Gesamtzahlungsverpflichtung Deutschlands gewesen, wobei gleichzeitig ein entsprechender Teil der Kriegsschulden unter den Alliierten niederzuschlagen gewesen wäre. Der Weg schien um so weniger gangbar, als Amerika, das ohnehin in der Kommission nur inoffiziell vertreten war, sich ihm ablehnend gegenüberstellte. Der andere Weg, die kleine Anleihe nach Sir John Bradbury, hat besonders in Frankreich Widerspruch gefunden, da er zunächst für Frankreich nur geringe Barmittel ergeben hätte, indem der größte Teil zur Sicherung der deutschen Finanzwirtschaft und für die belgischen Voransprüche hätte Verwendung finden müssen.

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Deutschland war bei der Pariser Bankierkonferenz zwar vertreten, doch haben sich die Verhandlungen im wesentlichen zwischen den Vertretern der alliierten Staaten abgespielt. In der deutschen Offentlichkeit ist namentlich die Stellungnahme des geschäftsführenden Präsidialmitgliedes des Reichsverbandes der Deutschen Industrie, Geheimrat Bücher, gelegentlich der Tagung des Eisen- und Stahlwarenindustriebundes in Elberfeld vielfach beachtet worden. Ebenso wie es in englischen Bankkreisen ausdrücklich betont wurde, wies Geheimrat Bücher darauf hin, daß nur eine endgültige Lösung der Finanzfrage Deutschland die zur wirklichen Regelung der Wiedergutmachungsverpflichtung und zunächst überhaupt zum Zustandekommen der Anleihe nötige Stärke seiner Stellung geben könne. Niemand wird einem Schuldner Geld leihen, dessen wirtschaftliche Verhältnisse nur auf kurze Zeit im Gleichgewicht bleiben können. Eine Regelung auf kurze Zeit aber, jene Atempause" - Anleihe, müßte zunächst die deutsche Valuta heben, damit aber die Ausfuhr erdrosseln zumal, wenn gleichzeitig die im Versailler

Vertrage Deutschland aufgezwungene Meistbegünstigung ohne Gegenseitigkeit bestehen bleibt. Damit würde ein Teil der Arbeitslosigkeit der übrigen Welt auf Deutschland überfragen werden, und die Unmöglichkeit, auf dem Weltmarkt als Mitbewerber aufzutreten, wird die Zahlungsbilanz wieder passiv werden lassen, das deutsche Geldwesen weiter zerrüften.

Nach langen Verhandlungen, bei denen die politischen Gegensäke namentlich zwischen Frankreich und England stark aufeinanderprallten, hat sich die Kommission schließlich am 10. Juni auf unbestimmte Zeit vertagt, nachdem sie ihr Urteil dahin zusammengefaßt hatte, daß zwar,,,sofern die notwendigen Bedingungen für die Belebung des deutschen Kredits verwirklicht werden können, ansehnliche Anleihen auf allen Hauptmärkten der Welt mit Erfolg flüssig gemacht werden könnten", und daß „die rein finanziellen Bedingungen jebt der Ausgabe solcher Anleihen entschieden günstig, günstiger als zu irgendeiner Zeit seit dem Kriege" seien, daß indessen die Wiederherstellung des auswärtigen Kredits Deutschlands solange unmöglich sei, als die geldgebenden Kreise keine Sicherheiten sehen, daß Deutschlands Verpflichfungen, so wie sie gegenwärtig festgeseßt sind, und wie sie erzwungen werden können, innerhalb seiner Leistungsfähigkeit liegen". Mit aller Deutlichkeit hat die Kommission deren Aufgabe ja nur eine begutachtende Stellungnahme war - schließlich zum Ausdruck gebracht, daß nach ihrer Ansicht ,,die Wiederaufnahme normaler Handelsbeziehungen zwischen den Ländern und die Stabilisierung der Währung ohne endgültige Regelung der Wiedergutmachungszahlungen und anderer öffentlicher Schulden unmöglich ist“.

Die Sachlieferungsabkommen. Für die Regelung der deutschen Wiedergutmachungsleistungen sind besonders wichtig drei Vereinbarungen, die sämtlich noch der Genehmigung der beteiligten Regierungen bedürfen, obwohl ihr Abschluß bereits lange zurückliegt, nämlich

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1. das Wiesbadener Abkommen) vom 6. Oktober 1921, 2. das Bemelmans-Abkommen vom 27. Februar 1922, mit Zusäten vom 7. April 1922, das zwischen Deutschland und der Wiedergutmachungskommission abgeschlossen ist) und den freien Verkehr mit denjenigen alliierten Mächten mit Ausnahme Frankreichs einführt, die dem Abkommen beitreten,

3. das Gillet - Abkommen vom 15. März 1922, das die Anwendung des Bemelmans-Abkommens auf Frankreich und die dadurch bedingte Abänderung des Wiesbadener Abkommens regelt. Die Bedeutung der an zweiter und dritter Stelle genannten Verträge liegt darin, daß sie an die Stelle der im Wiesbadener Abkommen vorgesehenen Anforderungsund Leistungsverbände einen freien, weniger schematischen und der Bureaukratisierung in geringerem Maße ausgeseßten Verkehr trefen lassen.

Walther Rathenau †. Mit dem Gang aller dieser Verhandlungen, die in der Richtung der deutschen „Erfüllungspolitik“ liegen, ist der Name des am 24. Juni schmählich ermordeten Außenministers Walther Rathenau aufs engste verknüpft. Seit seinem Eintritt in die Regierung ist Rathenau und seine Politik stark angefeindet und Wert und Bedeutung der greifbaren Ergebnisse dieser Politik, unfer denen neben den genannten Sachlieferungsabkommen insbesondere der Vertrag von Rapallo mit Rußland zu nennen ist, angezweifelt worden. Indessen darf - unabhängig von der je nach der politischen Einstellung verschiedenen Beurteilung dieser greifbaren Ergebnisse - nicht übersehen werden, daß ein unschäßbarer Vorteil für das Vorankommen der deutschen Verhandlungen schon allein in der Tatsache lag, daß Deutschland hier über einen Mann verfügte, mit dem vermöge seiner persönlichen Eigenschaften die Vertreter der Entente überhaupt ernsthaft und sachlich zu verhandeln geneigt waren. Hat die Konferenz von Genua nicht viel mehr an wirklichen Ergebnissen gezeitigt, als die Tatsache, daß die Staatsmänner der Entente wirklich wochenlang nicht nur unter einander, sondern auch mit den deutschen Vertretern sachlich verhandelt haben, so ist das unzweifelhaft zum großen Teil auf den persönlichen Einfluß und das Geschick des jekt als Opfer einer beklagenswerten politischen Verhebung Ermordeten zurückzuführen.

Die deutsche Valuta. Unter den günstigen Erwartungen, die man an das Zusammentrefen der internationalen Bankierkonferenz und ihr Gutachten geknüpft hatte, war die deutsche Valuta ein wenig, aber doch merklich in die

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8. Juli 1922

Höhe gegangen unter dem Eindruck des negativen Befundes der Konferenz aber ist der Wert der Mark sofort wieder steil abgesunken und hat gegen das Monatsende als unmittelbare Folge der Bestürzung über die Ermordung Rathenaus am 24. Juni mit einer amtlichen Berliner Notierung von 345 M/$, vorübergehend im freien Verkehr sogar bis 356 M/S, ihren bisherigen Tiefstand noch weiter unterschriften. Die leichte Besserung in den leßten Tagen des Monats, die durch die einmütige Entrüstung, die starke Geste der Abwehr seitens der Regierung und durch die im gesamten Ausland geteilte Trauer über den Verlust Rathenaus herbeigeführt worden ist, hat indessen nicht vermocht, mehr als die augenblickliche Spike in dem gleichmäßigen Sinken der Markkurve auszugleichen. (Vergl. das Schaubild.)

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Kohlenversorgung. Die Frage der Uberstunden im Bergbau ist heute dringender denn je, da auf der einen Seite die Förderung im Ruhrkohlenbergbau in den lebten Monaten ständig zurückgegangen ist, und zwar derart, daß sich die arbeitstägliche Förderung vom April zum Mai von 326 000 auf 308 000 vermindert hat. Die Gesamtförderung des April betrug 7,5 Mill. t in 23 Arbeitstagen, die des Mai rd. 8 Mill. t in 26 Arbeitstagen. Auf der anderen Seite sind während des Mai etwa 600 000 bis 700 000 f englischer Kohle eingeführt worden; diese Gesamteinfuhr könnte durch eine einzige Stunde täglicher Überschicht im Ruhrgebie! wettgemacht werden. Die Bergarbeiterschaft sollte sich recht wohl bewußt werden, daß das ständig zunehmende Eindringen englischer Kohle auf den deutschen Markt sie in ihrer Arbeitsmöglichkeit und ihrem Dasein aufs schwerste bedroht. Im Gegensab dazu haben die neuesten Verhandlungen über

die Wiedereinführung von überschichten im Bergbau nicht nur einen Mißerfolg gezeitigt, sondern wiederum ganz besonders traurige Einblicke in das völlige Unverständnis der radikalen Arbeiterkreise für die Lage der Gesamtwirtschaft ergeben. Die Überstundenverhandlungen, die am 7. Juni in Essen aufgenommen wurden, führten zu keinem Ergebnis, ebenso lehnte die Revierkonferenz der vier Bergarbeiterverbände, die am 11. Juni in Bochum stafffand, das Lohn- und Überschichtenabkommen, das die Verbandsvorstände mit dem Zechenverband unter Mitwirkung des Reichsarbeitsministers ausgearbeitet hatten, mit großer Stimmenmehrheit ab. Das Abkommen sah eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 25 M für die Schicht vor, davon sollten 15 M aus einer Kohlenpreiserhöhung und 10 M aus dem Mehrerlös der Förderung durch vier Überstunden in der Woche erzielt werden Um die Mitte des Monats wurden die Verhandlungen im Reichsarbeitsministerium von neuem aufgenommen und dabei ein Schiedspruch gefällt, der eine Erhöhung der Tariflöhne um 25 M für die Schicht vom 15. Juni an und um weitere 10 M für die Schicht vom 1. Juli an vorsah. Über die Leistung von Überschichten erhoffte man eine Einigung, da durch das dem Reichstag inzwischen zugegangene Gesek über die Arbeitzeit im Steinkohlenbergbau die Festlegung der geseblichen täglichen Arbeitzeit unmittelbar bevorsteht. Die Frist für die Annahme des Schiedspruches lief bis zum 29. Juni; die Bergarbeiterorganisationen haben sowohl das Lohnabkommen wie das Überstundenabkommen abgelehnt. Die dadurch geschaffene Lage ist bei Abschluß dieses Heftes noch nicht zu übersehen.

Das Arbeitzeitgesek für den Bergbau. Das Reichsarbeitsministerium hat dem Reichstag einen bereits vor längerer Zeit fertiggestellten Geseßentwurf über die Arbeitzeit in den Steinkohlenbergwerken vorgelegt. In der Begründung zu dem Entschluß wurde u a. ausgeführt, daß der Entwurf den Befürchtungen der Arbeiterschaft, die tariflich vereinbarte Arbeitzeit im Bergbau könnte eine dauernde Verlängerung erfahren, beseitigen will, indem er die regelmäßige Arbeitzeit geseßlich festlegt. Die Höchstarbeitzeit soll entsprechend den geltenden Tarifverträgen für den oberschlesischen Steinkohlenbergbau auf 7% Stunden, für die anderen Reviere auf 7 Stunden festgeseßt werden. In dem dem Reichsraf vorgelegten Entwurf war, dem Gutachten des Vorläufigen Reichswirtschaftsrats entsprechend, eine verschiedenartige Abstufung der Arbeitzeit vorgesehen, je nachdem die Wärme 28 bis 32°, 32 bis 36° oder mehr als 36° beträgt. Bei den Verhandlungen des Reichsrats wurden lebhafte Einwände gegen eine derartige Festlegung auf genaue Temperaturgrenzen laut, da außer der Wärme auch noch andere Umstände, wie die Feuchfigkeit oder die Staubentwicklung bei der Bemessung der Arbeitzeit in Betracht gezogen werden müßten. Im Hinblick auf diese Bedenken wurde die Bestimmung unter Zustimmung der Reichsregierung in der Weise geändert, daß die erforderlichen Abstufungen der Arbeitzeit der Regelung im Einzelfalle überlassen bleiben.

BÜCHERSCHAU

Maschinen

Maschinentechnisches Versuchswesen Band II. untersuchungen und das Verhalten der Maschinen im Betriebe. Von A. Gramberg. 2. Aufl. Berlin 1922, Julius Springer. 601 Seiten mit 327 Abb. und 2 Tafeln. Preis geb. 130 M.

Die Vorzüge dieses überaus reichhaltigen Handbuches wurden in Z. 1919 S. 893 beim Erscheinen der 1. Auflage gebührend gewürdigt. Gramberg erforscht vor allem die Einflüsse veränderter Betriebszustände und führt damit vor Augen, wieviel Versuche bieten können. Einen Nachteil hat das Buch, nämlich daß auf die in der Literatur vorhandenen Versuche anderer Autoren verhältnismäßig wenig eingegangen und ein Literaturverzeichnis nicht gebracht wird. Es liegt heute eine ganze Reihe neuer Arbeiten vor, in denen einzelne der hier gebrachten Versuche ganz allgemein behandelt worden sind. Hingewiesen sei auf die bekannten Pumpenversuche von Krauß, die Versuche mit Rückkühltürmen von Geibel, die Untersuchungen der Resonanzschwingungen in Pumpen von Wagenblasf, die Versuche an Kompressionskältemaschinen von Fischer, die Untersuchungen an der Dieselmaschine von Neumann oder die umfassenden und doch klaren Berichte über Betriebserfahrungen mit Lokomotiven von Sanzin, sämtlich aus den,,Forschungsarbeiten auf dem Gebiete des Ingenieurwesens", Verlag des V. d. I. Es ist unbedingt erforderlich, daß man sich zunächst mit den einschlägigen vorliegenden Versuchsergebnissen vertraut

macht, wenn man selbst Versuche vornehmen will. Grambergs Abbildungen genügen hierzu oft noch nicht, was z. B. aus einem Vergleich seiner Ventilerhebungsdiagramme in Abb. 214 und 215 mit denen von Krauß klar hervorgeht.

Der Weltverkehr und seine Technik im 20. Jahrhundert. Von Professor Dr.-Ing. Otto Blum. Zwei Bände. Stuttgart und Berlin 1921, Deutsche Verlagsanstalt. Preis geb. 72 M. Unter den Schriften, die die Ergebnisse der Fachwissenschaft einem weiteren Kreise zugänglich machen sollen, nimmt diese Arbeit einen hervorragenden Plak ein. Sie behandelt im ersten Band die geographischen Grundlagen des Verkehrs, die wichtigsten Tatsachen der Verkehrsgeschichte, die Eisenbahnen; im zweiten Band den Seeverkehr, die Binnenschiffahrt, die Stellung Deutschlands im Verkehr, Verkehrspolitik, Verkehr und Siedelung, Beziehungen zwischen Kultur, Technik und Verkehr.

Die Arbeit gibt von einem hohen Standpunkt einen Überblick über das Gesamtgebiet des Personen- und Güterverkehrs. Ohne sich in technische Einzelheiten zu verlieren, zeigt sie die großen Gesichtspunkte für die Beurteilung der Verkehrsanlagen in ihrer Bedeutung für das wirtschaftliche Leben der Völker. Blum erläutert die Abhängigkeit der industriellen Entwicklung von den Erzeugungsstätten der Rohstoffe, der Tüchtigkeit der Menschenrassen, den geographischen Bedingungen und dem Stande der Verkehrstechnik. Er zeigt

das Auf- und Absteigen der Völker in wirtschaftlicher und politischer Macht mit der Anderung der großen Straßen des Weltverkehrs infolge der Fortschritte in der Technik der Verkehrsmittel und Verkehrswege. Gedankenreich sind seine Ausführungen über die Bedeutung des Suezkanals und des Panamakanals, über die Beziehungen zwischen den Seehäfen, den Binnenwasserstraßen und den Eisenbahnen. Er zeigt ferner die Entwicklung der Großstädte und Weltstädte als Stätten, an denen sich die Gütererzeugung zusammenballt, in ihrer Abhängigkeit vom Stande der Technik des Güterverkehrs. Er schildert die Vorteile und Nachteile dieser Siedlungsformen und zeigt die großen Schäden, die den gewaltigen Aufschwung aus der überraschen industriellen Entwicklung des lekten Jahrhunderts begleiten.

Blum hat eine Menge Wissensstoff zusammengetragen aus Quellen, die in vielen Einzelabhandlungen verstreut liegen. Diesen Stoff hat er mit eigenen neuen Gedankengängen zusammengefaßt. Er sieht die Dinge mit den Augen des Ingenieurs und er gibt ein anschauliches, umfassendes und einheitliches Bild von der Bedeutung der Verkehrstechnik für unsere ganze Kultur.

Seine Arbeit ist beste Wissenschaft in leichtverständlicher Form. Der Ingenieur, der Kaufmann, der Volkswirt, der Polifiker und der Lehrer wird aus dieser Schrift Anregungen schöpfen, die die eigene Berufsarbeit befruchten können. Richard Petersen.

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Aus der Werkstatt großer Forscher. Von Dr. F. Dannemann. 4. Auflage. Leipzig 1922, Wilhelm Engelmann. 442 Seiten mit 70 Abb. Preis geh. 75 M, geb. 115 M.

Jeder, der an den Naturerscheinungen Anteil nimmt, wird Dannemanns Werk mit großem Genuß lesen. Er hat es verstanden, die oft schwer zu lesenden Quellenwerke so zu bearbeiten, daß es den Anschein hat, als ob die Forscher den Lesern selbst ihre Gedankengänge vortrügen. Ein Quellennachweis ist beigegeben und kann zu eingehenderen Studien anregen. Dannemann beginnt mit Aristoteles und schließt mit der Radiumforschung. Jeder der 80 Abschnitte, die allen möɑlichen Gebieten der Naturwissenschaffen entnommen sind, ist in sich geschlossen. Man hat den Wert des Werkes nicht allein darin zu suchen, daß es dem Leser einen hohen Genuß bereitet, sondern daß es die oft mühsamen Wege beleuchtet, auf denen die Erkenntnis fortgeschritten ist und errungen wurde. Kurzes Lehrbuch der Elektrotechnik. Von Dr. A. Thomälen. 9. Auflage. Berlin 1922, Julius Springer. 396 Seiten mit 555 Abb. Preis geb. 80 M.

Auch die vorliegende, im Zeitraum von zwei Jahren der 8. folgende 9. Auflage enthält eine ganze Reihe von Anderu"gen, bei denen der Verfasser bestrebt war, sein Werk nach Möglichkeit zu vereinfachen; so ist u. a. das Potential im Feld einer Doppelleitung gebracht worden, womit die Kapazität einer Drehstrom-Freileitung und eines symmetrischen Drehstromkabels berechnet wird; ferner das Dittmarsche Verfahren zur Ermittlung von Reibungsverlusten, das Edlersche Verfahren zur fehlerfreien Anordnung des Belags der Steuerwalzen. Der Abschnitt 82 über Ortskurven" bringt nach Bloch die Gleichungen einer Geraden und eines Kreises in symbolischer Form, wodurch die symbolische Rechnung ganz außerordentlich an Werf gewinnt.

Ein Jahrbuch der Chemie. Von Prof. Dr. H. Bauer u. a. 1. Jahrgang. Stuttgart 1922, Franckh'sche Verlagsbuchhandlung. 88 Seiten mit 6 Abb. Preis geh. 9,60 M.

Die Beschaffung der Rohstoffe ist wohl in keiner Zeit so brennend geworden wie heute, und die Frage ihrer Lösung stellt an die chemische Forschung und chemische Technik ganz besonders hohe Anforderungen. Gerade die deutsche Wissenschaft ist es, die auf dem Gebiete der Chemie schon immer Großes geleistet hat, und große, ungeahnte Fortschritte sind auch jekt wieder zu verzeichnen. Über die Fortschrifte auf dem Gebiete der Rohstoffbeschaffung auch den gebildefen Laien auf dem laufenden zu halten, ist der Zweck des „Chemiebüchleins". Um die Ergebnisse und Ziele dieser Fortschritte leicht faßlich zu machen, ist bei der Berichterstattung wichtiger Arbeiten besonderer Wert darauf gelegt, daß der Leser in Form von kleinen Abhandlungen in das betreffende Gebiet eingeführt wird. Ferner sind nur solche Arbeiten berücksichtigt, welche zu einem gewissen Abschluß gebracht worden sind oder wenigstens soweit gefördert sind, daß sie Aussicht auf einen Erfolg versprechen. Kapillarchemie. Eine Darstellung der Chemie der Kolloide und verwandfer Gebiete. Von Prof. Dr. H. Freundlich. 2. Aufl. Leipzig 1922, Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H. 1181 Sciten. Preis geh. 400 M.

deutscher Ingenieure

Vorlesungen über die Geschichte der Chemie. Von Prof. Dr. R. Meyer. Leipzig 1922, Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H. 448 Seiten. Preis geh. 200 M.

Die Bewegung des flüssigen Wassers. Von A. Hofmann. Dießen vor München 1922, Jos. C. Huber. 68 Seiten mit 40 Abb. Preis geh. 35 M.

Der Energiebegriff. Entwurf zur Erkenntnisgrundlage der Ursachen aller Erscheinungen. Von P. Wagner. Selbstverlag des Verfassers, Charlottenburg, Oranienstraße 5. 96 Seiten. Preis geh. 1 Goldmark.

Brücken in Eisenbeton. Von Obering. C. Kersten. II. Teil:
Bogenbrücken. 4. Aufl. Berlin 1922, Wilhelm Ernst & Sohn.
228 Seiten mit 521 Abb. Preis geh. 99 M, geb. 120 M.
Vorschriften für Eisenbauwerke. Grundlagen für das Ent-
werfen und Berechnen eiserner Eisenbahnbrücken. Amtliche
Ausgabe der Deutschen Reichsbahn. Berlin 1922, Wilhelm
Ernst & Sohn. 41 Seiten. Preis geh. 42 M.
Bibliothek der gesamten Technik. 215. Band: Werkzeuge und
Werkzeugmaschinen. Von Dipl.-Ing. E. Preger. 5. Aufl.
Leipzig 1922, Dr. Max Jänecke. 415 Seiten mit 591 Abb.
Preis geh. 90 M.

Metallfärbung. Von Ing.-Chemiker H. Krause. Berlin 1922,
Julius Springer. 205 Seiten. Preis geb. 56 M.
Elektrotechnik für Alle. Von H. Günther. 3. bis 12. Aufl.
Stuttgart 1922, Franck'sche Verlagsbuchhandlung. 344 Seiten
mit 410 Abb. und 20 Tafeln. In 12 Lieferungen zu je 15 M.
Lieferung 1: S. 1 bis 16 u. 81 bis 96 und 3 Tafeln.
Von

Berlin 1922, Julius

H. Rietschels Leitfaden der Heiz- und Lüftungstechnik. Dr. techn. K. Brabbée. 6. Aufl. Springer. 1. Band 179 Seiten mit 257 Abb. 2. Band 175 Seiten mit 42 Abb. und 30 Tafeln. Preis geb. zus. 330 M. La prova all'urto su barrette intagliate. Von V. Prever und E. Balma. Turin 1922, Ajani & Canale. 51 S. mit 3 Abb. Organisation der Arbeit. Von H. L. Gantt. Gedanken eines amerikanischen Ingenieurs über die wirtschaftlichen Folgen des Weltkrieges. Deutsch von Dipl-Ing. F. Meyenberg. Berlin 1922, Julius Springer. 82 Seiten mit 9 Abb. Preis geh. 31,50 M. Kurzer Führer durch das deutsche Genossenschaftswesen. Von Dr. F. Ackermann. 3. Aufl. Neuwied 1922, Landwirfschaftliche Zentral-Darlehnskasse für Deutschland. 62 Seiten Preis geh. 20 M. Reichsgesek gegen den unlauferen Wettbewerb. Von Dr. A. Rosenthal. 5. Aufl. Berlin und Leipzig 1922, Vereinigung wissenschaftlicher Verleger. 347 Seiten. Preis geh. 150, geb. 180 M.

Trust Laws and Unfair Competition. Von J. E. Davies. Washingfon 1916, Government Printing Office. 832 Seiten. Staat und Wirtschaft. Einzeldarstellungen in Grundrissen. Die Berufsfreude im modernen Wirtschaftsleben. Von Dr. B. Rauecker, Berlin 1922, Zentralverlag G. m. b. H. 54 Seiten.

Dissertationen

(Die Orte in Klammern bezeichnen die Hochschulen.)

Beiträge zur Frage des elektrischen Zinnerzschmelzens. Von Dipl.-Ing. H. Krebs (Aachen). Die Wirtschaftlichkeit einer Großkraftverwertung der Kohlenenergie in Deutschland. Von Bergassessor K. Sieben (Aachen).

Über den Einfluß des Cers auf die Eigenschaften des Aluminiums und einiger wichtiger Legierungen von Leichtmetallen. Von Dipl.-Ing. J. Schulte (Aachen),

Über die Löslichkeit des Grafits in geschmolzenem Eisen. Von Dipl.-Ing. J. Biren (Aachen).

Die Kölner Adelshöfe und Patrizierhäuser des 18. Jahrhunderts. Von Dipl.-Ing. H. Siegel (Aachen).

Die Einwirkung von Generatoranlagen auf Generatorarbeiter. Von Gewerbeassessor a. D. E. Lenssen (Aachen). Über die Wärmebehandlung der Spezialstahle im allgemeinen und der Chromstahle im besonderen. Von Dipl.-Ing. R. Hohage (Aachen).

Wärmeübertragung im Wasserrohrkessel.

C. P. Thomas (Aachen).

Von Dipl.-Ing.

Die Trennbarkeit der organischen Gemengfeile einer Steinkohle nach dem spezifischen Gewicht. Von Dipl.-Ing. A. Sulfrian (Aachen).

Berichtigung

In der Besprechung des Buches,,Vorträge über Hebe zeuge“, Z. 1922 S. 556 1. Sp., ist nachzutragen, daß gering figige Ergänzungen, die nötig waren, um das Buch auf de Höhe zu halten, tatsächlich angebracht sind. In Zeile 3 a. a. O. lies demnach: brauchten, statt brauchen. Schluß des Textteiles

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Aus dem Inhalt Zu den Grundlagen der technischen Akustik / Seite 709 bis 740 Wasserkraftanlagen mit stehenden Turbinen, Zahnrädergetrieben und Schirmdynamos / Staubabscheidung aus Gasen durch Elektrizität / Untersuchungen an Luftpumpen für Kondensatoren Die Tätigkeit der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt im Jahre 1921 Wissenschaftliche Gesellschaft für Luftfahrt / Die Scheinblüte der deutschen Industrie / Schwedische Konjunkturtafeln. (Vollständiges Inhaltsverzeichnis am Anfang des Textteiles.)

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