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Rud. Schröder: Das Hamburger Was erwerk und die Entwicklung seiner Maschinenanlagen.

Baujahre veranschlagt, sodass man hoffen konnte, das Werk im Jahre 1894 in Betrieb stellen zu können. Mitten während der Arbeiten brach über Hamburg im August 1892 die schwere Cholera-Epidemie hercin, den Fortgang der Arbeiten ganz aufserordentlich hemmend. Durch eine gewaltige Anstrengung aller Beteiligten gelang es jedoch, trotzdem und ungeachtet des folgenden starken Winters sämtliche Arbeiten soweit zu fördern, dass schon am 27. Mai 1893 die alte Schöpfstelle ge

deutscher Ingenieure.

schlossen und Hamburg ausschliefslich mit gefiltertem Wasser versorgt werden konnte.

Die Oberleitung des Baues dieser Anlagen lag in den Händen des leider vor kurzem verstorbenen genialen Oberingenieurs der Baudeputation, F. Andreas Meyer.

Der weitere Ausbau der Werke erfolgte, nachdem 1897 eine besondere Deputation für die Stadtwasserkunst errichtet worden war, unter Oberleitung des Direktors O. Schertel.

Fig. 1. Lageplan.

Stromlauf der Norder-Elbe bis August 1879

1.Haupt zuführungskanal

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offener Zuflusskanal +88

Fig. 2.

Schnitt a-a (s. Fig. 1): Schöpfwerk auf Billwärder-Insel.

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Hamburger Null

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XXXXVI. Nr

Mai 1902

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neue Schopfstelle seit 1893

+8,5

der Behälter dient somit zur Ansammlung der Sinkstoffe, und diese werden bei dem in Abständen von 1 bis 12 Jahren vorgenommenen gänzlichen Ablassen und Reinigen der Behälter durch eine Entleerungsleitung in die oben abgeschlossene Alte Dove Elbe gespült.

Die Abflussbrunnen sind durch eine Zwischenwand in 2 Kammern geteilt. In der ersten mit dem Behälter in Verbindung stehenden Kammer befindet sich ein ähnliches Doppelsitz-Regulirventil wie in den Zuflussbrunnen, durch dessen Gehäuse das geklärte Wasser in die zweite Kammer gelangt, die wiederum mit dem Hauptzuführungskanale der Filter in Verbindung steht. In dieser zweiten Kammer befindet sich ein Schwimmer, der durch einen Schwinghebel auf das Doppelsitzventil in der ersten Kammer zu wirken bestimmt ist, um den Abfluss des Wassers entsprechend den Wasserständen im Behälter und im Hauptzuführungskanale der Filter selbstthätig zu regeln. Die Trägheit der grofsen Ventile macht indessen eine Nachregelung vonhand erforderlich.

Durch einen 180 m langen gemauerten, mit einer Deichschütze versehenen Schöpfkanal von 2,4 m 1. W., dessen Sohle auf +0,9 m liegt, gelangt das Wasser aus der Elbe, nachdem es eine Siebkammer durchströmt hat, in den durch eine Schütze absperrbaren Pumpbrunnen des Maschinengebäudes. Aus diesem wird es durch die Pumpmaschinen in ein Vorbecken gefördert, von dem aus es durch einen offenen Kanal, dessen 12 geneigte Böschungen mit Flachziegelmauerwerk bekleidet sind, den Zuflussbrunnen der 4 Ablagerungsbehälter zugeführt wird. In jedem Zuflussbrunnen dieser Behälter ist ein vonhand regelbares Doppelsitzventil untergebracht, dessen Gehäuse durch zwei 920 mm weite Rohre mit dem Ablagerungsbehälter verbunden ist.

Die vier Ablagerungsbehälter haben bei einer mittleren Länge von rd. 350 m und einer durchschnittlichen Breite von rd. 120 m zusammen rd. 300 000 cbm Nutzinhalt und sind an der auf +5,2 m liegenden Sohle sowie an den 1:3 geneigten

Bis jetzt war nur ein gemauerter, auf dem Lageplan, Fig. 1, als erster bezeichneter Hauptzuführungskanal für die Filter vorhanden, dessen Sohle neben den Ablagerungsbehältern auf +4,3 m liegt, und der auf der 2750 m langen Hauptstrecke 2,6 m Dmr. erhalten hat. Um diesen Kanal gelegentlich reinigen zu können, sowie zur weiteren Sicherung des Betriebes der Filteranlagen wird zurzeit ein zweiter Hauptzuführungskanal ausgeführt, der beim Abflussbrunnen des Ablagerungsbehälters D beginnend, bis Kaltehofe in 7,5 m Abstand vom ersten Hauptzuführungskanal liegt, und mit diesem durch 2 vorhandene Schächte Verbindungen erhält, die durch Schieber absperrbar sind. Durch Einbau von Schützen in

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den ersten Hauptzuführungskanal sollen im gegebenen Falle einzelne Teilstrecken aufser Betrieb gesetzt werden können. Der zweite Hauptzuführungskanal wird daher nur in Ausnahmefällen allein das Wasser den Filtern zuzuführen haben, und dementsprechend ist sein Durchmesser auf der 1915 m langen Hauptstrecke zu 1,6 m, seine Sohlenhöhe auf Billwärder-Insel zu + 4,7 m und auf Kaltehofe zu + 4,6 m angenommen. Er wird aus geschweifsten schmiedeisernen Rohren von 13 mm Wandstärke hergestellt. Beiden Hauptzuführungskanälen kann in Notfällen das Wasser unmittelbar aus dem Vorbecken unter Umgehung der Ablagerungsbehälter zugeführt werden.

Zu den Baulichkeiten des Schöpfwerkes gehören aufser dem Maschinengebäude noch eine Wassergasanstalt, ein am Vorlandhafen stehender, durch einen stehenden Gasmotor betriebener, mit Reibungswinde versehener Kohlenkran, der mit den Vorratschuppen der genannten Anlagen durch Schmalspurgleise verbunden ist, sowie ein Dienst- und Wohngebäude für den Obermaschinisten.

genügen; es sind aber in der Regel deren 3 im Betrieb, da von ihnen auch der in der Wassergasanstalt verbrauchte Dampf geliefert wird.

Zur Speisung dienen 2 Restarting-Injektoren und 1 DuplexDampfpumpe, die nebst einer zweiten ähnlichen Dampfpumpe auch für Betriebsnebenzwecke verwendet wird.

Der Schornstein hat mit Rücksicht auf eine etwaige spätere Erweiterung der Maschinen- und Kesselanlage auf das doppelte eine Höhe von rd. 40,0 m über den Rosten und durchgehends eine Weite von 2.0 m erhalten und ist mit einer isolirenden Luftschicht versehen.

Mit dem Kesselhause in Verbindung steht der rd. 700 t tassende Kohlenschuppen.

Alle 6 Pumpmaschinen sind wie die Kesselanlage mit Zubehör von A. Borsig, Berlin, geliefert worden.

Die zuerst gelieferten 5 Maschinen kosteten mit den Kesseln zusammen 303 000 M, die letzte Maschine allein 52 200 M. Fig. 8, 9 und 10 stellen die 1899 in Betrieb gesetzte Pumpmaschine VI dar, die von den 5 früher gelieferten nur wenig abweicht.

Fig. 5.

Die Hauptabmessungen sind:
Dmr. des Hochdruckcylinders .
Niederdruck cylinders
» Pumpenkolbens

› » Luftpumpencylinders
gemeinsamer Hub

Schöpfwerk auf Billwärder-Insel: Ablagerungsbehälter.

Fig. 5 veranschaulicht die Ablagerungsbehälter mit dem Abfluss-Brunnenhäuschen und einen Teil der oben erwähnten und 7 Durchschnitt und GrundBaulichkeiten, während Fig. riss des Maschinengebäudes nebst Anordnung des Vorbeckens nach Verlegung des zweiten Hauptzuführungskanales darstellen. In dem 35,83 m langen, 13,0 m breiten und im lichten 10,0 m hohen Maschinenraume, dessen Flur auf +7,0 m liegt, sind 6 Pumpmaschinen aufgestellt, von denen 5 im Jahre 1893, die sechste 1899 in Betrieb kam. Die Pumpen heben das Wasser aus dem in ganzer Länge unter dem Maschinenraum angeordneten, 6,2 m breiten Pumpbrunnen, in dem der Saugwasserspiegel zwischen +5,6 m und + 1,5 m schwanken kann, und drücken es durch Heberleitungsrohre in das Vorbecken, dessen Wasserspiegel zwischen +8,8 m und + 8,1 m schwankt.

Mit Rücksicht auf diese Schwankungen ist die liegende Anordnung für die Pumpmaschinen gewählt worden.

Die Maschinen sind

zweicylindrige Verbundmaschinen mit Schiebersteuerung und Kondensation, deren durchgehende Kolbenstangen unmittelbar mit den Tauchkolben der doppeltwirkenden, mit gesteuerten Riedler-Ventilen versehenen Pumpen gekuppelt sind.

Bei der normalen Umlaufzahl von 45 i. d. Min. fördert jede Pumpmaschine stündlich 1900 cbm Wasser, sodass ein Ablagerungsbehälter durch die 6 Maschinen zusammen in rd. 7 st aufgefüllt werden kann.

Im Jahre 1900 wurden insgesamt 51516683 cbm (d. s. durchschnittlich im Tage 141142 cbm) bei einer mittleren Förderhöhe von 4,3 m in die Ablagerungsbehälter gehoben; die gröfste Tagesleistung betrug 228027 cbm.

Ein Laufkran von 4 t Tragkraft von E. Becker, Berlin, mit von unten zu bedienender Laufkatze und Sicherheitsbremse bestreicht den ganzen Maschinenraum.

Die Maschinen erhalten ihren Betriebsdampf durch 80 mm weite kupferne Rohrleitungen von der an das Maschinengebäude angeschlossenen Kesselanlage, die aus 4 Zweiflammrohrkesseln von je 80 qm Heizfläche und 6 at Arbeitsdruck besteht und mit 2 kleinen Dampfsammlern für den Die Kessel Anschluss der Hauptdampfrohre ausgestattet ist. haben bei 8,7 m Länge 2,3 m Dmr., die in der Längsnaht geschweifsten Flammrohre haben 900 mm Dmr, die Rostfläche beträgt 2,52 qm. Sie sind im übrigen ähnlich wie die neueren Kessel der Anlagen in Rothenburgsort konstruirt.

Für den Betrieb der Maschinen würden eigentlich 2 Kessel

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sehen.

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Auf den entlasteten Rider-Expansionsschieber

am Hoch

druckcylinder wirkt ein Hartung - Reguder lator Nr. 6 ein, eine Verstellung der Umlaufzahl der Maschine durch Aenderung der Gewichtbelastung zwischen 20 und 60 i. d. Min. gestattet. Der Niederdruckcylinder ist mit Trick-Schieber versehen.

Kolben- und Schieberstangen haben Metallpackung er

halten.

Die Luftpumpe ist an den Niederdruck-Kreuzkopf angehängt. Das Einspritzwasser wird einem Saugwindkessel der Das warme Kondensationswasser Hauptpumpen entnommen. und das Kondensat der Heizmäntel laufen nach dem Speisewasserbehälter im Kesselhause ab.

Die Dampfcylinder werden durch eine Schmierpresse, die übrigen Maschinenteile durch Stauffer - Büchsen mit starrem Fett versorgt.

Die gusseisernen Tauchkolben der Hauptpumpen arbeiten Die gesteuerten Venin eingesetzten gusseisernen Büchsen. tile sind fünfringig und wie die Unterteile aus Phosphorbronze hergestellt 1). Die älteren Maschinen haben vierringige Ventile und gusseiserne, mit Rotguss - Dichtungsflächen versehene Unterteile. Die Steuerwellen der Ventile und die Hebel und Befestigungsschrauben im Innern der Pumpen bestehen aus Deltametall, die Steuerschuhe sowie die Hauben der Ventile, auf welche sie sich aufsetzen, aus Rotguss. Die beweglichen Steuerteile aus diesem Metall weisen eine ganz geringe Abnach jahrelanger Benutzung nur

1) s. Z. 1902 S. 666.

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deutscher Ingenieure.

Fig. 12 zeigt den Maschinenraum vor Einbau der sechsten Pumpmaschine.

Die Wassergasanstalt, deren Einrichtungen von Julius Pintsch in Berlin geliefert worden sind, ist in Fig. 13 bis 15

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den Betriebe wird die im Heberscheitel sich ansammelnde Luft durch die Luftpumpe abgesaugt.

Bei der Maschine VI hat jede Pumpe ein besonderes Saugrohr, die beide unten in einen gemeinschaftlichen, mit verzinkten durchlochten Blechen bekleideten Saugkorb münden, der mit Rücksicht auf die starken Ansammlungen von Schlammeis im Pumpbrunnen bei Frost sehr grofse Abmessungen erhalten hat. Dieses Schlammeis in der Siebkammer vor dem Pumpbrunnen zurückzuhalten, hat sich als unausführbar erwiesen. Man lässt es daber in den Pumpbrunnen eintreten, in dem es nach Bedarf durch Einlassen von heifsem Wasser aufgetaut wird.

In Fig. 11 sind Dampf- und Pumpendiagramme der Maschine dargestellt.

Bei den Abnahmeprüfungen wurde der Dampfverbrauch für 1 theoretische Pumpen Pferdestärkenstunde bei eir er mittleren Förderhöhe von 4,38 m und 45 Uml./min zu 13,46 kg festgestellt.

wiedergegeben. Sie besteht aus 2 Generatoren von je 100 cbm stündlicher Lieferung, einem Scrubber, einem Gasbehälter mit Kuppelboden von 500 cbm Fassungsraum, einer Reinigeranlage und einem 5 pferdigen stehenden Schnellläufer mit Kolbenschieber und Joy-Steuerung für den Gebläseantrieb, welcher, wie auch die Generatoren, den Betriebsdampf aus den Kesseln der Maschinenanlage des Schöpfwerkes erhält.

Die jährliche Gaserzeugung betrug im Jahre 1900 rd. 236000 cbm. Das merkaptanisirte Wassergas dient zur Beleuchtung der gesamten Aufsenanlagen und Gebäude auf Billwärder Insel und Kaltehofe, sowie u. a. zur Heizung der Brunnenhäuser der Ablagerungsbehälter und Filter bei starkem Froste. Der geringste Tagesverbrauch belief sich auf 280 cbm, der höchste auf 1070 cbm.

Als Beleuchtungskörper kommen Fahnehjelmsche Magnesiakämme und Auer-Glühstrümpfe zur Verwendung.

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