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des Prüfungsausschusses dauerten 37 Tage; es wurden 84 Gutachten, einschliefslich solcher der gröfsten wissenschaftlichen und technischen Autoritäten Englands, angehört, und das Endergebnis war, dass mein Antrag in seinem vollen Umfange genehmigt wurde, und dass meine Eingabe die Genehmigung des Parlaments erhielt.

Nun möchte ich Ihnen eine kurz gefasste Beschreibung dieser vom Parlament zu London gutgeheifsenen Einschienen-Bahn zwischen Manchester und Liverpool vorlegen. Die Bahn, bei deren Entwurf ich bemüht war, das zuvor

deutscher Ingenieure.

zahl vor; die kleinste hat 600 m Halbmesser. Alle diese Kurven waren durchaus notwendig, einmal, um sehr kostspielige Bauten zu vermeiden, und anderseits, um nicht mit gewissen einflussreichen Interessen in Widerstreit zu geraten, die sonst die Zustimmung des Parlaments zu vereiteln vermocht hätten. Ferner mache ich darauf aufmerksam, dass sich in einer Entfernung von etwa 900 bis 1000 m von den Stationen in Manchester und Liverpool Steigungen von 1: 30 bezw. 1:25 vorfinden. Insoweit es bei der Gestaltung des Bodens thunlich war, ist Sorge dafür getragen

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5. April 1902.

Jeder Zug wird aus nur einem Wagen bestehen; der Verwendung von mehr als einem Wagen widersetzt sich nämlich die beabsichtigte Geschwindigkeit, denn Wagenkupplungen könnten dabei zu leicht gefährlich werden und müssen unbedingt fortfallen.

Es sind drei Wagenarten für die Bahn in Vorschlag gebracht und gebilligt worden; der kleinste Wagen ist für 38, der mittelgrofse für 50, der gröfste für 72 Personen eingerichtet. Für den Anfang sollen nur die kleinsten Wagen fahren.

Es ist im Parlament durch die bedeutendsten Ingenieure und wissenschaftlichen Sachverständigen nachgewiesen worden, dass sich die Betriebskosten dieser Bahn bei einer Ge schwindigkeit von 175 km/st einschliefslich der Unterhaltungsund aller übrigen Kosten auf 40 Pfg pro Zugkilometer belaufen werden, und dass, wenn man annimmt, dass jeder 38 sitzige Wagen durchschnittlich bei jeder Fahrt nur 20, also in einem Tage 4000 Personen befördert, und dass das Fahr

geld zu denselben Sätzen wie auf den bestehenden Eisenbahnen berechnet wird, der Reingewinn der Unternehmung hinreichen wird, um eine Dividende von 5 vH des vom Parlament genehmigten Kapitals von 56 Mill. M zu zahlen. Ferner mag die Angabe von Interesse sein, dass, wenn jeder Zug im Durchschnitt auch nur 8 Personen führen sollte, die Einnahmen die Kosten der Unternehmung dennoch reichlich decken würden.

Fig. 20 bis 23 zeigen einen Wagen für 38 Personen. Sie ersehen daraus auch den Einbau der Elektromotoren, die Führschienen, die Stromabnehmer, deren 8 vorhanden sind, und die Bremsung. Der Schwerpunkt dieses Wagens liegt mindestens 300 mm unter der Oberkante der Hauptschiene, wie es das Parlament vorgeschrieben hat.

Fig. 24 bis 26 veranschaulichen im allgemeinen die Einrichtung der Stationen, sowohl in Manchester wie in Liverpool. (Schluss folgt.)

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4 x 18 mm Querschnitt; für ein Loch sind somit 4 Stäbe vorhanden. Da die Ankerwicklung in 10 parallele Stromkreise zerfällt, beläuft sich der Strom pro Stab auf 182 Amp, die Stromdichte somit auf 2,52 Amp/qmm. Der Durchmesser des Kommutators (aufsen) beträgt 208 cm, die Lauflänge 27 cm, die Zahl der Lamellen 572; zur Isolation zwischen den Lamellen dient 0,8 mm starker Glimmer. Der Kommutator hat 10,3 m/sk Umfangsgeschwindigkeit. Durch 14 Bürstenstifte wird der Strom abgenommen. Auf jedem Stift sind 10 einzeln abhebbare Kohlebürsten von 2,5 2,2 cm angeordnet. Die einzelnen Kohleklötze stehen schief gegen die Drehrichtung am Kollektor und überdecken gleichzeitig drei bis vier Kollektorlamellen. Die Polzahl ist 14, der Polbogen 40,5 cm, der mittlere Luftzwischenraum 10 mm, der Querschnitt des Magnetschenkels 1600 qcm. Die innere Bohrung des Jochringes beträgt 336 cm, der äufsere Durchmesser desselben 388 cm, die Windungszahl pro Magnetspule 770, der Drahtdurchmesser 5,0 mm, die Zahl der Ampèrewindungen pro Pol bei Vollbelastung rd. 18 500. Die Gewichte sind: Magnetkupfer 3900 kg, Ankerkupfer 980 kg, Ankereisen 5200 kg, Polblechpackete 7700 kg, Jochgehäuse rd. 20 000 kg; Gesamtgewicht der Maschine (ausschl. Welle) 45 600 kg. Die Verluste betragen: Kupferverlust im Anker 14 KW, Eisenverlust 25 KW, Erregerverlust 13 KW, Bürstenverlust 3 KW; Gesamtverlust 55 KW; somit elektrischer Wirkungsgrad (ausschl. Reibung) 95 vH. Die Temperaturerhöhung bei Vollbelastung wird zu 30° C angegeben.

Die Maschine an sich machte einen vorteilhaften Eindruck; dagegen wird man sich nur schwer mit ihrem eingeengten Einbau zwischen den beiden Hälften der stehenden Dampfmaschine befreunden können. Die für den Betrieb der Maschine erforderlichen Messgeräte und Schalter waren auf einer Marmorschalttafel vereinigt. Es sind dies ein Strommesser, ein Spannungsmesser und ein Magnetregulirwiderstand, ferner ein Ausschalter und ein selbstthätiger Ausschalter für gröfste Stromstärke, beide für 3000 Amp. Von Schmelzsicherungen ist mit Recht wegen ihres für die vorliegenden Verhältnisse zweifelhaften Wertes abgesehen worden.

Von weiteren Ausstellungsgegenständen von Siemens & Halske A.-G. ist eine Ausgleichdynamo für Fünfleiternetze bemerkenswert. Sie besteht aus zwei auf gemeinschaftlicher Achse sitzenden Gleichstrommaschinen, deren jede eine eigenartige von Ossanna angegebene Ankerwicklung trägt. Diese Wicklung zerfällt, genau genommen, in zwei untereinander gleiche Wicklungen. Während die eine als gewöhnliche Gleichstrom-Trommelwicklung in sich geschlossen ist und mit einem Kollektor in bekannter Weise in Verbindung steht, ist die andere Wicklung zu einer offenen Mehrphasenstromwicklung aufgeschnitten, deren Anfänge an äquivalente (spannungsgleiche) Punkte der ersterwähnten geschlossenen Gleichstromwicklung angeschlossen sind, wäh rend die Enden zu einem gemeinsamen Knotenpunkt führen. Verbindet man diesen mit einem Schleifringe, so wird die am Kollektor gelieferte Gleichstromspannung durch diesen halbirt, d. h. verbindet man den Schleifring mit dem Nullleiter eines Dreileiternetzes, so kann zwischen jeder Kollektorbürste und dem Schleifring eine Lampengruppe mit der Hälfte der gesamten Gleichstromspannung betrieben werden. Es ist weiter klar, dass durch die Vereinigung zweier derartiger Maschinen das Dreileiternetz zu einem Fünfleiternetz erweitert werden kann. In diesem Sinne war die ausgestellte Doppelmaschine für ein Fünfleiternetz mit 4 x 110 V und 4 KW Ausgleich in jedem Zweige bestimmt. Ferner war eine selbsterregende Drehstrommaschine für 150 KVA ausgestellt, die bei 120 Uml./min 270 V und 3x320 Amp lieferte. Die Maschine ist ihrer Bauart nach eine 48 polige, Gleichstrommaschine mit 96 Polw./sk. Die Ankerwicklung ist nach denselben Gesichtspunkten entworfen wie jene der soeben beschriebenen Dreileitermaschine. Sie zerfällt demnach in zwei untereinander gleiche Wicklungen, die zwar miteinander in Verbindung stehen, von denen aber die eine, die zu einem Kollektor führt, in sich geschlossen ist, während die andere, mehrfach (9 mal) aufgeschnitten, zu einer Drehstromwicklung in Sternschaltung ausgebildet ist und an vier Schleifringen endigt; der eine dieser vier Schleifringe

270

bildet den Knotenpunkt. Beträgt die Drehstromspannung 270 V zwischen den drei Hauptschleifringen, so beträgt sie 156 V zwischen jedem Hauptschleifring und dem Knotenzwischen den Gleichstrom

V3

=

270

• 2

punkt und 1 440 V 2= √3 bürsten. Die Wicklungen enthalten 2070 Stäbe und folgen dem Bildungsgesetz einer Arnoldschen Reihen-Parallelschaltung mit 3 parallelen Reihen (6 parallele Zweige) und dem Wicklungsschritt 43. Die geschlossene (Gleichstrom-)Wicklung steht demnach mit 1035 Kollektorsegmenten in Verbindung. Auf dem Kollektor waren nur vier Stromabnahmestellen mit Kupferbürsten besetzt. Für die Drehstromwicklung sind pro Schenkel 115 Stäbe induktiv wirksam.

Die Hauptabmessungen der Maschine sind: Ankerdurchmesser aufsen 260 cm, innen 242 cm, achsiale Breite des Blechpacketes 18 cm, Nutenzahl 345, Stabquerschnitt 2,5 × 4 mm. Der Kollektor hat 260 cm Dmr. und 3 cm Breite, die Schleifringe haben 50 cm Dmr. und 3 cm Breite und sind mit je 4 Bürsten ausgerüstet. Das Ankerblechpacket ist auf ein schweres 6 armiges gusseisernes Schwungrad aufgesetzt. Das Polgehäuse ist mit den Polen aus Gusseisen in einem Stück gegossen. Die rechteckigen Polkerne haben 11x18 cm Querschnitt (letzteres Mafs in der Achsenrichtung), sind 22,5 cm lang und tragen keine Polschuhe. Die Bohrung beträgt 216 cm, der Luftzwischenraum somit 5 mm. Jeder Pol ist mit 430 Windungen aus 3 mm dickem Draht bewickelt. Alle 48 Pole sind hintereinander geschaltet und haben warm 36,5 Ohm Widerstand. Das Magnetkupfer wiegt 900 kg, das Ankerkupfer 170 kg. Der Erregerstrom bei 270 V im Leerlauf beträgt 8,5 Amp. Der Normalstrom im Kurzschluss wurde mit 2,3 Amp erreicht. Bei einer Belastung mit 120 KW (cos q = 0,8) musste der Erregerstrom auf 10,2 Amp gesteigert werden.

Schliefslich sei noch eines Drehstrom-GleichstromUmformers1) für eine Leistung von 500 KVA bei 750 Uml./min und 100 Polw./sk gedacht. Er war für eine Gleichstromspannung von 550 V bezw. für eine Drehstromspannung von 340 V gebaut. Fig. 96 giebt einen Schnitt durch den elektrischen Teil der Maschine. Die konstruktive Durch

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der Fliehkräfte besonders sorgfältig zu schützen. Der Kollektor ist aus diesem Grunde durch zwei aufgezogene schmiedeiserne Schrumpfringe zusammengespannt.

Die Hauptabmessungen des Umformers sind: Ankerdurchmesser 84 cm, achsiale Breite des Blechpacketes (einschl. 4 Luft schlitze zu 10 mm) 42 cm, Luftzwischenraum 8 mm, radiale Höhe des Blechpacketes unterhalb der Nuten 12,5 cm. Die Bewicklung liegt in 112 halbgeschlossenen Nuten, deren jede 2,3 mm breite und 20 mm hohe Stäbe aus Flachkupfer in 2 Lagen zu je 3 Stäben nebeneinander (Wicklungsschritt 83) enthält. Die Ankerwicklung, zwischen den Gleichstrombürsten gemessen, hat warm 0,0041 Ohm Widerstand und steht mit 336 Kollektorlamellen in Verbindung, die durch Glimmer isolirt sind. Der Kollektor hat 60 cm Dmr. und 25 cm Breite. An 8 Stellen des Umfanges wird der Strom durch je 5 Kupferbürsten abgenommen. Die 3 Drehstromschleifringe haben je 60 cm Dmr. und 5 cm Breite. Jeder ist mit 4 Punkten der Ankerwicklung verbunden, sodass pro Phase 4 parallele Kreise

Der Effektverlust im Anker wird zu 25 KW, der Gesamtverlust bei Volllast zu 30 KW angegeben, sodass der Wirkungsgrad rd. 94 vH beträgt. Die Uebertemperatur im Dauerbetrieb soll 35° C nicht übersteigen. Um den Umwandler in Betrieb zu setzen, wird man ihn im allgemeinen als Gleichstrommotor anlaufen lassen und dann erst mit der Drehstromseite synchron auf das Netz schalten. Im vorliegenden Falle war indessen Gleichstrom nicht vorhanden. Es wurde daher auf die verlängerte Achse ein kleiner Drehstrommotor aufgesetzt, der den Umformer auf Synchronismus brachte. Dieser Hülfsmotor ist 6 polig, seine synchrone Umdrehungszahl beträgt bei 100 Polwechseln somit 1000. Durch Regulirwiderstände im Rotorkreise kann die Umlaufzahl aber genau auf 750 herabgedrückt werden, wie es für das Zuschalten des Umwandlers nötig ist. Der Eintritt des Synchronismus wurde in bekannter Weise mithülfe von Phasenlampen, durch welche der dreipolige Hauptschalter überbrückt war, festgestellt.

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